IN JEDEM MENSCHEN gibt es eine Ursache für Leid und es gibt eine Ursache für Glück. Diese beiden Ursachen liegen ganz dicht beieinander. Sie sind wie ein kleiner innerer Schalter. Bei vielen schaltet er automatisch und unerkannt zwischen Leid und Glück hin und her.
Die eine Wahl, die der innere Schalter treffen kann, ist die Ablehnung. Ein anderer Mensch, ein Verhalten, ein Ereignis, ein Ort oder sogar man selbst – alles kann innerlich abgelehnt werden. Jede einzelne dieser kleinen Ablehnungen erzeugt inneres Leid. Das Wort, mit dem der innere Schalter diese Ablehnung erzeugt, ist »Nein«. Das Nein ist das Werkzeug des Unterbewusstseins für Leid.
Die andere Position des inneren Schalters ist das »Ja«. Das Ja zu dem, was gerade geschieht. Das Ja zu dem, was ohnehin in diesem Moment nicht verändert werden kann. Das Ja zum eigenen Leben, wie es in diesem Augenblick ist, zu Situationen, zu anderen Menschen und zu sich selbst. Dieses Ja ist die Annahme.
Derselbe Schalter, der die leidvollen Zustände erzeugt, kann in derselben Situation Glück produzieren, wenn er nicht mehr automatisch und sinnlos auf Nein schaltet. Wenn das Schalterprogramm verändert wird. Der Weg zu dieser Veränderung liegt darin, die inneren und äußeren Vorgänge zu erkennen, durch welche die Ablehnung aktiviert wird, und dann zu sehen, wo man ein unbewusstes Nein in ein bewusstes Ja transformieren kann.
Dieses innere Ja ist das Wort, hinter dem das höchste Glück verborgen liegt.
Ablehnung erzeugt Anziehung
Die Ablehnung ist eine der stärksten Kräfte im eigenen Bewusstsein. Immer ist da irgendwo ein Kampf oder eine versteckte Angst. Immer muss besonders aufgepasst, etwas beurteilt, abgewehrt oder verändert werden. Oft, obwohl die Dinge in diesem Augenblick einfach nur so sind, wie sie sind.
Abwehr und Druck gegen die Welt, die einen umgibt, erzeugen Abwehr und Druck der Welt gegen einen selbst. Nichts bleibt einfach neutral, wenn man sich dagegen stemmt. Wenn man etwas nicht will, was aber auf jeden Fall gerade geschieht, baut man eine Ablehnungskraft in sich selbst auf. Das kann bewusst stattfinden, meist geschieht es jedoch unbewusst und unerkannt. Diese Ablehnung zieht weitere Ereignisse an, die man dann wieder ablehnen kann. Als hätte man beschlossen, dass man es so sehen will. Am Ende entsteht dann an einer Stelle, an der man es nie wollte, ein Problem. Und dann wundert man sich, warum einem das Leben gerade wieder einmal so antwortet.
Ablehnung ist wie eine Aufforderung, mit dem Abgelehnten seine Kräfte messen zu wollen. Das zentrale Wort, das hier unbewusst wirkt, ist das Nein. »Nein, diese Situation will ich nicht. Nein, solches Verhalten lehne ich ab. Nein, diese Menschen mag ich nicht. Nein, dieses Risiko wage ich nicht. Nein, das finde ich an mir selbst nicht gut …«
Jedes Nein zu etwas, was sowieso so ist, wie es ist, verstärkt den Kampf des Unterbewusstseins gegen die Welt. Oder sogar gegen sich selbst. Jedes Nein erzeugt einen Gegendruck von der Welt gegen einen selbst. So kann aus einem kleinen inneren Nein, aus einer scheinbar unbedeutenden Ablehnung, am Ende eine persönliche Realität mit großen Konflikten werden.
Wenn man ein Nein in sich findet, weiß man, dass an dieser Stelle gerade ein Kampf abläuft. Wenn man richtig damit umgeht, wird jedes gefundene Nein zu einem Schatz für die eigene Transformation in einen glücklicheren, weniger leidvollen Zustand. Das bedeutet nicht, dass man zu allem Ja und Amen sagen wird. Es bedeutet, dass eine innere Ablehnung verschwinden wird und sich die eigene Wirkung auf die Welt verändert.
Das Ja zum Regen
Stellen Sie sich vor, es regnet und ein Mensch sagt: »Nein, das darf nicht sein. Dieser Regen hier und heute, das ist gar nicht gut. Ich hatte so schöne Pläne.« Interessiert das den Regen? Verändert es den Regen? Was bewirkt das Nein zum Regen in Wahrheit?
Ein Nein zu einem natürlichen Zustand der Umgebung bewirkt nicht nur, dass man den Zustand verurteilt und in sich selbst damit einen Konflikt aufbaut. Es bedeutet, dass man das eigene Leben, so wie es in diesem Moment ist, ablehnt.
»Wenn es regnet, kann ich meine schöne neue Kleidung nicht anziehen. Dann muss ich die alte Kleidung anziehen. Das mag ich nicht. Ich wollte mich doch gut fühlen …« Der unbewusste Verstand macht die Situation im Außen verantwortlich für die Gefühle im Innen. Dabei liegt der Schalter für die Gefühle nicht in der Welt da draußen. Er liegt in einem selbst.
Ist der unbewusste Verstand dasselbe wie mein Unterbewusstsein?
Es gibt das Unterbewusstsein und es gibt die Unbewusstheit oder den unbewussten Verstand.
Das Unterbewusstsein arbeitet versteckt und automatisch. Es ist das Ergebnis aller Lebenserfahrungen und Prägungen. Vom Unterbewusstsein bekommt man meistens nur das Ergebnis in Form von Reaktionen und Emotionen mit.
Der unbewusste Verstand hingegen denkt aktiv über etwas nach und man kann das auch mitverfolgen. Nur ist er sich über die Situation selbst nicht vollkommen bewusst. Er agiert sozusagen innerhalb eines Irrtums. So lange, bis er aus dem Irrtum erwacht und sich darüber bewusst wird. Das hat fast jeder schon einmal erlebt. Man fragt sich später: »Wie konnte ich mich in dieser Sache oder über diesen Menschen nur so lange täuschen?« Das ist Unbewusstheit.
Wenn es um kleine, feststehende Dinge wie das Wetter geht, fällt es mir leichter, ein Ja zu geben. Man kann nichts verändern und muss es akzeptieren und das Beste daraus machen. Aber es gibt viele Dinge, die ich jeden Tag verändern kann. Denen kann ich doch nicht einfach zustimmen und alles so lassen.
Etwas nicht mehr abzulehnen ist nicht dasselbe, wie zuzustimmen und alles so zu lassen. Das innere Ja bedeutet nicht, dass man nichts verändern wird. Es bedeutet, dass man einen Kampf in sich selbst beendet, damit mehr Kraft für die Situation im Außen zur Verfügung steht. Es bedeutet, dass man Ablehnungskräfte in sich selbst erkennt und eine Transformation einleitet, damit diese Kräfte nicht mehr das Leben bestimmen können.
Vielleicht beginnt es nur mit dem Regen. Und dann kommt eine unschöne Meldung aus der Bekanntschaft. Eine Absage oder eine Problemgeschichte. Und dabei entsteht das nächste Nein. »Natürlich. Das musste ja so kommen, der Tag fing ja schon so an. Erst der Regen und nun auch noch das.«
Da war einfach nur eine weitere Situation, die man nicht verändern kann, dennoch ist in einem ein Gefühl von Ärger. Dieses Gefühl beginnt langsam damit, die Sicht zu dem ganzen Tag zu bestimmen. Und wie man den Tag sehen wird, bestimmt, wie der Tag am Ende ablaufen wird. Und das sorgt vielleicht dafür, wie der nächste Tag beginnt.
Manche Ablehnungen wirken lange und bewusst und manche sind nur einen Moment lang und unbemerkt aktiv. Man könnte sie auch Mikro-Ablehnungen nennen. Die Summe vieler kleiner und großer Momente macht den Tag aus. Und jede kleine oder große Ablehnung verstärkt die innere Grundkraft gegenüber diesem Tag.
»Was man nie wieder erleben will, erzeugt starke Bilder, Geschichten und Gefühle und wird genau deshalb weiter angezogen. Das wird sich verändern, sobald die innere Ablehnung dagegen beendet ist.«
Warum ist die Ablehnung überall so präsent?
Ein großer Teil der Negativität und der Probleme, die man um sich herum und in der Welt findet, entsteht durch Ablehnungen, die Gegenablehnungen aktivieren. Damit beginnt jeder Konflikt, entweder in einem selbst oder mit anderen. Es streiten sich immer nur die Ablehnungen. Besonders in schwierigen Situationen gelingt es den meisten Menschen erheblich leichter, gegen etwas zu sein, als das zu finden, dem sie innerlich ein Ja geben können.
Und selbst wenn alles noch so gut erscheint, ein Teil des Verstandes sucht immer wieder ein Haar in der Suppe, über das er sich beschweren kann.
Das habe ich an mir selbst schon oft bemerkt. Leider erst, nachdem es schon geschehen war. Ich ärgerte mich dann darüber, dass ich es nicht aufhalten konnte.
Darin liegt kein Fehler, denn genau so läuft Ablehnung ab. Wenn sie an der Oberfläche nach außen tritt, ist der Prozess schon zu Ende. Von der Ablehnung erlebt man im unbewussten Zustand immer als Erstes das Ergebnis. Vielleicht erschrickt man dann darüber und würde es gerne rückgängig machen. Das ist der Moment, in dem die Bewusstheit in einem geweckt wird.
Ich habe schon oft versucht, das an mir zu ändern. Aber dennoch geschieht es immer wieder. Jemand sagt etwas und ich reagiere spontan dagegen. Jemand gibt mir eine neue Aufgabe und ich nehme sie nur widerwillig an. Obwohl ich später bemerke, dass der Widerwille eigentlich völlig unbegründet war.
Die dauerhafte Veränderung wird erst möglich, wenn man den wahren Ort in sich findet, an dem die Ablehnung erzeugt wird. Manchmal ist da nur ein kleines Nein an einer Stelle, die man nicht sehen kann. Am Ende entsteht daraus ein nie gewolltes Durcheinander, eine Unklarheit der inneren Kräfte.
Die innere, oft unerkannte Ablehnung folgt immer ganz einfachen Gesetzen. Wenn man das Licht der Bewusstheit darauf richtet, löst sich der Widerstand auf.
Das Prinzip vom ewigen Mangel
In der Frühzeit der Menschen war die Wahrnehmung von Mangel ein wichtiges Überlebenswerkzeug. Wenn etwas fehlte oder falsch ablief und man es zu spät bemerkte, konnte man sterben. Deshalb sucht unser Unterbewusstsein heute noch immer danach, wo etwas nicht richtig ist. Und sei die Situation in...