Kapitel 3 Erna
Als er Erna, so hieß diese Frau, fragte, ob sie ihn heiraten möchte war sie sehr glücklich. Johann war bis dahin immer höflich und korrekt mit ihr umgegangen und sie mochte ihn aufrichtig. Er war groß und stark, er würde ein guter Beschützer sein für sie und die zukünftigen Kinder. So kam es dass die beiden heirateten. So wie es der Vater von Johann vorschlug wurde die Hochzeit in der Dorfkirche abgehalten. Die Anverwandten von Erna hatten dadurch eine Anfahrt von gut 4 Stunden. Aber es war einfach schöner wenn diese Vermählung in trauter Umgebung stattfand entschied der Vater.
Und so kam es, dass Johann auch das akzeptierte. Nach der Hochzeit bezogen Johann und Erna zunächst eine Wohnung. Johann hatte sein Ingenieurstudium beendet und war langzeitverpflichtet im Dienst der Bundeswehr tätig. Erna vollendete ihre Doktorarbeit und wie es oft so kommt, noch bevor sie das erste Vorstellungsgespräch hatte, war sie schwanger. Johann empfahl ihr das doch zu lassen mit dem arbeiten, er verdiene doch genug. Und so hörte sie auf sich um Bewerbungen zu kümmern, bzw. nahm die bereits feststehenden Termine von verschiedenen Firmen – die alle sehr positiv auf ihre Bewerbung reagiert hatten – gar nicht erst wahr. Sie genoss ihre Schwangerschaft und freute sich auf das Entstehen der neuen Familie. Johann war meist nett zu ihr. Sexuell war er zwar etwas gehemmt und nicht sehr geübt, doch war das für sie auch nicht das Wichtigste. Dann wenn er Bedürfnisse hatte war es für sie in Ordnung ihn zu befriedigen. An einem Tag im Dezember wurde dann der erste Sohn geboren. Die Geburt war sehr schwierig und die Ärzte rieten Erna evtl. auf eine weitere Schwangerschaft zu verzichten. Nur schwer erholte sie sich von den Folgen. Sie musste aufgeschnitten werden am Scheidenausgang und es war wie verhext. Die Wunde wollte partout nicht heilen. Immer wieder versuchte sie mit verschiedensten Mitteln das Ganze auf ein erträgliches Maß an Schmerzen zu reduzieren.
Ihr Arzt verschrieb ihr immer stärkere Medikamente, unter anderem auch Schlafmittel, dass sie wenigstens für Stunden Erholung erfahren konnte. Die hohe Dosierung der Medikamente wiederum führte dazu dass sie nur schwer das Kind versorgen konnte. So verbrachte das Baby viel Zeit in seinem Bett und weinte. Und Erna schlief totengleich daneben. Johann freute sich wenn er nach Hause kam und seine Frau mit dem Baby erlebte. Er war stolz. Ja, er hatte ein gesundes Kind und eine studierte Frau. Irgendwann nach einigen Monaten meldete sich sein Trieb nach körperlicher Zuneigung. Er suchte eines Nachts die Nähe zu Erna und begann sie zu küssen. Schnell wurde Erna bewusst, dass Johann nun sexuellen Kontakt wünschte. Sie hatte immer noch große Schmerzen, denn der Dammschnitt war noch immer nicht verheilt. So sagte sie ihm, dass es noch nicht der richtige Zeitpunkt wäre. Doch Johann ging nicht darauf ein. Er küsste sie weiter und holte sich das was er brauchte. Erna versuchte ihn zu stoppen. Doch war er ihr körperlich weit überlegen. So ertrug sie erschrocken den Akt der Vereinigung und weinte. Denn es tat sehr weh. Am nächsten Tag nachdem Johann zur Arbeit gegangen war, nahm sie das Kind und besuchte ihre Schwiegermutter. Sie erzählte ihr von dem vehementen Verhalten Johanns. Die Schwiegermutter zeigte kaum eine Regung und teilte Erna mit dass sie zu folgen hatte wenn Johann etwas wünschte.
Das Männer sich das nahmen was sie wollten war immer so gewesen und würde immer so sein. In Ernas Kopf erschien das erste Mal ein Fragezeichen. Wieder zuhause versuchte sie mit Sitzbädern ihre Wunde zu beruhigen. So ging die Zeit dahin. Johann arbeitete und Erna versorgte das Kind und ihre nicht verheilende Wunde. Durch den sexuellen Kontakt war diese wieder ein Stück weiter aufgerissen. Nach einigen Tagen musste sie erneut zum Arzt um sich noch stärkere Mittel zu holen. Sie verbrachte viel Zeit damit zu schlafen. Das Kind entwickelte sich ihrer Meinung nach ganz gut. Und endlich zeigten auch die Medikamente eine Wirkung. Die Entzündung ging zurück. Nach einiger Zeit konnte sie so einiges an Medikamenten weglassen, nur an die Schlaftabletten hatte sie sich gewöhnt. Und so entschied sie sich diese weiter zu nehmen. Als sie das nächste Mal mit Johann sexuellen Kontakt hatte, wurde sie wieder schwanger. Und so kam es dass das nächste Kind geboren wurde. Wobei auch hier die Geburt sehr schwierig war. Und wieder die Ärzte von einer erneuten Schwangerschaft dringend abrieten. Obwohl Erna die ganze Zeit über Schlafmittel nahm hatte es sich nicht auf das Kind ausgewirkt. Es war gesund. Nach ca. 6 Monaten zogen sie um in ein neues Haus. Das hatte Johann gekauft nachdem er Sonderprovisionen seines Arbeitgebers erhielt. Nun hatten sie einen Garten und genügend Platz, genügend Kinderzimmer. Erna zog die Kinder auf, Johann ging seiner Tätigkeit nach. Am Abend freute er sich seine Sprösslinge zu sehen Der Sohn entwickelte sich zunehmend gut. Er war zwar sehr aufmüpfig und laut, doch wusste Johann das würde sich legen wenn er ihm zeigte wie man sich zu benehmen hatte. Das zweite Kind, ein Mädchen schrie zwar sehr viel doch das störte ihn nicht weiter. Denn meistens war er ja auf Arbeit und Erna konnte das schon aushalten. Am folgenden Weihnachten als Johann mit seiner Familie zu Besuch bei den Eltern war, zeigte sich der Sohn von seiner aggressiven Seite. Er stieß die Weinflasche vom Tisch und ärgerte ununterbrochen die Katze der Großmutter. Johann ermahnte ihn wiederholt. Doch der Junge war nicht zu bändigen. Johann holte aus und gab dem Jungen eine Ohrfeige. Sofort verstummte das Kind. Erna schaute sich in der Runde um. Keiner der Erwachsenen machte den Eindruck dass hier nun etwas geschehen war was unrecht ist. Johann unterhielt sich weiter mit seinen Eltern. Der Junge kauerte in einer Ecke am Fußboden und hielt sich die Hände vors Gesicht. Erna wollte aufstehen und zu ihm gehen. Sie erhob sich vom Sofa, da sagte Johann ihr sie solle sich wieder setzen. Er hat das geregelt und jetzt ist Ruhe. Sein Ton war dabei scharf und duldete keinen Widerspruch. Erna setzte sich wieder hin. Das kleine Mädchen saß auf dem Schoß des Großvaters. Und er streichelte sie. Da klingelte das Telefon. Die Großmutter hob den Hörer ab.
Es war die Polizei. Sie sagten sie hätten eine Leiche aus dem Fluss geborgen. Und nach den Personalien nach sei das wohl die Tochter der Familie. Die Großeltern wurden gebeten zur Identifizierung ins Polizeiquartier zu kommen. Als die Großmutter den Hörer auflegte herrschte Schweigen. Emilia, die Schwester von Johann war mit 18 Jahren von zu Hause weggelaufen. Sie wurde nie gefunden. Bis heute. Und jetzt war sie tot. Es waren viele Jahre vergangen doch niemals konnte die Familie Kontakt zu ihr aufnehmen. Sie war damals wie vom Erdboden verschwunden. Erna war schockiert über das Verhalten von Johann und seinen Eltern. Sie zeigten alle kaum eine Reaktion auf diese Nachricht. Johann stand auf und sagte sie werden jetzt nach Hause gehen. Später wurden einige Details zum Tod von Emilia bekannt gegeben. Die Obduktion ergab, dass sie an einer Überdosis Drogen gestorben war. Und irgendwie muss sie in den Fluss gelangt sein und dort viele Kilometer flussabwärts getrieben sein, bis sie nahe der Stadt dann angespült wurde. Was sie die ganzen Jahre gemacht hatte würde wohl immer im Dunkel liegen. Die Zeit verging, Johann und Erna bekamen noch 2 Kinder. 2 Jungs. Im Laufe der Zeit wiederholte sich das was Johann schon in seiner Kindheit erlebt hatte. Johann zeigte seinen Kindern und Erna – den rechten Weg – und sein Erstgeborener gab es an seine Geschwister weiter. Erna nahm noch immer Schlaftabletten.
Zudem hatte sie angefangen zu trinken. Ein Gläschen Wein oder einen kleinen Cognac, es beruhigte sie. Das Mädchen saß genau wie Emilia bei ihrem Vater, aber auch bei Ihrem Großvater auf dem Schoss und wurde manchmal gestreichelt. Und wenn Erna etwas dagegen tun wollte, zeigte Johann ihr dass sein Weg der richtige ist. Und Erna schwieg. Zu müde und zu traurig war sie um etwas dagegen zu tun. Als das Mädchen ca. 10 Jahre war, sie hieß Frieda, ging Johann eines Nachts in ihr Zimmer und legte sich zu ihr ins Bett. Sie wachte auf und erschrak. Was wollte der Vater bei ihr im Bett. Johann streichelte sie. Dann bat er sie dass sie ihn streicheln sollte. Frieda machte was der Vater wollte. Nach einer Zeit ging Johann wieder zurück in sein Schlafzimmer. Erna hatte gehört wie Johann das Zimmer verließ und sie wusste genau was er jetzt tat. Sie spürte es. Doch war sie innerlich einfach zu müde – um etwas dagegen zu tun. Es folgten viele Nächte wie diese. Als Frieda 15 Jahre alt war kam sie nachmittags nicht von der Schule nach Hause. Es wurde Abend und Erna machte sich Sorgen. Johann und sie suchten die Umgebung ab, telefonierten mit den wenigen Freundinnen der Tochter. Niemand wusste etwas. Am nächsten Morgen kam der Anruf der Polizei. Frieda war gefunden worden. Spaziergänger hatten sie im Wald entdeckt. Sie hing an einem Baum. Und sie war tot. Sie hatte sich selbst erhängt.
Erna brach nach diesem Vorfall vollkommen zusammen. Sie konnte nicht mehr funktionieren. Sie erkannte was das Verhalten von Johann und seinem Vater bei ihrer Tochter angerichtet hatte. Sie wählte den Weg des...