AUSRÜSTUNG
©Angelika Schmelzer
Zur Grundausrüstung für das Longieren gehören außer der Longe, die eine Verbindung zwischen Longenführer und Pferd herstellt, eine gebisslose Zäumung oder eine Trense sowie eine Longierpeitsche. Soll das Pferd über Hilfszügel ausgebunden oder mittels der Doppellonge gearbeitet werden, wird außerdem ein Longiergurt benötigt. Nur bei Pferden, die erfahrungsgemäß dazu neigen, sich auf die eine oder andere Weise an Hufen, Fesseln oder Röhren zu verletzen sowie bei Stangenarbeit und Sprüngen sollten Bandagen, Glocken und andere Schutzmaterialien eingesetzt werden. Der Longenführer ist immer mit weichen, rutschfesten Handschuhen ausgestattet und trägt feste Schuhe, Stiefeletten oder Stiefel. Je mehr eine subtile Form der Kommunikation mit Ihrem Pferd für Sie erstrebenswert ist, desto wichtiger ist Ihre Kleidung oder vielmehr Ihre Silhouette. Warme, gut anliegende Oberbekleidung verhilft zu einer für das Pferd klar erkennbaren Silhouette. Vor allem bei starkem Wind sollten Sie außerdem darauf achten, keine raschelnde Kleidung zu tragen.
Finden Sie eine Longe, die gut in der Hand liegt und nicht zu schwer ist.
©Angelika Schmelzer
Longen
Einfache Longen finden sich in unterschiedlicher Ausführung: Aus Gurtmaterial, wie man es auch von einfachen Zügeln kennt, als Kunststofflonge oder aber in der Lederluxusversion.
Gurtlongen liegen gut in der Hand, saugen sich aber bei Regen oder bei häufiger Berührung mit feuchtem Boden leicht voll und werden so schwer und schlecht zu handhaben. Mit der Zeit zeigen sich bei Gurtlongen deutliche Verschleißspuren, die Longe fasert auf, das Material wird mürbe und brüchig. Gewebte Nylonlongen sind „unkaputtbar“, gleichbleibend leicht und einfach zu reinigen, sie können allerdings bei niedrigen Temperaturen etwas steif und unhandlich werden. Manche Reiter bevorzugen Lederlongen, die zwar besonders edel und gut zu führen, aber ausgesprochen aufwendig zu reinigen und zu pflegen und recht schwer sind. Rund geflochtene Longen aus Baumwollmaterial sind wohl über den großen Teich zu uns gekommen. Für sie sprechen vor allem der geringe Preis und die angenehme Handhabung. Auch Longen aus Biothane werden heute immer häufiger eingesetzt; sie sind leicht, gut zu reinigen und langlebig.
Bezüglich der Länge (8 Meter) und Ausführung finden sich kaum Unterschiede, der Longenführer kann allerdings zwischen unterschiedlich breiten, flach gewebten oder rund gedrehten Longen verschiedener Dicke wählen. Flache und breit ausfallende Longen lassen sich gut in Schlaufen aufnehmen und führen, während sehr schmale oder rund geflochtene Modelle leichter verknoten und in die Hand des Longenführers einschnüren. Longen werden meist über einen leichten, kleinen Karabinerhaken oder eine Longierbrücke, die als Verbindungsstück mit zwei Karabinerhaken in die Trensenringe eingehakt und dann über einen mittig festsitzenden oder losen Ring mit der Longe verbunden wird, eingehakt. Manche Modelle verfügen auch über eine schlaufbare Schnalle. Ein Wirbel sorgt dafür, dass die Longe sich nicht allzu sehr verdrehen kann.
Doppellongen
Doppellongen werden als offene – also auf halber Länge teilbare – oder geschlossene Longen angeboten. Sie sind meist 16 Meter lang und an jedem Ende mit Karabinerhaken versehen. Bei manchen Modellen ist außerdem ein ungefähr zwei Meter langes Stück an einem Ende aus rund geflochtenem Material gefertigt, das die Verwendung von Umlenkrollen ermöglicht. Zwar ist die Handhabung offener Doppellongen etwas gewöhnungsbedürftig, dies machen sie aber durch eine wesentlich größere Sicherheit vor allem bei der Arbeit mit jungen oder sehr temperamentvollen Pferden wieder wett. Für das Material der Doppellongen gilt im Prinzip dasselbe wie für einfache Longen.
Gebiss, Kappzaum und Co.
Die Einwirkung des Longenführers kann über ein Gebiss, eine gebisslose Zäumung oder eine Kombination beider Möglichkeiten – Führung über den Kappzaum, Ausbinden über das Gebiss – vermittelt werden. Doppelt gebrochene Olivenkopfgebisse oder Wassertrensen eignen sich hervorragend für die Longenarbeit, einfach gebrochene Gebisse bergen, wie bei der Arbeit unter dem Sattel, stets die Gefahr der sogenannten „Nussknackerwirkung” in sich: Vor allem bei beidseitigem Zug an den Trensenringen knickt das Gebiss in der Mitte derart ein, dass dieses Gelenk hart gegen das Gaumendach des Pferdes drückt. Ein Gebiss mit Hebelwirkung, also Dressurkandare, Pelham, Kimblewick oder ein ähnliches Modell, eignet sich für die gewöhnliche Longenarbeit nicht, manche Stangen, wie etwa die Nathestange, ein maulfreundliches und weiches Gebiss, dagegen sehr. Ein Kopfstück sowie bei Bedarf ein Reithalfter komplettiert die Ausrüstung. Zügel stören nur und sollten am besten ganz ausgeschnallt werden. Auf ein einfaches englisches oder hannoversches Reithalfter sollte man zumindest für den Anfang nicht verzichten.
Vor allem bei jungen Pferden und bestimmten Longiertechniken ziehen manche Longenführer den Kappzaum einer Zäumung mit Gebiss vor, um das weiche, empfindliche Pferdemaul zu schonen. Ein Kappzaum ist im Prinzip eine Art Halfter, dessen Nasenteil robust verstärkt oder mit einer Einlage aus Metall versehen wurde. Auf diesem Nasenstück sitzen drei Ringe, einer in der Mitte und je einer rechts und links. Die Longe wird in den mittleren Ring geschnallt. Das Kopfstück besteht üblicherweise aus recht breit geschnittenem Leder, es sind allerdings auch preiswerte Versionen aus Nylongewebe erhältlich. Versionen mit sehr weich unterlegtem Nasenteil eignen sich besonders für unsichere Anfänger, die noch wenig Gefühl für eine dosierte Einwirkung haben, aber auch für die kombinierte Anwendung mit einem Gebiss und für eher wenig anspruchsvolle Longenarbeit. Kappzäume mit festem, aber unterpolstertem Metallbügel sind, wenn sie richtig passen und das Pferd entsprechend ausgebildet ist, das Ausrüstungsstück der Wahl für ambitionierte und erfahrene Longenführer. Abzulehnen sind aber Produkte, deren Unterseite aus blankem, gezacktem Metall besteht, sie sind schlicht und ergreifend tierquälerisch!
Gute Longiergurte müssen nicht teuer sein, sie sollten angenehm sitzen und viele Verschnallmöglichkeiten bieten.
©Angelika Schmelzer
Beim Kauf eines Kappzaums ist die gute Passform das wichtigste Auswahlkriterium. Schlecht sitzende Kappzäume lassen sich bereits durch geringe Einwirkungen des Longenführers verschieben, wobei das Backenstück dem Pferd gegen das äußere Auge drückt. Damit ein Kappzaum nicht verrutscht, muss er um Nase und Kiefer breit aufliegen und gut verschnallt werden können. Wer möchte, kann sein Pferd auch problemlos am Halfter oder Knotenhalfter longieren, wenn nur die entspannte Bewegung in freier Selbsthaltung auf dem Programm steht. Schmal geschnittene Halfter erlauben eine bessere Kontrolle, breitere Riemen wirken sanfter ein.
Longiergurte
Einfache Produkte aus Gurtmaterial sind für die ganz gewöhnliche Longenarbeit durchaus ausreichend und empfehlenswert, sofern sie mit genügend Ringen versehen sind. Mithilfe der Ringe können Hilfszügel in vielen Variationen verschnallt oder eine Doppellonge geführt werden. Ledergurte sind sorgfältig und stabil gearbeitet und damit besser in der Passform, während Produkte aus Gurt oft etwas schlabbrig sitzen und leichter verrutschen. Unter den Longiergurt gehört in der Regel eine Auflage, entweder ein spezielles Polster oder eine gewöhnliche Satteldecke bzw. Schabracke.
Ergänzt werden manche Longiergurte durch einen Schweifriemen. Dieser verhindert, dass der Zug von Doppellonge oder Hilfszügeln den Gurt nach vorn rutschen lässt, und fixiert ihn auch bei Pferden mit schlechter Sattellage an der gewünschten Stelle.
Longierpeitschen
Die Longierpeitsche dient natürlich nicht der Strafe, sondern der Hilfengebung. Oft reicht es schon aus, wenn sie die Signale des Longenführers optisch unterstützt, also quasi als verlängerter Arm dient. Sie muss aber auch geeignet sein, das Pferd auf seiner gesamten inneren Körperfläche zu berühren, um vorwärts- oder seitwärtstreibende Hilfen zu vermitteln. Länge, Gewicht und Sichtbarkeit sind also entscheidende Faktoren bei der Auswahl. In der Vorbereitung auf das Longieren braucht der Reiter für erste Führübungen eine lange Reitgerte – eine Dressurgerte –, beim Fahren vom Boden kommt eine Bogenpeitsche zum Einsatz.
Stilles Örtchen gesucht
Glücklich darf sich schätzen, wer tatsächlich ein stilles Örtchen, etwa einen blickdicht eingezäunten Round Pen, eine Halle oder einen schönen Longierzirkel, vielleicht sogar mit Dach, sein Eigen nennt. Ohne Ablenkungen und geschützt vor Wind und Kälte kann hier konzentriert gearbeitet werden.
Besonderes Augenmerk sollte auf die Tretschicht gelegt werden. Es darf nicht übersehen werden, dass bei der Arbeit auf dem Zirkel durch die nach außen wirkenden Fliehkräfte erhebliche Belastungen auf das Pferd und seine Beine,...