Einleitend zum Kernthema dieser Arbeit ist es sinnvoll, die relevanten Grundbegriffe und Zusammenhänge der Bereiche zu verstehen. Ausgehend von der Handelslogistik über den Versandhandel, dem E–Commerce und den Einsatz von KEP–Dienstleistern sollen die Prozesse und Stufen aufgezeigt werden, die eine Warensendung von der Bestellung bis zur Lieferung durchläuft. Dabei soll eine Erläuterung der jeweiligen Bereiche als Grundlage für ein gemeinsames Verständnis dienen. Einen visuellen Überblick über das Kapitel vermittelt die folgende Abbildung.
Abbildung 1: Eigene Darstellung, Kapitelüberblick.
Neben der Industrie- und Dienstleistungslogistik ist die Handelslogistik ein Teilbereich der Unternehmenslogistik. Sie umfasst die Planung, Abwicklung, Gestaltung und Kontrolle der Waren- und Informationsströme vom Lieferanten im Unternehmen bis hin zum Endverbraucher. Das notwendige Informations- und Kommunikationssystem, im Handel als Warenwirtschaftssystem bezeichnet, gestaltet die Waren- und Informationsströme. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen in der Handelslogistik vor allem die Beschaffungslogistik, die Distributionslogistik wie auch die Entsorgungslogistik. Die Gestaltung der Handelslogistik hängt von unternehmensinternen und unternehmensexternen Faktoren ab. Zu den internen Faktoren zählen unter anderem die Standortpolitik und die Sortimentspolitik. Die Anzahl an Filialen ist ein Beispiel der Standortpolitik. Sie legt die Anlieferungspunkte fest.
Die Sortimentspolitik bestimmt das Mengengerüst, was von der jeweiligen Betriebsform abhängt. Ein reiner Lebensmittel– Onlinehändler, ein sogenannter Pure–Player, bietet derzeit etwa 26.000 Artikel.
Oberstes Ziel der Handelslogistik ist die effiziente Ausgestaltung der Waren und Informationsflüsse.[6]
Die Hauptaufgabe der Handelslogistik ist die räumliche, zeitliche und mengenmäßige Überbrückung zwischen der Produktion und dem Konsumenten. Um dies zu erreichen, sind folgende Teilaufgaben notwendig:
Auftragsabwicklung
Hierzu zählt die Übermittlung, Aufbereitung und die Umsetzung von Kundenaufträgen.
Die Auftragsabwicklung steuert die Koordination aller Einzelvorgänge und die gesamte Warenverteilung. Diese Aufgabe wird meist einem Warenwirtschaftssystem anvertraut.
Warehousing
Das Warehousing, also die Lagerhaltung, hat die Aufgabe Schwankungen in der Nachfrage auszugleichen und Fehlmengen zu vermeiden. Eine Teilaufgabe ist das Bestandsmanagement, welches die Menge der Lagerbestände bestimmt wie auch den Warennachschub gestaltet. Abgesehen von dieser Aufgabe im Warehousing besteht eine weitere in der Gestaltung der Warenverteilstrukturen. Hierbei wird neben den geografischen Aspekten auch die Anzahl der Läger bestimmt. Die Verteilstruktur legt außerdem fest, ob die Lagerhaltung dezentral oder zentral erfolgen soll.
Lagerhausmanagement
Im Rahmen des Lagerhausmanagements wird der Automatisierungsgrad des Lagers bestimmt. Sollen die Waren vollautomatisiert gelagert und bewegt werden, kommen automatische Regalbediengeräte zum Einsatz. Alle Entscheidungen, die die Bewegungs- und Lagerprozesse betreffen, werden im Lagerhausmanagement getroffen.
Kommissionierung und Verpackung
Grundidee der Kommissionierung ist das Zusammenstellen von verschiedenen Mengen aus einer Gesamtmenge. Dabei können verschiedene Kommissionierverfahren zum Einsatz kommen. Bei den statischen Verfahren muss die Ware vom Lagerort gesammelt werden. Das Personal–zur–Ware–System wird angewendet. Daneben wird beim dynamischen Kommissionierverfahren die Ware zum Personal bewegt (Ware–zum–Personal–System). Den Prozess optimieren technische Hilfsmittel in Form von Pick–by–Light oder Pick–by–Voice, um nur einige zu nennen. Im Pick–by–Light Verfahren wird dem Kommissionierer die relevante Ware mittels Lichtimpuls angezeigt. Beim Pick–by–Voice erfolgt die Auswahl über eine stimmliche Anweisung. Der Vorteil solcher Verfahren ist die beleglose und wegeoptimierte Zusammenstellung von Waren, die die Kommissionierzeiten deutlich reduzieren.
Die Verpackung hat neben den marketingbezogenen Aufgaben aus logistischer Sicht die Schutzfunktion der Waren. Sie sollte die Lager- und Transportvorgänge unterstützen und bestenfalls die Logistikkosten senken.
Transport
Die banal klingende Aufgabe des Transports ist die räumliche Überwindung von Distanzen. Unterschieden werden der innbetriebliche Transport, also der Transport innerhalb eines Unternehmens, z.B. das Verbringen von Tiefkühltrollis zum Kommissionierlager und der außerbetriebliche Transport, vom Unternehmen zum Kunden.[8]
Die Handelslogistik wird durch eine Vielzahl von Rahmenbedingungen bzw. Einflussfaktoren bestimmt. Professor Doktor Kotzab teilt die Faktoren dabei in unternehmensinterne und unternehmensexterne Einflussfaktoren ein.[9]
Unternehmensexterne Einflussfaktoren
Zu dieser Gruppe zählt die Lieferantenstruktur mit der Anzahl und der Art der Lieferanten. Weiterhin wird die Handelslogistik von der Konkurrenzsituation, den rechtlichen und politischen Bedingungen und den informationstechnologischen Faktoren bestimmt.
Dazu gehören neben dem Internet auch immer effizienter werdende Enterprise Resource Planning Systeme, Warenwirtschaftsysteme und die Transparenz durch den elektronischen Datenaustausch relevanter Geschäftsdaten mittels EDI. Von hoher Relevanz ist die Sendungsverfolgung über Tracking and Tracing–Systeme.[10]
Wesentlich ist auch der Einfluss der neuen Marktanforderungen, die mit der Globalisierung und dem sich verändernden Konsumverhalten einhergehen. Weiterführend beeinflusst der Arbeitsmarkt die Handelslogistik, vor allem der Mangel an Fachkräften. Die Ökologie führt zu einer stetigen Zunahme an Nachhaltigkeitsforderungen. Kunden fordern immer stärker eine sogenannte grüne Logistik. Recyclingsysteme, Transportvermeidung und die Reduzierung von Verpackungsmitteln sind zu berücksichtigende Tatbestände.[11]
Unternehmensinterne Einflussfaktoren
Die Standort- und Sortimentspolitik sind unternehmensinterne Einflussfaktoren. Die Anzahl der Läger oder der Umfang des Sortiments bestimmen den logistischen Prozess. Auch bei den unternehmensinternen Einflussfaktoren spielt der Arbeitsmarkt eine wesentliche Rolle. Der Fachkräftemangel führt zu einem Umdenken in den Personalabteilungen hin zu einem verstärkten Angebot an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten und Talentmanagement. Im Rahmen des demografischen Wandels erfahren ältere Mitarbeiter eine neue Dimension der Wertschätzung.[12]
In der folgenden Grafik werden die Einflussfaktoren visuell dargestellt.
Abbildung 2: Eigene Darstellung, Einflussfaktoren der Handelslogistik,
Quelle: Gabler Lexikon Logistik, in Anlehnung an Kotzab, S. 212.
In den vergangenen Jahren hat sich die Struktur der Distributionssysteme im Handel stark verändert. Die klassischen Betriebstypen des Großhandels und des Einzelhandels vermischen sich. Neue Betriebstypen entwickeln sich in der Praxis. Lerchenmüller spricht dabei von der morphologischen Synthese.[13]
Großhandel
Zur Gliederung der Betriebstypen des Großhandels können nachfolgende Kriterien herangezogen werden. Die Kriterien werden mit Beispielen veranschaulicht.
Marktgebiet - Außenhandel, Binnenhandel
Verkaufsform - Zustellgroßhandel, Versandgroßhandel, Cash & Carry–Großhandel
Sortimentsausrichtung - Spezialgroßhandel, Sortimentsgroßhandel
Warenverwendungszweck – Konsumgütergroßhandel, Produktionsgütergroßhandel
Disposition – Streckengroßhandel, Lagergroßhandel[14]
Zu den Betriebstypen des Großhandels zählen beispielsweise der Sortimentsgroßhandel, Cash & Carry–Großhandel und der Spezialgroßhandel.
Einzelhandel
Im Einzelhandel gibt es eine reiche Auswahl an unterschiedlichen Betriebstypen. Ebenso wie beim Großhandel sollen hier einige Kriterien der Gliederung dienen.
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