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E-Book

Kleine Veganer-Bibel

AutorSarah Schocke
VerlagGoldmann
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl320 Seiten
ISBN9783641107222
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Jetzt für kurze Zeit zum Kennenlernpreis
Natalie Portman, Chris Martin, Carl Lewis ... Sie alle tun es, sind bekennende Veganer. Nicht asketisch, sondern ganz undogmatisch und lustbetont - in Harmonie mit sich und der Umwelt. Dabei ist vegan mehr als nur pflanzenbasierte Ernährung. Die Frage nach einer veganen Lebensweise durchdringt alle Bereiche: Kleidung, Kosmetik, Medikamente, Putzmittel, Haustierhaltung und viele mehr. Sarah Schocke bietet fundiertes Hintergrundwissen, einfache Basis-Rezepte und zeigt uns die Tücken des veganen Alltags. Womit ersetze ich Ei und Sahne? Welche Eisen-Quellen gibt es außer Fleisch? In welchen Klebern ist Knochenleim? Was macht die Gelatine auf meinen Fotos? Ein praktischer Leitfaden durch den veganen Alltagsdschungel. Liebevoll gestaltet und mit zahlreichen köstlichen Rezepten.

Sarah Schocke studierte Ökotrophologie. Als Redakteurin bei einem renommierten deutschen Ratgeberverlag betreute sie mehrere Jahre Bücher zum Thema gesunde Ernährung, bevor sie sich als Fachjournalistin und Buchautorin mit dem Schwerpunkt Ernährung und Genussküche selbstständig machte.

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Leseprobe

Vorurteil Nr. 2: Veganer wollen die Welt retten und fühlen sich als bessere Menschen.

Die Umfrage innerhalb meines Freundeskreises hat ergeben, dass viele Veganismus mit Verzicht, Dogmatismus, Einschränkungen und Genussfeindlichkeit assoziieren: »Vegan ist vegetarisch für ganz Harte.« Einige wenige verbanden mit Veganismus auch Gesundheit, Verantwortung oder Tierschutz. Welche Auslöser gibt es, die Menschen dazu bringen, plötzlich oder auch nach und nach vegan zu leben?

Jan Bredack kennt verschiedene Motive: »Es gibt unterschiedlichste Gründe, die zum Umdenken führen. Ich habe schon viele, viele, viele Kunden bei uns erlebt: Bei dem einen ist es eine Krankheit oder der Verlust eines Familienangehörigen, das ist der schlimmste Fall, bei dem anderen ist es eine Allergie, eine Reise nach Afrika und bei wieder einem anderen eine Reportage zur Abholzung des Regenwalds oder, oder, oder … Das muss jetzt gar nichts mit Veganismus zu tun haben, aber dann fangen sie an, von irgendwo den Faden aufzunehmen und drüber nachzudenken. Und unweigerlich kommen die irgendwann an den Punkt, und dann fangen die an, eine Lösung zu suchen. Und die Lösung ist da, und die ist da, ohne dass ich mich verbiegen muss, ohne dass ich asketisch werden muss.

Das Schlimme ist: Den meisten – und da war ich selber einer –, denen ist es egal, ob in Afrika jemand gestorben ist und warum der gestorben ist. Das hat man zwar jeden Tag irgendwo irgendwie gehört, aber richtig beschäftigt habe ich mich damit nicht. Das war weit weg. Und die Leute, die drauf aufmerksam gemacht haben, die habe ich als Spinner abgetan.«

Nachdenken also als Schlüssel zum Umdenken. Und von irgendwoher kommt der Anstupser.

Sohra Behmanesh ist nicht den Tieren zuliebe vegan geworden: »Ich bin gar nicht tierlieb. Ich kann mit Tieren ganz wenig anfangen. Natürlich habe ich langsam ein neues Bewusstsein den Tieren gegenüber, aber damals fand ich Tiere langweilig – man kann sich mit denen nicht unterhalten und so –, nichts lag mir ferner, als mich als ›tierlieb‹ zu bezeichnen. Trotzdem war das kein Grund für mich, Tiere zu essen. Dass ich vegan lebe, ist eine klare politische Entscheidung, aber die hat deswegen nicht weniger Gewicht. Ich kam aus der Menschenrechtsbewegung zum Veganismus. Ich bin vegan geworden, nachdem ich mich für die Grünen politisch engagiert habe, und dann kam der Kosovo-Einsatz. Ich war höchst empört, dass meine pazifistische Partei den Kriegseinsatz unterstützt hat. Ich habe mich damals sehr definiert über Anti-Gewalt und Anti-Militär. Zu dem Zeitpunkt habe ich mir zufällig eine CD gekauft von einer Band, von der ich nicht wusste, dass es eine vegane Band ist. Die haben in ihrem Booklet einen veganen Katalog propagiert, in dem stand: ›We encourage a nonviolent lifestyle …‹, blablabla. Und ich dachte: ›Was meinen die denn jetzt? Was soll denn Gewalt mit meiner Ernährung zu tun haben?‹ Das hat mich sehr beschäftigt, weil ich mich zu dem Zeitpunkt stark dem Thema ›Gewaltlosigkeit‹ verschrieben hatte. Und da dachte ich: ›Krass! Das war mir bisher nicht klar.‹ Also, ich wusste von Massentierhaltung, und ich war damit nicht einverstanden, aber dass mir die Connection aufgefallen ist, dass, wenn ich gegen Gewalt gegen Menschen bin, das auch die Gewalt gegen Tiere implizieren muss, weil es strukturell die gleiche Gewalt ist, das war mir bis dahin einfach nicht bewusst. Als mir das bewusst wurde, habe ich aufgehört, Fleisch zu essen, und bin kurz darauf vegan geworden.«

»Die Kuh gibt ja eh Milch«

»Könntest du dir vorstellen, vegan zu leben?«, lautete eine der Fragen, die ich in einer liebevollen Massenmail an alle meine Freunde rausgehauen habe. Die Antworten waren überraschend und zahlreich. Heißt das, dass mich meine Freunde lieb haben oder dass das Thema irgendwie interessant ist? Ein dickes Dankeschön an alle, die aus dem einen oder anderen Grund mitgemacht haben!

Viele (hätte ich gar nicht erwartet) erklärten, sie können es sich vorstellen, vegetarisch zu leben. Einige sagten sogar, sie könnten sich ein veganes Essverhalten vorstellen, möchten jedoch nicht komplett vegan leben. Manche konnten sich vegan auch überhaupt nicht vorstellen. Einige hielten eine vegane Ernährungsweise für überflüssig, da Hühner »ja ohnehin Eier legten« und Kühe »ja eh Milch gäben«. Der Großteil meiner Freunde, die diese Mail erreichte, sind Akademiker. Einige von ihnen sind auf dem Land aufgewachsen.

Ich muss sagen, ich war ein wenig erschüttert – »Die Kuh gibt ja eh Milch« … Mein omnivorer Freund, studierter Ernährungswissenschaftler, Stadtkind, er arbeitet in der Lebensmittelbranche, sagt dazu: »Wir haben uns zu weit von Lebensmitteln und deren Entstehung entfernt. Viele Menschen wissen nicht mehr, wie ihr täglich Brot produziert wird. Im Regal liegen immer verfügbare abstrakte Produkte. Es gibt immer alles. So wie es im Supermarkt keine Saison mehr gibt (auch im Dezember gibt es Erdbeeren, allerdings aus Chile), haben Waren keinen Ursprung mehr. Die Menschen können da nichts für. Sie wissen es nicht besser.«

Also denken heute aufwachsende Kinder nicht nur, dass die Kuh lila ist, sondern dass sie auch immer Milch gibt, die einfach da ist, und wir Menschen verwerten die halt. Und das denken nicht nur Kinder, sondern auch ein Teil meiner (erwachsenen) Freunde. Hab ich das vielleicht auch mal gedacht?

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Der Hormonhaushalt der Kuh

Prolaktin ist das Milchbildungshormon. Die ständige Angabe von Prolaktin sorgt für fortdauernde Milchbildung und wird durch Melk- oder Saugreiz immer wieder angeregt. Progesteron ist ein Hormon, das für die Trächtigkeit verantwortlich ist, und hemmt die Prolaktinausschüttung. Daher kommt es im Laufe der Trächtigkeit allmählich zu einem Rückgang der Milchleistung. Kurz vor dem Abkalben wird kein Progesteron mehr gebildet. Durch die Ausschüttung von Prolaktin kann nun die Milchbildung starten.

Das Hormon Oxytocin wird auch »Milchentleerungshormon« genannt und sorgt dafür, dass die Milch ins Euter einschießt. Stimuliert man das Euter durch mechanische Reize wie Reinigung und Anmelken oder Saugen des Kalbes, wird Oxytocin freigesetzt, und die Milch schießt ins Euter ein. Oxytocin wird durch Adrenalin gehemmt. Wenn die Kuh also durch Lärm oder Schmerz gestresst ist, wird Adrenalin ausgeschüttet, was die Melkbereitschaft blockiert. (Education Group GmbH 2013)

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Und die Hühner? Das stimmt, die legen ohnehin Eier – die weiblichen Hühner. Die männlichen heißen »Hahn« oder »Gockel«, stolzieren mit stolzgeschwellter Brust über den Hof, steigen auf den Mist und läuten mit ihrem Gekrächze morgens um fünf den neuen Tag ein. Zumindest war das in meiner Kindheit in unserem Dorf so. Und das war weder idyllisch noch romantisch, sondern schlicht nervig. Zumindest für Teenager. Allerdings gab es da nur einen Hahn und etwa dreißig Hühner auf dem einen Bauernhof, von dem ich spreche. Wenn es bei den Hühnern so funktioniert wie bei den Menschen, müsste doch eigentlich ein kleines Hähnchen nicht nur in jedem siebten, sondern in jedem zweiten Ei sein. Wo sind denn die ganzen Hähne? Diese Überlegung kann einen schon stutzig machen, wenn man zum ersten Mal über das ganze Thema nachdenkt.

Bei Hühnern gibt es zwei Nutzungsarten: Die einen sind spezialisiert aufs Eierlegen, und die legen ganz viele schöne Eier. Dann gibt es Federvieh, das darauf spezialisiert ist, schön dick zu werden, damit es auf dem Grill eine gute Figur macht. Die Schwestern vom Grillhähnchen legen nur kleine Eier, und an den Brüdern von Eierhühnchen ist meist nichts dran, was einen an die Grillbude locken würde. So wird also aus »ökonomischer« Sicht immer ein großer Teil »Ausschuss« produziert, den zu füttern sich nicht lohnt …

Warum erzähle ich das? Um zu erklären, warum Veganer auch auf Milch, Milchprodukte und Eier verzichten. Veganern geht es aber nicht nur darum, keine Tiere zu töten, sondern sie sollen auch nicht ausgenutzt werden. Tiere sollen Pausen bekommen, wenn ihnen nicht nach Eierlegen ist, sie sollen Milch für ihre Kälber geben und aufhören, wenn diese keine Milch mehr benötigen. Veganer möchten, dass der Mensch Tiere als Lebewesen behandelt und nicht als Maschinen. Veganer sind gegen Massentierhaltung und für Respekt und liebevollen Umgang miteinander und auch mit den Tieren.

Die meisten Veganer, die ich für Gespräche traf, haben früher gern und oft Fleisch gegessen. Aber heute verzichten sie darauf – »aus ethischen Gründen«. Ethik ist ein grundlegender Bestandteil des Veganismus. Und um Veganer und ihre Beweggründe zu verstehen, möchte ich Ihnen gern ein bisschen Hintergrundwissen vermitteln.

Jetzt geht’s um die Wurst

Wurst wird aus Tieren hergestellt, meistens Rindern, Schweinen oder Puten, manchmal auch Lamm, Reh, Wildschwein, Schaf oder Pferd. Und – andere Länder, andere Sitten – diese Liste kann verlängert werden, je nachdem, wo man sich in der Welt befindet.

In der Regel werden die Tiere, aus denen Wurst und andere Konsumgüter hergestellt werden, nicht totgestreichelt. Um ethische Gründe für Veganismus zu erläutern, muss ich auf Themen eingehen, die nicht sonderlich schön sind. Einige ahnen vielleicht etwas, haben es bewusst verdrängt oder sich einfach noch nie Gedanken zu dem Thema gemacht: Wo kommt eigentlich mein Essen her? Meiner Meinung nach gibt es in dem Bereich starke Defizite, was die Aufklärung anbelangt, die schon in Kindergarten und...

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