Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Kunst - Malerei, Note: 1,0, Technische Universität Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: Die rechte Bildseite füllt der Chor der Gefährtinnen in blockhafter Geschlossenheit auf der schmalen Vordergrundsbühne. In tiefenräumlicher Figurenabfolge konstruiert Jordaens weniger ein Hintereinander als vielmehr ein stufenweises Übereinander. Dieser Ordnung entsprechen die Haltungsmotive: in kompliziert verkürzten Wendungen und Gesten lagern die Figuren breit auf dem Boden, auch kauernd oder kniend, dann nach vorn übergebeugt stehend oder mit empor gestreckten Armen. In etwa der Bildmitte befindet sich eine Rückenfigur. Als frontal zur Aktion befindliche Figur lenkt sie die Aufmerksamkeit des Betrachters auf das Geschehen. Diese breit auf dem Boden lagernde Figur hat einen nackten, markant ausgeprägten Rücken und ist nur mit einem weißen durchscheinenden Tuch mit darüber drapiertem goldenen Stoff ab der Hüfte bekleidet, der an der Knien gerafft ist. Sie stützt den linken Arm auf den Sandboden, unmittelbar neben ein Blumenbouquet, und wirkt als Gabelung im Handlungsgefüge. Hier offenbart sich dem Betrachter die Trennung zwischen der linken Figurengruppe - Europa auf dem Stier mit umschließender Konturgruppe - und der rechten - die Gefährtinnen der Europaim Bild. Die Rückenfigur wird von zwei Frauen zur rechten und zur linken Seite, die in hockender Stellung am Boden lagern, umschlossen. Die Frau zu der linken Seite der Rückenfigur weist mit der linken Hand direkt auf Europa. Ihr Blick wendet sich in das Bild zu einer von außen ins Handlungsgeschehen tretenden Figur in rotem Gewand. Der dunkel-violette Mantel den sie trägt, kontrastiert die strahlende Helligkeit des Zeus-Stieres, auf dessen Beute sie weist. Die Frau zur rechten Seite der Rückenfigur sieht den Betrachter unmittelbar an und führt durch ihre auf die Entführungsszene weisende Handbewegung ins Bildthema. Ihre durch das herunterfallende weiße Kleid entblößte Schulter, berührt die der Rückenfigur, während ihr linker Unterarm in die Seite der Nebenfigur gestützt ist. Die Blickbeziehungen der drei Frauen gehen über weite Distanzen, was die Synthese und unmittelbare Zusammengehörigkeit aller Figuren deutlich werden lässt. Zur rechten Bildseite hin folgen acht weitere Figuren. Der ins Bild weisenden auf dem Boden lagernden Figur folgt eine nackte kniende Person. Der Schleier, der ihre Scham verdeckt, sowie die Stoff- und Tuchreste um sie herum verschaffen ihr Raum.
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