»Nur gelegentlich schaffen es Kontroversen der Theologie in die Feuilletons der großen deutschen Tageszeitungen. Im Jahr 2015 war das der Fall. Notger Slenczkas These, das Alte Testament sei nicht dazu geeignet, ein christliches Selbstbewusstsein zu begründen, da von Jesus Christus darin in keiner denkbaren Weise die Rede sei, und daher könne dieser Teil der Bibel für Christen auch nicht mehr ›kanonisch‹ im Sinne von ›normativ‹ sein, erregte die Gemüter. Insbesondere der Vorwurf, mit der vermeintlichen ›Abschaffung‹ des Alten Testaments sei ein latenter Antijudaismus verbunden, führte dann zu einer breiten Debatte weit über die engen theologischen Fachkreise hinaus. Diese Debatte dauert noch an. Dabei hatte der Berliner Systematiker seine Thesen, die er selbst eine ›Provokation‹ nennt, bereits 2013 in die Welt entlassen als Beitrag eines Marburger Jahrbuchs für Theologie zum Thema ›Das Alte Testament in der Theologie‹. Aber erst jetzt haben sich Kollegen offenbar provozieren lassen.
Manche erklärten die ganze Fragestellung (ob und wie das AT in die christliche Bibel gehört) für absurd und wollten sich an einer solchen Debatte gar nicht beteiligen. Ich meine aber, dass Slenczka hier etwas zuspitzt, das länger schon sozusagen in der Luft liegt. Dabei geht es um nichts weniger als um den Stellenwert der Bibel überhaupt in der evangelischen Theologie. Auch wenn ich Slenczkas Antworten nach wie vor nicht überzeugend finde, so sollte die Frage doch (wieder) gestellt werden. Vielleicht stimmt es ja, dass die Radikalität der ›Krise des Schriftprinzips‹ im 20. Jahrhundert vor allem durch die breite Wirkung der Dialektischen Theologie nicht wirklich erkannt wurde. Slenczka scheint nun einen Religionsbegriff aus der Zeit Schleiermachers und Harnacks zu repristinieren, in dem der Glaube gerade nicht im in der Schrift zu findenden und von dorther verkündigten verbum externum gründet. Darin ist sich Slenczka, wenn ich recht sehe, auch mit vielen seiner Kritiker gar nicht so uneinig. Da hilft es auch nicht, nun wiederum die Barth‘sche Religionskritik, nach der der christliche Glaube eigentlich gar nicht ›Religion‹ sei, anachronistisch wiederzubeleben. Vielmehr ist die Provokation Slenczkas so aufzugreifen, dass hier und heute neu das Wesen und der Stellenwert der Bibel für Theologie und Kirche reflektiert und dargelegt wird. Dabei sollten sich einerseits die Systematischen und Praktischen Theologen nach ihrem Interesse an Erkenntnissen der Exegese befragen und andererseits die Exegeten ihre Rolle im Ganzen der Theologie bestimmen, indem sie immer wieder deutlich machen, was ihre Einsichten über die rein historische Sinnbestimmung hinaus zum christlichen Wirklichkeitsverständnis beitragen. Der römisch-katholische Neutestamentler Michael Theobald hat jüngst die Exegese als ›theologische Basiswissenschaft‹ zu bestimmen versucht. Dem sollten evangelische, zumal lutherische Bibelwissenschaftler in nichts nachtstehen. Die Exegese hat m.E. ihren Beitrag zu theologischer Hermeneutik und Schriftlehre zu leisten.« (Aus dem Vorwort von Achim Behrens)
Kaufen Sie hier:
Horizontale Tabs
Weitere E-Books zum Thema: Christentum - Religion - Glaube
Die Lösung von Fragen im Zusammenhang mit Migration und Zuwanderung gehören zu den vorrangigen Aufgaben, die gegenwärtig Staat und Gesellschaft bewältigen müssen. Die Katholische Kirche hat schon…
Die kirchlichen Gesetze konnten sich – anders als die Normen des römischen Rechts – im mittelalterlichen Ungarn in vollem Maße durchsetzen. Der Autor arbeitet die verschieden Aspekte einer…
Die kirchlichen Gesetze konnten sich – anders als die Normen des römischen Rechts – im mittelalterlichen Ungarn in vollem Maße durchsetzen. Der Autor arbeitet die verschieden Aspekte einer…
Die kirchlichen Gesetze konnten sich – anders als die Normen des römischen Rechts – im mittelalterlichen Ungarn in vollem Maße durchsetzen. Der Autor arbeitet die verschieden Aspekte einer…
Die kirchlichen Gesetze konnten sich – anders als die Normen des römischen Rechts – im mittelalterlichen Ungarn in vollem Maße durchsetzen. Der Autor arbeitet die verschieden Aspekte einer…
Wir wussten es längst: "Die Bibel widerspricht sich oft selbst." So weit so gut. Auch dass (nicht nur) für den Gottesnamen der Zeugen Jehovas ein simpler Irrtum verantwortlich ist, haben…
Beiträge zur koptischen Überlieferung. Mit einer Edition von P.Vindob. K. 7589, Cambridge Add 1876 8 und Paris BN Copte 129 17 ff. 28 und 29 (Neutestamentliche Apokryphen II) - Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten JahrhunderteISSN N.F. 14 Format: PDF
The discussion about the beginnings of Transitus-Mariae literature (apocryphal texts about the life and death of the Mother of Jesus) is marked by two hypotheses. The first is marked by the…
Kompositionsgeschichtliche Untersuchungen zu Genesis 14, 15 und 17 - Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche WissenschaftISSN 350 Format: PDF
This substantial contribution to Pentateuch research shows paradigmatically how the politico-geographical concepts from Genesis 14 and the concepts of the theology of promise in Gen 15 are…
Läuterungen bei Hegel und Kierkegaard - Kierkegaard Studies. Monograph SeriesISSN 12 Format: PDF
The study focuses on the sceptical forms of thought and expression with which Hegel and Kierkegaard link the claim for absolute truth. With his 'self-completing scepticism' (Phenomenology of…
Läuterungen bei Hegel und Kierkegaard - Kierkegaard Studies. Monograph SeriesISSN 12 Format: PDF
The study focuses on the sceptical forms of thought and expression with which Hegel and Kierkegaard link the claim for absolute truth. With his 'self-completing scepticism' (Phenomenology of…
Das Amtsblatt des Landkreises Wunsiedel i.Fichtelgebirge. Lesen Sie Bekanntmachungen, Änderungen von Satzungen und Festlegungen. Im Amtsblatt des Landkreises Wunsiedel i. Fichtelgebirge geht es ...
Zielgruppe:
Niedergelassene Allgemeinmediziner, Praktiker und
Internisten.
Charakteristik:
Die Ärzte Zeitung liefert 3 x pro Woche bundesweit
an niedergelassene Mediziner ...
Die herstellerunabhängige Fachzeitschrift wendet sich an alle Anwender und Entscheider, die mit Softwarelösungen von Autodesk arbeiten. Das Magazin gibt praktische ...
Die führende Zeitschrift für Zahlungsverkehr und Payments – international und branchenübergreifend, erscheint seit 1990 monatlich (viermal als Fachmagazin, achtmal als ...
Lesen Sie aktuelle Reportagen und Hintergrundberichte über das weltweite Engagement von Christinnen und Christen. Erhalten Sie kompakte Informationen zu den Themen Mission, Kirchen und Christen in ...
Das Hauseigentum. Organ des Landesverbandes Haus & Grund Brandenburg.
Speziell für die neuen Bundesländer, mit regionalem Schwerpunkt Brandenburg. Systematische Grundlagenvermittlung, viele ...
Informiert über das nationale und internationale Hockey.
Die Deutsche Hockeyzeitung ist Ihr kompetenter Partner für Ihren Auftritt im Hockeymarkt.
Sie ist die einzige bundesweite Hockeyzeitung ...
Die Flugzeuge der NVA
Neben unser F-40 Reihe, soll mit der DHS die Geschichte der "anderen" deutschen Luftwaffe, den Luftstreitkräften der Nationalen Volksarmee (NVA-LSK) der ehemaligen DDR ...
Die »DVGW energie | wasser-praxis« ist die führende Fachzeitschrift der deutschen Gas- und Wasser Branche. 11 Mal im Jahr informiert sie mit technischen Fachbeiträgen, praxisorientierten ...
Die Flugzeuge der Bundeswehr, Die F-40 Reihe behandelt das eingesetzte Fluggerät der Bundeswehr seit dem Aufbau von Luftwaffe, Heer und Marine.
Jede Ausgabe befasst sich mit der genaue Entwicklungs- ...