1. Teil: Das eigene Foto verändern (30 min)
Was würde ich an meinem Aussehen verändern, wenn ich es könnte? Durch die Neugestaltung des eigenen Bildes geschieht bereits ohne Worte eine Auseinandersetzung mit der eigenen Person bzw. dem eigenen Aussehen. Dabei läuft das meiste sicher intuitiv oder unbewusst ab. Ähnlich wie beim Theaterspielen bietet es die Chance, in eine andere Rolle, eine andere Persönlichkeit zu schlüpfen.
Alle Mädchen machen ein Foto von sich mit ihrem Smartphone oder lassen sich fotografieren. Zum Bearbeiten des Bildes gibt es verschiedene kostenlose Apps zum Download, z. B. Foto-Spaß – Face Changer, Foto Spaß 2 oder Photo Editor. You Makeup. Bitte unbedingt vorher selbst ausprobieren, um festzustellen, welche App zur Gruppe am besten passt, und um auch eventuell Hilfestellung geben zu können. Ergänzend können auch Apps verwendet werden, die die Mädchen bereits auf ihrem Smartphone haben. Mit denen kennen sie sich gut aus und können sie auch den anderen erklären. Im Grunde bleibt es den Mädchen selbst überlassen, ob sie versuchen, ihr Gesicht „zu verschönern“ oder witzig zu gestalten. Diese Einheit geschieht in Einzelarbeit, außer wenn jemand Unterstützung bei der Anwendung braucht. Da nachher die Fotos gemeinsam angeschaut werden, sollte es in dieser Phase nicht schon zu einem Austausch kommen.
Wenn alle fertig sind, wird das jeweilige Smartphone mit einem USB-Kabel mit dem Laptop verbunden. Alternativ können die Vorher-Nachher-Bilder auch an das Smartphone der Gruppenleiterin geschickt werden und nur sie verbindet ihr Smartphone mit dem Laptop. Auf dem Bildschirm werden nun das Originalfoto und dann das bearbeitete Bild betrachtet. Ganz wichtig ist, dass es hier im Austausch keine Wertungen gibt. Die Mädchen sollen nur erzählen, was sie verändert haben und vielleicht auch warum. Das bleibt aber unkommentiert stehen.
Wenn die Gruppe aus mehr als zehn Mädchen besteht, ist es sinnvoll, Kleingruppen zu bilden, die sich ihre Fotos gegenseitig zeigen. Sonst dauert diese Einheit zu lange und wird auch mit der Zeit langweilig. Die Gruppenleiterin sollte dann von Kleingruppe zu Kleingruppe gehen und sich für Fragen und Unterstützung bereithalten. Bei den Kleingruppen müssen die Fotos auf dem jeweiligen Smartphone betrachtet werden.
In den Betrachtungen wird bereits deutlich, dass nur sehr wenige Menschen mit ihrem Aussehen und ihren Gaben zufrieden sind. Das schafft Gemeinsamkeit und bietet die Möglichkeit, offen miteinander ins Gespräch zu kommen. Elementar ist und bleibt aber, dass die Gefühle und Gedanken der Mädchen ernst genommen und nicht bagatellisiert werden. Sätze wie: „Ich verstehe gar nicht, was du hast! Ich wäre glücklich, wenn ich solche Haare hätte!“ oder „Du kannst doch toll singen! Da ist es doch nicht so schlimm, wenn du so klein bist“ usw. dürfen nicht fallen. Die Gruppenleiterin muss bei diesem sensiblen Thema sehr aufmerksam und achtsam sein. Ebenso muss die Freiheit gegeben sein, dass ein Mädchen ihr „Vorher-Nachher-Bild“ nicht zeigen möchte.
Im Anschluss an diese Einheit fügt sich die Andacht gut ein. Sie möchte den Mädchen den Blick weiten, dass sie, so wie sie sind, Gottes geliebtes Kind sind. Und dass das auch für alle anderen gilt.
Alternative
Wenn die Rahmenbedingungen für die 1. Einheit nicht gegeben sind, kann auch mit Hilfe von Jugend- und Frauenzeitschriften das Thema bearbeitet werden. Die Mädchen suchen aus den Zeitungen Schminktipps, Ideen zum Haarstyling, Diäten usw. heraus und kleben sie auf große Plakate. Mit Filz- oder Buntstiften können eigene Bemerkungen dazu geschrieben werden. Beim Aussuchen und Gestalten kommen die Mädchen miteinander ins Gespräch und stellen fest, dass die Gesellschaft uns Frauen immer wieder suggeriert, dass wir, so wie wir sind, nicht mit uns zufrieden sein dürfen.
Vorleseandacht (10 min)
Wenn ich hier in die Runde schaue, dann sehe ich ganz unterschiedliche Mädchen. Die einen haben viele Locken, andere glattes Haar. Manche sind groß, andere wünschen sich, endlich noch ein paar Zentimeter zu wachsen. Blaue Augen zu haben, wäre so schön, denken sicher ein paar. Und einige hätten vielleicht gern eine andere Körbchengröße.
Ihr seid gar nicht allein mit euren Wünschen. Auch viele erwachsene Frauen haben an ihrem Körper, ihrem Aussehen etwas auszusetzen. Irgendetwas hat jede immer zu bemängeln. Ein Blick in all die Frauenzeitschriften zeigt das ausführlich. Schminktipps, Diäten und sonstige Vorschläge zur Typveränderung tauchen dort regelmäßig auf und sind ein sicherer Garant, die Verkaufszahlen zu steigern. Der Blick auf die Mängel ist geschärft und wird von der Werbung auch kräftig gefördert.
Vor kurzem habe ich eine Postkarte gesehen, auf der stand: „Ich bin nicht perfekt, aber mein Hund liebt mich trotzdem.“ Zuerst musste ich schmunzeln, dann bin ich ins Nachdenken geraten. Was machen all diejenigen, die keinen Hund haben? Müssen sie perfekt werden, damit sie jemand liebt? Oder gibt es da noch jemanden, der mich liebt, obwohl ich nicht wie Germany‘s Next Topmodel aussehe? Oder,...