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Lasst uns lieben, denn Er hat uns zuerst geliebt

Impulse aus dem ersten Johannes-Brief

AutorHans-Werner Zöllner
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl172 Seiten
ISBN9783739284040
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,49 EUR
'Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt.' (1. Johannes 4,19) Das ist eine der schönsten Botschaften der Bibel. Von diesem Anliegen des Apostels Johannes können Sie heute profitieren, denn im 'Markt religiöser Möglichkeiten' unserer Zeit ist nicht mehr so klar, was Christsein bedeutet, auf welchen Grundlagen es beruht, und wie es im alltäglichen Leben seine Bewährung finden kann. Die Inhalte dieses Buches werden Ihnen dabei helfen, denn in 14 verschiedenen Themenkreisen werden darin die Anliegen des ersten Johannes-Briefes auf die heutige Situation von Christen angewendet.

Hans-Werner Zöllner fand nach einer handwerklichen Ausbildung und seiner achtjährigen Zeit als Berufssoldat seine Berufung in der Theologie. Nach einer zehnjährigen Tätigkeit als Pastor und Gemeindeberater leitete er in der Zeit seines Abschlusses an der Middlesex University London u.a. rund zehn Jahre als Geschäftsführer ein Masterprogramm in Praktischer Theologie in Marburg/Lahn. Danach übernahm er an der Internationalen Hochschule in Bad Liebenzell die Leitung der Bibliothek und ein Deputat als Lehrbeauftragter, bevor er sich seit 2014, nach zwei Jahren als Bereichsleiter in der freien Wirtschaft, nun wieder ganz seiner Berufung widmet. Seine umfangreichen Erfahrungen, sein Wissen und die Botschaft des Glaubens gibt er heute als Autor, Coach, Trainer und Gründer von HWZ Ministries weiter (www.hwz-ministries.de). Zöllner hat es sich mit diesem Dienst zur Aufgabe gemacht, Führungskräfte und christliche Gemeinden in allen Fragen rund um Entwicklung und Veränderung zur Seite zu stehen. Leitend ist dabei das Motto: Menschen: menschlicher! Glauben: glaubwürdiger! Leben: lebenswerter! Gesellschaft: gesellschaftlicher! Er ist seit mehr als dreißig Jahren glücklich verheiratet mit Angelika; gemeinsam haben sie drei erwachsene Kinder, die mit beiden Beinen im Leben stehen. Das Paar wohnt seit 2013 in Günzburg/Oberschwaben.

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Leseprobe

Jesus - nur ein Mythos? - Oder ist das Leben erschienen?


(1. Johannes 1,1-4; 5,6-13)

Ich persönlich finde die Thematik, gerade des ersten Johannes-Briefes sehr wichtig, weil er ein Thema anpackt, das für uns immer aktueller wird. An jeder Ecke sprießen heutzutage irgendwelche Sekten oder religiöse Zirkel aus dem Boden, und keiner scheint dabei den Überblick behalten zu können. Wenn man aber denkt, dass dies in den „guten alten Zeiten“ anders war, täuscht man sich gewaltig. Und so war es auch zur Zeit der Briefe des Johannes nicht anders. Wenn damals jemand eine neue Erkenntnis hatte, sammelte er Jünger oder Schüler um sich, um ihnen seine neue Erkenntnis nahe zu bringen. Wer sollte da den Überblick behalten? Eigentlich war das nicht möglich. Wie es aber trotzdem gehen kann, zeigt uns der Apostel Johannes in diesem Brief: Er macht deutlich, dass es nicht darum geht, dass wir uns mit diesen Sekten beschäftigen, um ihre Lehren zu durchschauen, sondern, dass wir uns auf das besinnen sollen, was unseren Glauben an Jesus ausmacht.

Bevor wir uns aber damit befassen, möchte ich eine kurze Einführung in diesen Brief geben, damit wir seine Aussagen besser verstehen können. Johannes, der Sohn des Zebedäus und Apostel Jesu schrieb diesen Brief an Christen, die in der Provinz Kleinasien gelebt haben. Aus heutiger Sicht ist dies in der westlichen Türkei anzusiedeln. Er schrieb diesen Christen, weil er mitbekommen hatte, dass sie durch Irrlehrer und Falschpropheten in ihrem Christsein gefährdet waren. Besonders gefährlich waren diese Irrlehrer deshalb, weil sie aus den eigenen Reihen der Gemeinde kamen. Das heißt, hier wurde eine Atmosphäre des Vertrauens ausgenutzt, um Irrlehren zu verbreiten.

Johannes wollte mit diesem Brief aufklären und auch zukünftigen Strömungen vorbeugen, denn diese Irrlehrer hatten eine ganz neue Botschaft zu verkündigen, die zur sog. Gnosis (Erkenntnis) gehörte. Die Gnosis war eine Lehre, bei der es im Schwerpunkt darauf ankam, mit eigener menschlicher Erkenntnis die zentralen Fragen des Lebens erforschen und beantworten zu können. Diese Lehre hatte verschiedene Ausprägungen, die für Johannes ihre Spitze darin hatte, dass sie Jesus Christus selbst verleugnete (1. Johannes 2,22). Um den Brief in seiner ganzen Schärfe besser verstehen zu können, müssen wir uns kurz einzelne Ausprägungen der Gnosis anschauen, die durchaus vorgekommen sein können:

Dualismus: Diese Ausprägung lehrte die Trennung von Geist und Materie. Der Geist des Menschen war das Gute im Menschen. Und so war auch der Gottgeist Jesus durchaus nichts Schlechtes. Die Materie aber - der Leib des Menschen - wurde als schlecht angesehen und galt unter den Dualisten nur als Gefängnis der Seele. Das Negative an diesem Dualismus war2, dass die Vertreter dieser Lehre sagten, dass, wenn die Materie schlecht ist, dass dann auch der Schöpfer dieser Materie schlecht sein müsste, wenn es nicht sogar der Teufel selbst sei, und somit auch das Alte Testament und Schriften des Neuen Testaments, die Bezug auf das Alte Testament nehmen, abgelehnt werden müssten. Das Ergebnis des Ganzen war, dass es nur noch darauf ankam, das Gefängnis des Leibes durch sog. „Himmelsreisen der Seele“ zu verlassen und dadurch zu immer höherer Erkenntnis und letztlicher Befreiung des Leibes zu kommen.

Eine weitere Ausprägung der Gnosis war der sog. Doketismus (Scheinleiblichkeit). Bei dieser Lehre musste der Mensch zwar „erlöst“ werden, war aber nicht als „Sünder“ anzusehen, der mit „Blut“ reingewaschen werden muss. Jesus musste also nicht sterben! Zitat: „Aus der Himmelswelt kommt ein Retter, der nicht Sünder mit Blut erkauft, sondern als Geistwesen - nur vorübergehend mit dem Menschen Jesus verbunden oder nur einen Scheinleib tragend - die göttlichen Geistesfunken in Menschen an sich zieht, und sie zur Lichtwelt des wahren Gottes heimführt.“3

Jesus - wahrer Gott - war nach dieser Lehre also nicht „wahrer Mensch geworden“. In der Lehre des Doketismus blieb er ein Geistwesen, das höchstenfalls einen Scheinleib getragen haben könnte. Als Folge davon ging es für den Menschen darum, dass er den göttlichen Funken in sich aktiviert, damit dieser dann von diesem Geistwesen an sich gezogen und zur göttlichen Lichtwelt gebracht werden konnte.

Und noch eine dritte Ausprägung der Gnosis: Die Lehre des Cerinth. Er soll gebürtig aus Alexandria gewesen sein, das liegt in der heutigen Türkei (Ägäis - Süd-West-Türkei). Er war ein Sektierer, Zeitgenosse und Gegner des Johannes. Es ist daher anzunehmen, dass Johannes sehr oft Bezug auf die Lehre dieses Mannes genommen hat. Cerinth behauptete, dass der Gottgeist Jesus, wenn überhaupt, erst mit der Taufe in die Materie des Menschen Jesus von Nazareth eingetaucht sei.

Dieser Gottgeist soll Jesus, den Sohn des Josef bevollmächtigt haben, Wunder zu tun, ein tugendhaftes Leben voll Weisheit zu führen, und den unbekannten Vater zu verkündigen. Dieser Gottgeist Jesus verließ aber den Menschen Jesus wieder vor dessen Leidensweg. Cerinth leugnete damit die Jungfrauengeburt, das Kreuz, den Tod und die Auferstehung des Gottessohnes Jesus. Nach Cerinth wurde von dem Josefssohn Jesus zwar Blut vergossen, aber nie von Gott selbst in dem Gottgeist, Jesus Christus.

Man kann annehmen, dass aufgrund der Fülle der Irrlehrer nicht nur eine Richtung der Gnosis in den Gemeinden vertreten wurde. Und in diese, für manche Christen sicher reizvolle, neue Lehre hinein schrieb Johannes seinen Brief an die Christen in Kleinasien. Von diesem Hintergrund her ist es nur zu verständlich, dass Johannes in seinem Brief mit solcher Deutlichkeit auf die Gottessohnschaft Jesu Christi hinweist und seinen Leserkreis zu echtem Glauben aufruft, der sich nicht im Erleben „himmlischer Seelenreisen“ sondern in praktischer Nachfolge Jesu zeigen sollte.

An dieser Stelle wird der Brief dann auch für unsere heutige Zeit sehr aktuell. Dazu ein Zitat von Dr. Heiko Krimmer: „Glaube als ein intellektuelles Wissen; Theologie, die reine Theorie ist; eindeutige Bestreitung der Gottessohnschaft Jesu von Nazareth; Leugnung der Heilsbedeutung des Todes Jesu Christi und das 'Erkalten der Liebe' sind Strömungen, die die Gemeinde Christi heute verstärkt bedrohen.“4

Mit dieser Aussage geht es nicht darum, alles schwarz zu malen beziehungsweise nur noch alles negativ zu sehen, aber es zeigt uns, wie aktuell die Worte der Bibel sind, und wie ernst wir darum gerade solche Briefe wie den des Johannes nehmen sollten.

Damals wie heute können die Auswirkungen einer Irrlehre in gleicher Weise erfolgen - Menschen können wieder vom Glauben an Jesus abkommen, indem sie sich gänzlich von Jesus und der Bibel distanzieren. Das ist übrigens die einzige Möglichkeit, die ich sehe, wie Menschen ihr Heil wieder verlieren können. Jesus nennt dies „Lästerung gegen den Geist“ (Matthäus 12,31), die nicht vergeben wird. Das ist, wenn ein Mensch sich bewusst und gänzlich von Jesus und seinem Wort abwendet und seinen Weg ohne Gott weitergehen möchte. Dies kann durch solche Irrlehren geschehen. Aber das ist eine Katastrophe für jeden einzelnen Menschen. Um dies zu verhindern - bei uns selbst und anderen -, werden wir gut daran tun, wenn wir diesen Brief sehr ernst nehmen, denn Johannes sagt in 1. Johannes 2,18: „Kinder, es ist die letzte Stunde!“.

Damit haben wir einen gewissen Hintergrund, auf dem sich unser Verständnis dieses Briefes aufbauen kann. Diesen Hintergrund brauchen wir auch, denn diejenigen, die sich mit den Briefen des Neuen Testaments ein wenig auskennen, werden merken, dass Johannes diesen Brief etwas unorthodox beginnt. Normalerweise beginnen Briefe mit einer ausführlichen Begrüßung und Segenswünschen. Aber Johannes kommt hier gleich zur Sache. Sein Anliegen ist ihm viel zu dringlich, als dass er sich mit Begrüßungsfloskeln aufhalten möchte. Er muss vor diesen Irrlehrern warnen! Das ist ihm wichtig. Und deshalb startet er gleich durch. Er behält seine Linie bei, indem er diesen Brief ganz der Thematik des Herren Jesus Christus widmet. Mit dem steigt er auch sofort ein, um gleich am Anfang ein eindeutiges Zeugnis von Jesus Christus von Nazareth abzulegen - dem Sohn des lebendigen Gottes.

Er wiederholt dies dann noch einmal im 5. Kapitel - zum Abschluss des Briefes. Darum nehme ich diesen Abschnitt zu diesem Thema dazu: Jesus - nur ein Mythos? - Oder ist das Leben erschienen? Ich zitiere dazu die Verse 1 bis 4 aus dem ersten Kapitel und die Verse 6 bis 13 aus dem fünften Kapitel des ersten Johannes-Briefes:

Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, vom Wort des Lebens - 2 und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist -, 3 was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. 4 Und das schreiben wir, damit unsere Freude...

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