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E-Book

Kurswechsel

Raus aus dem Trott, rein ins eigene Leben

AutorDirk Rauh
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl164 Seiten
ISBN9783744857376
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,49 EUR
Komm schon, leg das Buch weg! Du hast sowieso keine Zeit zum Lesen. Und welche Haltung du gerade hast? Nimm die Schultern zurück und richte dich auf, Mensch! Na bitte, da ist er schon! Ihr Fuzzy in Aktion. Ihre kleine, penetrante innere Stimme, die Ihnen zuflüstert, was scheinbar gut für Sie ist. Und? Möchten Sie auf sie hören. So ganz spontan? Vielleicht haben Sie ja wirklich keine Zeit um zu lesen. Andererseits, wollen Sie das nicht lieber selbst entscheiden? Dirk Rauh, langjähriger Mentor und Seminarleiter entlarvt in diesem Buch Fuzzys Fallstricke, über die wir täglich stolpern. In unterhaltsamen Kapiteln rund um die Familie Morgenfroh sorgt er für das Aha, das "kenne ich auch-Gefühl" seiner Leser. Ob beim Familienfest die Nerven blank liegen, das Geschäftsmeeting den Tag vers ... oder keine freie Zeit für Freizeit bleibt, irgendwo in diesem Buch werden Sie sich garantiert wiedererkennen. Ein Buch für alle, die wissen möchten, weshalb manche Menschen zufrieden sind, obwohl sie gar keinen Grund dazu haben (und andersherum).

Dirk Rauh ist langjähriger Trainer und Coach. Er berät und begleitet Mitarbeiter und Führungskräfte in Unternehmen und Organisationen. Seine Konzepte fördern die Nachhaltigkeit, Eigenverantwortung und Klarheit. Diese Impulse gibt er auch in offenen Workshops wie Einsicht weiter. Sein Motto nach Galileo Galilei: Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken.

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Leseprobe

KAPITEL 1


NORMal oder „Wenn alles läuft, wie es soll.“


Stehen Sie gerne auf, wenn selbst die Amsel im Garten sich noch dreimal im Nest umdreht? Sagen Sie sich vielleicht: „Der frühe Vogel fängt den Wurm!“ oder: „Man muss halt funktionieren“?

Und „funktionieren“ Sie dann auch tatsächlich den ganzen Tag über so, dass alle Anderen mit Ihnen zufrieden sind? Wahrscheinlich nicht. Denn dies alles sind nur Sprüche, die uns immer wieder begleiten. Woher kommen die? Aus der Erziehung? Der Umgebung? Woher auch immer diese spontanen Eingebungen kommen – wir nennen sie „Fuzzy“. Die vertraute Stimme, die uns unterstützt, antreibt, ermahnt und bei der Stange hält. Die sich mitteilt, auch wenn sie gar nicht gefragt wird, denn Fuzzy hat immer etwas zu sagen: „Jawohl! Wenn der Wurm weg ist, ist er weg! Selber schuld!“

Damit haben wir uns arrangiert. Mit Fuzzy, mit der Umwelt, mit den Umständen. Und deshalb besitzen die meisten Menschen einen Wecker. Sie auch? Ausgezeichnet! Eventuell sogar einen, der Sie mit langsam anschwellender Musik sanft aus Ihren Träumen holt? Wie schön. Vielleicht sind Sie sogar stolzer Besitzer einer zusätzlichen Schlummertaste. Das bedeutet noch einmal sieben Extraminuten. Sehr gut! Dann haben Sie wahrscheinlich wirklich alles vorbereitet für einen guten Start in den Tag. Auch für Herrn Morgenfroh endet die Nacht um Punkt sechs. Begeisterung darüber sieht anders aus, aber was sein muss, muss eben sein. Schließlich trägt man Verantwortung. Sein Fuzzy nickt zustimmend: „Ja, das Leben ist hart und zermürbend.“ Der Radiowecker tut seine Pflicht, doch Nachrichten auf nüchternen Magen hasst Herr Morgenfroh. Immer diese vielen grauenhaften Ereignisse. Er „erledigt“ den Sprecher kurzerhand mit seiner Schlummertaste. Aaahh, endlich Ruhe. Jedenfalls für weitere sieben Minuten. Tatsächlich, die Bee Gees trällern ihn wenig später deutlich sanfter aus den Träumen.

Eva Morgenfroh wird praktischerweise gleich mitgeweckt. Sie gähnt und murmelt schläfrig: „Ich geh schon mal ins Bad, Liebling.“ Diese Routine hat sich bewährt. Herr Morgenfroh benötigt derart früh am Tag einfach Zeit, um zum Mensch zu werden.

Eine viertel Stunde später schlurft er bereits mit halb geöffneten Augen in Richtung Badezimmer. Bruno, seines Zeichens Berner Sennhund und Liebling der Familie, hebt träge das rechte Augenlid. Na ja, ist ja noch nichts los hier. Erst mal liegen bleiben, bis es spannend wird. Hund und Kinder sind sich da übrigens oft erstaunlich ähnlich. Nebenan versucht Eva Morgenfroh den Nachwuchs zu wecken. Eine nicht ganze einfache Aufgabe. Zumindest hört es sich nicht einfach an.

Adam Morgenfroh duscht bei angenehmen 25 Grad. Tausende Tropfen perlen sanft über seine Brust und den Rücken. Wirklich eine kluge Anschaffung, diese Regendusche! Gut, dass sie die im Fachhandel gekauft haben! „Genau!“, bestätigt sein Fuzzy. „Nicht wie Kollege Krause, der für seine Billigdusche nicht einmal mehr ein Ersatzteil bekommt. Tja, selber schuld. Was bist du nur für ein fixes Bürschlein – tausendmal fixer als andere!“ Herr Morgenfroh wandert erfrischt, beschwingt und barfuß ins Schlafzimmer. Etwas Grünes leuchtet auf dem Flurteppich. Aha, Meister Yoda samt Legoschwert! Immer dieses Spielzeug im Flur! Rasselbande! Er grinst – Fuzzy untermauert: „Deine Kinder sind haargenau so, wie Kinder sein müssengut hinbekommen!“ Herr Morgenfroh verbannt Meister Yoda aufs Flurschränkchen. Im Schlafzimmer überlegt er, welche Krawatte er anziehen soll. Vielleicht die rote? „Unbedingt! Rot wirkt kraftvoll und dynamisch.“ Ja, das kann nicht schaden. Er muss heute im Meeting schließlich alle Register ziehen. Gerade deshalb hat er seine Argumente sorgfältig vorbereitet (und wie beruhigend, dass Fuzzy genau registrieren wird, bei wem sie gut ankommen).

Die Kommodenschublade schließt sanft. Was für eine sinnvolle Erfindung so ein Softeinzug ist! Jetzt noch das neue weiße Hemd aus dem Schrank geholt – das mit dem pfiffigen Kragen … er stutzt … schade, es liegt wohl doch noch im Bügelkorb. Überhaupt liegen offenbar alle weißen Hemden im Bügelkorb. Eva hatte diese Woche viel um die Ohren. Na ja, auch nicht schlimm. Nimmt er eben ein hellblaues. „Ach, du bist immer so VERSTÄNDNISVOLL.“

Aus der Küche zieht aromatischer Kaffeeduft. Herr Morgenfroh blickt gelassen auf seine Armbanduhr. Morgenfroh liegt gut in der Zeit. Im Badezimmer maulen Paul und Leonie. Aufstehen ist nicht gerade ihr Hobby. Herr Morgenfroh grinst breit. Schnell noch ein ruhiges Tässchen Kaffee, bevor die Invasion beginnt. Wie gut, dass seine Eva die Rasselbande fest im Griff hat. „Ja, tolle Frau! Die hast DU dir geschnappt!“ Vielleicht sollte ich mal wieder Kinokarten besorgen. „Wow! Du bist ja so einfühlsam.“ Läuft demnächst nicht der neue James Bond? (Recht so! Fuzzy will den Abend ja schließlich ebenfalls genießen.) Frisch geduscht, rasiert und bürofertig betritt Herr Morgenfroh die Küche. Bruno begrüßt ihn schwanzwedelnd. Er tätschelt ihm liebevoll den Kopf.

„Der Kaffee ist gleich fertig.“ Eva in hellgrünem Rock und zartrosa Bluse schmiert gerade die letzten Vesperbrote. Ein liebevoller Wangenkuss. Sie duftet nach Jasmin und war schon mit dem Hund draußen. „Prima.“ Herr Morgenfroh setzt sich an den gedeckten Frühstückstisch. Hm, frisches Obst, Müsli, Toast und Marmelade … Vorsichtig nippt er am heißen Kaffee und überfliegt kurz die Schlagzeilen der Zeitung.

Die Kinder stürmen zur Küchentür herein. Paul stürzt sich auf seine Schultasche und wühlt aufgeregt darin herum. „Mama, ich brauch noch etwas Geld für die Theaterfahrt morgen! Du musst auch noch den Zettelunterschreiben–sonstdarfichnichtmit!“Sogleich meldet sich ihr Fuzzy: „DEIN Kind als einziges nicht im Theater? Ausgeschlossen aus der Gruppe? Geprellt um das schöne Erlebnis?“ Eva fließt das Herz über.

Leonie schnappt sich ungestüm einen Toast aus dem Brotkorb, dabei schwappt Herrn Morgenfrohs Tasse über. „He, nicht so stürmisch, junge Dame!“ „Tschuldigung, Paps“, nuschelt die Kleine hinter einem gewaltigen Apfelschnitz. „Schling nicht so!“ Mama Morgenfroh nimmt Leonie das Apfelstück aus der Hand. „Paul, setz dich bitte endlich auf deinen Hintern und iss!“ Paul zerrt triumphierend ein zerknittertes Stück Papier aus seiner Schultasche. „Ich hab ihn.“ Mama Morgenfroh seufzt. „Immer alles in letzter Minute.“ Rasch unterschreibt sie. Das Frühstück verläuft wie immer. Der schulpflichtige Teil der Familie versucht mit vollen Backen möglichst viele Infos zu streuen, während Mama Morgenfroh gleichzeitig frühstückt, das Mittagessen plant, schon wieder die ersten Dinge vom Tisch abräumt. Ihr Fuzzy begleitet sie mit den Worten: „Ja! Genau so steht es im Lehrbuch für aufopfernde Mütter. Du bist perfekt!“ „Adam, hast du vielleicht sieben Euro für Pauls Theaterbesuch? Ich hab nur noch einen 50 Euro-Schein.“ „Klar doch.“ Herr Morgenfroh nickt. „Habe ich bestimmt.“ Er holt seine Börse und legt die Münzen vor seinem Sohn auf den Tisch. Rasch lässt Paul das Geld in der Schultasche verschwinden.

In der Garderobe herrscht reges Gedränge. Wie jeden Morgen. „He, das ist mein Schal!“, kreischt Leonie und kichert. Paul stutzt. Tatsächlich! In der Eile hat er doch wirklich den Schal mit den lila Herzchen erwischt. Was für eine Blamage wäre das geworden! Sein Fuzzy gibt ihm eine Kopfnuss. „He, das passiert dir aber nicht noch mal! Stell dir mal vor, du wärst so in der Schule aufgetaucht!“ Sofort ist Paul wacher, fitter und erleichtert.

Über die Häupter seiner Sprösslinge hinweg angelt Herr Morgenfroh seinen Mantel, klopft kontrollierend die Taschen ab. Ja, die Schlüssel hat er eingesteckt. Zum Abschied erhält Bruno noch von jedem eine Streicheleinheit. Dann trollt er sich zufrieden ins Hundekörbchen. Frau Morgenfroh dirigiert die Kinder durch die Haustür hinaus.

In der Einfahrt winkt Herr Morgenfroh kurz dem Nachbarn zu. Der startet gerade seinen alten Polo. Hustend, stotternd. Ob er den noch mal durch den TÜV bekommt? Herr Morgenfroh fährt natürlich Oberklasse. Alle zwei Jahre ein neues Modell. „Das hast du dir auch redlich verdient. Schließlich arbeitest du härter, länger und erfolgreicher als die meisten anderen. Könnte dein Nachbar ja auch tun.

Die Einfahrt wird von Altpapier- und Glastonne blockiert. Stimmt, heute ist ja Abholtermin! Keyless öffnet Herr Morgenfroh die Oberklasse – eine reizvolle Spielerei der Automobilindustrie. Den Laptop legt er auf den Beifahrersitz und bringt rasch die Tonnen zur Straße. Eva und die Kinder steigen derweil in die...

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