Studienarbeit aus dem Jahr 1992 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Neuzeit, Absolutismus, Industrialisierung, Note: 1, Philipps-Universität Marburg (FB Erziehungswissenschaften), Sprache: Deutsch, Abstract: Seit einigen Jahren begreift die historische und pädagogische Forschung die Lebensphase Kindheit immer mehr als in ihrem Charakter historisch bedingt und nicht als Jahrhunderte hindurch unveränderlich, wie dies früher stillschweigend vorausgesetzt worden war. Vorreiter auf diesem Gebiet war Philippe Ariès, gefolgt beispielsweise von Lloyd de Mause, Elisabeth Badinter, Ingeborg Weber-Kellermann; inzwischen ist die Zahl der Titel kaum noch übersehbar. Zu nennen wären hier Stichworte wie die Pädagogisierung der Kindheit, ihre Wahrnehmung als eigenständige Lebensphase, die Entstehung der 'Mutterliebe', das Verschwinden der Kindheit -Aspekte, die in ihrer genauen Bedeutung und Relevanz durchaus umstritten sind. Viele dieser Überlegungen und Aussagen stehen vor dem Hintergrund von Norbert Elias' Theorie vom 'Prozeß der Zivilisation'. Kindheit war danach wie alle anderen Bereiche und Phasen menschlicher Existenz im Laufe der Zeit einem allmählichen Prozeß der Ausdifferenzierung und Spezialisierung unterworfen. Funktionen und Lebensbereiche wie Spiel, Lernen und Arbeit, Privatsphäre und Öffentlichkeit wurden zeitlich wie räumlich immer deutlicher voneinander getrennt. Unterschiedliche Bedingungen für Kindheit galten aber nicht nur in Abhängigkeit von der Zeit, sondern auch von den verschiedenen Bevölkerungsschichten. Kinder von Bauern lebten zwangsläufig unter völlig anderen Voraussetzungen als Bürgerkinder, Arbeiterkinder waren in eineranderen Situation als Nachkommen von Adligen. Die folgende Untersuchung behandelt als ein Beispiel der sehr vielfältigen Beschäftigung mit der Geschichte der Kindheit die Arbeiterkindheit Ende des 19. und in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Es sollen die Lebens-Räume der Arbeiterkinder betrachtet werden, die Orteund Stationen also, die in ihrem Leben eine Rolle spielten, an und zwischen denen sie sich bewegtenund um die sich eine Art 'subjektive Geographie' des jeweiligen Kindes entwickelte. Behnken u.a.definieren den vergleichbaren Begriff des 'primären Raumes' als die 'lebensgeschichtlich erste und zugleich prägende Erfahrung gesellschaftlichen Handlungsraumes'.
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