Gesunde, leistungsfähige und konzentrierte Mitarbeitende haben zufriedene Kunden und Klienten zur Folge, arbeiten ergiebiger und machen weniger Fehler als gestresste und kranke Angestellte. Durch weniger Arbeitsausfälle kann der Betrieb hohe soziale und ökonomische Kosten sparen. Kleine Investitionen reichen oft schon aus, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Die Verordnung 3 des Arbeitsgesetzes besagt:
„Der Arbeitnehmer muss alle Massnahmen treffen, die nötig sind, um den Gesundheitsschutz zu wahren und zu verbessern und die physische und psychische Gesundheit der Arbeitnehmer zu gewährleisten, insbesondere muss er dafür sorgen, dass
a) ergonomisch und hygienisch gute Arbeitsbedingungen herrschen;
b) die Gesundheit nicht durch schädliche und belästigende physikalische, chemische und biologische Einflüsse beeinträchtigt wird;
c) eine übermässig starke oder allzu einseitige Beanspruchung vermieden wird;
d) die Arbeit geeignet organisiert wird.“ [1]
In diesem Kapitel gehe ich auf die Corporate Responsibility, die psychische Belastung der Mitarbeitenden, Stress, welcher zu Burnout führen kann, sowie auf die Begriffe Mobbing, betriebliche Sucht und Fehlzeiten ein. Im zweiten Teil dieses Kapitels gehe ich kurz auf die Kosten ein, welche durch eingeschränkte Arbeitsleistung entstehen.
Im 3. Kapitel folgen dazu Präventions- und Handlungs-, beziehungsweise Lösungsvorschläge.
Zur Einführung in die Thematik soll in diesem Kapitel ein kurzer Blick auf Begriffe zur Thematik der betrieblichen Gesundheitsförderung und Steigerung der Arbeitsplatzqualität geworfen werden.
Corporate Responsibility (CR) ist ein Ansatz für unternehmerisches Handeln, der freiwillige Beiträge zur sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit fördert. Diese unternehmerische Verantwortung bezieht sich auf das Verantwortungsbewusstsein eines Unternehmens und soll ihm zu einem langfristigen wirtschaftlichen Erfolg verhelfen. Corporate Responsibility kann als Weiterentwicklung des Begriffs der Corporate Social Responsibility (CSR) angesehen werden. Die Begriffe werden zwar häufig synonym verwendet, das Konzept von CR ist jedoch weiter gefasst, da es auch die Themen der Unternehmensführung und -kontrolle (Corporate Governance) und des bürgerschaftlichen Engagements von Unternehmen (Corporate Citizenship) umfasst. Wichtig für diese unternehmerische Nachhaltigkeit ist die ausgewogene Berücksichtigung von ökonomischen, ökologischen und sozialen Faktoren. Unternehmen sind daran interessiert, qualifizierte Mitarbeitende längerfristig im Betrieb zu halten und suchen nach Kriterien, den Arbeitsplatz und den Betrieb attraktiv und zugleich effizient zu gestalten. Ziele dabei sind ein verantwortungsvoller Umgang mit den Mitarbeitenden, die Förderung deren Gesundheit und Wohlbefinden und die Gestaltung eines motivierenden Betriebsklimas. Dazu müssen die Löhne angepasst sein, sowie Diskriminierungen, Massenentlassungen und Stress am Arbeitsplatz unterbunden werden.[2]
Psychische Belastung am Arbeitsplatz kann durch unklare Aufgabenverteilung und Ziele, Angst vor Arbeitsplatzverlust, Zeitdruck, hohe Verantwortung, Informationsdefizite, schlechte Kommunikation, Überforderung oder durch zu geringen Entscheidungs- und Handlungsspielraum ausgelöst werden.
„Unter psychischen Belastungen versteht man nach DIN EN 10 075‚ die Gesamtheit aller Einflüsse, die von aussen auf den Menschen zukommen und auf ihn psychisch einwirken’.“[3]
Wichtig ist, dass die psychische Erkrankung sehr schnell erkannt wird.
Meistens wären die Ursachen vermeidbar, zum Beispiel könnten die Unter- oder Überforderung durch eine Veränderung der Arbeitsaufgaben verhindert werden.
Die Betroffenen zeigen meist ein sozial abweichendes Verhalten, wie zum Beispiel:[4]
Sozialer Rückzug, Isolation
Misstrauen, Abbruch von Sozialkontakten
Angespanntheit, Unruhe
Gefühlsäusserungen wie Angst, Einsamkeit, Traurigkeit
Vernachlässigung der Pflege des Körpers und der Kleidung
Veränderte Essgewohnheiten
Schlafmangel
Häufigere Absenzen, Pausen, Unpünktlichkeit
Die psychischen Belastungen können ihren Ursprung auch im Privatleben der Betroffenen haben. Die Ursachen treten meist in Kombinationen auf und können verschiedene Folgen haben:[5]
Ermüdung
Unzufriedenheit
Leistungsabnahme
Gesundheitliche Probleme, Krankheit
Suchtverhalten
Fehlzeiten
Stress, Burnout
In Deutschland befinden sich etwa sechs Millionen Personen wegen psychischer Probleme in ärztlicher Behandlung. Eine psychische Krankheit kann sehr schnell entstehen und auch schnell wieder vorbeigehen, sie kann sich aber auch langsam entwickeln und chronisch werden. Wenn die Folgen dauerhaft sind, kann eine psychische Behinderung vorliegen.[6]
Die psychische Belastung durch die dauernde Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren verschlechtert die Gesundheit zusätzlich, wie man in der folgenden Abbildung sieht.
Abb. 1 Körperliche Beschwerden nach der Intensität der Angst, die Stelle zu verlieren
Quelle: Bundesamt für Statistik 2003: 5
„Im Allgemeinen wird von Stress gesprochen, wenn jemand nicht in der Lage ist, eine adäquate und/oder wirksame Reaktion auf die Umgebungsstimuli zu finden oder wenn die Reaktion vorzeitige Abnutzungserscheinungen seines Organismus als Folge hat.“[7]
Stress am Arbeitsplatz bedeutet ein Missverhältnis zwischen den eigenen Ressourcen und Möglichkeiten und den Arbeitsbedingungen.
„Stressoren sind hypothetische Faktoren, die mit erhöhter Wahrscheinlichkeit ‚Stress’ (…) auslösen“.[8]
Stressoren können extern gegeben sein, zum Beispiel durch Arbeitsbedingungen oder die Familiensituation.
Die Arbeitsstressoren werden deutlich, wenn bei bekanntem Ziel und Weg zum Ziel die Durchführung erschwert ist, zum Beispiel aufgrund von Konzentrationsschwierigkeiten oder Zeitdruck. Dies wäre dann eine quantitative Überforderung des Mitarbeitenden. Eine qualitative Überforderung liegt vor, wenn die Handlungsmöglichkeiten zur Zielerreichung unklar sind, also wenn ein Ungleichgewicht zwischen Aufgabenanforderung und Leistungsvoraussetzung besteht.
Die Umgebungsstressoren sind zum Beispiel Lärm oder schlechte Beleuchtung.
Betriebliche Stressoren sind die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, belastende Arbeitszeiten und eine als ungerecht empfundene Lohngestaltung.
Soziale Stressoren sind Kommunikationsschwierigkeiten, mangelnde Möglichkeiten zur Zusammenarbeit, sowie Spannungen mit den Vorgesetzten und Mitarbeitenden.
Personale Stressoren sind Ängstlichkeit oder Personen-Rollen-Konflikte, also wenn die Rollenerwartungen mit dem Wertesystem in Konflikt stehen. Dieser Stressor kann aufgrund des Konkurrenzverhaltens zu Feindseligkeiten unter den Mitarbeitenden führen.[9]
„Ob eine Situation als stressend von einer Person bewertet wird, hängt davon ab, ob und wie sie ihr Wohlbefinden als von der Situation beeinträchtigt bewertet (…) und ob die Person ihre Ressourcen, d.h. Bewältigungsmöglichkeiten, als ausreichend erachtet.“[10]
Die wichtigste Ursache der Belastung stammt laut den Befragten einer Studie des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco)[11] aus der Arbeit (58 Prozent). Die Arbeit und das Privatleben zu vereinbaren war für ein Drittel der Befragten die...