4 Das Equipment
Im Bereich der Langzeitbelichtungen sind nicht nur spezielle Voraussetzungen hinsichtlich des Wetters und der vorherrschenden Bedingungen gefragt, auch die Kameraausrüstung ist ein wichtiger Faktor, um qualitativ gute Langzeitbelichtungen erzeugen zu können. In diesem Kapitel stelle ich die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände vor, die ein Fotograf benötigt, um tagsüber lange Belichtungszeiten zu realisieren.
4.1 Die Kamera
Im Grunde bin ich immer der Meinung, dass nicht die Kamera das Foto macht, sondern der Fotograf. Nichtsdestotrotz gibt es ein paar Voraussetzungen, die eine Kamera erfüllen muss, um mit einem Neutraldichtefilter Langzeitbelichtungen erstellen zu können. Da ich meine Langzeitbelichtungen ausschließlich digital erstelle, gehe ich vor allem auf die notwendigen Eigenschaften digitaler Kameras ein. Optimal zum Erstellen von Langzeitbelichtungen ist eine Kamera mit umfangreichen manuellen Einstellungsmöglichkeiten und verschiedenen Modi, über die Sie alle Einstellungen zu Belichtungszeit, Blende, ISO etc. unabhängig voneinander und selbstständig eingeben können. Um lange Belichtungszeiten von über 30 Sekunden zu erreichen, ist der Aufnahmemodus Bulb ausschlaggebend, da die Kamera in den anderen Einstellungsmodi nur bis maximal 30 Sekunden belichten kann. Jede längere Belichtung wäre ohne den Bulb-Modus nicht möglich. Eine weitere optimale Voraussetzung ist ein Anschluss für einen Fernauslöser, um verwacklungsfrei auslösen zu können. Die Möglichkeit, auf verschiedene Objektive zurückgreifen zu können, wird Ihnen helfen, ein breites Spektrum in der Brennweite zu erhalten. Wechselobjektive vom Weitwinkelbis in den Telebereich decken einen brauchbaren Bereich ab, mit dem Sie kreativ arbeiten können. Auf die Objektive können die unverzichtbaren Neutraldichtefilter geschraubt oder alternativ mit einem Adapter vor der Linse befestigt werden. Last, but not least ist es erforderlich, die Kamera auf ein Stativ schrauben zu können.
Digitale Spiegelreflexkameras (DSLR, Digital Single Lens Reflex) und anspruchsvolle Systemkameras mit Wechselobjektiv finden sich mittlerweile Einzug in vielen Haushalten, sodass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass Sie eine solche Kamera bereits besitzen.
4.1.1 Sensorflecken
Die analoge sowie auch die digitale Fotografie kennen seit den Anfängen einen gemeinsamen Feind: den Staub. Wo Staub (und schlimmerer Schmutz) sich früher durch Flecken auf den Linsen oder im Labor bemerkbar machte, werden die Staubkörner im digitalen Zeitalter durch Sensorflecken sichtbar. Kroch der Staub damals in die analogen Kameras, konnte er unschöne Kratzer und Flecken auf dem Film hinterlassen. Heutzutage lässt sich der unerwünschte Dreck auf dem Sensor nieder. Besitzt die Kamera noch einen Tiefpassfilter vor dem eigentlichen Sensor, ist dieser bei Verwendung mehr oder weniger statisch geladen und zieht Staub dadurch regelrecht an. Selbst kleinste Staubkörner, die mit dem bloßen Auge nicht mehr erkennbar sind, können bereits Bildfehler verursachen.
Sensorflecken zeigen sich in Form von dunklen, meist runden Flecken in großflächigen, hellen Bereichen des Fotos. Auch Staub und Fusseln können, befinden sie sich im Kameragehäuse, störende Flecken verursachen. Je geschlossener die Blende, also je höher der Blendenwert ist, desto sichtbarer und schärfer werden Sensorflecken abgebildet.
Generell ist die Wahrscheinlichkeit, sich Staubpartikel und damit eventuelle Sensorflecken einzufangen, bei einem Objektivwechsel besonders hoch. Bei jedem Wechsel können, je nach Örtlichkeit der Maßnahme, etliche Staubkörner in das Kameragehäuse gelangen. Wechseln Sie Ihr Objektiv in der freien Natur, z. B. am Strand, gelangen Massen an winzigsten Partikeln in die Kamera. Selbst am heimischen Schreibtisch ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass Staub hineingelangt, da sich in der Luft zahlreiche Partikel befinden. Der Sensor wird zwar von Verschluss und Spiegel der Kamera geschützt, aber einmal ins Gehäuse gelangt, kann sich der Staub ungehindert ausbreiten und bei jedem Auslösen der Kamera weiter verteilen. Selbst durch die Verwendung der feinen Mechanik im Inneren der Kamera wird durch den Abrieb im Laufe der Zeit feinster Staub erzeugt, der sich auf dem Sensor ablegen kann.
Sensorflecken sind also unvermeidbar, und jeder Fotograf wird irgendwann mit dem Thema Sensorreinigung konfrontiert. Die Kamerahersteller haben sich mit der Zeit diesem vernachlässigten Thema angenommen und viele DSLRs mit einer sogenannten automatischen Sensorreinigung ausgestattet, die beim Ein- und Ausschalten der Kamera die unerwünschten Partikel entfernen soll. Dabei handelt es sich um einen Mechanismus, der den Sensor bzw. den Tiefpassfilter kurzzeitig in Schwingung versetzt, sodass die Partikel davon abfallen sollen. Allerdings funktioniert diese Schwingungstechnik nur bei losem Staub, und ein Teil des Schmutzes bleibt auf der Oberfläche haften. Ich selbst versuche, meiner Kamera regelmäßig alle sechs Monate eine Reinigung zu verpassen. Besonders vor einer neuen Fotoreise möchte ich, dass das Innere der Kamera sauber ist.
Besonders in der linken Bildhälfte sind die dunklen Sensorflecken gut zu erkennen. Hierbei handelt es sich um einen Ausschnitt aus einem Foto von der Insel Sylt. Während meiner Sylter Zeit war ich häufig gezwungen, die Objektive am Strand zu wechseln, sodass ich um regelmäßige Sensorreinigungen alle vier bis sechs Wochen nicht herumkam.
Ich muss allerdings gestehen, dass ich es mir bei der Sensorreinigung sehr einfach mache. Ich gebe die Kamera beim Fotofachhändler meines Vertrauens ab, zahle 30 Euro für die Reinigung und bekomme sie nach einem Tag wohlbehalten wieder. Es gibt unzählige Reinigungsmethoden – vom Hineinpusten in die Kamera bis zum Abpinseln des Sensors. Das Hineinpusten mit einem Blasebalg entfernt den Staub nicht sicher, sondern verteilt ihn im ungünstigen Fall nur. Das Abpinseln der Oberfläche ist eine der sichersten Methoden, obwohl auch hier Vorsicht geboten ist. Der Pinsel sollte so weich wie möglich sein, um Kratzer zu vermeiden. Im Fachhandel können Sie auch zur Feuchtreinigung diverse Lösungen erstehen, die besonders fest haftenden Schmutz entfernen. Auch hier besteht die Gefahr darin, dass Sie mit den losen Staubteilchen beim Abtupfen oder Abwischen der Oberflächen den Sensor beschädigen können. Aufgrund dieses sensiblen Vorgangs bin ich eher pragmatisch veranlagt und bringe meine Kamera zu einem Fachhändler, der eine gewisse Routine entwickelt hat und weiß, wie er die Sensorflecken am effektivsten entfernen kann.
Da sich Sensorflecken nicht vermeiden lassen, kann man den Staubbefall nur in Grenzen halten.
• Wechseln Sie Ihre Objektive wenn möglich an einem staubarmen Ort. Besonders in der freien Natur ist die Gefahr groß, dass viele Partikel in das Innere Ihrer Kamera gelangen. Versuchen Sie, dafür einen windgeschützten Ort zu finden, oder drehen Sie sich vom Wind weg. Halten Sie die Kamera beim Objektivwechsel mit der Öffnung nach unten.
• Halten Sie Kamera und Objektive sauber. Besonders die Innenseiten der Objektive transportieren beim Wechsel zusätzliche Staubkörner nach innen. Vor dem Wechsel empfiehlt sich ein kurzes Abpusten oder Abpinseln der Objektivinnenseiten.
• Die Aufbewahrung Ihres Equipments sollte so staubarm wie möglich sein. Je weniger Staubpartikel an Ihre Kamera und Ihre Objektive gelangen, desto weniger werden Sie mit den nervigen Sensorflecken zu tun haben.
Wie Sie die Sensorflecken aus dem Bild löschen, erkläre ich im Kapitel Sensorflecken finden und entfernen ab Seite 224.
4.2 Die Objektive
Ich arbeite mit so wenigen Objektiven wie möglich. Zu meinem Equipment zählen das Weitwinkelobjektiv Canon EF 16-35 mm 1:2,8L II USM und das Standardzoomobjektiv Canon EF 24-105 mm f/4L IS USM. Beide Objektive decken die Brennweiten, die ich für meine urbanen Stadtlandschaften und Architekturfotos benötige, bestens ab. Gerade das Weitwinkelobjektiv wird von mir häufiger genutzt, da ich aufgrund enger Straßen oder Hindernisse oft nicht die Möglichkeit habe, eine ausreichende Distanz zum Hauptmotiv einzuhalten. Ein wesentlicher Vorteil dieses Objektivs besteht aber auch darin, dass es den Betrachter durch die kürzere Brennweite und den größeren Bildwinkel förmlich ins Foto hineinzieht. Aus dem Bild laufende oder ins Foto hineinragende Objekte erzeugen durch diesen Bildwinkel eine besondere Darstellung von räumlicher Tiefe. Motive in großer Entfernung werden noch entfernter dargestellt, wodurch sich eine deutliche Tiefenstaffelung ergibt.
Generell achte ich beim Kauf eines neuen Objektivs auf die Lichtstärke, um auch bei schlechteren Lichtbedingungen gut fotografieren zu können. Die Lichtstärke kennzeichnet die größtmögliche Blendenöffnung, die beim jeweiligen Objektiv möglich ist. Neben der Angabe der...