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E-Book

Linkin Park - What they've done

Die inoffizielle Biografie

AutorGeorg Rackow, Michael Fuchs-Gamböck, Thorsten Schatz
VerlagHEEL Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl190 Seiten
ISBN9783868529883
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
Von Xero über Hybrid Theory zu Linkin Park - die Band durchlebte in ihrer Karriere bis heute viele Höhen und Tiefen, feierte weltweit Erfolge, war jedoch nicht immer unumstritten. Kaum eine andere Band ist so vielseitig, so wandelbar, so innovativ. Mit ihren Songs heben sie die Grenzen der Genres auf. Ob Crossover, Rock, Nu-Metall, Alternative, Electro, Pop oder Hip-Hop - stilistisch erfinden sich die Musiker immer wieder neu, unabhängig davon, was Fans und Kritiker von den häufigen Richtungswechseln halten. Linkin Park - What they've done beschreibt den turbulenten Werdegang einer äußerst kreativen, polarisierenden und sozial engagierten Gruppe, die es als erste Rockband geschafft hat, eine Milliarde Klicks auf YouTube zu bekommen. Allen Vorwürfen zum Trotz, denen sie aufgrund ihrer fortwährenden musikalischen Veränderungen ausgesetzt waren, verkauften Linkin Park über 55 Millionen Tonträger und konnten zahllose Auszeichnungen sowie Chart-Platzierungen für sich verbuchen.

Michael Fuchs-Gamböck, geboren 1965, gewann 1985 den Literaturnachwuchspreis des Theaterfestivals München. Später hielt er sich in Japan und Italien auf, um von dort für Kultur-Pressebüros in Deutschland zu arbeiten. In Italien wurde er zudem Redaktionschef eines zweisprachigen Radiosenders. Zwischen Sommer 1989 und Sommer 1994 war Fuchs-Gamböck Redakteur sowie Ressortleiter Musik der deutschen Ausgabe des Zeitgeistmagazins Wiener. Seit Juli '194 ist er als Freier Autor tätig, u. a. für Playboy, Cosmopolitan, Focus, Musik Express, Marie Claire, dpa und viele andere. Parallel dazu gibt es von ihm etliche Buchveröffentlichungen. Außerdem gibt es von ihm Interview-Sammlungen von Gesprächen mit den Rolling Stones, Madonna, David Bowie und zahlreichen mehr, sowie Beiträge in diversen Literatur-Anthologien

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Leseprobe

2 Somewhere I Belong:


Chester Bennington, ein Sänger mit Dämonen


Jeff Blue besuchte Anfang 1999 das Festival für Film und Musik „South By Southwest“ in Austin, Texas. Die Leute, die der damalige Vize-Präsident von Zomba Records dort traf, machten sich über ihn lustig, weil er weiterhin an Xero festhielt. Jeff antwortete, er brauche nur noch einen guten Sänger, dann würde die Band bestimmt Erfolg haben.

Blue unterhielt sich während des Festivals mit Scott Harrington, einem Plattenfirmen-Anwalt, der für die Kanzlei Manatt Phelps & Phillips arbeitete, die Xero in juristischen Fragen vertrat. Im Laufe des Gesprächs meinte Harrington, er kenne da jemanden in Phoenix, der ebenfalls Kunde seiner Firma war und vielleicht für den Job bei Xero am Mikrofon infrage käme. Gemeint war Chester Charles Bennington.

Chester kam am 20. März 1976 in Phoenix, Arizona, zur Welt und wuchs mit einem älteren Bruder auf, zwei Schwestern, seiner Mutter, einer Krankenschwester, und seinem Vater, der als Polizist für die Aufklärung von Kindesmissbrauchsfällen zuständig war. Er übernahm ständig Doppelschichten und war für seinen Sohn selten erreichbar.

Was sein Vater aufzuklären versuchte, erlebte Chester als Kind leider selbst. Er wurde seit seinem siebten Lebensjahr von einem älteren Freund missbraucht. Der zukünftige Sänger scheute damals lange davor zurück, um Hilfe zu bitten, weil er zum einen fürchtete, man würde ihm nicht glauben und als Lügner hinstellen. Zum anderen sollte man nicht von ihm denken, er sei homosexuell.

Der Missbrauch endete erst, als Chester 13 Jahre alt war. Später offenbarte er seinem Vater, was ihm passiert und wer der Täter war. Aber als Chester erfuhr, dass der Schuldige, der ihm das Leben durch seine sexuellen Übergriffe zur Hölle gemacht hatte, selbst ein Missbrauchsopfer war, unternahm er – vermutlich aus Mitleid – nichts weiter gegen ihn und zeigte ihn nicht an.

Außerdem ließen sich Chesters Eltern scheiden, als der zukünftige Rockstar elf Jahre alt war. Er lebte zunächst bei seinem Vater, doch er litt sehr unter der Trennung der Eltern. Und als wären diese Belastungen noch nicht genug, wurde Chester als Kind und auch als Teenager von seinen Mitschülern drangsaliert und verprügelt, weil er schmächtig war und sich nicht kleidete wie die anderen.

Seine Kindheit und seine Jugendzeit waren also alles andere als schön und unbeschwert. In seiner düsteren Lage flüchtete sich Chester in harte Drogen. Bereits als Teenager wurde er abhängig von Kokain und Crystal Meth, einem zerstörerischen Aufputschmittel. Er betäubte sich zudem mit Marihuana, Opium, Alkohol und schnellem Sex. Um seinen Drogenkonsum zu finanzieren, nahm er z. B. Jobs bei der Fast-Food-Kette Burger King an, wo er auch nach seinem Schulabschluss weiterhin arbeitete.

Mit 17 Jahren zog Chester zu seiner Mutter, die erschrocken über den Zustand ihres Sohnes war. Sie erteilte ihm sogleich Hausarrest, als sie merkte, dass er Drogen nahm. Chester spürte vor allem die langsame Zerstörung seines Körpers, seines Bewusstseins und die Wut über seine grässliche Situation. Später schaffte er den Entzug und wurde nicht müde, als prominenter Sänger vor Drogen zu warnen. Lediglich vom Alkohol kam er lange Zeit nicht vollständig los, bis er 2011 in einem Gespräch mit dem „New Musical Express“ erklärte, dass er das Trinken schließlich doch aufgegeben habe.

Chester, der in seiner Kinder- und Teenagerzeit als hyperaktiv galt, suchte sich bereits in dieser Zeit eigene Rettungspfade abseits der Drogen, über die er seine finsteren Erlebnisse auf besondere Art verarbeitete. Er malte Bilder, schrieb Gedichte, Texte und Lieder – und entdeckte die Musik schließlich als ernsthaften Ausweg für sich. Da er, seit er sich erinnern konnte, sowieso alles mitsang, was im Radio zu hören war, glaubte er, vielleicht als Sänger in einer Band Anerkennung zu finden und seine Gefühle in Songs auszudrücken, um seine Dämonen zu verscheuchen.

Seine frühesten Favoriten, die ihn musikalisch prägten, waren Depeche Mode und die Grunge-Band Stone Temple Pilots, bei denen er schon immer als Bandmitglied aufgenommen werden wollte. Der Frontmann der Pilots, Scott Weiland, ebenso wie Al Jourgensen von der Band Ministry, waren seine großen Vorbilder. Auch die Musik, die Chesters älterer Bruder hörte, beeinflusste ihn. Dabei handelte es sich um den melodischen Rock der 1980er Jahre von Bands wie Loverboy, Rush und Foreigner – eine Prägung, die später in die eingängigen Refrains der Linkin-Park-Songs einfließen sollte.

Sein Weg führte Chester beinahe zwangsläufig auf die Bühne. Das Terrain war ihm bereits vertraut. Als Kind trat er in Theaterproduktionen auf und zog durch das Land. Die meisten Bundesstaaten hatte er bereits gesehen, als er mit 14 Jahren zum ersten Mal als Sänger einer Band zum Mikrophon griff.

Neun Jahre lang war Chester der Frontmann diverser Formationen, bis er ab 1993 für die Gruppe Sean Dowdell And His Friends sang. Sean, den Namensgeber der Band, hatte Chester auf der High School kennengelernt. Die beiden verband nicht nur die Leidenschaft für Rockmusik, sondern auch für Tattoos. Sean eröffnete das Tätowierstudio „Club Tattoo“ in Arizona, wofür sein Kumpel Chester Jahre später als international gefeierter Rockstar Werbung machte.

Chester zeigte seine Tätowierungen, von denen er sich über ein Dutzend stechen ließ, gerne in der Öffentlichkeit, vor allem, wenn es um einen guten Zweck ging. Er ließ sich z. B. mit nacktem Oberkörper ablichten und präsentierte seine Tattoos, um sich für die Anti-Pelz-Kampagne „Ink, Not Mink“ (dt.: Tinte, nicht Nerz) der Tierrechtsorganisation PETA einzusetzen. Mittlerweile besitzt Chester auch eigene Tattoo-Studios in den USA, die äußerst erfolgreich sind.

Zu High-School-Zeiten ging es Chester und Sean jedoch in erster Linie um die Musik. Die beiden formierten 1994 in Phoenix aus Sean Dowdell And His Friends die neue Band Grey Daze und spielten Rock in bester Grunge-Tradition. Die Gruppe nahm 1994 das Album „Wake Me“ auf und 1997 den Nachfolger „No Sun Today“. Grey Daze hielten einige Jahre zusammen aus, bis Chester 1998 ausstieg, weil die Gruppe schlicht keinen Erfolg hatte. Eine neue Band fand er nicht so schnell und er dachte sogar eine Zeit lang daran, überhaupt keine Musik mehr zu machen.

Sein Geld verdiente er damals, mit 22 Jahren, weiterhin bei Burger King und mit Gelegenheitsjobs, bis er eines Tages einen Anruf bekam. Am Apparat war Jeff Blue.

Blue hatte während des Festivals „South By Southwest“ mit dem Anwalt Scott Harrington einiges an Alkohol getrunken, was sein Interesse an dem möglichen Sängerkandidaten für Xero anscheinend rapide steigerte, denn er rief ihn sofort an.

Chester war gleich am Telefon, sagte allerdings abwehrend, er sei gerade auf seiner eigenen Geburtstagsparty. Er wurde an diesem Tag, dem 20. März 1999, 23 Jahre alt. Blue fragte ihn, ob er vielleicht für ein Bandprojekt vorsingen wollte und, wenn er einige Tapes einer Gruppe namens Xero bekäme, sofort dazu singen könnte. Aber Chesters Interesse hielt sich in Grenzen, denn er wollte seinen Geburtstag weiter feiern. Jeff versuchte, ihn zu überzeugen: Er würde ihm eine Chance geben, Sänger der Band zu werden. Dafür müsste er jedoch schnellst möglich zu den Instrumentals der Band singen. Chester ließ sich überreden, woraufhin Jeff Blue ihm sogleich zwei Tapes schickte: das eine mit der Stimme von Ex-Xero-Sänger Mark Wakefield und das andere mit Instrumentals. Chester sollte seine Vocals zum zweiten Band beisteuern. Er schrieb einige Lyrics zu den Songs und sang sie in einem Studio in Phoenix ein.

Das Ergebnis ließ er Jeff Blue und die Band gleich am nächsten Tag über das Telefon hören und schickte die nun mit seiner Stimme versehenen Bänder sofort zurück. Die Wirkung seiner Aufnahmen war atemberaubend: Die Kraft, die Energie, die seine Stimme ausströmte, faszinierte die Band – Chester war ihre erste Wahl und so wurde er drei Tage später nach Los Angeles für eine persönliche Audition eingeladen, auf Kosten von Jeff Blue, den nichts mehr von Chester abbringen konnte. Er war überzeugt: Das ist der richtige Sänger für Xero.

Die Band ließ Chester kommen und erst einmal drei Tage warten, ehe er vorsingen durfte. Er war gut vorbereitet und hatte alle Sets der Gruppe auswendig gelernt. Chester machte seine Sache sehr gut, die Xero-Bandmitglieder liebten seinen Gesang. Doch Chester musste miterleben, dass die Band noch andere Sänger zum Auswahlverfahren bat. Eigentlich hätte er sich in Ruhe zurücklehnen können, weil er bereits die erste Wahl war. Das war ihm anscheinend noch nicht bewusst, denn er fragte sich, was die Gruppe damit beabsichtigte, ihm die Konkurrenz vorzuführen. Der Grund war, dass die anderen Kandidaten vorher bereits Termine bekommen hatten, und die Band...

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