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E-Book

Irgendwo zwischen Himmel und Hölle

AutorVirginie Blei
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl280 Seiten
ISBN9783741200366
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
Das Leben: meist irgendwo dazwischen; zwischen Himmel und Hölle. Pläne lassen sich schnell machen, doch was letztendlich passiert, weiß niemand. Manchmal wird aus qualvollen Momenten rasant eine blühende Oase. Einen optimistischen Perspektivenwechsel habe ich mehrfach in meinem jungen Leben gehabt, sonst wäre ich mit all den Stolpersteinen auf meinen Wegen nicht da, wo ich heute bin. Im Leben braucht man Mut zum Hoffen, Konsequenz zum Glauben und stets Zuversicht und Vertrauen. Viele prägnante Erfahrungen erlebte ich, und dennoch möchte ich meinen Optimismus mit Ihnen teilen und Sie zu einem Perspektivenwechsel inspirieren. " Nur wer mehr wagt als realistisch scheint, kann herausfinden, was schaffbar ist." Auch beim Glauben braucht man Geduld...

Die junge Schriftstellerin erlitt in ihrem jungen Leben zahlreiche Schicksalsschläge (familiär, gesundheitlich, gesellschaftlich und beruflich); dennoch strahlt die Autorin wie eine Sonne und strebt stets mit Ausdauer nach Besserung, in jeder noch so deprimierenden Lage: 'Träume sind Wünsche, die sich umsetzen lassen." Virginie wuchs in einer Bilderbuchfamilie heran. Ein tragischer familiärer Schicksalsschlag widerfuhr ihr jung. Eine schwere Erkrankung folgte. Virginie kämpfte sich zurück ins Leben, zu "Normalität": Sie beweist allen, dass man an seinen Träumen mit Glaube festhalten muss, um ans Ziel zu kommen. Virginie genoss in ihrem Leben einen gesunden Zustand. Durch einen weiteren Schicksalsschlag erfuhr sie die Kehrseite, vom Himmel in die Hölle - vom Leben davor zum Leben dazwischen. Wie die Sonne stieg sie wieder auf und meisterte ihr Leben. Ein nächster gravierender Schicksalsschlag ereilte sie bald: Das Leben danach folgt. Dieser Aspekt veranlasst Virginie, ihre Weltanschauung zu hinterfragen: "Ich bin wie eine Sonne: Mein Leben geht auf und ab und strahlt doch immer."

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Leseprobe

Das Leben davor


Meine Mutti besuchte mit meiner Schwester den Kinderfasching, als ihre Fruchtblase platzte und ich mich bemerkbar machte. Unfassbar aber wahr, vier Wochen früher als der Geburtstermin wollte ich aus dem engen und unbequemen Bauch meiner Mutti. Das passte ihr zu dieser Zeit gerade absolut nicht in den Terminkalender. Ausgerechnet noch der Tag, an dem meine Mutti mit ihrer Tochter zum Fasching wollte. Doch ich wollte unbedingt ein kleiner Harlekin werden. Außerdem wollte ich wahrscheinlich meine allerbeste Gebärmutter nicht länger mit dem dicken Bauch quälen oder ich war einfach durstig nach ihrer leckeren Milch, beziehungsweise dem „Leben da draußen“.

Hätte ich vorher gewusst, was mich in diesem Leben erwartet, hätte ich vielleicht lieber noch ein wenig länger reifen können, bevor ich in mein Leben purzelte. Doch mittlerweile bin ich für das, was ich wieder erreichte und immer wieder erreiche sehr dankbar. Letztendlich sind es die in den Weg gelegten Steine, egal ob große oder kleine, die uns Erfahrungen sammeln und jeden Einzelnen ganz individuell reifen lassen. Auch Goethe wusste es bereits, dass man aus Steinen, welche einem in den Weg gelegt werden, etwas Wunderbares bauen kann.

Aus der Geburtsstation wurde ich mit einem weißen Strampelanzug bekleidet entlassen. Die Hebammen meinten, ich sehe aus wie ein kleiner Engel und das, obwohl ich mit einem anderen Baby, was sich den gleichen Zeitpunkt für das Erlebnis „Leben“ gewählt hatte, um die Wette schrie, sodass man hätte meinen können, ich wäre eine Sirene.

Doch nicht nur, dass ich viel schrie oder oftmals mürrisch blickte, hatte ich zudem noch ständig Hunger. Ich war ein Nimmersatt und trank und trank und trank die köstliche Muttermilch, die anscheinend zu lecker mundete. Irgendwann waren die Ressourcen erschöpft. Irgendwie musste ich meinen enormen Durst stillen. Nun ja, Vampir wollte ich nicht werden, daher suchte ich nach einer anderen Variante.

Im Alter von einem Jahr fand ich sie: Karottensaft! Ich setzte die Flasche nur einmal an und nuckelte sie in einem Zug leer. Und weil diese total leckere Flüssigkeit nicht nur interessant aussah, sondern auch prima schmeckte, trank ich davon nicht nur eine Flasche am Tag, sondern ohne eine Sättigung zu verspüren eine Kiste pro Woche. Meine armen Eltern hatten meinetwegen ganz schön viel zu schleppen.

Bald schon machte sich der extreme Karottensaftmissbrauch an mir bemerkbar. Ich bekam eine schöne sonnige Hautfarbe, die vielleicht etwas zu dunkel für die Jahreszeit war. Später wurde mir erzählt, es hätte oftmals Kommentare von Spaziergängern, die in den Wagen schauten, gegeben, Make up sei nicht gut für Kinder und schon gar nicht für Kleinkinder. Doch ich nuckelte und nuckelte völlig ungestört eine Flasche nach der anderen leer.

Apropos „Nuckeln“, trotz meines enormen Drangs an meiner Karottensaftflasche zu saugen, benutzte ich dennoch nie einen Nuckel. Wahrscheinlich wusste ich schon immer, auch als Baby, dass das nicht gut für die Zähne ist. Leider konnte ich meinen Saugdrang im Babyalter noch nicht mit Karottensaft stillen und irgendwie fehlte mir anscheinend ab und an die Brust meiner Mutter, doch ich wusste mir zu helfen. Es gibt da so ein nettes kleines

Körperteil, was für mich den perfekten Nuckelersatz darstellte. Mein Daumen hatte nicht nur die Form eines Nuckels, sondern schmeckte auch noch viel besser als ein solcher. Die ganze Nacht kaute ich auf meinem Daumen herum. Mein Daumen wurde dabei ganz wund.

Das gefiel auch meiner Zahnärztin gar nicht. Hätte ich das vorher gewusst, dass auch mein Daumen auf die Dauer gesehen schädlich für meine Zähne ist, hätte ich doch gar nicht erst mit dem Daumenkatschen angefangen.

Meine arme Mutti. Kein Nucki, aber Daumen. Meine Mutti war zu der damaligen Zeit zwar eine leidenschaftliche und sehr engagierte Krippenerzieherin, doch auch sie stand zunächst vor einem Rätsel. Bis sie auf die phänomenale Idee kam, mir Handschuhe anzuziehen. Da es zu jener Zeit, als meine Mutti diese Erleuchtung hatte, leider gerade Sommer war, waren die Nächte für meine kleinen, zarten Hände wie Sauna. Auch schmeckte der lederne Handschuh nicht annähernd so gut wie mein eigen Fleisch und Blut. Diese Tatsache zwang mich dazu, dem Drang an meinem Fingern zu nuckeln zu widerstehen. Nicht nur meinen Fingern zu Liebe, nein auch wegen meiner Zähne selbstverständlich! Auf meine Zähne achte ich seit ich denken kann. Von meinen Großeltern wurde mir sehr früh ans Herz gelegt, meine Zähne besonders gut zu pflegen, sodass sie bis ins hohe Alter erhalten bleiben. Mir gefielen die schönen weißen Zähne meines Papas, obwohl sie nicht so gesund waren, wie sie aussahen, doch der Schein trügt oft im Leben. Ich wollte nicht wie meine Oma mit einer Zahnprothese herumrennen, daher pflege ich meine Zähne besonders gut.

Ich hatte als Kind eine starke Angina, weshalb ich Antibiotika einnehmen musste! Das war, wie mir später von meiner netten Zahnärztin gesagt wurde, der Grund, warum sich meine Zähne etwas gelblich verfärbten. Heutzutage sind die Leute mit Mutmaßungen und Vorurteilen sehr gut, sehr schnell. Einige Leute, die mich nicht kannten meinten sicher ich würde rauchen. Andererseits gehört die Gerüchteküche, wohl oder übel, eher übel, zum Leben. Immerhin wertet sie deren Selbstbewusstsein auf und der Betroffene sollte das nicht ernst nehmen, da man nie alle Münder zufrieden stellen kann. Allerdings hat die Lästerei unnötige Ausmaße angenommen. Als ich jung war, machte sich eine sehr gute Freundin von mir „nur“ über meine verfärbten Zähne lustig. Im Laufe meines, noch immer jungen Lebens sammelte ich viel härtere Urteile über mein Aussehen oder Befinden von meinen Mitmenschen. Heute meint niemand mehr, ich hätte verfärbte Zähne. Im Gegenteil, ich werde hin und wieder von Zahnärzten angesprochen, weil sie meine weißen Zähne sehr bewundern. Dennoch lastete die kindliche Erinnerung schwer in meinem Gedächtnis und aus diesem Grund putze ich sehr lange und enorm gründlich.

Glücklicherweise zeigte mir meine phänomenale Zahnärztin irgendwann, wie man richtig Zähne putzt. Ich bewunderte zwar die weißen Zähne meines Papas, doch hatte er eine falsche Putzrichtung. Dieser Zahnarztbesuch war der spannendste, den ich bisher hatte. Ich studierte sehr aufmerksam die Worte meiner Zahnärztin. Auf jeden Fall putzte ich dann, nicht wie die meisten Leute nur ein bis drei Minuten, sondern lieber fünf bis zehn Minuten. Meiner Mutti kam es vor wie eine Stunde. Glücklicherweise zahlte sich die investierte Zeit irgendwann aus und die unschöne Verfärbung meiner Zähne schwand irgendwann auf natürliche Weise. Das war allerdings auch sehr harte Arbeit. Damit ich nicht wieder zu einer komischen Zahnfarbe komme, putze ich heute selbstverständlich auch sehr akribisch meine wertvollen Zähne, weil eine Zahnprothese eine Horrorvorstellung für mich ist.

Zum Zahnarzt ging und gehe ich immer gerne. Ich freue mich jedes Mal riesig, wenn er mir sagt es sei alles in Ordnung. Eine, für mein Alter gesehen, sehr lange Zeit wollte ich in die Fußstapfen meiner Zahnärztin treten. Ich träumte bereits davon, später einmal die Praxis zu übernehmen. Mein Idol, meine Zahnärztin, sagte mir allerdings, es hätten nicht alle Leute so saubere und gesunde Zähne wie ich. Außerdem sagte sie mir, es hätten viele Leute Mundgeruch oder verfaulte Zähne. Dies sei aber alles gar nicht so schlimm, denn es gäbe ja Handschuhe. Mein kleiner Kopf stellte sich die Beschreibungen meiner Zahnärztin sehr bildhaft vor. Bei diesem Horrorszenario überlegte ich mir, ein wenig konfus, wie mein Leben noch heute ist, keine Zahnärztin zu werden und lieber meine eigenen kleinen Beißer umso mehr zu pflegen, um meiner Zahnärztin eine Freude neben ihren unschönen Erlebnissen zu bereiten.

Als ich klein war begann ich wie jedes Kind die Welt zu erkunden. Bei meinen Erkundungstouren hatte ich, was mir heute total unbegreiflich ist, jedoch nur eines im Sinn: ES-SEN!!

Glücklicherweise gab sich das jedoch irgendwann, sonst hätte ich unter Umständen nach dem Motto leben können: „Ziehe Arme, Beine ein; ich könnte eine Kugel sein! Obwohl, bei den Sachen, die ich verspeiste, abgesehen von meinem Daumen, gab es wohl eher andere Bedenklichkeiten.

So kam es auf einer meiner vielseitigen und ausgeklügelten Entdeckungstouren vor, dass ich Appetit verspürte, Spaghetti Bolognese zu essen. Von meiner liebsten Mama wusste ich, dass dies sehr gut genießbar ist. Leider nur war diese leckere Mahlzeit nicht auffindbar. Dennoch fand ich etwas, das annähernd absolut gar nicht so aussah, aber vielleicht ja doch gut schmeckte.

Meine Mama hatte in unserem Esszimmer einen großen Blumentopf mit einer faszinierenden Pflanze stehen. Auf der Pflanzenerde zierten ein wenig Tonerde oder kleine rote Tonsteine. Mit meinem genau analysierenden Blick, sah es den Spaghetti Bolognese ein bisschen zu ähnlich. Da meine Mama gerade nicht in der Nähe war,...

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