Vorwort
Ich bin in Ligurien und Kalabrien aufgewachsen, in zwei Regionen, deren Küchen zu den besten und gesündesten der Welt gehören. Mit 16 bin ich in die Vereinigten Staaten ausgewandert, um mein Glück als Rockgitarrist zu versuchen. Ich landete aber beim Studium eines der faszinierendsten Fachgebiete überhaupt, dem Altern und der Langlebigkeit – und zwar just in dem Moment, als diese bis dahin relativ wenig beachteten Themen eine immer zentralere Stellung in Wissenschaft und Medizin erlangten.
Meine Suche nach den Geheimnissen eines langen und gesunden Lebens hat mich durch die ganze Welt geführt: von Los Angeles bis in die Anden Südecuadors, von Okinawa in Japan bis nach Russland, von den Niederlanden bis nach Süddeutschland, um mich am Ende überraschenderweise zurück nach Hause zu bringen, in das kleine Heimatdorf meiner Eltern, das weltweit einen der höchsten Prozentsätze an Hundertjährigen zu verzeichnen hat. Aktuell forsche ich in Zusammenarbeit mit der Universität Kalabrien zu den Ernährungsgewohnheiten der in Italien lebenden Hundertjährigen sowie am Institut für Molekulare Onkologie (IFOM) der italienischen Krebsforschungsstiftung (Fondazione Italiana per la Ricerca sul Cancro/FIRC) zu den molekularen Aspekten von Ernährung und Krebs und außerdem an der Universität Genua zu den klinischen Auswirkungen der Ernährung auf Alterserkrankungen. Gleichzeitig leite ich das Longevity Institute der University of Southern California (USC) in Los Angeles, wo neben Grundlagenforschung auch klinische Untersuchungen zur Ernährung, Genetik und Alterung betrieben werden.
Seit meinem zweiten Studienjahr widme ich mich den altersbedingten Krankheiten sowie der Langlebigkeit, doch im Unterschied zu vielen meiner Studienkollegen ging es mir nie darum, mich auf einen bestimmten molekularen Aspekt zu spezialisieren. Meine Untersuchungen auf dem Gebiet der Genetik und der Molekularbiologie zielen vielmehr stets darauf ab zu begreifen, wie wir möglichst lange jung und gesund bleiben können. Ausgehend von der Biochemie und der Mikrobiologie über die Immunologie und die Neurobiologie bis hin zur Endokrinologie und der Onkologie habe ich daher Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Nährstoffen und denjenigen Genen angestellt, die für den Zellschutz, aber auch für die Regulierung der Stammzellen und die Regeneration und somit für die Verjüngung der verschiedenen Systeme und Organe verantwortlich sind. Im vorliegenden Buch werden die Ergebnisse dieser langen und umfassenden Untersuchungen zusammengefasst.
Wenn es um Gesundheit und speziell um Ernährung geht, stößt man häufig auf kurzlebige Moden und wenig fundierte Theorien, die schnell verworfen oder durch neue Entdeckungen und neue Trends abgelöst werden. Die Longevità-Diät stützt sich dagegen auf das, was ich als »die fünf Säulen eines langen Lebens« bezeichne. Diese entsprechen fünf verschiedenen Forschungsdisziplinen, die meinem auf ein langes und gesundes Leben abzielenden Ernährungs- und Körpertrainingsprogramm eine solide wissenschaftliche Basis geben.
Nach der Erläuterung der evolutionstheoretischen, genetischen und molekularen Grundlagen dieses Programms werde ich in Iss dich jung darlegen, warum es möglich ist, durch eine bestimmte tägliche Ernährungsweise und regelmäßige, in meinem Labor klinisch erprobte Diäten, mit denen ein Fasten simuliert wird, die Zellen unseres Körpers neu zu programmieren, zu schützen und zu regenerieren. Zu den Auswirkungen zählen nicht nur der Verlust an Körperfett und die Wahrung von Muskel- und Knochenmasse, sondern auch die Aktivierung der Stammzellen und die Regeneration verschiedener Systeme und somit die Minimierung von Risikofaktoren bestimmter Krankheiten wie Diabetes, Krebs, Herz-Kreislauf- und Autoimmunerkrankungen sowie neurodegenerativer Erkrankungen.
Nach dem Warum werde ich zur Erläuterung des Wie kommen: Über die bloße Zusammenstellung von nachweislich wirksamen Diäten hinaus greife ich dabei auf unsere klinischen Erfahrungen zurück, um sicherzustellen, dass die entsprechenden Maßnahmen gefahrlos und durch möglichst geringen Aufwand umzusetzen sind.
Bevor Sie dieses Buch gelesen haben, wird Ihnen all das vielleicht wenig glaubwürdig oder gar wie »an Zauberei grenzend« erscheinen. In Wahrheit grenzen weder die Longevità-Diät noch die Scheinfasten-Diät an Zauberei, vielmehr hat der menschliche Körper mit seiner außergewöhnlichen Fähigkeit, sich zu schützen und selbst zu regenerieren, so etwas wie magische Kräfte. Wir müssen lediglich begreifen, wie sich dessen überwiegend ungenutzt bleibende Mechanismen aktivieren lassen.
Vorrangiges Ziel dieses Buches ist es, möglichst viele Menschen, genauer gesagt all jene zu erreichen, die gesund bleiben und 110 werden wollen oder die – weniger aus ästhetischen Gründen als für eine verbesserte Gesundheit und längere Lebensdauer – ein Idealgewicht halten möchten.
Ich hoffe, dass es darüber hinaus auch jenen zugutekommt, die ein berufliches Interesse an dem Thema haben, seien es Mediziner, Diätassistenten, Ernährungswissenschaftler, Erzieher und alle, die im weitesten Sinne mit Ernährung befasst sind.
Die Create Cures Stiftung
In Zeiten, in denen sich das Beschaffen von Forschungsmitteln immer schwieriger gestaltet und sehr wenig in neue und alternative Ideen gesteckt wird, ist es mir wichtig zu betonen, dass der gesamte Gewinn aus dem Verkauf dieses Buches der Non-Profit-Organisation Create Cures übertragen wird. Ich selbst habe diese Stiftung ins Leben gerufen, nachdem ich festgestellt habe, in welch bedenklichem Zustand die meisten Menschen in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium sind.
Täglich erhalte ich E-Mails von Krebskranken und Patienten, die an einer Autoimmun-, Stoffwechsel- oder neurodegenerativen Erkrankung leiden, und alle fragen mich, was sie, über die ihnen verschriebene Standardbehandlung hinaus, tun können. Oft haben sie niemanden, der ihnen helfen könnte, und so suchen sie im Internet nach Ratschlägen, die sich auf äußerst rare, wenn nicht gar inexistente klinische Beweise oder Labortests stützen.
Es erstaunt mich immer wieder, dass die meisten Forschungsvorhaben so konzipiert sind, dass sie darauf angelegt sind, erst in 20 bis 30 Jahren zu einer Lösung zu finden. Natürlich bin ich ein großer Verfechter der Grundlagenforschung, und ich kann nur betonen, dass keine unserer Entdeckungen ohne sie möglich wäre. Doch da sich so viele Patienten in fortgeschrittenem Krankheitsstadium an mich wenden, habe ich beschlossen, ihnen mindestens 50 Prozent meiner Zeit zu widmen.
Allen, die sich bisher an mich wandten, war bewusst, dass die Alternativtherapie möglicherweise nicht anschlägt, aber sie wollten sich nicht damit abfinden, keine weiteren Möglichkeiten, keinen überzeugenden integrativen Ansatz, sondern lediglich die Standardtherapie wählen zu können.
Leider ist es aufgrund von Vorschriften, drohenden Gerichtsverfahren, Zeitmangel und der komplexen Problematik für Ärzte sehr schwer, von Standardtherapien abzuweichen. Durch die intensive Zusammenarbeit mit Klinikern während meiner Beschäftigung mit Krebs und später mit zahlreichen weiteren Krankheiten ist mir klargeworden, wie dringend diese darauf angewiesen sind, dass wir Forscher ihnen integrative und für den Patienten wirksame Strategien an die Hand geben. Gleichzeitig verlangen sie Ergebnisse von Tierversuchen und klinische Beweise, um sich von dem Vorteil zu überzeugen, den eine alternative oder integrative Therapie gegenüber einer Standardtherapie zu bieten hat.
Ziel der Create Cures Stiftung ist es, denjenigen zu helfen, die alle gängigen Möglichkeiten ausgeschöpft haben. Sie soll allgemein zugänglich verlässliche Informationen zur Verfügung stellen und die Forschungsarbeiten meines und anderer Teams finanzieren – Arbeiten, die neue Wege eröffnen und das Potenzial haben, rasch neue, kostengünstige und wirksame Heilverfahren zu entwickeln oder bereits existierende Therapien zu verbessern. Es geht nicht darum, die Bedeutung der Mediziner zu schmälern, sondern im Gegenteil, diese zu stärken, indem man ihnen fundierte Daten zu integrativen Verfahren an die Hand gibt, die sich auf die Ergebnisse von Tierversuchen und klinischen Studien stützen – auch wenn diese oft nicht genügen, um von den Gesundheitsministerien die Anerkennung als »nachweislich wirksames Mittel« zu erlangen.
Ich würde mir daher wünschen, dass Sie nicht nur ein, sondern zehn Exemplare dieses Buches kaufen und es verschenken, um auf diese Weise jedem, der es liest, zu helfen und ihn anzuregen, es seinerseits weiterzuverbreiten. Dadurch würden Sie uns und anderen ermöglichen, unsere alternativen und integrativen Untersuchungen zur Alterung, zum Krebs, zu Alzheimer, zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Multipler Sklerose, dem Morbus Crohn und Kolitis, zu Diabetes vom Typ 1 und 2 etc. voranzutreiben. Ich erwähne all diese Krankheiten, weil wir zu jeder von ihnen eine eigene Untersuchung vorgenommen und mit den ersten klinischen Studien bereits begonnen haben oder in Kürze beginnen werden bzw. ein Teil davon bereits zu einem Abschluss gekommen ist und wir zahlreiche Erfolge zu verzeichnen haben.
Ziel unserer Arbeit ist nun die Nutzung der Grundlagenforschung zur möglichst raschen Entwicklung erprobter Therapien und ihre konstruktive Bewertung mit allen heute zur Verfügung stehenden Mitteln. Unser Ansatz gewinnt Gestalt durch die Zusammenarbeit mit einigen der qualifiziertesten Kliniken und Forschungsinstituten (Harvard, die Mayo Clinic, die Berliner Universitätsklinik Charité, die Universität Leiden etc.) und dank der Erprobung am Keck Hospital der University of Southern...