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Leibniz' Weg ins perspektivische Universum

Eine Harmonie im Zeitalter der Berechnung

AutorHubertus Busche
VerlagFelix Meiner Verlag
Erscheinungsjahr2016
ReiheParadeigmata 17
Seitenanzahl593 Seiten
ISBN9783787329274
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis73,99 EUR
Leibniz' frühe Schriften sind bisher kaum systematisch erschlossen worden. Weil sich jedoch gerade in ihnen eine epochentypische Problemlösungsgeschichte dokumentiert, geben sie größten Aufschluss über jenes systembildende Hauptmotiv, dessen Folgeprobleme Leibniz' ganze Spätphilosophie differenziert beantworten will: die Harmonisierung der traditionellen Geistmetaphysik mit der kausal-mechanischen Naturerklärung durch die Hypothese vom individual-perspektivisch repräsentierenden geistigen Punkt, der später »Monade« heißen wird. Dieses Buch rekonstruiert in problemgeschichtlicher Methode erstmals die ganze philosophisch-enzyklopädische Synthese des frühen Leibniz und skizziert abschließend eine neue Deutung der späten Monadenlehre vom Frühwerk aus.

Hubertus Busche ist ordentlicher Professor am Institut für Philosophie der Fern-Universität Hagen. Arbeitsschwerpunkte: Erkenntnistheorie, Metaphysik, Geschichte der Philosophie, Kulturphilosophie.

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Inhaltsverzeichnis
Cover1
Inhaltsverzeichnis7
Vorbemerkung13
Einleitung15
ERSTER TEIL: Der Weg zum Systemzyklus (1663-1669)31
I. DIE LEITENDEN MOTIVE31
1. Das ursprüngliche Interesse : Förderung der öffentlichen Wohlfahrt und Harmonisierung des zerspaltenen Reformzeitalters mit Hilfe der mathematischen Rationalität31
Rationalisierung des Rechtswesens und Organisation der Wissenschaften für die technische Naturbeherrschung32
Klärung der Kontroverspunkte und Versöhnung der Kirchen für ein interkonfessionelles Christentum37
Harmonisierung der mechanischen Naturerklärung mit der religiösen Weltdeutung43
2. Die ursprüngliche Idee: Die Ereignislogik disharmonischer Harmonte46
Enzyklopädisch-pansophische Theo-Logik als Antwort auf das Zeitalter der Berechnung46
Die lingua mathematica der Natur und ihre Begründung in der Kombinatorik der Trinität50
Die beste aller möglichen Welten als maximale Harmonie von individueller Gestaltenvielfalt und struktureller Verwandtschaft56
II. DIE WURZELN DES MULTI PERSPEKTIVISCHEN UNIVERSUMS64
1. Eine erste Verbindung von Individualmetaphysik und Universalmathematik im Schema der Kombinatorik (1663/1664)64
a) Individuation als einmalige Konkretion in Form und Materie: Nominalistische Entitätenreduktion und augustinische Ideenlehre65
b) Leibniz' glaubwürdige Datierung seiner Hinwendung zu einem atomistischen Mechanizismus auf 1661/166281
c) Die Entdeckung der individualperspektivisch repräsentierenden Monade und ihre Geometrisierung im >Leib-Seele-Pentagon<87
Gesichts-Punkt, Vorstellungshorizont und Intellectus ipse88
Die Kombinatorik der Vorstellungen in der selbstreflexiven sphaera moralisch und die bedingte Freiheit des Willens103
Deunculeitas: Die selbstreflexive Sphäre des Geistes als Ebenbild der Trinität116
2. Divinarum ac humanarum rerum notitia: Grundfragen der Zentralwissenschaft vom Naturrecht (1664)121
a) Raumverdrängung und Eigentum: Eine feine Analogie zwischen Physik und Jurisprudenz125
b) Das problematische Naturrecht der Tiere127
c) Das Argonautenschiff des Leibes und der Kern der Substanz : Entelechie und Auferstehung im Zeitalter der Korpuskularphilosophie129
Drei Grade von Identität im Fluß des Stoffwechsels130
Fons vitaeund flos substantiae: Die genetische Präformation des Organismus im lebendigen Punkt133
Schlaf als inchoative Wachheit: Die Gradualisierung des Bewußtseins147
3. Ars combinatoria: Technik für die Mathematisierung des Wissens (1666)150
a) Denken als Rechnen : Das synthetisch-analytische Verfahren als natürliche Technik des Verstandes151
Addition und Subtraktion: Die Grundrechenarten des Denkens und die Alchemie der Sprache152
Die Perfektionierung der Kombinationstechnik durch mathematische Rekombination der Elemente156
b) Übersichtlichkeit und Entscheidbarkeit: Die öffentliche Bedeutsamkeit des enzyklopädischen Gedankenalphabets160
Die Kunst der Abbreviatur und die entwaffnende Klärung der Begriffe161
Die Kritik der Lullschen Universal-Kombinatorik und die Regeln eines arithmetisch formalisierten Begriffskalküls165
c) Spatium corporale und spatium entitativum: Universal-Kombinatorikals schöpferische Wiederholung des Schöpfungsraumes177
Die Wissenschaft von der göttlichen Zahl und ihrer figürlich dargestellten Ordnung181
Das Alphabet der Atome und die Komplikation ihrer Figuren: Zur Vermessung des physischen Raumes190
Zur Vermessung des intelligiblen Raumes durch die Prädikamente der Universal-Kombinatorik206
4. Habitus: Bildungsstufen von Individuum und Staat (1667)198
a) Die umgewöhnbaren Gewohnheiten des Körpers und des Geistes203
Prägung, Didaktik, Institution: Stufen der Charakterbildung206
Geschichte, Beobachtung, Wissenschaft: Stufen des Wissens und Elemente der Enzyklopädie210
b) Elemente der reinen Rechtswissenschaft215
Aufbau und Methode der Jurisprudenz216
Die Prinzipien des reinen Rechts und die Vernunft der Staatsgründung220
Naturrechtund nomothetische Ähnlichkeit: Die zwei Augen des Richters bei zweifelhaften Rechtsfällen229
c) Die drei Stufen der kosmischen Naturrechtsordnung232
Strenges Recht: Die Sphäre des Notwendigen in Krieg und Frieden234
Billigkeit: Die Sphäre ausgleichender Verhältnismäßigkeit238
Pietät: Die vermittelnde Sphäre universaler Gerechtigkeit240
Ill. ATOME, GEISTER UND DIE PRINZIPIEN DES PERSPEKTIVISCHEN UNIVERSUMS (1668/1669)248
1. Das Systemprogramm zur komplementären Einheit von Naturforschung und Theologie250
a) Eine rettende Planke im atheistischen Schiffbruch : Leibniz' geschichtliches Selbstverständnis als Reformator philosophiae und Defensor fidei250
Die scholastische Finsternis, die große Reformation und die wahre Versöhnung des Altehrwürdigen mit der Korpuskularphilosophie251
Entgötterte Natur: Das Interesse an der aristotelischen Physik254
b) Die Autonomie der mechanischen Naturerklärung und die begründungslogische Notwendigkeit metaphysischer Postulate261
Die Qualitäten der Körper selbst und die multiperspektivische Variation ihrer Erscheinungen: Mechanizismus und perspektivischer Realismus261
Die Unerklärbarkeit von Individualität und Bewegung durch den kausalen Determinationsprozeß: Das Prinzip des zureichenden Grundes269
Fehlgeschlagene Versuche, alle Attribute der Materie auf geometrisch-phoronomische zu reduzieren273
Die Unerklärbarkeitder Kohäsion im atomistischen Konzept der Materie275
2. Erhabene Geister im Uhrwerk der Welt: Leibniz' Phase einer hypermechanistischen Naturentseelung278
a) Eine kurzlebige These von der Empfindungslosigkeit der Tiere279
Organische Uhrwerke mit Spiegelreflektoren: Im Bannkreis der cartesianischen Tiermaschinen279
Die Austreibung des Animismusaus der Wissenschaft281
Die Trägheit der mens momentaneaund die Spontaneität unseres Geistes283
b) Raum, Materie, Bewegung, Geist : Die letzten innerweltlichen Entitäten290
Die substantielle Realität des Weltraums293
Extension und Antitypie: Die prima constitutiva der Materie294
Die Erklärbarkeit aller Veränderungsarten aus Korpuskularbewegungen und die Gefahr des materialistischen Reduktionismus296
Der Geist als einziger Ursprung von Bewegung299
3. Substanz als Selbstentfaltungseinheit der Individualidee: Leibniz' Grundlegung seines Zentralbegriffs300
a) Die mechanistische Revision der aristotelischen Physik300
Die substantielle Form des Körpers als komplexe Integralfigur302
Forma educitur e potentia materiae: Die Entstehung von Realfiguren aus Bewegungsgrenzen in der trägen Masse306
b) Die substantielle Form des Geistes als Idee313
Substanz als dynamische Einheit von Spontaneität und Materie314
Die substantielle Vereinigung von Körper und Geist im Kontext der creatiocontinua319
c) Die eine absolute Kreativität in den vielen substantiellen Ideen ihrer Kreaturen323
ZWEITER TEIL: Der Systemzyklus von 1669-1672327
I. VOM ABSTRAKTEN SCHEMA ZUM INDIVIDUELLEN GEIST DER HARMONIE: ELEMENTE DES NATURRECHTS327
1 . Die unübersteigbare Selbstliebe: Ethische Motivation im Zeitalter technischer Naturbeherrschung329
2. Naturrechts-Ethik als Wissenschaft von harmonischen Proportionen337
a) Die ermittelnde Logik von Schädigungsverboten und Hilfsgeboten (justitia particularis)340
Die abstraktive Gewinnung von Proportionen für das Gerechte und Billige340
Der kombinatorische Versuch zur Eingrenzung strenger Rechte352
Die Kasuistik der Seenot und das Notrecht des Gewissens356
Tragisches Abwägen im Konflikt zwischen Billigkeitskriterien und Pietätsgefühlen365
Das Problem der staatlichen Erzwingbarkeit von Billigkeitspflichten372
Das Widerstandsrecht in der Spannung zwischen irdischem Staat und Reich Gottes379
b) Die vermittelnde Logik der Liebe (justitia universalis)385
Die Aufhebung der Selbst- und Nächstenliebe in die kosmopolitische Pietät der Gottesliebe387
Die Unzulänglichkeit aller positiven Definitionen des Gerechten399
Die Fähigkeit, Glück im Glück anderer zu finden: Selbstvervollkommnung durch Liebe406
Die deontische Logik liebender Rücksichtnahme416
Sinn und Grenzen der Wissenschaft vom Gerechten422
II. HARMONISCHE ALLKONSPIRATION: KOSMOLOGIE, PHORONOMIE UND PNEUMATOLOGIE434
1 . Das kosmische Fluidum und die unendlich verschachtelten Welten436
a) Das selbstregulative System des zirkulierenden Äthers438
Die Interpretationsbedürftigkeit der sinnlichen Wahrnehmung durch rationale Vor-Urteile438
Die Erklärung der Kohäsion aus den Rinnenbewegungen des Äthers443
Die Integration der Partikelmechanik in die teleologische Systemmechanik447
Der universale Kreislauf des spiritus mundi453
Schwere und Elastizität als regulierende Systemeigenschaften des universalen Gleichgewichts459
Der Naturzustand abstrakter Privatbewegungen und die bürgerliche Verfassung des konkreten Systems470
Die Sakralisierung des Weltmechanismus476
b) Welten in Welten ins Unendliche fort? Zwischen Infinitismus der Materie und Atomismus der geistigen Punkte479
2. Die mikrokosmischen Lichtsphären im Äther485
a) Die ätherische Quintessenz als erstes Medium der Bewegungund als Vehikel der Seele487
b) Der Ort der Elementa de mente im Systemzyklus und ihre Aufgabe für Religion und Ethik497
c) Die wechselseitige Repräsentation von Innenwelt und Außenwelt506
Der indivisible Punkt des Geistes und seine unendlich kleinen conatus506
Die äußere Repräsentation innerlicher Regungen in der extensio514
Die zweckmäßige Repräsentation der äußeren Vielheit in der mentalen Einheit517
Der Parallelismus intensiver und extensiver Größen beim Konflikt der Liebestendenzen526
DRITTER TEIL: Ausblick in eine sprechende und verklärte Welt (1686-1716)531
I. DIE PERSPEKTIVISCHE VERMITTLUNG VON >FENSTERLOSER< SPONTANEITÄT UND LEIBLICHKEIT IM PSYCHOPHYSISCHEN EXPRESSIONISMUS535
II. DIE DYNAMIK DES LICHTES ALS VERBINDUNG ZWISCHEN INTELLIGIBLEM UND PHÄNOMENALEM552
III. DIE DURCHDRINGUNG DER IRDISCHEN MÄCHTE VON DER WEISHEIT DES HIMMELS580
LITERATURVERZEICHNIS591
PERSONENREGISTER607
SACHREGISTER615
ANHANG: Leibniz' Zeichnung vom Leib-Seele-Pentagon623

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