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E-Book

Lexikon der Gewebe

Technik - Bindungen - Handelsnamen

AutorThomas Meyer zur Capellen
Verlagdfv
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl480 Seiten
ISBN9783866415034
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis69,99 EUR
Das Textilgeschäft erfordert ein großes Fachwissen aus verschiedenen Segmenten. Die vollständig aktualisierte und überarbeitete 4. Auflage des 'Lexikon der Gewebe' vermittelt das komplette Grundlagenwissen zu Geweben: dazu gehören die Handelsbezeichnungen textiler Gewebe, die Erläuterung der textilen Rohstoffe, die Darstellung der Gewebekonstruktion (fabric construction) und deren Bedeutung für den Markt, sowie die Erläuterung der Färbe- und Druckverfahren und der hierfür verwendeten Farbstoffe. Neben den klassischen Handels- und Qualitätsbezeichnungen wurden auch aktuelle Begriffe aus der Mode aufgenommen und kurz, aber prägnant dargestellt. Darüber hinaus steht dem Leser ein umfangreiches englisch-deutsches Fachwörterverzeichnis im Anhang zur Verfügung. Die zahlreichen Abbildungen der Patronen, Gewebe, Druck- und Veredlungsmaschinen komplettieren das Lexikon und machen es zu einem unentbehrlichen Begleiter für den beruflichen Alltag.

Thomas Meyer zur Capellen, Dipl. Textildesigner mit Schwerpunkt Druck-und Jacquardentwicklung (Weberei), ist nach Tätigkeiten in der Industrie als Atelierleiter und als freiberuflicher Textildesigner seit 2006 Professor für Textiltechnologie an der Hochschule AMD Akademie Mode & Design in Hamburg. Darüber hinaus führt er seit über 15 Jahren erfolgreich Firmenseminare bei namhaften Textilunternehmen durch.

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Leseprobe

A


 

Aachener Filztest, dient zur Feststellung der Filzneigung bei verschiedenen Wollsorten. Lose Wollfasern werden zu einer Kugel geformt und in einer Schüttelmaschine mit Walkflüssigkeit dreidimensional bewegt. Die Fasern beginnen zu filzen, wobei der Kugelradius die Filzfähigkeit der Wollfaser bestimmt: kleine Kugel = starke Filzfähigkeit, große Kugel = geringe Filzfähigkeit.

 

Abacafaser (Manilafaser, Manilahanf, AB), engl. = abaca fiber; Fasern aus den Blättern der Bananenstaude; die Farbe ist gelblichweiß bis braun, ebenso wie → Sisal eine Hartfaser, die sowohl sehr reiß- und scheuerfest als auch widerstandsfähig ist gegen Meerwasser und sehr leicht. Daher wurde sie auch für Schiffstaue, Seilerwaren und als Isolierung für Kabel und Matten verwendet. Wenn die feinen Fasern im Mörser gestampft werden, lassen sie sich zu feinsten Geweben verarbeiten. Daraus gewebte Bekleidung ließe sich zu Faustgröße zusammenpressen. Anbaugebiete: Philippinen, Indien, Indonesien und Mittelamerika. Siehe Abb. S. 35.

 

Abfallseide, engl. = waste silk; → Bourette und → Schappeseide.

 

Abschirmgewebe (E-Blocker), engl. = e-shield fabric; vor elektromagnetischer Strahlung schützendes Spezialgewebe, das das elektromagnetische Feld in Innenräumen verringert. Für mehr Informationen → novonic® E-Blocker.

 

Abseitengewebe, engl. = doubleface, reversible; Handelsbezeichnung für Gewebe mit beidseitig verwendbaren Warenseiten. Sie werden aus Zwei- oder Mehrfadensystemen entwickelt, wobei mit Bindekette oder Bindeschuss gearbeitet wird. Der Begriff „Abseite“ wird auch für Jacken oder Mantelstoffe mit angewebtem Futter verwendet. Ein typischer „Reversible“ ist der → Crêpe-Satin oder der zweifarbige → Doubleface, ebenso der → Charmelaine.

 

Absorbieren, lat. absorbere = aufsaugen, in sich aufnehmen; Baumwolle ist bspw. → hygroskopisch, absorbiert also Wasser, wie auch Wolle, Seide, Viskose. → Adsorbieren.

 

Acala, amerik. Baumwollzüchtung, wird i. Allg. als Upland-Baumwolle gehandelt. → Baumwolle.

 

Acetat (AC), Edelzellstoff (hochwertige Alphacellulose) oder Baumwoll-Linters reagiert mit Essigsäure zu Celluloseacetat (Acetylcellulose) und wird dann in Aceton gelöst. Die zähflüssige Spinnlösung besteht zu einem Viertel aus Celluloseacetat und zu drei Vierteln aus Aceton. Die Essigsäure wird chemisch gebunden und im Trockenspinnverfahren hergestellt; das teure Aceton wird zurückgewonnen. Auf diese Art entstehen feste, seidig schimmernde Fäden. Sie können, im Gegensatz zu Viskose-Cupro, ohne chemische Nachbehandlung verarbeitet werden und sind günstiger als die meisten Chemiefasern. Acetat findet man unter den Markennamen Carolan, Chromspun, Estron, Lynda, Rhodia Filter Tow, Skylon und Teijin-Acetate. Man unterscheidet zwei verschiedene Acetattypen:

1. Zweieinhalbacetat (CA), auch Acetat genannt, bestehend aus 49–54 % Essigsäure und 51–46 % Cellulose. Eigenschaften: Der thermoplastische Bereich liegt bei 180–200 °C, der Schmelzpunkt bei ca. 250 °C. Es besteht eine sehr gute Texturierfähigkeit. Dieser Acetattyp zeichnet sich durch einen edlen Glanz aus; als Filament wirkt er naturseidenähnlich, als Fasergarn sehr wollähnlich. Das spezifische Gewicht beträgt 1,30 g/cm3, es ist damit leichter als Seide (1,37 g/cm3). Die Reißfestigkeit liegt im trockenen Zustand bei 1,3–1,5 cN/tex, nass bei 0,8–1,2 cN/tex. Die Ware hat einen weichen, geschmeidigen Griff, einen eleganten Fall und geringe Knitteranfälligkeit. Die Feuchtigkeitsaufnahme beträgt 6–6,5 %, daher ist die Trocknungszeit entsprechend gering (1/3 der Trocknungszeit von Viskose). Ferner hat dieses Acetat ein gutes antistatisches Verhalten. Waschen ist bei 30 °C in der Feinwäsche möglich, jedoch sollte das Textil weder gewrungen noch gerieben, sondern nur feucht aufgehängt werden. Die Bügeltemperatur beträgt 120 °C (etwas über Stufe 1). Acetat besitzt eine hohe Elastizität, daher eine gute Formbeständigkeit und geringe Einlaufwerte. Es ist acetonlöslich, daher ist keine Fleckenentfernung mit Aceton oder mit acetonhaltigem Nagellackentferner möglich.

2. Triacetat (CTA) wird im Trockenspinnverfahren gewonnen (60–62 % Essigsäure und 40–38 % Cellulose). Es ist thermoplastisch verformbar (Plissee, Bügelfalten, Crash-Effekte) und texturierfähig. Der Erweichungsbereich liegt bei 220–250 °C, der Schmelzpunkt bei 300 °C, die Feuchtigkeitsaufnahme beträgt 3–4 %. Die Textilien können bei 200 °C (Stufe 3) gebügelt werden. Die Nassfestigkeit beträgt 80 %. Die Ware ist leicht zu waschen bei bis zu 60 °C und kann geschleudert werden. Sie knittert kaum, trocknet schnell, ist schrumpffrei und somit maß- und dimensionsstabil. Die Triacetatfasern stehen den synthetischen Chemiefasern am nächsten. Sie können nicht mit den gleichen Farbstoffen gefärbt werden wie die cellulosischen Fasern.

Einsatz: DOB, Futterstoffe, Samte, Plüsche und Dekostoffe.

Literatur: P.-A. Koch; G. Satlow: Großes Textil-Lexikon, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 1965.

 

Additive Fertigungsverfahren, engl. = additive manufacturing; → 3-D-Druck; dieser Begriff für den 3-D-Druck wurde 2010 vom US-amerikanischen Unternehmen ASTM (American Society for Testing and Materials) festgelegt und ist zutreffend für den Produktionsprozess dieser Technik. Die Gemeinsamkeit aller 3-D-Fertigungsverfahren ist das Addieren mehrerer Schichten, die das jeweilige Objekt aufbauen.

Quelle: Frizzi Neumann: Bachelorarbeit AMD, Hamburg, 2014.

 

Adire, Yoruba, westafrikanisches Volk, Nigeria; heißt so viel wie: alles, was gefärbt und abgebunden ist. Sehr oft mit Indigo. Die Herstellung gleicht dem → Plangi, → Shibori.

 

Adria, engl. = adria; Woll- oder Baumwollgewebe oder Mischungen mit Chemiefasern in abgeleiteten Ripstypen (Schrägripsbindungen) für Kleider- und Kostümstoffe. Aber auch verstärkte, abgeleitete Atlasbindungen können eingesetzt werden. Die Kleiderstoffe liegen im Gewicht bei ca. 140–180 g/m2, Kostümstoffe um ca. 30–50 g/m2 höher. Häufig werden Kammgarnzwirnkette bis Nm 80/2 und Kammgarnschuss Nm 40/1 eingesetzt. Die rechte Warenseite kennzeichnet eine leichte Schrägbetonung und ein schöner Glanz.

Abb. 1: Adria

Abb. 2: Adria

 

Adsorbieren, lat. ad = hinzu und lat. sorbere = schlucken; Gase oder gelöste Stoffe an der Oberfläche eines festen Stoffes anlagern, z. B. wenn Wasser sich an der Oberfläche von Polyester anlagert (adsorbiert). → Absorbieren.

 

Aeterna, → Äterna.

 

Affenhaut, engl. = velveton; Bildbezeichnung für duvetine- oder velvetonähnliche Gewebe mit längerem Flor, der eine Strichlegung möglich macht. → Duvetine, → Velveton.

Einsatz: Mantel- und Jackenstoffe für DOB und HAKA.

 

Affinität, engl. = affinity, substantivity; Fähigkeit eines Farbstoffs, aus einer Lösung auf die Faser aufzuziehen. Sie ist das Maß für die Energie, durch die der Farbstoff an die Faser gebunden ist. Eine hohe Affinität bedeutet, dass sich der Farbstoff mehr auf der Faser als im Bad befindet: Er zieht besser aus. Ein hochaffiner Farbstoff besitzt dementsprechend bessere Nassechtheiten als ein niedrigaffiner.

 

Afghalaine, engl. = afghalaine; ein fast schon historisches Gewebe, das ursprünglich aus afghanischer Wolle (Kammgarn/Streichgarn) gefertigt wurde und heute kaum mehr im Handel zu finden ist. Die Bindungen können variieren: Leinwand, Kreuzköper (K 2/2), Kreppbindungen. Der eigentliche Afghalaine ist in Leinwandbindung gewebt. Die Kettfolge besteht in der Regel aus 1Z-/1S- oder 2Z-/2S-gedrehten Voilegarnen. Im Schuss überwiegen 2Z/2S. Durch die unterschiedlichen Kett- und Schussdrehungen entsteht einstellungsbedingt eine feine Längsrippigkeit. Bei der Verwendung von Garnen ist diese Optik nicht so prägnant, aber dafür ist die Ware locker und leicht sandig im Griff. Verwendet man Zwirne, ist die Oberfläche klar und der Griff etwas kreppartig rau. Trotzdem hat der Afghalaine einen weichen, fließenden Fall, bedingt durch die relativ geringe Drehung der Garne/Zwirne und die etwas offene Einstellung. Die Ware kommt überwiegend stückgefärbt in den Handel. Durch die Ausrüstung, Waschen und Färben, sieht sie leicht meltoniert, d. h. leicht verfilzt, aus. Afghalaine war eine typische Herbstware für den DOB-Bereich. Bindungsbeispiel: →...

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