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Macht und Herrschaft in der Servicewelt

AutorPhilipp Staab
VerlagHamburger Edition HIS
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl398 Seiten
ISBN9783868546279
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis25,99 EUR
Mit der Dienstleistungsarbeit ging ein Versprechen auf Wohlstand, Aufstiegsmöglichkeiten und soziale Teilhabe einher; sie gilt bis heute als relativ herrschaftsarm, weil sie große Autonomiespielräume für die Beschäftigten zu bieten scheint. Diese Versprechen haben sich für die 'einfachen' Dienstleistungen - Verkauf im Einzelhandel, pflegende Tätigkeiten, Post- und Paketdienste, Reinigungs- und andere Serviceaufgaben - zweifellos nicht erfüllt. Geringe Löhne, Konkurrenzdruck, rare oder fehlende Aufstiegsmöglichkeiten und Arbeitsisolation prägen das Segment 'einfacher' Dienstleistungen. Die Hoffnung auf autonome Entfaltungsspielräume hat sich verflüchtigt, Hierarchie und Herrschaft entwickeln sich unter Bedingungen harten Rationalisierungsdrucks. Anhand von umfangreichen Beobachtungen und Interviews mit Beschäftigten der 'einfachen' Dienstleistungsarbeit zeigt Philipp Staab auf, dass die Frage nach Proletarisierung in unserer Gesellschaft mit dem Verschwinden der Industriearbeit nicht obsolet geworden ist. Es ist eine neue Form einer postindustriellen 'Proletarität' entstanden, die Arbeits- und Lebensführung gleichermaßen prägt. Somit ist der entscheidende Ort der Produktion und Verfestigung von Ungleichheit gerade dort auszumachen, wo er gemessen an gesellschaftlichen Hoffnungen nicht mehr sein sollte: am Rand der Dienstleistungsgesellschaft.

Philipp Staab, Dr. rer. pol., Soziologe, Studium der Soziologie in Kassel und Paris; seit 2007 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hamburger Institut für Sozialforschung.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Cover1
Titelseite2
Impressum3
Inhaltsverzeichnis5
I Einleitung6
II Einfache Dienstleistungsarbeit17
Visionen und Konzepte17
Optimistische Prognosen18
Gewährleistung als Aufgabe20
Interaktivität als Profil?21
Einfache Dienstleistungsarbeit und Sozialstrukturanalyse25
Feminisierung, Ethnisierung, Zertifikationsdiffusion25
»Einfache« Dienstleistungsarbeit ist nicht anspruchslos29
Ein Dienstleistungsproletariat?31
Institutionelle Arrangements42
Baumol’sche Szenarien42
Arbeitsinstitutionelle Unterdeterminiertheit und politische Rahmengebung44
III Arbeit! Macht! Herrschaft?51
Ordnung und Zustimmung51
Ungleichheit und Zwang53
Abschied von Herrschaft?56
Wie hängen Macht und Herrschaft zusammen?58
Macht als Aktualisierung von Herrschaft58
Herrschaft als Institutionalisierung von Macht59
Arbeit als Ort der Verdichtung von Herrschaft?63
Konflikte um Macht statt objektive Interessen64
Drei Kriterien der Reichweite von Herrschaft66
Empirische Befunde arbeitssoziologischer Herrschaftsforschung70
Entproletarisierung – Der Arbeiter und der Industriebetrieb72
Arbeitssoziologie und Sozialstrukturanalyse72
Industriearbeit: Von der Polarisierung zur Aufwertung75
Spätfolgen der Ausrichtung auf den Industriebetrieb78
Die Angestellten zwischen Privileg und Abwertung81
Vertraute der Macht oder proletarisierte Bürokraten?81
Differenzierungs- und Konvergenzbewegungen85
Das Transformationsproblem88
Von der politischen Ökonomie zur betrieblichen Kontrolle89
Die Labour Process Debate und der Taylorismus92
Direkte Kontrolle und verantwortliche Autonomie93
Arbeiterhandeln – Arbeitermacht96
Handeln unterhalb des Kontrollradars?98
Was bleibt von der Labour Process Debate?102
Vom Markt zur Organisation und zurück103
Drei Anschlüsse an die Labour Process Debate103
Vermarktlichung – eine Keule für alle?107
Konzeptionelle Konsequenzen der Vermarktlichungsdebatte114
Das Marktsubjekt115
Internalisierung: Der Markt in dir116
Subjektivierung als Brücke zwischen Arbeit, Gesellschaft und Lebensführung119
Konzeptionelle Konsequenzen der Subjektivierungsdebatte123
Strukturationstheoretische Perspektiven in der Organisationsforschung125
Mikropolitik126
Organisation und Gesellschaft128
Strukturierung130
Autorität und Allokation133
Konsequenzen: Handlungsstrategien, Ordnungsmechanismen, Herrschaftslogiken134
Zwischenfazit: Substituiert Macht Herrschaft?139
Zurück zur »reinen« Macht?142
Von der kontextspezifischen Macht zu Phänomenen von Herrschaft145
IV Logiken der Unterwerfung149
Soziale Sorge150
Das Pflegeheim154
Optionen und begrenzte Mittel155
Sorge und Bürokratie157
Hierarchie, Vertrauen, Mobilität161
Technik und Interaktivität als Qualifizierungsmotoren168
Der Privathaushalt169
Der unsichtbare Arbeitgeber171
Verhandelte Nähe172
Der Kunde als Dienstherr175
Herr und Knecht zu Hause178
Der Preis der Aufwertung178
Das Leben der Sorgenden181
Fokussieren181
Sequenzialisieren185
Betreuter Konsum188
Der Persönlichkeitsmarkt192
Lebensstil im Angebot192
Normalisierung, Interaktivität, Disziplinierung194
Von der Familie zum Team199
Willkür, Autonomie, Statussuche206
Der neue Verkaufsraum207
Am Ende der globalen Wertschöpfungskette207
Routine und Abwechslung211
Interaktivität unter Rationalisierungsdruck212
Eine Hand wäscht die andere214
Im Haifischbecken215
Der Kunde: unerwünschte Kontingenz222
Routinisierung, Gruppenautonomie, Machtkonflikte224
Das Discountprinzip226
Dumping als Geschäftsmodell226
Das Ende der Spezialisierung228
Rationalisierung, Repression, flexible Hierarchien230
Die Filialleitung – Schlüsselposition der Macht232
Repressive Kontrollpolitik, kontingente Machtausübung236
Machtordnungen und ihre Effekte238
Familienzentrierte Lebensführung242
Hierarchisieren244
Aufwerten248
Tertiäre »Männerarbeit«251
Jenseits der Deutschen Post AG253
Konsolidierung auf niedrigem Niveau254
In Ermangelung von Alternativen256
»… mit einem halben Bein im Knast«258
Selbstreinigende Teams260
Die Sickerdynamik der Macht und ihre Effekte263
Kollektive Autonomie und repressive Vergemeinschaftung265
Verteilen in der dritten Reihe267
Betrieb ohne Betrieblichkeit267
Dynamische, Absteiger, Patchworker269
Körperliche Arbeit271
Vergleichgültigung und Aggression272
Isolation, Einzelkämpfertum, Willkür275
Arbeit ohne Verpflichtung277
Unintendierte Komplizenschaft278
Vergemeinschaftung und Vereinzelung281
Assoziieren283
Intensivieren286
Reine Gewährleistung288
Bloß nicht auffallen290
Arbeit als Kostenfaktor293
Prototypische Normalisierungsarbeit296
Pfusch und Stolz298
Der Körper als Determinante des Ausschlusses300
Rationalisierung, Verantwortungsverschiebung, Ungleichheit301
Die Schnittstelle der Macht302
Sabotage, Widerstand, Konflikt304
Macht und Dissoziation305
Die Multioptionsfirma307
Ein Kind des Kostendrucks309
Die Hinterbühne des Krankenhauses312
»Träger«315
Der Arbeitnehmer als Konkursmasse des Arbeitsprozesses317
Repressive Personalpolitik319
Multiple Spaltungen321
Der Prototyp einfacher Dienstleistungsarbeit323
Ambition, Genügsamkeit, Risiko326
Sich strecken328
Sich bescheiden330
Fallen334
V Das Segment einfacher Dienstleistungsarbeit337
Rationalisierung und die Vermachtung der Arbeitssituation338
Der dreibeinige Krake340
Vermachtung – »Teile und herrsche«343
Das Günstlingsmodell344
Das repressive Gemeinschaftsmodell346
Unterschichtung348
Die Unterschichtung der Arbeitssituation349
Soziale Schließung353
Unterschichtungen zweiter Ordnung355
Lebensführung: Optionen und Sackgassen358
Vier Logiken der Lebensführung360
Durchgangsbahnhöfe und Endstationen364
Herrschaft und Proletarität in der Dienstleistungsgesellschaft367
Proletarität im Wandel367
Vorläufige Ordnungen und strukturelle Unterwerfung372
Danksagung375
Literaturverzeichnis377
Zum Autor395

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