4. Grundtechniken
4.1. Abwehrtechniken
4.1.1. Passivblock frontal
Manchmal kommt ein Angriff so überraschend und schnell, dass wir nicht aktiv mit einem Block und idealerweise gleichzeitig einer Kontertechnik reagieren können. Hier kommen die Passivblöcke ins Spiel, bei denen wir die Arme zwischen den Schlag und die empfindlicheren Körperteile bringen, um für diese die Schlagwirkung abzumildern. Bei einem frontalen Schlag reißen wir die Arme hoch und pressen die Fäuste oder Hände an den eingezogenen Kopf. Die Unterarme sind geschlossen zusammen und schützen das Gesicht und den Oberkörper. (Bild 30)
4.1.2. Passivblock seitlich
Kommt ein überraschender Schlag von außen (z.B. Schwinger oder Ohrfeige), so können wir auch hier mit einem seitlichen Passivblock reagieren, indem wir den im Ellenbogengelenk stark angewinkelten Arm aus der Deckung eng am Kopf nach oben reißen und zwischen den Kopf und den Schlag bringen (Endstellung am Kopf anliegend). Dadurch wird die Schlagwirkung aber nur abgemildert. Eine weitere Abmilderung kann durch ein Auspendeln mit dem Oberkörper nach links erreicht werden. (Bilder 31 + 32)
4.1.3. Keilblock (Abwehr + Konter gleichzeitig)
Beim Keilblock gehen wir aktiv in den Angreifer hinein. Wir starten mit den Händen aus der Deckung wie ein Schneepflug. Dabei zeigen die Handspitzen schräg aufeinander und die Unterarme bilden so ein Dreieck. Beim in den Angriff Gehen werden die Arme dann auseinander gerissen. Dabei blockt der linke Unterarm den angreifenden Schlagarm und mit dem anderen Unterarm schlagen wir gegen den Hals des Aggressors. Der Keilblock ist also eine Kombination aus einem Unterarmblock und einem Schlag mit dem Unterarm.
4.1.4. Handfegen
Verbunden mit einer Ausweichbewegung in Form eines Ausfallschrittes, eines Körperabdrehens oder einer Schrittdrehung wird der angreifende Arm oder das angreifende Bein mit einer fegenden Bewegung mit der offenen Hand in Angriffsrichtung weitergeleitet. Dabei sind verschiedene Varianten möglich. Es kann mit der vorderen oder der hinteren Hand gefegt werden. Je nach Höhe des Angriffs zeigen dabei die Fingerspitzen nach oben oder zu Boden. (Bilder 37 – 40)
4.1.5. Tiefblock nach außen und innen
Tiefblöcke richten sich gegen Angriffe gegen den unteren Körperbereich. Dies können z.B. Fauststöße, Aufwärtshaken oder Fußtritte gegen den Bauchbereich sein.
Auf Bild Nr. 41 sehen wir die Endposition eines Tiefblocks nach außen mit nach vorne zeigendem Faustrücken. Aus der Deckung heraus wurde der linke Unterarm mit einer Bewegung im Ellenbogengelenk kraftvoll nach unten außen geschwungen. Mit der Außenseite des Unterarms wird der Angriff geblockt.
Der Tiefblock nach innen wird in der Regel in Verbindung mit einer Schrittdrehung aus der Deckung in einer bogenförmigen Bewegung der Faust unter Streckung des Ellenbogengelenkes nach unten geschwungen. Diesmal wird der Angriff mit der Oberseite des Unterarmes geblockt. (Bilder 42 – 43)
Tiefblöcke sind auch jederzeit aus der „unvorbereiteten Position“ mit hängenden Armen möglich, die dann in Verbindung mit der Ausweichbewegung (siehe Bewegungslehre) in Blockposition geschwungen werden.
4.1.6. Unterarmblock (UB) nach außen und innen
Aus der Deckung heraus bewegen wir die linke Faust in Richtung des rechten Ohres, um für den nachfolgenden Block Schwung zu holen.
Der blockende Arm wird schwungvoll nach links außen gebracht und der Unterarm dabei im Ellenbogengelenk nach außen gedreht. Geblockt wird mit der Unterarmaußenseite. (UB nach außen)
Als Beispiel wird hier ein Schwinger abgeblockt. Dabei wird mit einem Ausfallschritt nach links vorne aktiv in den Schlag hinein gegangen, um diesen bereits im Ansatz zu stören…im Idealfall mit gleichzeitigem rechten Konter.
Für den UB nach innen bewegen wir die linke Faust aus der Deckung heraus zum linken Ohr, um Schwung zu holen. Gleichzeitig leiten wir die Schrittdrehung 90° nach außen ein.
Geblockt wird mit der Außenseite des Unterarms. Der Faustrücken zeigt in der Endposition auf Bild Nr. 48 nach links.
Als Beispiel sehen wir hier einen Unterarmblock nach innen gegen einen geraden Vertikalfauststoß.
4.1.7. Kreuzblock
Die Hände sind geöffnet und die Unterarme liegen gekreuzt aufeinander. Die Handinnenflächen sind einander zugewandt. Die Fingerspitzen zeigen schräg nach unten außen. Dieser gekreuzte Block wird dynamisch nach vorne unten gebracht und dient ausschließlich der Abwehr von Angriffen mit dem Knie im Nahkampf (siehe S. → f.). Die Handflächen und die gekreuzten Arme fangen die Schlagenergie ab.
4.1.8. Schienbeinblock
Fußtechniken und insbesondere auf die Beine gerichtete Low-Kicks können mit dem Schienbeinblock abgewehrt werden. Stehen wir in der Verteidigungsstellung, so können wir das nur leicht belastete, vordere Bein jederzeit mit nach unten zeigendem Fuß anheben, mit einer leichten, ausholenden Bogenbewegung des Beines in den Angriff hinein gehen und mit dem Schienbein das tretenden Bein des Aggressors möglichst frühzeitig stoppen.
Je frühzeitiger wird das angreifende Bein stoppen können, desto geringer ist die bereits erfolgte Kraftentwicklung.
4.2. Offensivtechniken
4.2.1. Handballenstoß
Bei allen Handballentechniken ist die Hand geöffnet, die Finger liegen eng zusammen, der Daumen ist angelegt und die Fingerspitzen sind leicht gekrümmt, um eine gewisse Spannung in der Hand zu erreichen. Auftreff-Fläche ist der Handballen.
Durch Streckung des Ellenbogens wird die Hand in einer geraden Linie nach vorne ins Ziel gestoßen. Dabei wird der Arm so eingedreht, dass die Handinnenfläche mit dem Handballen nach vorne zeigt. Der Kraftimpuls kommt aus einer Eindrehbewegung der Hüfte, eingeleitet durch die Streckung des hinteren, rechten Beines. Die linke Hand wird im Rahmen einer Gegenzugbewegung an den Körper zur Deckung zurückgezogen.
Der Handballenstoß kann auch zur unteren Körperhälfte ausgeführt werden. Der rechte Arm holt aus, die Hüfte wird zunächst nach rechts gedreht.
Die Hand wird in einem Rechtsbogen nach unten geschwungen, der Ellenbogen wird gestreckt und die Hand dann in einer geraden Linie nach unten ins Ziel gestoßen. Die Handinnenfläche zeigt nach vorne zum Gegner und die Finger zum Boden. Die Hüfte wird gleichzeitig nach links frontal eingedreht und das hintere, rechte Bein gestreckt.
4.2.2. Handballenschlag
Im Gegensatz zu einem geradlinigen Stoß ist ein Schlag eine bogenförmige Bewegung. Auf den Bildern 57 bis 58 ist sehr schön die Eindrehung der Hüfte und das Strecken des hinteren Beines zu sehen, was der Handballentechnik die Kraft verleiht. Wir holen aus und schlagen in einer bogenförmigen Bewegung von außen die Technik ins Ziel. In der Endstellung bleibt der Ellenbogen diesmal leicht gebeugt und die Fingerspitzen zeigen nach links zur Seite.
4.2.3. Gerader Fauststoß
Für alle Fausttechniken ist es zunächst wichtig zu wissen, wie man eine Faust macht.
Als erstes werden die vier Finger eingerollt.
Dann wird der Daumen angewinkelt.
Er darf nicht vorstehen, sonst besteht Verletzungsgefahr.
Idealerweise sind die Mittelhandknöchel des Zeige- und des Mittelfingers die Auftreff-Fläche der Faust beim schlagen. Sie bilden in einer Linie die Verlängerung des Armes, was wichtig für die optimale Schlagkraftübertragung ist. Beim geraden Fauststoß wird die Faust eingedreht, so dass in der Endposition der Faustrücken nach oben zeigt.
Aus der Deckung heraus schlagen wir einen Fauststoß mit der linken Führhand in einer geraden Linie mit Streckung des Ellenbogens und unter Eindrehung der Hüfte. Die hintere...