1. Gott liebt dich!
„Wenn ich in den Sprachen der Menschen und der Engel rede, aber keine Liebe habe, so bin ich ein tönendes Erz geworden oder eine schallende Zimbel. Und wenn ich Weissagung habe und alle Geheimnisse und alle Erkenntnis weiß, und wenn ich allen Glauben habe, so dass ich Berge versetze, aber keine Liebe habe, so bin ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe zur Speisung der Armen austeile und wenn ich meinen Leib hingebe, damit ich Ruhm gewinne, aber keine Liebe habe, so nützt es mir nichts. Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig, sie neidet nicht, die Liebe tut nicht groß, sie bläht sich nicht auf, sie benimmt sich nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet Böses nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit; sondern sie freut sich mit der Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles. Die Liebe vergeht niemals; seien es aber Weissagungen, sie werden weggetan werden; seien es Sprachen, sie werden aufhören; sei es Erkenntnis, sie wird weggetan werden. Denn wir erkennen stückweise, und wir weissagen stückweise; wenn aber das Vollkommene kommt, wird das, was stückweise ist, weggetan werden. Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind; als ich ein Mann wurde, tat ich weg, was kindlich war. Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, wie auch ich erkannt worden bin. Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die Größte aber von diesen ist die Liebe“ (1.Korintherbrief 13,1-13).
1.1 Liebe ist
- „langmütig“, sie hat einen langen Atem, auch bei Provokationen verzweifelt sie nicht.
- „gütig“, grosszügig und hilfsbereit.
- Jetzt folgen acht Erklärungen, was die Liebe nicht ist: „sie (er)eifert (sich) nicht“, die Christen in der Stadt Korinth, an die dieser Brief gerichtet ist, eiferten damals um die Geistesgaben, besonders um die Gabe der Zungenrede (vgl. 1.Korintherbrief 3,3). Dies ist gut, aber es muss in Liebe geschehen, nicht um der eigene Ehre willen.
- „sie neidet nicht“, „prahlt nicht/treibt nicht Mutwillen“, Schwätzer, die sich aufplustern, sich mit fremden Federn schmücken. Die Liebe ist nicht arrogant.
- „die Liebe tut nicht groß“, „bläht sich nicht auf“, sie spielt sich nicht auf. Damals in Korinth und auch heute gab es einige, die sich lobten, weil sie von Gott spezielle Geistesgaben erhielten oder weil sie sich einbildeten, eine besondere Erkenntnis von Gott zu besitzen (vgl. 1.Kor. 8,1).
- „benimmt sich nicht unanständig“, sondern sie hat Anstand und Manieren.
- „sucht nicht das Ihre/ihren Vorteil“, sie ist nicht egoistisch, sondern selbstlos.
- „lässt sich nicht erbittern/zum Zorn reizen“, auch wenn man schwierige Erfahrungen macht wie z.B. beleidigt oder nicht beachtet wird. Sie reagiert weder mit Wutausbrüchen noch mit Aggressivität.
- „rechnet Böses nicht zu“, sie „trägt das Böse nicht nach.“ Sie ist nicht nachtragend. Liebe vergilt nicht Böses mit Bösem (vgl. Römerbrief 12,21), sondern vergibt dem anderen Menschen. Sie „denkt nicht an das Böse“, sondern an das Gute. Was wir in unsere Gedanken lassen, das prägt uns. Unsere Kämpfe werden in den Gedanken entschieden. Aus Gedanken folgen Worte, dann Taten, dadurch unser Charakter und so unser Schicksal (Original: „We sow a thought and reap an act; We sow an act and reap a habit; We sow a habit and reap a character; We sow a character and reap a destiny“. Englisches Sprichwort des 19.Jh., das verschiedenen Schriftstellern zugeschrieben oder als chinesisches Sprichwort ausgegeben wird; Vgl. Sprüche 23,7). Ein englisches Sprichwort: „Input = Output“. Wenn wir nur Müll in unsere Gedanken lassen, wird auch nur Müll dabei herauskommen.
- „freut sich nicht über das Unrecht/Ungerechtigkeit“, sie freut sich nicht über die Sünde des Mitmenschen, um selber besser dazustehen. Sie ist nicht schadenfroh.
- „sondern sie freut sich mit der Wahrheit“, und an der Gerechtigkeit.
- „erträgt alles“, auch hält sie Anfeindungen und Druck stand.
- „glaubt alles“, begegnet dem anderen ohne Misstrauen.
- „hofft alles“, für Gott und „die Liebe gibt es keine hoffnungslosen Fälle“ (Wolfgang Schrage, EKK VII/3, S. 302).
- „erduldet alles“, „hält allem stand“, auch dem Leiden und Beleidigungen.
Heftig deftig! Für uns Menschen ist eine solch gewaltige Liebe eine pure Überforderung! Aber Entwarnung: Hier ist in erster Linie von der Liebe Gottes die Rede! Denn: „Gott ist Liebe“ (1.Johannesbrief 4,8+16). Wie zeigt Gott uns seine Liebe? Gott Vater sandte seinen Sohn Jesus Christus auf diese Welt. Dieser Text über die Liebe beschreibt den Charakter von Jesus. Jesus Christus ist der Sohn Gottes, der Mensch wurde und auf diese Welt kam. Er tat nie eine Sünde. Trotzdem nahm er unsere Sünde auf sich. Er starb am Kreuz am Karfreitag im Jahr 30 n.Chr. auf dem Hügel Golgatha. Als Jesus starb, wurde auch unsere Sünde vernichtet. Gott Vater weckte seinen Sohn Jesus am dritten Tag, an Ostern, von den Toten auf, damit wir ein Leben mit Gott erhalten können. In der Bibel wird dies so ausgedrückt: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn [Jesus] hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat“ (Johannesevangelium 3,16). Was heisst glauben? Jesus vertrauen, eine Beziehung mit ihm führen, mit ihm reden im Gebet. Mit einem einfachen Gebet können wir Jesus in unser Leben einladen.
Dies ist kurz zusammengefasst das EVANGELIUM, die frohe Botschaft und gute Nachricht.
1.2 Wenn ich…
- Wenn ich „in den Sprachen der Menschen und der Engel rede, aber keine Liebe habe, so bin ich ein tönendes Erz geworden oder eine schallende Zimbel“ (1.Kor. 13,1). „In den Sprachen der Menschen […] reden“ heisst in Fremdsprachen sprechen, um anderen Menschen den christlichen Glauben zu erklären. „Die Sprachen der Engel“ wird auch „Zungenrede“ oder „Sprachengebet“ genannt: Es ist eine Gebetssprache, die der Heilige Geist einigen Christen schenkt, um innig mit Gott zu sprechen. Wahrscheinlich ist es eine Art Aramäisch. Die Zungenrede erbaut und stärkt den Gläubigen. Es ist eine intime Gebetssprache, die der Beter oft selber nicht versteht.
„…so bin ich ein tönendes Erz geworden oder eine schallende Zimbel“, eine kaputte Gitarre oder ein verstimmtes Klavier, eine Dissonanz. Geräusche, die den Ohren weh tun. Keine Harmonie. - Wenn ich „Weissagung habe und alle Geheimnisse und alle Erkenntnis weiß, und wenn ich allen Glauben habe, so dass ich Berge versetze, aber keine Liebe habe, so bin ich nichts.“ „Weissagung habe“ heisst prophetisch reden. Wenn Gott übernatürlich zu uns redet durch die Bibel, Bilder, Visionen, seine hörbare Stimme, Engel oder auf andere Weise. In einem seelsorgerlichen Gespräch zeigt Gott das eigentliche Problem, oft auch zur Überraschung des Betenden (vgl. 1.Kor. 14,24-25). „alle Geheimnisse“ bezieht sich auf die Geheimnisse des Glaubens.
„alle Erkenntnis“, die Erkenntnis von Gott oder im Glauben komplizierte Lehren verstehen. Mit heutigen Worten ausgedrückt: Wenn ich Professor der Theologie bin, alle theologischen Bücher gelesen habe und prophetische Seelsorge betreibe, aber keine Liebe habe, dann bin ich nichts und es tönt schrecklich. - Wenn ich „allen Glauben habe, so dass ich Berge versetze, aber keine Liebe habe, so bin ich nichts“ (1.Kor. 13,2b). Paulus bezieht sich hier auf ein Zitat von Jesus, der spricht: „Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so werdet ihr zu diesem Berg sagen: Hebe dich weg von hier dorthin!, und er wird sich hinwegheben. Und nichts wird euch unmöglich sein“ (Matthäusevangelium 17,20). Auch wir kennen das Sprichwort: „Ein Glaube, der Berge versetzt.“ Ein Glaube, der die grössten Wunder „hervorbringt“, aber keine Liebe hat, bewirkt, dass ich „nichts bin.“
- Wenn ich „alle meine Habe zur Speisung der Armen austeile […] aber keine Liebe habe, so nützt es mir nichts“ (1.Kor. 13,3). Moderne Beispiele: Bill Gates (Gründer von Microsoft) und Joanne K. Rowling (Autorin von Harry Potter), die einen grossen Teil ihres Vermögens in Millionen- und Milliardenbeträgen verschenkten. Auch ihnen nützt es nichts, falls sie es nicht aus Liebe taten.
- Wenn ich „meinen Leib hingebe, damit ich Ruhm gewinne“, gemeint ist der Märtyrertod durch Verbrennen auf dem Scheiterhaufen (vgl. Daniel 3,1-30). Märtyrertod heisst für sein Zeugnis an den Glauben an Jesus getötet zu werden. In Europa wird man für den Glauben nicht getötet, sondern manchmal ausgelacht. In anderen Teilen der Welt ist es anders: in islamischen und kommunistischen Ländern gibt es heute noch Christenverfolgungen! Aber auch wenn ich als Christ wegen meines Glaubens an Jesus verfolgt und getötet werde, aber selber keine Liebe habe, nützt es mir nichts!
In diesem Teil sehen wir eine Steigerung. Es wird immer extremer: Wenn ich erstens in anderen Sprachen...