Erlebnispädagoge/in
Viel zu erleben gibt es in allen pädagogischen Berufen. Sind Sie zusätzlich ein abenteuerlustiger Typ, können Sie noch einen draufsetzen und sich zur Erlebnispädagogin weiterbilden lassen.
WAS? Als Erlebnispädagogin leiten und begleiten Sie ganz besondere Gruppenerlebnisse. Sie bereiten sozusagen die „Spielwiese“, auf der eine Gruppe sich einer gemeinsamen Herausforderung stellt. Dabei gibt es unendlich viele Varianten: Erlebnispädagogen arbeiten zum Beispiel in Hochseilgärten, wo sie Schulklassen, Firmenbelegschaften oder Gruppen von Managern beim Bewältigen eines Hochseilparcours betreuen. Rafting, Reiten, Wandern nach Kompass, Überleben im Wald – beinahe jede naturnahe, sportliche Betätigung ist dazu geeignet, in ein pädagogisches Erlebnisprogramm umgewandelt zu werden.
Dabei ist natürlich nicht jedes Angebot für jede Gruppe geeignet. Als Erlebnispädagogin sind Sie einem Programm zugeordnet und meist bei einem Veranstalter angestellt. Gruppen, die Sie vorher nicht kennen, besuchen also Ihr Angebot und lassen sich von Ihnen führen.
Es geht auch eine Nummer kleiner. Sind Sie nicht so der Typ, der sich von Ast zu Ast schwingt und Würmer isst, die Sie vorher unter einem Stein herausgepult haben? (Scherz beiseite.) Dann spezialisieren Sie sich auf erlebnispädagogische Angebote im städtischen Umfeld (der Klassiker: Stadtrallye) oder auch auf Angebote, die in jedem Klassenzimmer, auf jedem Pausenhof stattfinden können.
Erlebnispädagogik muss nicht spektakulär und atemberaubend sein. Die älteste Form der Erlebnispädagogik ist der gute alte Wandertag in der Schule. Und selbst der verfehlt nicht seine Wirkung: Lehrer haben ein gutes Auge dafür, wie Schüler sich außerhalb ihres Klassenraumes verändern. Manchen Schülern behagt die veränderte Umgebung wenig: Das sind dann die, die mitten im Wald beharrlich auf ihrem Handy herumtippen und kaum einen Blick auf die Umgebung werfen. Gute Erlebnispädagogik löst die Schüler behutsam aus ihren vertrauten Routinen und konfrontiert sie mit etwas Neuem (das aber nicht beängstigend wirken darf, sonst geht der Schuss nach hinten los). Dabei ist die Aufgabe so gestellt, dass Einzelkämpfer nicht zum Ziel kommen: nur die Teamarbeit und der Zusammenhalt der Gruppe werden belohnt.
Ein wichtiger Teil des Erlebnisses beginnt, wenn es eigentlich schon fertig ist: die Reflexion. Damit sich das Gruppenklima dauerhaft verbessert, darf das Erlebnis nicht einfach konsumiert werden wie ein austauschbarer Kinofilm, sondern es schließt sich ein gelenktes Gespräch an, in dem die Teilnehmer erzählen und bewerten, wie es ihnen ergangen ist. Sie erkennen dadurch gruppendynamische Prozesse: also, wer ist der Wortführer, wer ist ein wichtiger Unterstützer der Gruppe, wer ist ein Macher, wer ein Denker, wer eine Nervensäge? Mit diesen Erkenntnissen gelingt es der Gruppe in Zukunft oft besser, ein für alle angenehmes Klima zu schaffen.
WO? Als hauptberufliche Erlebnispädagogin arbeiten Sie bei einem Veranstalter, der sich auf ein bestimmtes Angebot spezialisiert hat. Dabei gibt es sowohl Angebote, bei denen die Gruppen zum Veranstalter kommen (Hochseilgärten, Floßfahrten), aber auch welche, bei denen das Angebot zur Gruppe kommt (Stadtrallyes, Akrobatisches wie Jonglage oder Gruppenspiele, die nur eine große Wiese benötigen). Oftmals sind Sie beim Veranstalter nicht fest angestellt, sondern werden als freie Mitarbeiterin für bestimmte Projekte gebucht.
Da Sie ja ohnehin einem pädagogischen Beruf nachgehen, ehe Sie die Weiterbildung für Erlebnispädagogik machen, können Sie das neu erworbene Wissen auch in Ihre bisherige Tätigkeit integrieren. Erlebnispädagogik ist es auch, wenn man eine Schülergruppe mit Schnur und Kreide auf den geteerten Parkplatz stellt und ihnen aufträgt, ein gleichseitiges Dreieck zu konstruieren…
WER? Wenn die Erlebnispädagogik nicht nur Ihr berufliches „Steckenpferd“, sondern Ihre Hauptaufgabe sein soll, dann brauchen Sie zunächst Kenntnisse auf irgendeinem verwertbaren Gebiet: Klettern, Reiten, Rudern… Diese müssen Sie sich bescheinigen lassen, damit Sie später auch Gruppen führen dürfen (die Sache hat nämlich eine versicherungstechnische Seite). Ein Kletterschein ist gerne gesehen, Reitabzeichen oder Trainerbefähigung, eine Lizenz als Kanuguide oder ähnliches, je nach Fachgebiet.
Jedenfalls brauchen Sie gute Anführerqualitäten. Sie werden die Gruppe nicht kennen und wenig Zeit haben, sich auf sie einzustellen – die Gruppe muss aber von Anfang an auf Sie hören, damit nicht einer der Teilnehmer aus Unwissenheit einen gefährlichen Blödsinn macht.
Sportlich, belastbar, dynamisch, zupackend und gleichzeitig einfühlsam – so ließe sich die ideale Erlebnispädagogin beschreiben.
WIE? Wie oben erwähnt, ist Erlebnispädagogik eine Weiterbildung, die Sie aus einem pädagogischen Beruf heraus absolvieren. Dabei gibt es eine Vielzahl von Weiterbildungsangeboten, von Vollzeit-Ausbildungen bis zum Wochenendseminar. Sie sollten vorher schon die ungefähre Richtung wissen, in der Sie arbeiten wollen, um das Angebot besser sortieren zu können.
Sind Sie noch im Studium, können Sie überlegen, ein Masterstudium der Erlebnispädagogik an ein Studium der Pädagogik, Sozialpädagogik oder auch an ein Lehramtsstudium anzuhängen.
Moment – Sie rätseln immer noch, wie Sie mit Kreide und Schnur ein Dreieck hinkriegen?
Okay.
Zuerst bringen Sie die Schnur auf eine handliche Länge, falls nicht schon geschehen (ein bis zwei Meter haben sich bewährt) Diese Schnur halten Sie an beiden Enden gestrafft auf den Boden und zeichnen die Strecke nach. Die Endpunkte sind wichtig!
Nun basteln Sie aus Schnur und Kreide eine Art Zirkel. Dieser wird nun an jedem Strecken-Endpunkt einmal angesetzt und ein Kreis gezogen. Wo die Kreise sich über (oder auch unter) der Strecke schneiden, ist das dritte Eck des Dreiecks. Strecken-Endpunkte mit dem Schnittpunkt verbinden – fertig.
So viele Hände haben Sie gar nicht, sagen Sie? Na ja – ist ja auch eine Gruppenaufgabe…
Erzieher/in
Der Klassiker, oder, genauer gesagt, DER Klassiker. Vielleicht der erste Beruf, der Ihnen einfällt, wenn Sie über die Arbeit mit Kindern nachdenken. Ich werde mich also bemühen, Ihnen ein paar Informationen zu vermitteln, die Sie noch nicht kannten.
WAS? Als Erzieherin arbeiten Sie in einer pädagogischen Einrichtung (nicht in Schulen) mit Kindern und Jugendlichen. Diese pädagogische Einrichtung ist sehr oft ein Kindergarten, also starten wir unseren Rundgang dort.
Im Kindergarten erwarten Sie zwei große Aufgabenbereiche: die Versorgung und die Förderung der Kinder. Viele Kindergärten arbeiten heute mit altersgemischten Gruppen: Zusätzlich zu den Drei- bis Sechsjährigen werden ein- oder zweijährige Kleinkinder in die Gruppe integriert. Je kleiner das Kind, desto höher der pflegerische Anteil: Windeln wechseln und Füttern bzw. beim Essen „assistieren“ sind keine Seltenheit.
Zumeist betreuen Sie mit einer Kollegin eine Gruppe von zwanzig oder mehr Kindern. Damit dort nicht die Fetzen fliegen, sorgen Sie für Ordnung und Struktur. Kinder in diesem Alter haben noch nicht sonderlich viel Disziplin; sie müssen also mit Geschick und Einfühlungsvermögen in die Abläufe der Gruppe eingefügt werden.
Als Erzieherin sind Sie weit davon entfernt, auf kleinen Stühlchen zu sitzen und den ganzen Tag „nur“ mit den Kindern zu spielen. Okay, die kleinen Stühlchen gibt es vielerorts noch, aber das Spiel folgt einem vorgegeben Bildungs- und Erziehungsplan, den Sie mit Ihren Schützlingen umsetzen. In der Schule gibt es Ähnliches; dort nennt man es Lehrplan.
Der Bildungs- und Erziehungsplan liefert Richtlinien, nach denen die motorische und geistige Entwicklung eines Kindes eingeschätzt werden kann. Wann sollte es in der Lage sein, einen wirklich runden Kreis oder ein Viereck zu malen? Und wann, die gemalte Form auszuschneiden? Welchen Wortschatz kann man bei einem Vierjährigen voraussetzen? Kann er rückwärts laufen oder auf einem Bein stehen? Führt man sich einmal so einen Bildungs- und Erziehungsplan zu Gemüte, wird erst klar, wie viel so ein Kind lernt, bevor das schulische Lernen beginnt, und wie wichtig eine kompetente, zugewandte Begleitung durch eine Erzieherin ist.
Alternativ zur Arbeit im Kindergarten können Sie auch den Beruf der Erzieherin mit Schwerpunkt Jugend- und Heimerziehung wählen. Das Aufgabenfeld unterscheidet sich doch erheblich von der Arbeit im Kindergarten: Wie der Name schon nahe legt, finden Sie Ihre Aufgaben in der Heimerziehung oder in der...