Die Liebe verfolgt uns
Auf der Jagd nach Flecki
Vor einiger Zeit war ich einkaufen – das ist eine meiner gottgegebenen Gaben – und kam dabei an einem Wellness-Salon vorbei. Ich werde es dir nicht verheimlichen – ich liebe Wellness-Salons. Manchmal gehen meine Frau Chelsea und ich in einen Salon, einfach nur zum Zeitvertreib; und manchmal gönnen wir uns sogar einen Massagesessel. Wellness-Salons gehören zu meinen Lieblingsorten.
Diesen Salon hatte ich noch nie zuvor gesehen. Er sah wunderschön aus. Er hatte leuchtende Farben und war ansprechend und ich dachte: Das ist ein echt cooler Wellness-Salon. Ich war kurz davor, ihn auszuprobieren, als ich völlig schockiert und erschreckt feststellen musste, dass die Stühle nur deshalb so klein und die Liegen nur deshalb so winzig waren, weil der Salon für Tiere gedacht war. Es war ein Wellness-Salon, in dem man echtes menschliches Geld dafür bezahlt, seine Tiere massieren zu lassen. Und übrigens: Die Preise entsprachen genau denen einer menschlichen Massage.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass deine Tiere, wenn du sie wirklich massieren lässt, sagen würden: Was ist jetzt los? Das ist aber merkwürdig. Warum machen die das mit mir?
Ich fand das ein wenig alarmierend, aber dann tat ich es einfach ab. Vielleicht war das einfach nur ein seltsamer Einzelfall. Doch als wir dann kürzlich in ein Hotel eincheckten, wurden wir gefragt: »Haben Sie Ihre Lieblinge dabei?«
Und ich dachte: Nun ja, unsere dreijährige Tochter und unseren fünfjährigen und unseren achtjähriger Sohn … Ach so, die meinen ja Tiere. Mein Fehler. »Nein, wir haben keine Tiere dabei. Tiere sind nicht so unser Ding.«
Nun, du solltest wissen, dass ich auf einen langen Stammbaum von Tierliebhabern zurückblicken kann. Bis zum sechzehnten Lebensjahr meines Vaters war seine Familie im Besitz von insgesamt vierundzwanzig Hunden gewesen. Das ist nicht übertrieben. Einmal hatten sie neun Stück auf einmal. Ich komme also aus einer Familie von Tierliebhabern, zumindest auf der Seite meines Vaters. Was meine Mutter angeht – sie findet Tiere nicht ganz so toll.
Ich gebe zu, ich mag Hunde, zumindest aus der Ferne und solange sie mich nicht berühren. Katzen mag ich definitiv nicht. Ich glaube, Katzen kann eigentlich keiner leiden. Ich bin mir nicht sicher, ob Hunde in den Himmel kommen, aber ich bin mir ziemlich sicher, wo Katzen hinkommen.
Die Dame im Hotel fragte also: »Haben Sie Ihre Lieblinge dabei?«
Wir sagten: »Nein.«
Sie sagte: »Das ist aber schade.«
Ich sagte: »Ich finde das eigentlich nicht schade.«
»Es ist nur: Ihre Tiere können hier fast das Gleiche erleben wie Sie.«
»Wie bitte? Ich bin ein menschliches Wesen. Sie wissen schon: Mit einer Seele.«
»Nun, wir haben spezielle Kleidung für Ihre Tiere. Wir haben spezielle Betten für Ihre Tiere. Wir haben spezielle Ausflüge für Ihre Tiere …« Und das war noch nicht alles, was sie sagte.
Ich dachte: Das ist wirklich verrückt. Das sind Tiere. Vierbeinige Kreaturen. Gezähmte Wildtiere, die sabbern und haaren. Und die Menschen nehmen sie echt viel zu wichtig.
Aber es geht noch verrückter. Einmal fuhr ich gerade eine Schnellstraße in Seattle entlang – eine Straße, die für Menschen gebaut wurde –, als plötzlich die Autos vor mir scharf bremsten und dabei ins Schleudern gerieten. Und ich dachte: Oh nein! Da vorne hat es wohl einen schlimmen Unfall gegeben. Ich fing sogar an zu beten, weil hier ja schließlich Menschenleben auf dem Spiel standen.
Schließlich gelangten wir an den Ort des Geschehens. Ein Auto hatte mitten auf der äußersten Fahrspur angehalten. Und ich dachte: Was ist hier los? Und dann sahen wir, wie ein kleiner Cockerspaniel diese Fahrspur entlang hetzte. Und ein Mensch, offensichtlich der Besitzer des kleinen Flecki, war aus seinem Auto gestiegen und rannte auf der Fahrspur seinem Hund hinterher.
Richtig. Ein Hund und sein Herrchen tollten auf einer Schnellstraße herum, die für Menschen und ihre Fahrzeuge gebaut worden war. Alle Fahrzeuge schlitterten und schleuderten, um den kleinen Flecki vor einem tragischen Ende zu bewahren.
Es wird noch schlimmer. Andere Menschen schlossen sich der Suche und Rettungsaktion an. Sie stiegen aus ihren Autos und rannten auf der Schnellstraße hinter Flecki her. Das war der reinste Wahnsinn.
Ich weiß, warum Flecki weggerannt ist. Weil er keine Massagen, keine Ausflüge und keine Kleidung mehr wollte. Flecki ist ein Tier und Flecki wollte seine Freiheit!
Aber sein Besitzer raste wie ein Verrückter die Straße entlang und ich dachte: Das ist unsinnig. Es ist absurd. Für Fleckis Rettung setzen Menschen ihr Leben aufs Spiel. Das ist unvernünftig.
In meinen Augen ist es absolut unsinnig, wenn man für sein Haustier sein Leben riskiert.
Ein Haustier zu haben ist etwas Tolles. Aber sind wir uns darin einig, dass wohl seine letzte Stunde geschlagen hat, wenn es abhaut und auf die Schnellstraße läuft?
In einem viel kleineren Umfang beschreibt die unlogische, leidenschaftliche und übermäßige Liebe, die Menschen für ihre Haustiere haben, Gottes Liebe für die Menschheit. Gott überschüttet uns mit seiner Liebe, auch wenn wir – so wie Katzen – nicht darauf reagieren.
Im direkten Vergleich mit der Liebe Gottes versagt diese Veranschaulichung natürlich. Ein Mensch, der lebensmüde seinem Hund auf der Schnellstraße hinterherjagt, ist nichts im Vergleich zu Gottes irrsinniger Liebe für die Menschheit. Wir bestehen darauf, vor Gott wegzulaufen, doch Gott besteht trotzdem darauf, uns hinterherzulaufen. Es ist einfach unerklärlich und nicht nachvollziehbar.
Das Hauptthema der Bibel ist, dass Gottes Liebe der Menschheit voller Leidenschaft nachjagt. Wenn alles, was du je von der Bibel gehört hast, ein Haufen Ge- und Verbote sind, dann wird diese Aussage dich wahrscheinlich überraschen. Aber egal wer wir sind, wo wir sind oder was wir über Gott denken, er ist wahnsinnig in uns verliebt. In der Bibel steht, dass er jede Einzelheit unseres Lebens kennt. David, ein genialer Songwriter und Dichter, schrieb einen ganzen Psalm darüber (Psalm 139). Gott kennt unsere Gedanken, unser Tun und weiß sogar, wie viele Haare wir auf unserem Kopf haben. Er liebt es, dem zu folgen, was in unserem Leben passiert. Er beobachtet uns, wenn wir schlafen – das mag unheimlich klingen, aber wenn du mal näher darüber nachdenkst, ist es eigentlich echt beruhigend. Er ist da, wenn wir morgens aufwachen, und er hat für unseren Tag gute Dinge vorbereitet.
Bei all dem hat Gott keine Hintergedanken. Er ist nicht so eine Art Kontrollfreak, der versucht, uns zu manipulieren, zu bestechen oder einzuschüchtern, damit wir heilig sind. Er liebt uns aufrichtig und will das Beste für unser Leben. Wenn die Bibel über die Gefahren der Sünde spricht, dann nur, um uns dabei zu helfen, Schwierigkeiten zu vermeiden und stattdessen das Beste aus unserem Leben herauszuholen. Nicht Gott zuliebe – sondern uns zuliebe.
Würden wir aufhören, die Schnellstraße entlang zu flitzen, und uns umdrehen, würden wir sehen, wie Gott uns in einer heißen Verfolgungsjagd auf den Fersen ist. Nicht um uns zu bestrafen oder zu beschimpfen, sondern um uns zu retten und in die Arme zu schließen. Und vielleicht, um uns wieder in den Wellness-Salon zu bringen.
Gott schätzt uns für das, was wir sind – ohne Bedingungen, ohne Vorbehalte, ohne Kleingedrucktes.
Manchmal denken wir vielleicht, Gott sei nur an unserem Verhalten interessiert, wie ein Weltraumpolizist, der uns beobachtet und nur darauf wartet, dass wir einen Fehler machen. Wir denken vielleicht, dass er es sogar genießt, Menschen zu bestrafen. Denn schließlich haben wir in unserem Leben ein paar Autoritätspersonen kennengelernt, die ihren Spaß daran hatten, ihre Macht auszuüben, und vielleicht ist Gott auch so, nur unendlich viel schlimmer.
Und was noch schlimmer ist: Wir wissen, dass wir Probleme und Schwachstellen und dunkle Ecken haben, die keiner sieht. Von Gott geliebt zu werden kann unheimlich erscheinen. Denn manchmal haben wir Angst, dass unser wahres Ich enttarnt wird, wenn wir Gott nahe kommen.
Wir sehnen uns danach, geliebt zu werden und zu lieben, aber wir fühlen uns nicht liebenswert. Und weil wir unsere Bedürftigkeit kennen, verstecken wir uns vor Gott, der uns am meisten liebt. Weil wir denken, dass er wütend wird, wenn er sieht, wie wir wirklich sind. Also gehen wir mit einem künstlichen Lächeln durch die Welt, und gleichzeitig wird unser Inneres nur von Klebeband und Bindedraht zusammengehalten.
Ich will hier kein überzogen düsteres Bild zeichnen – ich bin mir sicher, dass viele oder sogar die meisten von uns echte Liebe von unserer Familie und unseren Freunden erfahren. Aber tief in unserem Inneren, glaube ich, wollen wir oft mehr. Wir wollen wissen, dass wir wichtig sind, dass wir wertvoll sind, dass wir geliebt werden.
Gott ist die beste Quelle – ich wage zu behaupten: die einzige Quelle – echter Liebe, nach der wir alle suchen. Menschliche Liebe ist toll und wichtig und notwendig, aber sie verblasst im Vergleich zu der Macht der Liebe Gottes, die unsere Seelen sättigt und unsere Herzen heilt.
Gott liebt uns mit unendlicher Liebe und bedingungsloser Leidenschaft. Er sehnt sich danach, uns in die Arme zu schließen – nicht um uns zu kritisieren, zu kontrollieren oder zu...