KAPITEL ZWEI
2.1 Holistische und allopathische Medizin
Anhand des oben behandelten philosophischen Irrtums konnten wir erkennen, dass, wenn es um die menschliche Gesundheit geht, es in der gesamten Geschichte immer eine Aufspaltung des Individuums in einen materiellen und spirituellen Teil gab. Obwohl sie häufig begrifflich vereint wurden, wurden diese Teile in der Praxis niemals auf ein Deutungsmuster reduziert. Dieser Umstand hat für die Dichotomie in der heutigen Medizin gesorgt. Die beiden getrennten theoretischen und applikativen Bereiche haben sich so entwickelt, dass ihre gegenseitige Unvereinbarkeit praktisch unumkehrbar geworden ist. Dies hatte zur Folge, dass jeder Bereich seinen eigenen unterschiedlichen theoretischen, philosophischen, epistemologischen, methodologischen und therapeutischen Rahmen hat.
Wenn wir die an sich lobenswerte generische ganzheitliche Vision einmal beiseite lassen, entwickeln sich die „beiden Seelen der Medizin“ weiterhin unabhängig voneinander. Es ist nicht möglich, irgendeinen Hinweis auf Interaktion und Vereinigung zu erkennen, da es keine Theorien gibt, die imstande wären, alles, was den Menschen ausmacht, hinreichend zu erklären.
Wenn man einerseits für die körperlichen Manifestationen kein großes Interesse aufbringt und andererseits das Thema einer übermateriellen Ordnung als Zugang zu einem therapeutischen Ansatz ansieht, ist die Möglichkeit einer einheitlichen Perspektive einfach nicht gegeben.
Aber wenn wir uns des fundamentalen und nicht-experimentellen Wertes der menschlichen Existenz bewusst sind, und wenn wir das Konzept der Existenz einer kommukativen Konstante zwischen spirituellen und materiellen Elementen einführen, ist es möglich, uns aus dem Griff der Demonstration zu lösen und das Individuum von der Quantifizierung seiner immateriellen Ausdrücke zu befreien.
Grundsätzlich ist jeder frei, sein Leben so zu führen wie er will und seine Energien – seine neurologische Ladung - zu „verschwenden“, so wie er es für richtig hält. Sein Verhalten hat eine Wirkung auf seinen Körper, die sich schließlich auch möglicherweise durch Krankheiten bemerkbar macht. So wie man lebt, verausgabt man sich auch. Und das hat Auswirkungen auf den Körper.
Was wir tun müssen ist, die konkrete Verbindung der beiden Bereiche deutlich zu machen, die man feststellen kann, wenn man sich nicht ausschließlich auf die eine oder andere Ebene beschränkt, sondern indem man den gemeinsamen Nenner identifiziert, der all die Manifestationen des Menschen erzeugt.
Wenn wir die verschiedenen Komponenten des Organismus sorgfältig analysieren, können wir leicht feststellen, dass die Funktion der Bindung und Festigung nur durch das Nervengewebe erfolgen kann, das allein in der Lage ist, Signale körperlichen Ursprungs zu absorbieren und zu verwenden und sie dann in die biomagnetische Nervensubstanz umzuwandeln, die für die Aktivitäten einer höheren Ordnung erforderlich sind.
Sobald wir die Existenz eines Mechanismus der gegenseitigen Abhängigkeit zwischen psychischen und somatischen (körperlichen) Funktionen durch das Nervengewebe akzeptieren, wird offensichtlich, wie die Dynamik einer Krankheit funktioniert – entweder durch eine unzureichende Regeneration oder durch die Erschöpfung der Nervensubstanz, die beide in der Praxis die pathologischen Aspekte repräsentieren, die der Gegenstand beider Bereiche sind.
Der Mangel, den die beiden verschiedenen medizinischen Ansätze aufweisen, liegt deshalb nicht im Mangel des theoretischen Aufbaus eines dieser Ansätze, sondern in ihrer Unvereinbarkeit, die es ihnen unmöglich macht, den allgemeinen Charakter der Krankheit aufzuzeigen.
Im Allgemeinen wird eine Krankheit nicht durch ein organisches oder psychisches Ungleichgewicht oder durch das Zusammenspiel beider Gegebenheiten bestimmt, sondern sie ist fast immer das Ergebnis einer allgemeinen seelisch-körperlichen Dysfunktion.
In der Praxis bedeutet das einfach die Einführung entweder einer Theorie oder Praxis der Medizin für den Körper, ohne dass dabei die spirituellen Aspekte vernachlässigt werden oder eine Theorie und Praxis der Medizin, die bei der Behandlung seelischer Krankheiten auch die körperlichen Aspekte berücksichtigt, sowie die gemeinsame Ebene des Nervensystems, die der Ausdruck der biologischen Identität ist.
Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, reicht es nicht aus, Mittel anzuwenden, die lediglich auf der körperlichen Ebene bzw. der psychischen Ebene wirken, um ein Heilmittel für jede Art von Krankheit zu finden. Es ist vielmehr notwendig, an die Wurzel der Krankheiten heranzugehen, die meist durch eine Lebensweise verursacht werden, die diese Krankheiten fördert.
Man muss jedoch sagen, dass die Kritiker der Schulmedizin keine konkreten Lösungen zu dem Konflikt beitragen. Sie sind nicht daran interessiert, sich mit den organischen Mechanismen zu beschäftigen, durch die die seelischen Komponenten als Krankheitsförderer wirken. Auf diese Weise fördern sie weiterhin den Status quo der allopathischen Medizin, die in ihrer materiellen Dimension durch einfache theoretische Kritik absolut nicht zu beeinflussen ist.
Wie Weizsäcker sagte: „Der Kampf gegen den Positivismus der Naturwissenschaften … ist so als ob man Panzer mit Gummigeschossen bekämpfen würde.“18
Sobald jedoch die Priorität des neurogenen Faktors bei der Entwicklung der Krankheit nachgewiesen und akzeptiert wurde, ist es nicht länger möglich, seine geistigen Wurzeln zu verleugnen. Und als Folge davon wird die gesamte Dynamik der Ursache von Krankheiten neu formuliert werden müssen.
Der richtige Ansatz bei Themen, die den geistigen Bereich der Krankheiten betreffen, ist die Anerkennung einer Beziehung gegenseitiger Abhängigkeiten zwischen der organischen Funktion und den geistigen Einflüssen. Diese Einflüsse werden nicht länger als eine Begleiterscheinung angesehen, sondern als eine notwendige und bestimmende Ursache der Entwicklung einer Krankheit.
2.2 Persönliche Verantwortung bei Krankheiten
Das Verhältnis zwischen dem organischen und geistigen Bereich, der bei der Krankheit einer Person eine Rolle spielt, beruht auf einer einzigartigen Gesamtheit, die durch die Dynamik der Krankheit deutlich gemacht werden kann und die fast immer zeigt, dass Krankheiten sowohl körperliche als auch geistige Ursachen haben.
Jedoch akzeptiert die moderne Medizin zwar die genetische Einzigartigkeit jedes Lebewesens, ignoriert aber das manchmal prädominante Auftreten immaterieller Phänomene bei der Entwicklung von Krankheiten.
Indem sie den menschlichen Organismus als ein statisches Objekt betrachtet, dessen Probleme leicht auf äußere schädigende Einflüsse zurückzuführen sind, macht sie jedes Verständnis von Krankheiten unmöglich, besonders wenn psychische Abweichungen den Körper stark beeinträchtigen.
Außerdem kann die Kombination von Standardisierung und Oberflächlichkeit, die bei der aktuellen Medizin beobachtet werden kann, nur auf deren heutige Einstellung zurückgeführt werden, bei der eine Änderung in Bezug auf die Funktion des Individuums nicht erwartet werden kann.
Eine zweite extrem negative Wirkung, die man heute in der Medizin beobachten kann, ist der Ausschluss der subjektiven Verantwortung bei den meisten Krankheiten. Den Patienten darin zu bestärken, dass er mit der Ursache seiner Krankheit überhaupt nichts zu tun hat, bewirkt nur, dass er ihr keinerlei Aufmerksamkeit schenkt und sich nicht verantwortlich fühlt, besonders auf moralischer Ebene.
Die geistigen Aspekte, die die wahren Ursachen von Krankheitsprozessen sind, werden durch Voreingenommenheit verdunkelt. So verfolgen wir weiterhin blind und stur eine Medizin, die steril und überkommen ist und die nicht die notwendigen Anregungen bietet, nach neuen Wegen der Forschung zu suchen.
Wenn wir unsere Perspektive ändern, indem wir erneut spirituelle Komponenten in unserer Betrachtung der menschlichen Natur zulassen, bekommen wir eine neue Sicht und werfen ein neues Licht auf die Ursache und die Form von Krankheitsprozessen. Natürlich werden diese auch von genotypischen Strukturen und äußeren Umständen bestimmt, aber Krankheiten werden hauptsächlich durch das Verhalten eines Individuums verursacht, das deshalb in der Lage ist, Einfluss auf seine eigene Gesundheit auszuüben.
Das bedeutet natürlich nicht, dass wir dem Patienten irgendeine Schuld für seine Krankheit zuschieben wollen. Aber eine ständige Aufmerksamkeit und ein entsprechendes Verhalten in Bezug auf das körperliche und geistige Gleichgewicht kann viele Krankheiten verhindern und ist eine starke Waffe gegen mögliche äußere Belastungen unserer Gesundheit.
Falls es stimmt, dass ein Individuum seine Gesundheit durch sein eigenes Verhalten beeinflusst, und dass es Ursachen erkennt, die nicht nur somatisch sind – dann gewinnt der moralische Aspekt des menschlichen Wesens bei der Betrachtung von Krankheiten eine ganz besondere Bedeutung. Dieser Aspekt – und nur dieser Aspekt allein – hat eine Bedeutung für die geistigen und somit auch körperlichen Komponenten und sorgt für ein Gleichgewicht, das den Organismus vor allen äußeren Angriffen schützt.
Die Gesundheit hängt daher sehr stark von Charakterstärke und moralischer Integrität ab. Eine konsequente Haltung und ein ständiges Engagement und Wachsamkeit sowie die dadurch bewirkte Stärkung des Nervensystems sind der erste und wichtigste Schutz gegen jede äußere Bedrohung der Gesundheit.
Aufgrund dieser Überlegungen dürfte...