'Ich shoppe, also bin ich ...' - so fasst Zygmunt Bauman den Wandel unserer Gesellschaft zusammen, die sich von einer Gesellschaft der Produzenten in eine Gesellschaft der Konsumenten transformiert. In dieser Verbrauchergesellschaft werden die Individuen selbst zur Ware, sie müssen sich auf dem Markt als Konsumgut bewerben und verkaufen. Sie sind zugleich Konsument, aber auch Handelsartikel und Vermarkter, Ware und Verkäufer. Der Wandel, den Zygmunt Bauman im Blick hat, beruht auf der Verschiebung der Dominanz von der Produktion zur Konsumtion und einer daraus folgenden Neudefinition des Menschen.
Zygmunt Bauman untersucht die Auswirkungen der vom Konsum bestimmten Haltungen und Verhaltensmuster auf verschiedene, scheinbar nicht miteinander verbundene Aspekte des sozialen
Lebens: auf Politik und Demokratie, soziale Spaltungen und Schichtungen, auf Gemeinschaften und Partnerschaften, Identitätsbildung und die Produktion sowie den Gebrauch von Wissen und Wertorientierungen. Mit dem Schwinden der moralischen Integration in Gruppen und Familien mindert sich auch die Bereitschaft,im Kleinen Verantwortung für andere zu übernehmen und im Großen einen Sozialstaat einzufordern. Und die Armen erscheinen nicht mehr als (potentielle) Arbeitskräfte oder Objekte des Sozialstaates, sondern als gescheiterte Verbraucher, als nicht brauchbare Güter. Da sie in einer solchen Gesellschaft völlig nutzlos sind, werden sie als menschlicher 'Abfall' angesehen, für den - im Zeichen der Deregulierung - niemand Verantwortung zu übernehmen hat.
Die Invasion und Kolonisierung des Geflechts menschlicher Beziehungen durch marktinspirierte und -geformte Weltanschauungen und Verhaltensmuster sind - neben den Quellen des Unmuts, des Dissens und des gelegentlichen Widerstands gegen diese 'Besatzungsmächte' - die zentralen Themen dieses Buches.
Zygmunt Bauman (1925-2017) war von 1972 bis 1990 Professor für Soziologie an der Universität Leeds. 1925 in Posen geboren, floh er 1939 vor den Nazis in die Sowjetunion. Ab 1954 lehrte er Soziologie an der Universität Warschau. Er verließ Polen 1968, ging nach Israel und hielt Vorlesungen an der Universität Tel Aviv. 1990 erhielt Bauman den Amalfi-Preis für Soziologie, wurde 1998 mit dem Theodor-W.-Adorno-Preis der Stadt Frankfurt und 2010 mit dem Prinz-von-Asturien-Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Die Deutsche Gesellschaft für Soziologie ehrte Zygmunt Bauman im Oktober 2014 für sein hervorragendes wissenschaftliches Lebenswerk.
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