Herkunft und Karrierebeginn von Arthur Friedenreich
Von 1914- 1930 spielte Arthur Friedenreich in der brasilianischen Nationalmannschaft.
Herkunft und Karrierebeginn von Arthur Friedenreich
Arthur Friedenreich wuchs im Stadtteil Luz von Sao Paulo heran. Sein Vater hieß Oscar Friedenreich und war von Beruf Kaufmann. Er wurde als Sohn eines deutschen Emigranten aus Dahme im südbrasilianischen Blumenau geboren. Die Mutter von Arthur hieß Matilde und war von Beruf Wäscherin, ihre Hautfarbe war dunkel. Zur damaligen Zeit war es nicht üblich, als „Bambini“ zum Fußball zu kommen. Arthur Friedenreich fand erst als Zehnjähriger durch den Sportunterricht an einer Privatschule in Sao Paulo zum Fußball.
Nur der einflussreiche, aus der Oberschicht stammende Vater ermöglichte Arthur Friedenreich den Zugang zum Fußball. Auch in Brasilien war dieser Sport anfangs nur für die Oberschicht reserviert.
1909 durfte er als Deutschbrasilianer dem SC Germania betreten, einem Verein in Sao Paulo. Dieser Club wurde von Hans Nobling für deutschstämmige Spieler gegründet.
Nach der Kriegserklärung 1942 von Deutschland an Brasilien wurde er in Esporte Clube Pinheiros umbenannt.
In diesem Verein wurde Arthur Friedenreich besonders von Hermann Friese gefördert, einer der bekanntesten Sportler in Brasilien zu dieser Zeit.
Aufgrund seiner mütterlicher Abstammung hatte er wegen des herrschenden Rassismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein schweres Leben in Brasilien.
Beispielsweise wurden Fouls an nicht-weißen Spielern von vielen Schiedsrichtern einfach nicht gepfiffen. Arthur Friedenreich wurde dadurch sehr oft unfair attackiert, und die Fouls nicht gepfiffen. Aber genau aufgrund dieser Tatsache entwickelte er sich vermutlich zum weitbesten Spieler. Arthur Friedenreich „erfand“ hierdurch legendäre und zur damaligen Zeit perfekte Körpertäuschungen, und konnte damit vielen unfairen Gegnern mit Ball entkommen. Seine einzigartige Schnelligkeit für einen Fußballer dieser Zeit unterstützte ihn zusätzlich dabei.
Einer Legende zufolge erfand Friedenreich die Körpertäuschung, als er sich beim Straßenkick, erschreckt durch ein schnell heranfahrendes Auto, mit dem Ball am Fuß um die eigene Achse drehte, zur Seite sprintete und so erfolgreich dem Gefahrenbereich entkam. Später probierte der Angreifer dieselbe Bewegung mit großem Erfolg an seinen Gegenspielern aus. Die Körpertäuschung, die heute im technischen Repertoire eines jeden guten Fußballers liegt, war geboren.
Weiterhin gilt Friedenreich als Erfinder des Effetschusses im Fußball. Er soll als Erster bewusst diese Technik angewendet haben, um den Ball in einer Art und Weise zu schießen, dass die Flugbahn für den Torwart nur noch schwer zu berechnen war. Aufgrund der veränderten Luftzirkulation fliegt der Ball nämlich auf einer schiefen und bogenförmigen Bahn und wird so vom Gegner schlechter erreichbar bzw. einschätzbar.
Friedenreich glättete sein krauses Haar, um wie ein Weißer zu wirken, hellte in der südamerikanischen Hitze seine Haut mit Reismehl auf, oder spielte manchmal sogar mit einem Haarnetz. Aber wegen seiner einzigartigen Spielanlage wurde er schließlich auch von vielen Weißen „geliebt“, und entwickelte sich zu einem Nationalhelden. Der erste brasilianische Fußballstar war geboren. Aber damals konnte noch niemand ahnen, dass er zu den weitbesten Spielern aller Zeiten zählen wird, und das mit vollem Recht.
Am 21. Juli 1914 bestritt in Rio de Janeiro die brasilianische Nationalmannschaft ihr erstes Länderspiel überhaupt, und Friedenreich war dabei. Brasilien gewann das Spiel gegen den englischen Club Exeter City FC mit 2:0. In diesem harten Spiel soll Friedenreich angeblich zwei Zähne verloren haben.
1914 wurde Arthur Friedenreich in die brasilianische Nationalmannschaft aufgenommen. Als Nicht-Weißer hatte er diesen Schritt seiner väterlichen Herkunft zu verdanken.
Erst ab 1918 hatten auch schwarze Brasilianer die Möglichkeit, offiziell Nationalspieler zu werden.
1916 nahm Friedenreich zum ersten Mal an dem Wettbewerb „Campeanato Sudamericano“ teil. 1919 und 1922 gewann er diesen mit der brasilianischen Nationalmannschaft.
1919 standen sich in diesem Finale die beiden Erzrivalen Brasilien und Uruguay in einer erbitterten Partie gegenüber. Nach 90 Minuten stand es 0:0 und auch 60 Minuten Verlängerung schienen keine Entscheidung zu bringen. Bevor jedoch ein unrühmlicher Münzwurf über Sieg oder Niederlage entscheiden musste, kam es zur Geburtsstunde der Berühmtheit Friedenreichs, der kurz vor dem Ende des Spiels einen Treffer erzielte, und fußballerische Unsterblichkeit erlangte.
1921 wurde die brasilianische Nationalmannschaft in diesem Wettbewerb nur Zweiter, was war passiert?
Aus heutiger Sicht würden wir von einem absoluten Skandal sprechen, damals war es aber möglich. Beim Campeanato Sudamericano 1921 in Argentinien wurden Friedenreich und alle anderen nicht-weißen Spieler von diesem Turnier ausgeschlossen. Der damalige Präsident Epitacio Lindolfo da Silva Pessoa sorgte dafür, dass diese Spieler aus dem Kader geschmissen wurden. Aber mit welcher Begründung geschah dies?
Seine Argumentation war: „Durch das Auftreten nicht-weißer Spieler gelte Brasilien als unterentwickeltes Land und sein Ruf könnte beschädigt werden“.
Dieser Beschluss wurde aber zum Glück nach dem Turnier wieder aufgehoben, die Proteste waren zu groß.
1925 war Arthur Friedenreich mit dem brasilianischen Verein Athletico Paulistano auf einer Europareise. Mit dem brasilianischen Club bestritt er zehn Spiele auf dem alten Kontinent, und die Südamerikaner schafften es tatsächlich, ganze neun davon zu gewinnen. Das war die erste Reise einer brailianischen Mannschaft überhaupt auf den europäischen Kontinent. Die Europäer waren von den Spielkünsten Friedenreichs begeistert. Die französische Presse betiltete ihn mit „Roi des Rois du Football“, „ König der Könige des Fußballs“.
Die Uruguayer bezeichneten ihn nach dem Finale des Campeanato Sudamericano 1919 als „El Tigre“ (der Tiger).
Die Brasilianer nannten ihn liebevoll „Pe de Ouro“ (Goldfuß).
Hieran können wir erkennen, wie überlegen Arthur Friedenreich den anderen Spielern gegenüber gewesen sein musste. Nach unseren vorsichtigen Schätzungen war er seiner Zeit zwanzig Jahre voraus. Mit anderen Worten ausgedrückt: „Arthur Friedenreich übersprang mindestens zwanzig Jahre der Fußballevolution“.
Arthur Friedenreich hatte allerdings auch in Bezug auf die Weltmeisterschaften wiederum sehr viel Pech. An der ersten Fußballweltmeisterschaft 1930 durfte er nicht teilnehmen. Es kam zu Disputen zwischen den Ligaverbänden und Spieler von Sao Paulo wurden gesperrt, unter ihnen war auch Friedenreich.
Wir müssen an dieser Stelle aber auch erwähnen, dass er zu diesem Zeitpunkt seinen Leistungszenit längst überschritten hatte. Bei der Weltmeisterschaft 1934 war Friedenreich schon 42 Jahre alt. Seine Leistung sollte für eine Nominierung in die brasilianische Nationalmannschaft nicht mehr ausreichen.
So kam er auf lediglich 17 offizielle A-Länderspiele, und erzielte hierbei acht Tore. So geriet Arthur Friedenreich bei den meisten Fußballinteressierten bald in Vergessenheit. Er wird in keiner Statistik einer Fußballweltmeisterschaft geführt, sein letztes Spiel ist nun über 70 Jahre her, und der Ausnahmefußballer ist schon lange tot. Aus diesem Grund müssen wir hier ausführlich über diesen Spieler schreiben, damit er in unser Gedächtnis zurückgerufen wird bzw. unser Geschichtswissen über den modernen Fußball optimiert wird.
Weiterhin gewann Friedenreich die Staatsmeisterschaft von Sao Paulo sechsmal mit Athletico Paulistano und einmal mit Sao Paulo da Florensta. Erst 1971 wurde eine Liga für ganz Brasilien eingeführt, was auf Grund der Größe des Landes zu erklären ist.
Aber jetzt kommen wir auf den eigentlichen sportlichen Höhepunkt von Arthur Friedenreich zu sprechen.
Während seiner Laufbahn schoss er 1329 Tore, dies ist offiziell von der Fifa bestätigt. Das sind 50 Tore mehr als Pele geschossen hat. Kein anderer Spieler hat in seiner Karriere mehr Tore geschossen. Diese Zahlen sind ebenfalls selbsterklärend.
Er war auch der erste Spieler der Welt, der die 1000-Tore-Marke übertraf.
Und Friedenreich wurde neunmal Torschützenkönig der Staatsmeisterschaft von Sao Paulo:
1912: | Mackenzie College | 12 Tore |
1914: | Club Athletico Paulistano | 12 Tore |
1918: | Club Athletico Paulistano | 25... |