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Jesus: Das Interview

Neues vom Auferstandenen

AutorDetlev F. Neufert
VerlagGütersloher Verlagshaus
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783641105280
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Es ist schwerer, ein Interview mit dem Papst zu bekommen, als eines mit Jesus ...
Wie viele Menschen plagen auch Detlev F. Neufert unzählige Fragen und Zweifel. Deshalb hat er das Gespräch mit Gottes Sohn gesucht. In einem tiefgehenden, ehrlichen und bisweilen recht streitlustigen Schlagabtausch offenbart Jesus vieles, das zum Nachdenken anregt. Aus den unkonventionellen und erfrischenden Antworten kristallisiert sich heraus: Nur mit Glauben und Verstand zugleich gelangt der Mensch zur richtigen Erkenntnis. Beide müssen keine Gegensätze sein, Vertrauen ist die unabdingbare Basis und der Zufall gehört zur Lebensmatrix der Schöpfung.

Detlev F. Neufert, geb. 1948, arbeitet als Dokumentarfilmer, Journalist und Autor. Noch während seines Studiums drehte Neufert Features und Dokumentationen. Er hat als Regisseur für ARD und ZDF gearbeitet und mittlerweile über 40 Filme für das Fernsehen gedreht. Neufert war Gastprofessor für Deutschen Film an der University of California und hielt Vorlesungen in San Francisco, Seattle und Los Angeles. Großes internationales Echo fand sein 90-Minuten-Dokumentarfilm 'Die Himmelswiese - Das kleine Wunder von Baan Gerda' über ein thailändisches AIDS-Waisen-Projekt. Neufert schreibt für die Süddeutsche Zeitung, die Rheinische Post, für WZ, NRZ und den epd. Er lebt und arbeitet zwischen Bangkok und Bernau am Chiemsee.

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Leseprobe

DAS WAR’S, ODER?

Jesus, Sie sind weltbekannt. Über zwei Milliarden Anhänger. Das schafft kein Politiker, kein Papst und kein Popstar. In Ihrem Namen werden Kriege geführt, fallen Menschen in Ekstase und manche tragen ihn auf ihrem T-Shirt. Ihre Biografie ist – sagen wir es mal vorsichtig – außergewöhnlich. Als Sohn Gottes wissen Sie alles. Jesus, wann geht die Welt unter?

Bitte?

Der Kalender der Majas endete am 21.12.2012 mit einer leeren Seite. Eine andere Quelle – die Bibel – bietet in der »Offenbarung« undatierte Schreckensszenarios an. Erdbeben. Tsunami. Killerviren. Krebs. Aids. In Anbetracht der rapide steigenden Katastrophen: Ist es Zeit für eine neue Arche?

Nun, ja ... Die Erde nimmt Abschied von euch.

Also ... ganz ehrlich gesagt ... ich hatte eigentlich auf ein Dementi gehofft.

Wozu? Die Menschheit steht vor einer notwendigen Wandlung. Und wenn Sie mich fragen, höchste Zeit.

Gott gibt die Welt auf?

Die leere Seite des Maya-Kalenders sollten Sie als Metapher lesen. Nur weil dort nichts geschrieben steht, bedeutet das nicht gleich, dass alles vorbei ist. Betrachten Sie’s mal so. Die Seite könnte ja auch »weiß« sein. Und eine weiße Seite steht dafür, dass alles neu entstehen kann.

Zum Beispiel?

Ihr begreift die Wahrheit.

Hoppla. Sollte einem da nicht eher Angst und Bange werden? Ich meine bei allem, was man so in den Medien hört und sieht.

Ich bin auch noch da.

Wer’s glaubt ...

Menschen glauben doch auch, dass die Welt aus Atomen besteht.

Verzeihung. Aber dafür gibt’s einen wissenschaftlichen Beweis.

Tatsächlich? Forschungsergebnisse akzeptiert ihr als Wahrheit, obwohl niemand sagen kann, ob in zehn Jahren deren Hypothesen noch haltbar sind. Mal abgesehen davon, dass wahrscheinlich 99 % der Menschen gar nicht verstehen, worum es dabei überhaupt geht. Und trotzdem seid ihr bereit, sie zu glauben. Ich denke, die Bibliothek der wissenschaftlichen Irrtümer dürfte mittlerweile ebenso groß sein wie die Bibliothek von Alexandria.

Schön. Aber dafür dass die Wissenschaft auch »nur« eine Glaubenssache ist, hat sie doch eine ganze Reihe von Fortschritten gemacht.

Zweifellos. Nur, Sie müssen doch zugeben, dass der Mensch, wenn es um den Glauben an Gott geht, diese bedingungslose Bereitschaft nicht mitbringt. Seltsames Defizit, oder? Der Mensch ist nur bereit, eine vermeintliche Wahrheit bedingungslos zu glauben, solange sie mit dem Etikett der Wissenschaft versehen ist.

Sorry, aber das stimmt nicht.

Wollen wir wetten?

Um was?

Wie wär’s mit Ihrer Seele?

Bin ich Faust und Sie Mephisto?

JESUS SIEHT MICH INTERESSIERT AN.

Jetzt wird mir aber etwas mulmig ... Sie sind ja nicht irgendwer.

Nur Mut. Das Leben ist riskant. Fürchten Sie sich nicht.

Ich habe zwar schon viele Interviews geführt, aber das hier ist wie die Formel Eins für Theologen. Kaum gestartet schon auf Volltempo im kosmischen Geheul.

JESUS LÄCHELT. UND SCHWEIGT.

Logisch, verstehe. Wer falsche Fragen stellt, riskiert sein Leben. Sag mal, sollen wir uns duzen?

Gerne.

Irgendwelche Tabus für dieses Gespräch?

Alle Fragen sind erlaubt. Falls mir was nicht gefällt ... kann ich immer noch petzen gehen (LACHT) ... also ... Sie wissen ... ähm ... du weißt ja, was mit Ketzern passiert.

Danke für den Hinweis. Fangen wir von vorne an. Die Geburt von Gottes Sohn hat so gut wie kaum einer mitbekommen, außer drei Astrologen. Bei Prominenten wie Michelangelo oder Steve Jobs war das zwar nicht anders, aber in deinem Fall ist das heute kaum vorstellbar, wo jeder Thronfolger in der Klatschpresse hochgehalten wird. Merkwürdig, oder?

So merkwürdig ist das nicht. Eine reine Schutzmaßnahme. Ich kann nicht für Einstein sprechen oder den Erfinder von Coca Cola. Aber als Auserwählter schwebt man ständig in Lebensgefahr. Seit meiner Geburt bestand die Gefahr, dass ich umgebracht werde. Aber ich bin da nicht der einzige. Denk dran, was dem Dalai Lama passiert, wenn die Chinesen seinen Auftrag verhindern könnten. »Kill Jesus« war auf den Lippen meiner Gegner kein kesser Spruch, sondern die Beschreibung für einen politischen Job. Ich durfte aber erst einmal ganz normal aufwachsen und eine sinnvolle Arbeit – nämlich Schreiner – lernen. So wusste ich auch, wie es um die einfachen Leute bestellt ist und was deren Sorgen im Alltag sind. Das hat mir geholfen, sie zu verstehen und ihre einfache Lebensweise zu bevorzugen.

Wie war deine Kindheit?

So wie es sich für jedes Kind gehört. Beschützt von meinen Eltern und Brüdern. Meine Mutter war da, wenn ich sie brauchte. Wir hatten nicht viel Geld, aber sie musste deswegen nicht arbeiten gehen. Heute wachsen Kinder in den ersten Lebensjahren ja oft ohne Mutter auf. Mir tun die Kleinen leid. Die Stunden, die sie ihre Mutter nicht sehen, fehlen ihnen später im Leben.

Beruf: Mutter?

Eher Berufung. Dabei spielt es keine Rolle, ob Mutter oder Vater die leiblichen Eltern sind.

Das musst du jetzt sagen. Wegen deines Ziehvaters.

Nein. Erziehung basiert auf Hingabe und Zeit. Babies und Kindern ist das egal, von wem sie beides bekommen. Hauptsache, sie fühlen, dass sie geschützt und geliebt werden. Familie kann ein ganzes Dorf sein. Hauptsache, sie ist dein Anker im Leben.

Warst du schon als Kind der Boss im Sandkasten? Hast du schon damals deine Spielkameraden angeführt?

Ich war genauso ein Bengel wie jeder andere. Steve Jobs hat sein Apple-Imperium übrigens auch nicht im Alter von acht Jahren geschaffen. Also, ich habe mich da schon an die altersbedingten Fähigkeiten gehalten. Ich habe mich manchmal wunderbar gelangweilt, meine Zeit im Spiel vergeudet und am Morgen meist nicht gewusst, was der Tag bringt. Also, die beste Art, als Kind aufzuwachsen.

Heute würde man dich bei deinen Fähigkeiten sofort auf eine Sonderschule für besonders begabte Kinder schicken.

Wer sagt denn, dass ich als Kind besonders begabt war? Erst mit Beginn der Pubertät wurde ich mir dessen bewusst. Das war so etwa mit 12 Jahren.

So ganz ist das Versteckspiel aber doch nicht geglückt. Spätestens als du dich in diesem Alter mit den Schriftgelehrten gestritten und mit einem Wissen geglänzt hast, das man eigentlich nicht haben konnte in diesem Alter, dürfte dem einen oder anderen Zweifel gekommen sein.1

Da begannen sich zum ersten Mal himmlische Kräfte in mir zu regen. Die Schriftgelehrten haben in der Tat doof geguckt. Das wiederholte sich dann, als ich meine ersten Wunder bewirkte. Am Anfang wurde das alles noch als Zauberei betrachtet, bis dann mehr und mehr Leute verstanden, dass da etwas völlig anderes in Gang kam.

Auf der anderen Seite ist es ja auch ganz angenehm, privilegiert zu sein. Oder?

Keine Frage. Ich konnte dem Leben mit einem Selbstvertrauen begegnen, das sich nicht erst beweisen musste. Aber es bestand immer die Gefahr, dass meine Freunde oder Verwandten mich enttarnen könnten. Ein dummer Zufall damals und wir würden uns heute nicht unterhalten. Nimm das Beispiel von Anne Frank oder das von Erich Salomon, dessen Kellerversteck zufällig der Gasmann entdeckte. Er wurde dann im KZ ermordet.

Du hast das Schwein gehabt, dass deine Eltern gewarnt wurden und ihr rechtzeitig fliehen konntet.2

Eigentlich schäme ich mich dafür, dass das Privileg so einer Rettung nicht allen zukommt. Das wird dir in solchem Zusammenhang schmerzhaft klar. Der Erfolg wird da zur Bürde.

JESUS SCHWEIGT.

Gottes Sohn zu sein: Wie schafft man es eigentlich, dieses Privileg den anderen nicht auf die Nase zu binden? Noch nicht mal im Zorn.

Ich könnte jetzt sagen: Charakter. Aber das wäre Blödsinn. Weil es so aussieht, als wäre das alles ganz allein mein Verdienst gewesen. Erziehung spielte dabei eine wesentliche Rolle. Und Glück, keine Frage, dass weder ich noch jemand aus meinem Umfeld in die Versuchung geriet, eine Riesendummheit zu begehen. Wahrscheinlich kamen alle drei Dinge zusammen. Eine Sache, die ich in dem Zusammenhang jedoch wesentlich bemerkenswerter finde, ist, wie meine Eltern es geschafft haben, damit klarzukommen. Ein Kind groß zu ziehen, ist eine Sache. Dafür zu sorgen, dass die Mission des Gottessohnes nicht gefährdet wird, eine ganz andere. Damals habe ich begriffen, dass Menschen, wenn es sein muss, in der Lage sind, Außerordentliches zu leisten. Vielleicht war es auch nur das, was auf mich abgefärbt hat.

Außerordentlich waren auch die Umstände deiner Geburt. So eine unbefleckte Empfängnis ist schwer vorstellbar für einen Normal­sterblichen. Wie funktioniert so was? Wie Leda mit dem Schwan?3  

LACHT

Vielleicht bei den Griechen ... Quatsch!

Wieso?

Gott braucht keinen Phallus. Komisch. Gerade ihr solltet das heute doch verstehen. In einer Zeit, in der Frauen Kinder...

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