Prolog
Mein Name ist Ute Wilhelms, ich lebe mit meinem Mann Olaf und unseren zwei Hunden in einer kleinen Stadt in Niedersachsen. Meine beiden Kinder sind mittlerweile erwachsen und gehen ihre eigenen, interessanten Wege.
Mittlerweile übe ich seit mehr als dreizehn Jahren den Beruf der Reittherapeutin aus. Von meinem Grundberuf bin ich examinierte Krankenschwester, in der Zwischenzeit habe ich noch diverse Zusatzausbildungen, wie den Heilpraktiker für Psychotherapie, den Centered Riding Instruktor u.v.a. (siehe Vita) absolviert. Seit zwei Jahren bin ich eine von zwei Geschäftsführerinnen und Teilhaberin eines ambulanten psychiatrischen Fachpflegedienstes, dem Kentaurus Fachpflegedienst.
Nachdem ich 1988 meine Ausbildung im Peiner Krankenhaus beendet hatte, dachte ich darüber nach, wie ich meinen Wunsch, Reittherapeutin zu werden, realisieren könnte. Zur damaligen Zeit gab es jedoch kaum Ausbildungsinstitute und die Anforderungen waren für mich als Berufs- und Reitanfängerin kaum zu bewältigen.
Ich heiratete, bekam zwei zauberhafte Kinder und schob meinen Wunsch zunächst in den Hintergrund. Jedoch ließ er mich nie ganz los und die Samen, die in mein Unterbewusstsein gepflanzt wurden, trugen nach ungefähr vierzehn Jahren Früchte. Mittlerweile hatte sich viel verändert, in meinem persönlichen Umfeld und auch was die Ausbildungen betraf. Somit absolvierte ich 2002 die Ausbildung zur Reittherapeutin am Plennschützer Institut, an dem ich heute als Dozentin tätig bin.
Schon zu Beginn meiner Ausbildung bekam ich die Chance auf einem Therapiehof reittherapeutisch tätig zu werden. Ich arbeitete dort freiberuflich, während meine Haupttätigkeit die Arbeit als Krankenschwester in einer Dialysepraxis war.
Mein Traum war es jedoch mich ganz der Reittherapie zu widmen und so kündigte ich meine feste Stellung und ließ mich für wesentlich weniger Gehalt und Sicherheiten auf dem Therapiehof einstellen. Mein Traumjob entwickelte sich jedoch sehr schnell zum Alptraum. Es war Winter und wir hatten Temperaturen von durchschnittlich minus zwölf bis minus achtzehn Grad Celsius. Die Reithalle war an den Außenwänden nicht geschlossen und so zog der eisige Wind durch jede Pore meines Körpers. Obwohl ich mit Thermohose und Daunenjacke sehr gut ausgestattet war, erinnere ich mich nicht daran, jemals wieder so gefroren zu haben. Ich ging in den Stall um die Pferdeboxen zu misten, damit mir durch die Bewegung warm wurde. Die Eltern hatten ihre Kinder inzwischen wegen der schneidenden Kälte vom Voltigier- und Reitunterricht abgemeldet.
Jeden Tag bekam ich von der Dame in der Buchhaltung zu hören, dass, wenn nicht mehr Kunden kämen, sie mich noch in der Probezeit entlassen müssten.
Ich fuhr los und verteilte Flyer. Ich korrigierte die verrittenen Schulpferde und mistete Boxen aus. Leider alles ohne Erfolg. Die Kunden und Patienten blieben aus und meine Arbeit brachte kein Geld in das Unternehmen.
So dauerte mein festes Arbeitsverhältnis, als Reittherapeutin und -lehrerin, nur zwei Monate. Danach stand ein Banktermin für den Therapiehof an. Der kurz vor der Insolvenz stehende Betrieb musste mich entlassen.
Trotzdem hatte ich dort die Gelegenheit meine ersten Schritte als Reittherapeutin zu gehen. Darüber bin ich sehr dankbar.
Um nicht arbeitslos zu sein, nahm ich zunächst eine Stelle in einem ambulanten Pflegedienst an.
Später wechselte ich in ein psychiatrisches Wohnheim, in dem ich über Projekte, die vom Landesamt für Familie und Soziales gefördert wurden, reittherapeutische Gruppen anbot. Endlich hatte ich mein Ziel erreicht.
Im weiteren Verlauf meines Berufslebens baute ich in meiner ehemaligen Firma einen ambulanten psychiatrischen Fachpflegedienst auf. Dabei bot ich für unsere Klienten pferdegestützte Therapie an. Die Erfolge waren umwerfend, sodass Psychiater und Psychotherapeuten, mit denen ich eng zusammenarbeitete, begeistert waren. Im Jahr 2012 löste ich mich von meiner ehemaligen Firma und wagte den Schritt in die Selbstständigkeit.
Mein ganzes Leben lang bewegte ich mich im Kreise der Pferde. Mein Traum war es immer, mit diesen edlen Tieren zu arbeiten, Menschen durch deren bloße Anwesenheit und ihre Authentizität zu helfen. Aber genauso wichtig war es für mich mit diesen Tieren zu leben, zu kommunizieren und reiterlich mit ihnen zu einer Einheit zu verschmelzen. Dabei hatte ich stets das Bild eines Kentaurs vor mir, der mir versinnbildlichte, wie ein vollkommenes Reiterpaar für mich aussehen sollte.
Während meiner Arbeit mit den Pferden und meinen beiden Hunden entdeckte ich immer wieder Phänomene, die mit gewöhnlicher Kommunikation nicht zu erklären waren. Immer mehr war ich der Überzeugung, dass es sich bei dem intensiven Kontakt mit den Tieren, um eine geistige Verbindung handeln musste.
Während ich zunächst vorhatte, in meinem Buch, hauptsächlich die geistige Verbindung zwischen Pferd und ReiterIn herauszufiltern und zu beschreiben, so wurde ich, bedingt durch einen relativ schweren Reitunfall, dazu gebracht noch mehr als zuvor, meinen Hunden zuzuhören. Dadurch veränderte sich der Schwerpunkt von Pferden, auf Pferde und Hunde gleichermaßen. Ich will damit nicht sagen, dass ich meinen Hunden zuvor nicht zugehört hätte, doch bedingt durch meine Verletzung, verlegte sich in einer Phase von ca. einem halben Jahr, der Schwerpunkt meiner Arbeit in der Therapie auf die Unterstützung mit meinen Hunden. Diese waren zum Zeitpunkt meines Handicaps für mich leichter zu handeln, als die doch mehrere hundert Kilo schweren Pferde.
Um meinen Traum zu verwirklichen, musste ich viele notwendige Umwege gehen, die ich in diesem Buch beschreiben werde. Über meine Kreativität, die mich unter anderem zur Autorin und Sängerin machte, lernte ich den Zugang zu meinen Gefühlen kennen, um dann Schritt für Schritt meinem eigentlichen Ziel zu folgen.
Doch zunächst möchte ich Ihnen mein Hunde-Team vorstellen:
Da wäre zunächst einmal Q.C. mein schokoladenbrauner Labradorrüde. Er ist im Jahr 2005 geboren. Ein absolut verschmuster, schon fast ein bisschen distanzloser Hund. Er liebt alle Menschen, hat noch nie in seinem Leben etwas Schlechtes erlebt und ist absolut verfressen, ein typischer Labbi eben. Was außerdem ebenso rassetypisch ist und mich so manches Mal zur Verzweiflung gebracht hat, ist seine große Vorliebe für Wasser. Wenn er im Sommer in Seen springt, ist das für mich nie ein Problem. Sind allerdings sämtliche Gräben ausgetrocknet und nur noch stinkender Moder und faulige Pfützen übrig, lässt es sich Q.C auch nicht nehmen, sich dort eine Abkühlung zu suchen. Hilflos muss ich dann zusehen, wie sich mein Hund in ein Erdferkel verwandelt, denn mein Rufen ignorierte er. Auch im Herbst oder Winter lässt sich Q.C. nicht davon abhalten ins Wasser zu springen. An diesen Tagen steht selten die wärmende Sonne am Himmel, sodass ich dann den tropfnassen Hund im Auto transportieren muss. Dadurch bleibt ihm nichts anderes übrig, als nass bis auf die Haut, seinen Therapietag zu verbringen, ohne dass ich die Möglichkeit habe, für ein warmes Plätzchen zu sorgen. Erkältet hat er sich seltsamerweise nie.
Nachdem Q.C. sehr krank wurde, bereicherte ein weiterer Hund unserer Privatleben und meinen Therapiealltag. Pauline, eine Weimaraner Hündin, die – wie sich später herausstellte – das genaue Gegenteil von ihrem Rudelbruder Q.C. ist. Pauline ist ein typisches Mädchen. Sie wickelt einen mit zurückhaltendem Charme um den Finger, versucht aber auf ihre Art und Weise genauso zum Ziel zu kommen, wie ihr schokoladenbrauner Kumpel. Pauline ist Fremden gegenüber sehr zurückhaltend, was rassetypisch ist. Hat sie jemanden ins Herz geschlossen, ist sie auch anhänglich und schmusig. Im Gegenteil zu Q.C. benötigt sie eine Kennenlernphase.
Pauline ist sehr sensibel und unterordnungsbereit, wenn sie ihren Besitzer als Rudelführer akzeptiert.
Weimaraner benötigen eine sehr konsequente Erziehung, damit sie zu gehorsamen Hunden aufwachsen können. Es gibt viele Hunde dieser Rasse, die ihr Leben im Tierheim fristen, weil ihre Besitzer mit ihnen überfordert waren. Da ich mich schon früh über diese Rasse informierte und genau wusste, was auf mich zukam, hatte ich mich bewusst für Pauline entschieden. Diese Hunderasse passte genau zu meinen Vorstellungen. Gemeinsam mit Q.C. genoss sie die nötigen Spielstunden und wurde von ihrem Ziehvater auch schon mal in ihre Schranken gewiesen.
Mittlerweile ist Pauline über ein Jahr alt und gehorcht sehr gut. Sie lässt sich sogar von Rehen und Hasen abrufen, was für einen Vollblutjagdhund schon phänomenal ist.
Und nun zu meiner Pferdeherde
Kenja ist die älteste Stute in meiner Herde. Sie ist ein Schimmel und man nennt die Rasse Andalusier. Mit ihr hatte ich vor ungefähr dreizehn Jahren begonnen, die ersten reittherapeutischen Einheiten zu absolvieren. Kenja war damals seit drei Wochen in Deutschland, als ich sie kaufte. Sie kam ursprünglich aus Spanien und hatte immer den Hauch von etwas Wildem, Ängstlichen, einerseits Introvertierten aber auch gleichzeitig Extrovertierten, welches ich nie ganz ergründen, geschweige denn beschreiben konnte. Man würde es wohl als vielschichtigen Charakter bezeichnen. Kenja ist so etwas wie die Mutter von allen, von den Pferden, von den Patienten und auch von meiner Kollegin Nicole Meyne und mir. Sie wirkt so unendlich weise. Mit ihren mittlerweile siebzehn Jahren hat sie ja auch schon eine ganze Menge erlebt. Sie ist so etwas wie eine graue Eminenz. Nicole reitet sie seit ca. drei Jahren. Die beiden sind ein sehr gutes Team geworden.
Samurai lebt seit zwölf Jahren mit Kenja zusammen und ist das erste...