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E-Book

Jurawandern

Von der Lägern bei Zürich zur Rhoneklus bei Genf

AutorPhilipp Bachmann
VerlagRotpunktverlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl304 Seiten
ISBN9783858697165
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Der Jura ist eine andere Welt: Geografisch, kulturell und politisch hebt er sich deutlich von der übrigen Schweiz ab. Der Jura ist unbekannt: Die meisten kennen nur bestimmte Ausschnitte des Jurabogens. Der Jura wird unterschätzt - zum Glück: Landschaftlich und historisch weniger spektakulär als die Alpen, sind die großartigen Juralandschaften bisher weitgehend vom Massentourismus verschont geblieben. Die Weitwanderung führt gemächlich und auf angenehmen Wegen durch den ganzen Jura von Dielsdorf bei Zürich bis zur Rhoneklus bei Genf. 22 Etappen und viele Wegvarianten, Routenskizzen und Übersichtskarte, Gute Adressen für Übernachtung und Verpflegung, Quereinstiege und Überbrückungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln Vertiefende Hintergrundinformationen zu Land und Leuten

Philipp Bachmann, geboren 1950, ist Geograf und Wanderbuchautor. Im Rotpunktverlag zuletzt Mitten durchs Mittelland (2013).

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Leseprobe

Etappe 1


Über die Lägern


Von Dielsdorf nach Baden


Zum Auftakt unserer Jurawanderung bietet der scharfe Lägerngrat ein richtiges Bergerlebnis, wobei die zu überwindende Höhendifferenz durchaus im Jura-Rahmen bleibt. Am Schluss der Tour genießen wir den Blick auf die alte Bäderstadt an der Limmat.

 

Blick vom Lägerngrat auf Wettingen.

 

Wanderzeiten

Dielsdorf – Regensberg0 h 40
Regensberg – Hochwacht1 h
Hochwacht – Burghorn0 h 50
Burghorn – Baden1 h 30
Totale Wanderzeit4 h
Höhendifferenz 430 m, 480 m
Distanz12 km

Sehenswertes

A Städtchen und Schloss Regensberg

B Aussicht Hochwacht und Burghorn

C Altstadt von Baden

Charakter

Attraktive Gratwanderung, zum Schluss ein ausgesetzter
Felsweg.

Varianten

Mit dem Bus von Dielsdorf nach Regensberg hinauffahren.

Im Lägernsattel nach rechts dem Jurahöhenweg Nr. 5 folgen und damit den scharfen Lägerngrat nördlich umgehen; beim Schloss Schartenfels stößt die Variante wieder auf die Normalroute.

Schwierigkeiten

Der letzte westliche Abschnitt des Lägerngrats (ab Lägernsattel) ist recht ausgesetzt (T3 auf der SAC-Skala) und für schwindelanfällige Personen nicht geeignet.

Besonderes

Thermalbäder in Baden.

Öffentlicher Verkehr

Dielsdorf: Mit der S15 von/nach Zürich-Hauptbahnhof (ev. in Oberglatt umsteigen)

Regensberg: Bus nach Dielsdorf und weiter mit dem Zug nach Zürich

Baden: Züge nach Zürich, Brugg, Aarau, Olten, Basel, Koblenz, Zurzach sowie Busse in die umliegenden Dörfer

Unterkunft und Verpflegung

Dielsdorf

Hotel-Restaurant Löwen (Restaurant Sa bis 18 Uhr und So geschl.), DZ Fr. 200, Tel. 044 855 61 61, www.loewen-dielsdorf.ch

Hotel-Restaurant Bienengarten (So–Fr ab 11 Uhr geöffnet, Sa ab 18 Uhr), DZ Fr. 140, Tel. 044 853 12 17, www.bienengarten-dielsdorf.ch

Restaurant/Lounge Türmli (nur mittags und abends geöffnet, So geschl.), Tel. 043 422 01 40

Regensberg

Gasthaus Krone, Tel. 044 855 20 20

Restaurant Löwen (Mo/Di geschl.), Tel. 043 538 20 95

Guesthouse Engelfrid, DZF ab Fr. 220, Tel. 044 853 10 13, www.rote-rose.ch

Lägern

Restaurant Hochwacht (Mo geschl., werktags ab 11 Uhr geöffnet), Tel. 044 853 11 48

Restaurant Schloss Schartenfels (Di geschl.), Tel. 056 426 19 27

Baden

9 Hotels und zahlreiche Restaurants; Infos unter: www.baden.ch

Jugendherberge, Kanalstrasse 7, Tel. 056 221 67 36, www.youthhostel.ch/baden

Information

www.zueri-unterland.ch

www.baden.ch

1:50’000
215T Baden

1:25’000
1070 Baden, 1071 Bülach

Dielsdorf.
Am Bahnhof von Dielsdorf wartet bereits der Bus nach Regensberg. Doch wir widerstehen der Versuchung und lassen das öffentliche Fahrzeug ohne uns entschwinden. Wie an allen Schweizer Bahnhöfen steht auch hier ein gelber Wanderwegweiser. Darauf entdecken wir schon sämtliche Tagesziele bis Baden sowie eine weiße 5 auf hellgrünem Hintergrund, welche die Nationale Route des Jurahöhenwegs bezeichnet. Mit den gelben und den grünen Wegmarkierungen sind wir auf unserer ersten Etappe also doppelt gesichert. Hinzu kommt noch ein blauer Planetenweg, der sich aber nicht immer an unsere Route hält.

So nehmen wir denn die Fährte der gelben Rhomben und grünen Quadrate mit der 5 auf – die alten gelb-roten Markierungen des Jurahöhenwegs wurden vor einigen Jahren übermalt – und durchqueren den alten Dorfkern von Dielsdorf, bestaunen die sauber renovierten Riegelhäuser und verpassen beinahe die Abzweigung zum Aufstieg nach Regensberg. Vielleicht ist unser Blick auf die gelben Rhomben doch noch nicht richtig geschärft.

Ziemlich steil geht es nun hinauf zum östlichsten Kettenjuraberg. Linker Hand begleitet uns ein Rebhang, rechter Hand – hinter einer Hecke versteckt – ein tiefer Steinbruch. Hier werden Quader und Platten für den Gartenbau aus den anstehenden Kalkschichten herausgebrochen, womit der Beweis, dass wir uns geologisch im Jura befinden, erbracht wäre. Etwas weiter oben sind die Kalkbänder auch auf der linken Wegseite zu sehen, und zwar als schräg ansteigende, harte Gesteinsschichten. Parallel zu diesen Steinplatten steigen wir bergan, bis wir unverhofft am Eingangstor zum Städtchen Regensberg stehen. Vor uns das Mittelalter pur. Zwei Häuserzeilen, dazwischen ein großer Platz mit Kopfsteinpflaster, ein zwölfeckiger Brunnen, ein runder Wehrturm, eine Kirche, noch ein Brunnen mit einem Deckel und eine Kanone, die ziemlich genau auf uns zielt.

Burg und Städtchen Regensberg.

Das Städtchen Regensberg – ein rascher Aufstieg und ein anhaltender Niedergang

Das Städtchen Regensberg hat seinen mittelalterlichen Charme bis heute bewahrt.

Um 1240 bis 1245 erbaute Freiherr Lütold von Regensberg, dem die alte Burg am Katzensee vielleicht zu feucht oder zu schutzlos geworden war, einen runden Wehrturm auf dem östlichsten Felssporn der Lägern. Der massive Turm überstand in den folgenden Jahrhunderten jegliche feindlichen Angriffe und Großbrände. Nur das Spitzhelmdach fiel 1766 einem Blitzschlag zum Opfer.

Mit der Burg errichtete der Freiherr auch ein kleines, gut befestigtes Städtchen. Daneben besaßen die Regensberger im 13. Jahrhundert noch drei weitere Burgen und zwei Klöster im Umkreis von Zürich. Dies gefiel der aufstrebenden Stadt am Seeende allerdings gar nicht. Die Zürcher fühlten sich umzingelt. So kam ihnen ein blutiger Erbstreit unter den Regensberger Freiherrn, die mittlerweile zu Grafen aufgestiegen waren, gerade recht. Der kostspielige Bruderstreit führte zum wirtschaftlichen Niedergang des Adelsgeschlechts und zwang die Regensberger zur Verpfändung und schließlich im Jahr 1302 zum Verkauf von Stadt und Schloss an die Habsburger. Doch auch die Österreicher gerieten in Geldnot und verpfändeten die Regensberger Territorien nach und nach an die Stadt Zürich, welche schließlich Stadt und Schloss Regensberg kaufte und 1417 einen Landvogt einsetzte. Die Herrschaft der Stadt Zürich über das Zürcher Unterland blieb danach bis zum Einmarsch der Franzosen 1798 bestehen.

Im 19. und 20. Jahrhundert nahm die Bevölkerung im Talboden dank Eisenbahnbau und Industrialisierung rasch zu, während die Einwohnerzahl des pittoresken Städtchens auf dem Lägernsporn bei rund 500 stagnierte. Heute leben im vormals gleich großen Dielsdorf 6000 Menschen, in Regensberg noch 485 oder gleich viele wie im Jahr 1888. Diese ungleiche Bevölkerungsentwicklung hatte auch administrative Auswirkungen: Seit 1871 ist nicht mehr Regensberg, sondern Dielsdorf Hauptort des gleichnamigen Bezirks.

Wir gehen rasch aus der Schusslinie und schauen uns den Deckel-Brunnen genauer an. Dabei handelt es sich um einen 57 Meter tiefen Schacht, der gemäß Inschrift um 1245 in mehrjähriger Handarbeit aus dem Kalkfelsen herausgehauen, bis 1632 als Sodbrunnen genutzt, danach mit Abfall gefüllt und 1960 wieder ausgeräumt wurde. Es sei der tiefste Ziehbrunnen der Schweiz. Andere Inschriften relativieren und sprechen von einem der tiefsten Brunnen in unserem Land. Wer sich vom Ausmaß des Regensberger Sodbrunnens überzeugen möchte, darf dies allerdings nicht physikalisch mit einem hinunterfallenden Stein überprüfen – dies ist ausdrücklich verboten und wird erst noch mit einem engmaschigen Gitter verhindert – sondern nur mit eigenem Augenschein einschätzen, wozu ein Lichtschalter betätigt werden kann, der mit einem Einfränkler ausgelöst wird. Da wir unsere Frankenstücke aber für die Besteigung des Wehrturms sparen wollen, müssen wir auf den Lichtschein im Sodbrunnen verzichten.

Nachdem wir das Panorama vom runden Wehrturm auf das grüne Umland und die weiß verzierten Glarner und Innerschweizer Alpen ausgiebig gewürdigt haben, verlassen wir das...

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