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E-Book

Kommunikation, Führung und Zusammenarbeit in Unternehmen

Wahre Situationen und handfeste Lösungen

AutorGeorg Schwinning
VerlagHaufe Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl186 Seiten
ISBN9783648080535
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis28,99 EUR
Viele Probleme mit Kollegen und Vorgesetzten lassen sich durch Kommunikation lösen. Der Autor erklärt mit einer Prise Humor, wie Sie Mitarbeiter motivieren, Konflikte entschärfen und schwierige Gespräche meistern. Er erzählt pointiert Geschichten, die durch das Storytelling im Gedächtnis bleiben und zeigen, wie erfolgreiche Kommunikation, Führung und Zusammenarbeit funktionieren. Kurzweilige Storys aus dem Joballtag liefern Ihnen Tipps für die Führungspraxis. Inhalte: - Wirkungsfaktoren der Kommunikation: 'Die Kampfschwimmer-Katastrophe' - Wie man Vorurteile und Schubladendenken vermeidet: 'Rote Karte für Blutgrätsche' - Der passende Führungsstil: 'Erkenntnisse eines Experten an der Hotelbar' - Führung in Zeiten von Veränderungen: 'Ich will nicht und ich mache auch nicht mit' - Internationale Zusammenarbeit: 'Typisch deutsche Erwartungen und Bestellungen' 

Georg Schwinning Georg Schwinning war über viele Jahre Top Führungskraft in einem internationalen Konzernunternehmen und hatte weltweite Personalverantwortung. Seit 2004 arbeitet er als Coach, Trainer und Moderator. In seiner Arbeit ist ihm wichtig herauszustellen, welche Inhalte aus Kommunikations- und Führungstheorien auch tatsächlich in der Praxis anwendbar sind und helfen.

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Leseprobe

1   Kommunikation


1.1   Nonverbale Kommunikation


„Ehekrach in Bielefeld“

Es gibt Städte, über die permanent mehr oder weniger flache Witze gerissen werden. Wer zum Beispiel in Wanne-Eickel – jetzt Herne – lebt, weiß ein Lied davon zu singen. Genau genommen das Lied „Der Mond von Wanne-Eickel“. Auch andere Städte müssen immer wieder für Kalauer herhalten. Eine davon: Bielefeld, „die Stadt, die es nicht gibt“. Der Urheber des Dauerwitzes war der Informatiker Achim Held, der Zeuge wurde, wie einer seiner Freunde auf einer Studentenparty im Jahr 1993 „Das gibt’s doch gar nicht“ sagte, als ihnen jemand aus Bielefeld gegenüberstand. Achim Held entwickelte daraus aus Spaß eine eigene Verschwörungstheorie, eine Satire auf gängige Verschwörungstheorien. Hierzu gibt es nicht nur eine eigene Website1, sondern auch einen eigenen Wikipedia-Eintrag2 und zahlreiche Zeitschriften- und Webartikel, die sich mit dem Phänomen beschäftigen, sowie Filme, Videos, Fernsehreportagen und vieles mehr. All jenen, die die Existenz von Bielefeld in Zweifel ziehen, kann ich versichern: Es gibt Bielefeld, ich war selbst da. Und nein, ich wurde keiner Gehirnwäsche unterzogen!

Ich verbinde mit Bielefeld eine sehr interessante und für mich sehr wertvolle Zeit im Rahmen meines Coaching-Fernstudiums, das mich hin und wieder in die Stadt, die es angeblich gar nicht gibt, geführt hat. Besonders gerne erinnere ich mich an eine Übungssituation, in der es darum ging, ein geeignetes, konstruktives Gesprächsklima, in der Fachsprache auch Rapport genannt, als Basis für eine gelungene Kommunikation herzustellen.

Wir alle kennen das: Wenn wir uns in einer Situation befinden, in der wir das Gefühl haben, dass wir mit unserem Gesprächspartner oder unserer Gesprächspartnerin „auf gleicher Wellenlänge“ sind, fühlen wir uns wohl und es fällt uns leicht, interessante und anregende Gespräche zu führen. Vielleicht sind wir sogar dazu geneigt, das eine oder andere von uns preiszugeben, das wir ansonsten lieber für uns behalten. Genau das ist der bereits erwähnte Rapport: eine gleiche Wellenlänge, die sich durch eine gelungene verbale und nonverbale Angleichung auszeichnet und eine angenehme Gesprächsatmosphäre erzeugt. Auf der anderen Seite bedeutet Rapport aber nicht, dass zwischen den Gesprächspartnern Gleichheit im Sinne von übereinstimmenden Meinungen, Zielen, Interessen, Ansichten und Gefühlen bestehen muss. Auch zwischen Gesprächspartnern mit konträren Meinungen, verschiedenen Interessen, unterschiedlichen Temperamenten, Vorlieben etc. kann Rapport bestehen. Er ist die Voraussetzung für konstruktive Kommunikation, die trotz aller Unterschiede für beide Seiten zu befriedigenden Ergebnissen führen kann – und in aller Regel auch tatsächlich führt!

Sicherlich gibt es sowohl im geschäftlichen wie auch im privaten Umfeld immer wieder Situationen, in denen keine gleiche Wellenlänge gefunden werden kann. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein. Mangelnde Kompromissbereitschaft, wie sie gelegentlich in Verhandlungssituationen auftritt, kann beispielsweise ein Grund sein. Geht die mangelnde Kompromissbereitschaft gar in eine mangelnde Kommunikationsbereitschaft über und zeigt sich der Gesprächspartner zunehmend aggressiv, hilft in der Regel nur der Gesprächsabbruch. Vielleicht bietet sich ja später eine Gelegenheit, die Verhandlungen unter besseren Bedingungen wieder aufzunehmen – eine Praxis, wie wir sie auf der politischen und geschäftlichen Bühne immer wieder erleben.

Doch nicht nur für Verhandlungen, sondern auch für jedes konstruktive Gespräch ist es wichtig, dass es in einer möglichst angenehmen Atmosphäre stattfindet, in der die Gesprächsteilnehmer keine Angst oder Unsicherheit verspüren.

Gerade beim Coaching ist es elementar, Rapport herzustellen, also ein angenehmes Gesprächsklima zu schaffen. Würde das nicht gelingen, fände die Unterhaltung in einer als bedrohlich empfundenen Atmosphäre statt. Das Ergebnis wäre mit großer Wahrscheinlichkeit, dass die Gesprächspartner nichts von sich erzählen und preisgeben würden. Während meiner Coaching-Ausbildung war dies natürlich ein wichtiges Lehrplanthema. Es wurde ganz besonders viel Wert darauf gelegt, uns Studenten zu vermitteln und beizubringen, wie eine konstruktive Gesprächsatmosphäre hergestellt werden kann. In einer Präsenzphase des Studiums sollten entsprechende praktische Übungen durchgeführt werden. Aus diesem Grunde mussten meine Kommilitoninnen, Kommilitonen und ich uns in Bielefeld einfinden und zu einem Feldversuch treffen.

Unsere Professoren schickten uns an einem Samstagmorgen los. Bielefeld Downtown. Am Wochenende. Im Herbst. Unsere Aufgabe bestand darin, uns unter die Bielefelder Bürgerinnen und Bürger zu mischen und mit uns bis dato wildfremden Menschen eine angenehme Atmosphäre aufzubauen bzw. eine gemeinsame Wellenlänge für eine konstruktive Kommunikation zu kreieren. Um die Aufgabe noch anspruchsvoller und herausfordernder zu machen, durften wir dabei nicht sprechen! Und das in Bielefeld. Downtown. Am Wochenende. Im Herbst. Dazu müssen Sie jetzt wissen, dass an jenem Samstag in Bielefeld ein Wochenmarkt stattfand und die Bielefelder Innenstadt entsprechend voll war. Viele Menschen waren unterwegs, um Einkäufe zu tätigen oder einfach nur ein wenig zu bummeln. Viele Menschen also, die für uns infrage kamen, um mit ihnen in Kontakt zu treten. Ziel war es, die von uns auserkorenen Bielefelderinnen und Bielefelder dazu zu bringen, mit uns zu sprechen, nachdem wir auf nonverbale Weise die atmosphärischen Voraussetzungen, für eine Unterhaltung geschaffen hatten.

Ich würde mich selber nicht als übermäßig schüchtern bezeichnen. Aber vor dieser Aufgabe hatte ich dennoch gehörigen Respekt. Auf mir völlig Unbekannte zuzugehen und sie ohne ein einziges Wort dazu zu bringen, das Wort an mich zu richten und eine Unterhaltung zu beginnen – gehört definitiv nicht zu meinen täglichen Gepflogenheiten. Es kostete mich zugegebenermaßen einiges an Überwindung, die Aufgabe in Angriff zu nehmen. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen mischte ich mich unters Bielefelder Volk und hielt Ausschau nach Personen, mit denen ich das Experiment wagen wollte.

Nach einiger Zeit entdeckte ich auf einer der Bänke, die dankenswerterweise hier und da in der Fußgängerzone aufgestellt waren und zu einer kleinen Verschnaufpause einluden, eine ältere Dame und einen älteren Herren, die dort gemeinsam Platz genommen hatten. Rechts neben dem Pärchen war auf der Bank noch ein Platz frei. Dort setzte ich mich hin. Direkt neben mir saß nun die ältere Dame, die mehrere Einkaufstüten vor sich auf dem Boden abgestellt hatte. Links von ihr saß der ältere Herr, der vermutlich ihr Ehemann war. Auch er hatte etliche Einkaufstüten vor sich stehen. Als ich meinen Platz zur Seite der Dame einnahm, konnte ich erkennen, dass mich beide mit einem leicht misstrauischen Gesicht anschauten und genau beobachteten, wer denn da neben ihnen den letzten freien Platz auf der Sitzbank okkupierte. Auf ihren Gesichtern meinte ich die Fragen, die ihnen vermutlich durch den Kopf schossen, deutlich lesen zu können:

„Wer ist das denn? Kennen wir den? Wieso setzt der sich ausgerechnet neben uns?“ Aber vielleicht habe ich mir das damals auch nur eingebildet. Teilziel eins der Übung hatte ich jedenfalls erreicht: Ich war in eine Entfernung zu den beiden vorgerückt, die die Grundvoraussetzung für die Herstellung von Rapport und eine mögliche Kommunikationsaufnahme war.

Aber wie konnte ich es jetzt bewerkstelligen, die beiden dazu zu bewegen, mit mir zu sprechen, ohne dass ich meinerseits das Wort an sie richtete? Ich rief mir in Erinnerung, was ich bereits während meines Studiums gelernt hatte und begann, das Verhalten der beiden zu spiegeln. Im Klartext bedeutete das, dass ich versuchte eine ähnliche Körperhaltung wie die beiden einzunehmen. Wenn die Dame ihr rechtes Bein über ihr linkes schlug, tat ich es ihr gleich. Da beide permanent in beide Richtungen blickten, um zu sehen, wer auf der Fußgängerzone an ihnen vorbeilief, ließ auch ich meinen Blick von links nach rechts und von rechts nach links schweifen. Wenn die Dame mich anschaute, erwiderte ich den Augenkontakt und lächelte sie an. Die Kunst bei der Spiegelung besteht darin, das Verhalten zwar zu imitieren, aber nicht auf so auffällige und künstliche Art und Weise, dass es wie ein Nachäffen wirkt. Die Nachahmung der Körperhaltungen und Bewegungen muss völlig natürlich wirken, sodass sie demjenigen, dessen Verhalten gespiegelt wird, gar nicht bewusst auffällt.

Nachdem ich eine ganze Zeit lang diese Technik angewendet hatte, drehte sich die Dame plötzlich zu mir um und sagte: „Sagen Sie mal, junger Mann. Finden Sie das Verhalten meines Mannes nicht auch unmöglich?“

Ich war verblüfft und verstand nicht, was sie meinte. Ich konnte beim besten Willen nichts Verwerfliches am Verhalten ihres Mannes erkennen. Da es Teil meiner Aufgabe war, nicht zu sprechen, warf ich ihr lediglich einen fragenden Blick zu.

„Ja, wissen Sie“, fuhr sie fort, „wir haben, bevor wir heute Morgen losgegangen sind, verabredet, dass er nicht meckert, wenn wir einkaufen gehen. Und jetzt schauen Sie mal, wie er da sitzt und wie störrisch er die ganze Zeit guckt! Was sagen Sie denn dazu?“

Ich war völlig perplex. Bevor ich auch nur über eine Antwort nachdenken konnte, schaltete sich der vermeintlich schlecht gelaunte Ehemann in das Gespräch ein.

„Was Sie dazu...

Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Cover1
Inhaltsverzeichnis7
Kommunikation, Führung, Zusammenarbeit9
1Kommunikation17
1.1Nonverbale Kommunikation17
1.2Die Wirkfaktoren der Kommunikation22
1.3Wie Schubladendenken unser Handeln bestimmt29
1.4Kommunikation per E-Mail: Fluch oder Segen?38
2Führung49
2.1Die ersten 100 Tage als neue Führungskraft49
2.2Der passende Führungsstil56
2.3Die Gefahren des Mikromanagements66
2.4Richtig Delegieren73
2.5Motivation: realistisch und wirkungsvoll!83
2.6Konstruktives, kritisches Feedback und Mitarbeitergespräche96
2.7Kommunikation und Konflikte109
2.8Führung in Zeiten von Veränderungen126
3Zusammenarbeit145
3.1Teamarbeit und Teamdynamik145
3.2Effektive Besprechungen und Führung155
3.3Internationale Zusammenarbeit163
3.4Andere Länder, andere Sitten173
Der Autor183
Stichwortverzeichnis185
??Kommunikation, Führung, Zusammenarbeit?9
1 ??Kommunikation?17
1.1 ??Nonverbale Kommunikation?17
1.2 ??Die Wirkfaktoren der Kommunikation?22
1.3 ??Wie Schubladendenken unser Handeln bestimmt?29
1.4 ??Kommunikation per E-Mail: Fluch oder Segen??38
2 ??Führung?49
2.1 ??Die ersten 100 Tage als neue Führungskraft?49
2.2 ??Der passende Führungsstil?56
2.3 ??Die Gefahren des Mikromanagements66
2.4 ??Richtig Delegieren?73
2.5 ??Motivation: realistisch und wirkungsvoll!?83
2.6 ??Konstruktives, kritisches Feedback und Mitarbeitergespräche?96
2.7 ??Kommunikation und Konflikte?109
2.8 ??Führung in Zeiten von Veränderungen?126
3 ??Zusammenarbeit?145
3.1 ??Teamarbeit und Teamdynamik?145
3.2 ??Effektive Besprechungen und Führung?155
3.3 ??Internationale Zusammenarbeit?163
3.4 ??Andere Länder, andere Sitten?173
??Der Autor?183
Stichwortverzeichnis185

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