Jersey - Britische Franzosen oder französische Briten?
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Eine Inselgruppe im Ärmelkanal. Guernsey, Jersey, Sark, Alderney und Herm. Zwischen Frankreich und England gelegen.
Eine mystische Welt die sich fernab unseres Alltags zu bewegen scheint.
Politisch gehören die Inseln zu Großbritannien. Flair haben sie aber zweifelsohne wie die französische Riviera. Räumlich gesehen sind sie der Normandie am nächsten.
Die Inseln Sark, Alderney und Herm sind nur per Boot als Tagesausflug von Guernsey oder Jersey aus erreichbar. Ich hätte diese Naturparadiese gern selbst gesehen doch die meist schwere See hat dies leider verhindert. So musste ich mich auf Jersey konzentrieren.
Jersey. Eine Insel im Atlantik. Küsten in allen Variationen, dramatische Klippen, Dünenlandschaften, feinsandige Badestrände und bunte Natursteinstrände, romantische Buchten.
Ruhe von der Festlandshektik. Eine langgehegte Sehnsucht, die endlich gestillt werden soll.
Ohne hier Werbung machen zu wollen, gibt es die eine oder andere Reisegesellschaft die eine Möglichkeit bietet die Kanalinseln relativ preisgünstig und bequem zu erreichen.
Ab Hannover oder Frankfurt geht es per Charterflug direkt nach Guernsey und weiter nach Jersey. Weitaus schneller als über drei Ecken durch halb Europa! Die gleichen Reisegesellschaften bieten auch Unterkünfte und sogar organisierte Rundreisen an. Letzteres kann man sich meiner Ansicht nach sparen.
Die Insel mit dem gut ausgebauten Busnetz zu entdecken ist nicht nur ein günstiges (Tages- oder Wochentickets) sondern vor allem ein schönes Erlebnis.
Jersey hat eine Fläche von 118 Quadratkilometern. Das Straßennetz erschließt immerhin eine Strecke von 570 Kilometern. Besonders sehenswert sind die sogenannten „Green Lanes“, kleine verkehrsberuhigte Straßen auf denen Wanderer, Fahrradfahrer und Reiter Vorrang haben.
Hier gibt es so manchen Garten, Leuchtturm, Burg oder altertümliche Monumente zu entdecken. Doch dazu später noch mehr.
Wer etwas von der Insel sehen möchte (und das lohnt sich!) sucht sich am besten ein Hotel in der Hauptstadt St. Helier. Ob man dazu lieber eine Unterkunft in den ruhigeren Gegenden etwas außerhalb oder das quirlige Stadtleben bevorzugt muss jeder selbst entscheiden. Ich persönlich liebe das Meer, die frische Luft und die Geräusche an der See.
Die kleinen Hotels und Pensionen sind meist historische Gebäude. Erbaut für die Sommerfrischler der gut betuchten Londoner Gesellschaft. Als Beispiel hierfür sei das Ommaroo Hotel genannt. Eines der ältesten Häuser auf der Insel.
Man kommt sich ein bisschen ins alte England zurück versetzt vor.
Die Atmosphäre und die freundliche Bedienung sind einzigartig.
Freilich, modernen Luxus darf man hier nicht erwarten doch ich war durchaus zufrieden und habe im ruhigen Zimmer zum Garten liegend (zum Meer liegt auch die Straße) hervorragend geschlafen.
Ein besonderes Schauspiel auf Jersey bietet sich dem Reisenden in Bezug auf die Gezeiten. Der Unterschied zwischen Ebbe und Flut beträgt etwa zwölf Meter!
Wo am Morgen noch weite Strände sind da ist am Nachmittag nur noch tiefe See zu sehen.
Als Kellner findet man interessanter Weise nicht nur in den Hotels sondern auch in den Restaurants oft „Gastarbeiter“ aus südlicheren Gefilden. Dieses „multikulti“ der charmanten Bedienung erhöht noch den Reiz der hervorragenden Küche der Kanalinseln.
Dass die britische Küche - entgegen ihrem schlechten Ruf - durchaus schmackhaft sein kann (wenn man auch meistens nachwürzen muss aber besser als versalzen...) habe ich bei früheren Reisen schon mit Vergnügen festgestellt.
Aber jetzt die Mischung mit eindeutig französischen Einflüssen gepaart mit frischen Fischen und Meeresfrüchten, dafür gibt es nur ein Wort – LECKER!
Wenn man dann sein Dinner noch in einem urigen Lokal mit Meerblick und einer feschen „Boyband“ (vier hübsche Kerle in blond und dunkelhaarig und in verschiedenen Altersstufen) als Kellner hat dann kann Frau nicht anders als begeistert sein.
Allein wegen des Essens und der speziellen Atmosphäre würde ich jederzeit wieder auf die Inseln fliegen!
Ich liebe die Mischung aus französischer Lebensart und britischem Stil.
Schätze die wunderschöne, gegensätzliche Landschaft. Üppige, artenreiche Flora zum einen und raue, spektakuläre Klippen zum anderen.
Von St. Helier aus kann man problemlos die ganze Insel erkunden. Vom Busbahnhof aus gehen die Linien in alle Richtungen.
Es gibt auch zahlreiche Fahrradverleiher für die nähere Umgebung. Wer sich vom Linksverkehr nicht abschrecken lässt, kann sich auch ein Auto mieten. Doch das wäre fast eine Schande. Denn nur auf Inselart (zu Fuß, mit dem Rad oder per Kutsche/Pferd) lassen sich die zahlreichen Sehenswürdigkeiten würdig und mit der angemessenen Ruhe entdecken.
Die geschichtsträchtigen Gebäude, mystische Stätten oder sauber angelegte Landwirtschaften und Gärten verdienen es.
Fahrradfahren macht bestimmt Spaß auf Jersey. Im Inselinneren sind die schmalen Wege sehr kurvenreich und das Gelände ist vielfach hügelig. Flach und meist gerade sind die Straßen an der Süd- und Westküste. Man kann zum Beispiel die sechs Kilometer lange Promenade von St. Helier nach St. Aubin radeln.
Auch die Strecke auf der ehemaligen Bahntrasse zum Leuchtturm im äußersten Westen und hier an der langen Sandküste entlang beschert Radlvergnügen.
Die meisten Radwege führen über bestehende Straßen, es gibt aber auch eine Offroad-Variante die jenseits der Asphaltwege entlang der gesamten Südküste bis nach La Corbière verläuft.
Per Pedes kann man diese Strecken natürlich auch erwandern.
Ich persönlich gehe ja lieber zu Fuß als dass ich mich aufs Rad schwinge.
Es gibt bei der Touristeninformation eine ganz gute Wander-Broschüre mit der man sich leicht orientieren kann um seinen Weg zu finden.
Ich habe mich schlussendlich für die Variante „mit dem Bus anfahren und dann zu Fuß die Umgebung und Sehenswürdigkeiten entdecken“ entschieden.
Es gibt so viel zu erleben. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.
Auch möchte ich diesen kleinen Bericht nicht mit Infos überfrachten. Schließlich sollen Sie auch selbst noch etwas entdecken.
So viel sei verraten - wenn Sie jetzt nicht gerade dreißig Grad und Dauersonnenschein als Bedingung für einen gelungenen Urlaub betrachten - dann wird Ihnen Jersey gefallen.
Bei kleinen Spaziergängen „erlaufe“ ich mir die herrliche Natur.
Entlang der gesamten Nordküste verläuft ein recht bequemer Pfad der sich durch goldgelbe Ginster-Tunnel und üppige Büsche über Heideflächen windet.
Mit leichten Steigungen und durch langgestreckte Talabschnitte führt er durch Fischerhäfen, über Felsenhöhlen und vorbei an kleinen Ortschaften und Pubs zum Einkehren.
Immer wieder begeistern mich die Aussichtspunkte mit großartigen Ausblicken auf den Ärmelkanal - bis hinüber nach Frankreich.
Die Inselhauptstadt
Die Kanalinseln und besonders die Hauptstadt St. Helier gelten als Steueroase. Banken und Versicherungen finden sich hier zu Hauf. Als Kronbesitz besitzen die Kanalinseln einen Sonderstatus. Sie sind direkt der britischen Krone unterstellt und gehören nicht zur EU.
Entsprechend ist der Finanzsektor der größte Arbeitgeber auf der Insel. Immerhin jeder Fünfte der rund 100.000 Einwohner soll bei einem Finanzdienstleister sein Auskommen finden.
Ansonsten gibt es eine ausgeprägte Landbewirtschaftung und natürlich den Tourismussektor. Zahlungsmittel ist das britische Pfund.
Die Verständigung funktioniert gut auf Englisch. Gegenüber den Gästen bemüht sich der freundliche „Jerseyaner“ um eine so deutliche Aussprache dass man sich einem BBC-Sprecher gegenüber wähnt.
Die Inselbewohner sprechen teilweise auch Französisch mit normannischem Dialekt auch Jersey-French genannt. Mit Schulfranzösisch kommt man da aber nicht weit, dieser spezielle Dialekt wird nur von Einheimischen verstanden.
Deutsch wird auch gelegentlich verstanden, das hängt aber mit der traurigen Vergangenheit aus der Besatzungszeit zusammen - ist daher nicht so empfehlenswert (man könnte Gefühle verletzten wenn man einfach auf Deutsch losquatscht).
St. Helier ist eine lebhafte weltgewandte Inselhauptstadt. Ein Stadtrundgang ist angenehm.
Zwar städtisch mit vielen Geschäften und Lokalen präsentiert sich der Ort trotzdem noch geruhsam. Ähnlich wie eine englische Kleinstadt.
Vorbei am prächtigen Howard Davis Park sehe ich die hübsche Stadtkirche.
Ein Stück weiter im viktorianischen „Central Market“ wird seit über zweihundert Jahren mit Fisch, Meeresfrüchten, Blumen, Gemüse und Obst gehandelt. Die historischen Markthallen zu durchschlendern macht einfach nur Spaß.
Am Stadtrand, hinter dem Hafen, liegt die Festung Elizabeth Castle, die bei Ebbe über einen Fahrweg und bei Flut nur mit...