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Interkulturelle Kompetenz: Wohin führt dieser Begriff?

AutorGeorg Jäggle
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl28 Seiten
ISBN9783863419097
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Die Interkulturelle Kompetenz sei eine notwendige Kompetenz für LehrerIn, um dem Anspruch der Bildung gerecht zu werden, allen Menschen, egal welcher Geburt oder Herkunft, den Zugang zu Bildung und Bildungsinstitutionen ermöglichen zu können. Dem Autor stellte sich die Frage, was unter interkulturellen Kompetenzen zu verstehen sei. Beim Versuch, eine Antwort darauf zu finden, wurde die Unschärfe des Begriffes erkannt. In diesem Buch wird kurz der historische Wandel des Begriffes dargestellt, auf die Begriffe Kompetenz und Kultur eingegangen und ein kritischer Blick auf den Begriff 'Interkulturelle Kompetenz' geworfen. Es wird überprüft, ob Interkulturelle Kompetenz der pädagogischen Intention, den Menschen in seiner Fähigkeit der Selbstbestimmung zu fördern bzw. ein selbstbestimmtes Leben führen zu können, gerecht wird.

Dipl.-Päd. Dipl.-Ing. (FH) Georg Jäggle MA BA wurde 1978 in Wien geboren. Sein Studium der Bildungswissenschaften schloss der Autor im Jahr 2012 mit dem akademischen Grad Bachelor of Arts erfolgreich ab. Im Zuge des Studiums sammelte der Autor als Lektor

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 5, Kultur: Bis heute ist die Vorstellung vieler, dass eine enge Bindung zwischen Kultur und Nation vorherrscht, wie dies etwa auch in der deutschen Diskussion um die sogenannte 'Leitkultur' deutlich wird (vgl.:, Gogolin, 2006, S.115). Vertreter der Interkulturellen Pädagogik untersuchen, welche Differenzierung von pädagogischen Begriffen erforderlich ist, damit sie in der kulturellen und sprachlich heterogenen gesellschaftlichen Situation allgemeine Gültigkeit beanspruchen können. Hier dient Kultur als Orientierungs- und Deutungsmatrix für die Mitglieder der Gesellschaft 'Sie fungiert als Geflecht von Bedeutungen, in denen die Menschen ihre Erfahrungen interpretieren und nach denen sie ihr Handeln ausrichten' (Geertz, 1983, S.99). Kultur wird dabei nicht als statisch, sondern als dynamisch beschrieben; nicht als homogen, sondern als heterogen. Offen ist hier allerdings, wie es zu einem Kulturwandel kommt und warum manchen Bedeutungen mehr Wert und Wichtigkeit, als bei anderen zugerechnet wird (vgl.: Gogolin, 2006, S.119). 'Kultur ist im weitesten ethnographischen Sinne jener Inbegriff von Wissen, Glauben, Kunst, Moral, Gesetz, Sitte und allen übrigen Fähigkeiten und Gewohnheiten, welche der Mensch als Glied der Gesellschaft sich angeeignet hat.' (Hansen, 2011, S.29) Der Untersuchungsgegenstand entsteht nicht mehr aus sich heraus, es wird nicht über oder für Andere gesprochen, sondern durch einen Interaktionsprozess entsteht ein Bild des Anderen (vgl.: Olbers, 2009, S.10). 5.1, Unterschiedliche kulturelle Ansätze: Im kulturanthropologischen Ansatz ist eine Überschreitung einer Staatsgrenze keine Voraussetzung für Begegnung, sondern sie findet in sozial, ethnisch, sprachlich pluralen Gesellschaften überall statt. 'Das normative Anliegen der Pädagogik ist es, solche Begegnungen zum Nutzen aller Mitglieder der Gesellschaft gerecht und friedvoll zu gestalten.' (Gogolin, 2006, S.120) Diese Art von Pädagogik ist auch bekannt als transkulturelle Pädagogik. Sie geht von handlungsleitenden Sätzen aus, die für alle Mitglieder der Weltgesellschaft Gültigkeit beanspruchen. Pädagogisches Handeln zielt auf die Bildung des Individuums zu Autonomie, Autarkie und Vernunft. Denn diese sei die universelle Grundlage der Fähigkeit zu verantwortlichem gesellschaftlichen Handeln (vgl.: Gogolin, 2006, S.120) und tragen dazu bei, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Diese Perspektive ist von einem Leitbild geprägt, einem allgemeinen Menschenbild, dem die Anerkennung des Anderen selbstverständlich ist: 'Für die Pädagogik gibt es weder Ausländer noch Inländer, für sie gibt es nur Menschen' (Borrelli, 1986, S.24). Somit ist Kultur ein normatives Konstrukt und Gewölbe, das den Menschen umhüllt. Kultur in diesem Sinne meint, dass es einen angenommenen Konsens gibt in dem Grundlagen und Normen des Zusammenlebens existieren (vgl.: Gogolin, 2006, S.120). Interkulturalität betont zumeist den Aspekt der Differenzen und stellt das Bemühen um das Verstehen des Fremden und des Anderen in den Mittelpunkt. Transkulturalität betont den Aspekt des Gemeinsamen und sucht nach Anschlussmöglichkeiten im Eigenen, welche Grundlagen für transkulturelle Entwicklungsmöglichkeiten bilden können (Transkulturelles Lernen 2006). In gesellschaftstheoretischem Ansatz ist es das zentrale Ziel der interkulturellen Pädagogik, die Mechanismen auf zu spüren, die Ungleichheit auf Grund von Kultur herbeiführen. Um anschließend diese zu Ungleichheit zu beseitigen (vgl.: Gogolin, 2006, S.123). Ein weiterer Ansatz ist inspiriert von der postmodernen Philosophie. Dieser Ansatz steht im Gegensatz zum anthropologisch-orientierten Ansatz der Interkulturellen Pädagogik, die von dem Postulat ausgeht, es gebe ein Einheitliches bei aller Vielfalt von Kultur. Die postmoderne Philosophie setzt genau an dieser Frage an, ob es überhaupt nötig wäre, eine Pluralität an Einheit rückzukoppeln. Diese Pluralität steht nicht im Einklang miteinander, sondern zwischen ihnen besteht eine konflikthafte Konstellation. Es gebe somit keinen übergeordneten Standpunkt, der eine Einigkeit in der Verschiedenheit herbeiführen kann. Pädagogisches Denken und Handeln sollen nicht auf Erhalten von Einheit und Konsens ausgelegt sein. Es geht um die Fähigkeit, die Eigenlogik verschiedener Diskursarten zu erkennen (vgl.: Goglin, 2006, S.125). Vergleichen wir diesen Text mit dem Kompetenzbegriff erkennen wir, dass es eine Gemeinsamkeit in den Begriffen gibt. Es ist die Rede von Fähigkeiten, ebenso in der Definition von Kompetenzen. Somit können wir im postmodernen Ansatz insofern interkulturelle Kompetenz erkennen, als es um die Fähigkeit und Fertigkeit geht, verschiedene Diskursarten und derer zeitliche Begrenztheit zu erkennen und auf bestimmte sachliche Zusammenhänge bezogene Geltung beurteilen zu können, dabei aber auch in eine andere Diskursart überzuwechseln. Hier liegt das Erkenntnisinteresse auf der Eigenlogik der verschiedenen Diskursarten. Ein anderer Blick auf interkulturelle Kompetenz, als über den Kulturbegriff, wäre die wissenssoziologische Fremdheitsperspektive, welche das handelnde Subjekt immer schon in den Mittelpunkt der Analyse, basierend auf der zentralen Annahme, dass Fremdheit ein Beziehungsattribut des Eigenen ist, stellt (vgl.: Reuter 2002, S.27).
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