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E-Book

Logischer Entwurf digitaler Systeme

AutorHans Liebig
VerlagSpringer-Verlag
Erscheinungsjahr2005
Seitenanzahl498 Seiten
ISBN9783540294306
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis70,00 EUR

Mit dieser Neuauflage liegt der Klassiker der Digitaltechnik nun in der vierten Auflage vor. Das Buch behandelt Prinzipien und Methoden für den Entwurf digitaler Systeme. Dabei stehen Betrachtungen auf der Logikschaltungsebene bis zur Registertransferebene im Vordergrund. Spezielle Technologien werden insoweit berücksichtigt, wie sie einen grundlegenden Einfluss auf den Schaltungsentwurf haben. Folgende Themen werden besonders gründlich behandelt: Der Logikalkül der Mathematik, Durchschalt- und Verknüpfungstechnik für Logik- und Speicherbausteine, Asynchrontechnik vom Petri-Netz zur Schaltung, Synchrontechnik mit parallel arbeitenden Werken sowie Zusammenbau von applikationsspezifischen ICs und programmierbaren Universalrechnern.

In der vierten Auflage wurde die Strukturierung und somit die Lesbarkeit des Buches weiter verbessert. Die vielen Zeichnungen und anwendungsorientierten Aufgaben unterstützen dies zusätzlich. Die Lösungen wurden noch gründlicher ausgearbeitet. Neu aufgenommen wurden die Verwendung programmiersprachlicher Ausdrucksmittel sowie Anwendungen aus der Signalverarbeitung.

Das Buch ermöglicht einen systematischen Einstieg in den Entwurf digitaler Systeme. Es vermittelt dem Leser die notwendigen Grundlagen zum Verstehen weiterführender Literatur.

Mit LEVis und COVis stehen zusätzlich zwei Visualisierungs-/Simulationsprogramme zur Verfügung, die übers Internet unter der URL http://rosw.cs.tu-berlin.de/sonstiges zugänglich sind.



Hans Liebig

1939 in Ebersbach geboren. 1958-1963 Studium der Elektrotechnik an der Technischen Hochschule München; 1963-1965 Entwicklungsingenieur im Fachgebiet Informationstechnik - Elektronische Rechenanlagen - bei TELEFUNKEN in Konstanz; 1965-1970 wissenschaftlicher Assistent am Institut für Informationsverarbeitung der Technischen Universität Berlin; ab 1970 Professor für Informatik an der Technischen Universität Berlin. Seit 1968 Vorlesungen über Logischer Entwurf digitaler Systeme, über Rechnerorganisation sowie über Prinzipien der Rechnerstrukturen.

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Leseprobe

3 Asynchron-Schaltwerke (S. 198-199)

3.1 Schaltungsstruktur und Funktionsweise

Asynchron-Schaltwerke haben im Gegensatz zu Schaltnetzen speichernden Charakter, ein „Gedächtnis". Ihrer Struktur nach sind Asynchron-Schaltwerke rückgekoppelte Schaltnetze, wobei nur ein Teil der Ausgänge rückgekoppelt ist (Vektor u), der andere Teil nicht (Vektor y). Demgemäß erscheint die Funktion des Schaltnetzes aufgespalten in zwei Teile: die Übergangsfunktion f und die Ausgangsfunktion g. Mit der Signalverzögerung ihrer Bauelemente bewirkt f einen Speichereffekt (hochgestellter Index d – delay – an u, also ui einen Moment später).1 Diese Delays werden i.allg. nicht extra aufgebaut, ggf. zur Verlängerung der in den Bauelementen vorhandenen Signalverzögerungen (siehe 3.4). – Die Funktion von Asynchron-Schaltwerken folgt den Gesetzen der Automatentheorie, wobei die Zustandsfortschaltung aufgrund der Änderung der Eingangsignale (Vektor x) geschieht (siehe ereignisgesteuerte Zustandsfortschaltung, S. 70). Damit läßt sich der Begriff Asynchron-Schaltwerk wie folgt definieren: • Ein Asynchron-Schaltwerk ist die schaltungstechnische Realisierung eines booleschen Automaten/Algorithmus. Es wird mathematisch beschrieben durch die Übergangsfunktion f und die Ausgangsfunktion g mit u als Rückkopplungsvektor, x als Eingangsvektor und y als Ausgangsvektor.

In der Praxis ist es bei Asynchron-Schaltwerken durchaus möglich, ja bei großen Systemen sogar üblich, daß Rückkopplungen wie auch Eingänge über Taktsignale synchronisiert sind. Solche Schaltwerke spielen gewissermaßen eine Doppelrolle: Sie werden Synchron-Schaltwerke genannt, wenn der Takt als rein technisches Signal betrachtet wird und Zustandsänderungen ausschließlich durch den Takt erfolgen. Sie werden Asynchron-Schaltwerke genannt, wenn der Takt wie alle anderen Signale, nämlich als rein logisches Signal behandelt wird, d.h., wenn Zustandsänderungen nicht nur durch den Takt, sondern durch mindestens ein weiteres Signal möglich sind.

Natürlich sind alle Schaltwerke, bei denen wenigstens ein Signal nicht taktsynchronisiert ist, keine Synchron-Schaltwerke, sondern Asynchron-Schaltwerke, Schaltwerke ganz ohne Taktsignale sind per se Asynchron-Schaltwerke. Man spricht hinsichtlich ihrer Zustandsfortschaltung von asynchronem Verhalten und hinsichtlich Entwurf und Darstellung von Asynchrontechnik.

Zur Signalverzögerung. Bild 3-1 zeigt eine sehr einfache Übergangsfunktion, gebildet mit einem Minimum an Variablen: nämlich die ODER-Verknüpfung mit einer einzigen Rückkopplungs- und einer einzigen Eingangsvariablen. Zwei Interpretationen sind möglich:

1. Unter der Annahme nicht existierender Signalverzögerungen in der Verknüpfung stellt die Übergangsfunktion eine Gleichung dar mit der Maßgabe, sie z.B. mit Hilfe einer Tabelle zu lösen (Interpretation Bestimmungsgleichung), wie man sieht, existieren nur für 3 von 4 Kombinationen von u- und x-Werten Lösungen der Gleichung.

Inhaltsverzeichnis
Vorwort5
Inhaltsverzeichnis9
1 Boolesche Algebra, Automaten, Algorithmen12
1.1 Aussagenlogik12
1.1.1 Logische Grundverknüpfungen13
1.1.2 Logische Ausdrücke20
1.1.3 Äquivalenz25
Axiome28
Sätze29
Dualität und Negation30
1.1.4 Implikation32
1.2 Boolesche Funktionen34
1.2.1 Einfache Funktionen (Skalarfunktionen)34
1.2.2 Systeme von Funktionen (Vektorfunktionen)40
1.2.3 Kanonische Formen43
Normalformdarstellung einer Funktion44
Ausgezeichnete Normalformen47
Minimale Normalformen51
1.2.4 Konstruktion kanonischer Formen aus Tafeln53
Minimierung von Skalarfunktionen54
Von der Funktion zum Schaltnetz61
1.3 Endliche Automaten, boolesche Algorithmen62
1.3.1 Grundlegende Begriffe63
1.3.2 Automatenmodelle67
1.3.3 Darstellungsmittel72
1.4 Kooperierende Automaten, parallele Algorithmen80
1.4.1 Ereignis- versus taktgesteuerter Zustandsfortschaltung81
1.4.2 Synchronisation von Prozessen89
1.5 Lösungen der Aufgaben95
2 Schaltnetze, Schaltketten109
2.1 Schaltungsstruktur und Funktionsweise109
2.1.1 Schalter und Schalterkombinationen112
2.1.2 Durchschaltglieder118
2.1.3 Verknüpfungsglieder125
2.1.4 Mehrstufige Logik134
2.1.5 Rückgekoppelte Logik144
2.2 Schaltnetze zur Datenverarbeitung149
2.2.1 Schaltketten für die Addition150
2.2.2 Arithmetisch-logische Einheiten154
2.2.3 Beschleunigung der Übertragsweiterleitung158
2.3 Schaltnetze zum Datentransport165
2.3.1 Multiplexer, Demultiplexer166
2.3.2 Shifter170
2.3.3 Vernetzer, Busse173
2.4 Schaltnetze zur Datencodierung, -decodierung und -speicherung178
2.4.1 Übersicht179
2.4.2 Codierer, Decodierer181
2.4.3 Konfigurierbare /programmierbare Speicher185
2.5 Lösungen der Aufgaben193
3 Asynchron-Schaltwerke209
3.1 Schaltungsstruktur und Funktionsweise209
3.1.1 Eine typische Aufgabe: Asynchroner Datentransfer215
3.1.2 Interprozeß-Kommunikation218
3.1.3 Asynchroner Datentransfer: Pegelgraph225
3.2 Entwurf Teil 1: Vom Petri-/Graphennetz zur Flußtafel226
3.2.1 Verfahren227
3.2.2 Eingangssignale wechselseitig abhängig230
3.2.3 Eingangssignale voneinander unabhängig233
3.2.4 Asynchroner Datentransfer: Flußtafel239
3.3 Hazards in Schaltnetzen, hazardfreier Entwurf240
3.3.1 Strukturelle Hazards241
3.3.2 Funktionelle Hazards243
3.3.3 Zwei Tests zur Feststellung von Hazards245
3.4 Hazards in Schaltwerken, hazardfreier Entwurf250
3.4.1 Strukturelle Hazards (static hazards)251
3.4.2 Funktionelle Hazards (essential hazards)255
3.4.3 Konkurrente Hazards (critical races)259
3.5 Entwurf Teil 2: Von der Flußtafel zur Schaltung264
3.5.1 Verfahren264
3.5.2 Entwurfsbeispiele und -aufgaben268
3.5.3 Determiniertheit/Indeterminiertheit276
3.5.4 Asynchroner Datentransfer: Schaltung277
3.6 Lösungen der Aufgaben280
4 Synchron-Schaltwerke296
4.1 Schaltungsstruktur und Funktionsweise296
4.1.1 Eine typische Aufgabe: Synchroner Speicher301
4.1.2 Takterzeugung304
4.1.3 Getaktete Flipflops, Darstellung mit Taktsignalen306
4.1.4 Getaktete Flipflops, Abstraktion von Taktsignalen312
4.2 Schaltwerke zur Datenspeicherung320
4.2.1 Speicherung einzelner Bits: Flipflops320
4.2.2 Speicherung binärer Datenwörter: Register322
4.2.3 Speicherung von Datensätzen: Speicher325
4.2.4 Speicher mit spezifischen Zugriffsarten333
4.3 Schaltwerke zur Datenverarbeitung: Aufbau und Entwurf341
4.3.1 Zähler342
4.3.2 Synchroner Speicher: Entwurf des Zählers352
4.3.3 Shiftregister und -werke354
4.3.4 Logik-/Arithmetikwerke einschließlich Fließbandtechnik357
4.4 Schaltwerke zur Programmsteuerung: Aufbau und Entwurf363
4.4.1 Elementare Steuerwerke364
4.4.2 Synchroner Speicher: Entwurf des Steuerwerks366
4.4.3 Hierarchisch gegliederte Steuerwerke369
4.4.4 Parallele Steuerwerke einschließlich Fließbandtechnik375
4.5 Lösungen der Aufgaben379
5 Prozessoren, Spezialrechner, Universalrechner398
5.1 Funktionsbeschreibung digitaler Systeme398
5.1.1 Parallelität „im kleinen“400
5.1.2 Prozedurale Darstellung: Sprachen404
5.1.3 Zeichnerische Darstellung: Graphen409
5.1.4 Matrixförmige Darstellung: Tabellen410
5.1.5 Parallelität „im großen“412
5.1.6 Strukturelle Darstellung: Blockbilder415
5.2 Datenflußarchitekturen für spezielle Algorithmen417
5.2.1 Datenflußnetze418
5.2.2 Additionsketten und -bäume zur Multiplikation421
5.2.3 Datenflußnetze für 2-Komplement-Arithmetik428
5.2.4 Datenflußwerke433
5.3 Programmfluß- bzw. Fließbandarchitekturen440
5.3.1 Fließbandtechnik441
5.3.2 Application-Specific-Instruction-Prozessor, Prozessoren mit n-Code-Instruktionen444
5.3.3 Very-Long-Instruction-Prozessor, Prozessoren mit n-Befehl-Instruktionen448
5.3.4 Reduced-Instruction-Set-Prozessor, Prozessoren mit Ein-Befehl-Instruktionen454
5.4 Aufbau und Funktionsweise von Universalrechnern465
5.4.1 Akkumulator-Architektur469
5.4.2 Register/Speicher-Architektur472
5.4.3 Lade/Speichere-Architektur476
5.4.4 Very-Long-Instruction-Word-Architektur480
Literatur504
Sachverzeichnis506

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