Erschaffen von eigenen Sigillen
Um die Sigillenmagie auszuführen, gibt es die verschiedensten Methoden. Primär wird die Wortmethode verwendet, sekundär aber auch die Bildmethode und die Mantrenmethode. Natürlich kann man die verschiedenen Methoden kombinieren und auch nach Belieben erweitern, sodass man hier eine mannigfache Bandbreite der Arbeit abdecken kann. Da jeder Mensch individuell ist, sollte man schauen, welche der verschiedenen Methoden für den eigenen Wunsch und für das eigene Energiesystem gangbar sind. Nicht jeder Mensch will mit der Bildmethode arbeiten und nicht jeder Mensch will mit der Wortmethode agieren. Fakt ist, dass die Sigillenbildung und deren verschiedene Konstruktionstechniken immer auf den jeweiligen Menschen bzw. Anwender zugeschnitten werden sollten, sodass man hier eine sehr hohe Effektivität erreichen kann. Dass man hierbei natürlich gewisse Grundbedingungen und Parameter einhalten muss, ist natürlich klar, dass man hier aber auch eigene Erweiterungen machen kann, sollte auch klar sein. Im Endeffekt zählt das Ergebnis, und ob dieses durch Neuerungen oder durch eine dogmatische Anweisungsbefolgung erreicht wird, ist irrelevant. Solange das Ziel bzw. die Wunscherfüllung erreicht wird, ist die gewählte Arbeitsmethode passend. Es wird zwar gerne ein großes Geheimnis um die Sigillenmagie erzeugt – z. B. das ominöse „Alphabet des Wollens“, welches verwendet werden soll – doch sind in diesem Fall Verschleierungen eher kontraproduktiv. So ist das „Alphabet des Wollens“ letztlich die Aufreihung bekannter Symbole, Symbole, die man aus der Hermetik, der Astrologie und der Alchemie kennt. Symbole also, die man mit dem „kollektiven Unterbewusstsein“ der Menschheit – der Akasha-Chronik – verbinden kann, um hier auf einem energetischen Fundament aufzubauen.
Es ist in meinen Augen aber schade, dass in der magischen Literatur immer wieder vom „Alphabet des Wollens“ gesprochen wird, jedoch nie eine Aufschlüsselung stattfindet. Gut, eine Aufschlüsselung im Sinne von „Der Buchstabe A entspricht dem Symbol von …“ ist hiermit nicht gemeint, da es – wie erwähnt – um die klassischen Symbole der Magie geht. Ob der eine Mensch mit dem hermetischen Zeichen für „Erde“ nun eine Assoziationskette aus „Standhaftigkeit“, „Fruchtbarkeit“, „Fülle“, „Reichtum“, „Härte“, „Schutz“ etc. aufbaut, ist unmöglich zu beantworten, da es nun einmal um eine individuelle Assoziationskette geht – selbst wenn diese auf klassischen Korrespondenztabellen fußt.
Um hier nun entsprechende Lösungsansätze zu präsentieren, um Arbeitswege aufzuzeigen, will ich im Folgenden die verschiedenen Arbeitsweisen aufschlüsseln und ein eigenes „Alphabet des Wollens“ abdrucken. Dieses wird aus 26 klassischen und sehr bekannten Symbolen bestehen, die alle für sich als Trigger verstanden werden können. Hierbei handelt es sich aber nicht um das „Alphabet des Wollens“ von Austin Osman Spare. Es ist ein „erfundenes“ Alphabet, welches man aber logisch nachvollziehen kann. Hierbei wird sich das „Alphabet des Wollens“ einmal auf Buchstaben aber auch universelle Begriffe beziehen, sodass man selbst schauen kann, ob und wie man damit arbeiten will. In diesem Kontext will ich erwähnen, dass in der magischen Literatur Austin Osman Spare, als „Vater“ der modernen Sigillenmagie verstanden wird. Dies ist natürlich korrekt, da er hervorragende Arbeiten leistete, um diese Art der Magie verstärkt zu verbreiten. Er arbeitete Methoden aus, die im damaligen Kontext als radikale Abkehr von den klassischen Techniken zu deuten waren, was bedeutet, dass die Techniken des Mittelalters – man erstellt Sigillen via Kameas oder via Buchstabenräder – bewusst ausgeschlossen wurde.
Bei der moderneren oder auch undogmatischen Sigillenmagie finden keine allgemeingültigen Symbole Verwendung, sondern jeder Magier muss sich selbst sein eigenes, höchst individuelles "Alphabet des Wünschens" erschaffen. Bevor ich nun die einzelnen Methoden aufschlüsseln werde, will ich verschiedene Alphabete abbilden, die man verwenden kann … ein KANN ist jedoch KEIN MUSS!
Dies ist unendlich wichtig. Die Individualität ist das Alpha und Omega. Ich werde jedoch nicht die verschiedenen Alphabete erklären, analysieren und deren Geschichte wiedergeben. Es geht „nur“ um die Buchstaben. Wer sich tiefer mit diesem Thema befassen will, dem sei gesagt, dass diese Erklärungen im Kapitel „Die Macht der Malachim-Symbole“ in dieser Buchreihe beschrieben werden. Es sind die „bekannten“ magischen Alphabete, welche nicht direkt historisch auf eine belegbare Kultur gemünzt und dieser zugeordnet werden können. Man soll sie sich einfach mal anschauen und reflektieren, was das für Buchstaben sind. Die Alphabete sind in „ihrer Reihenfolge“ abgedruckt, d. h. nicht alle Alphabete haben alle Buchstaben und nicht alle haben die Reihenfolge „A-B-C“. Ferner sind sie immer als Block gesetzt, sodass man sich nur die Buchstaben ohne weitere Zuordnungen anschauen soll, wobei es beim Theban-Alphabet ZWEI verschiedene Typen gibt, die einmal aus dem Jahr 1518 und einmal aus dem Jahr 1533 stammen bzw. dort literarisch veröffentlicht wurden.
Insgesamt drucke ich folgende Alphabete ab: Theban-Alphabet, Hildgard-von-Bingen-Alphabet, Alphabet der Magier, Celestial-Alphabet, Malachim-Alphabet und Transitus-Fluvii-Alphabet.
Man kennt sicherlich diese Alphabete und auch die jeweiligen Zuordnungen, oder? Vielleicht! Man stellt sofort innere Vergleiche an und schaut, welche Buchstaben sich mit anderen Buchstaben decken und welche man aus anderen, realen Alphabeten kennt, oder? Vielleicht!
Eine etwas größere Tabelle werden die henochischen Buchstaben erhalten, da diese – wie auch die kommenden Runen und Ogham-Schriftzeichen – auch eigene Schwingungen haben, sodass man diese in der Sigillenmagie NICHT NUR als Buchstaben sehen / verwenden kann, sondern auch als Schwingungen.
Zusätzlich will ich hier einmal eine Übersichtstabelle, mit verschiedenen magischen Alphabeten und ihren Entsprechungen in Bezug auf den Lautwert bzw. auf die lateinischen Buchstaben, wiedergeben, da hierdurch auch wieder ein erweitertes Verständnis der Sigillenmagie UND der Bildung von Sigillen und Siegeln möglich ist.
Wie man bei den phönizischen Buchstaben sieht, gibt es hier kleinere und größere Varianzen, die sich auf die verschiedenen Zeitepochen beziehen und der relativen Vollständigkeit dienen sollen. Die hebräische Schrift, genau wie die griechische Schrift und auch unsere lateinische Schrift, beziehen sich ursprünglich auf die phönizische Schrift – eine Schrift, die knapp 3000 Jahre alt ist.
Natürlich kann man auch mit Runen arbeiten, vor allem da diese Zeichen eine eigene Dynamik besitzen, wie auch die henochischen Buchstaben. So kann man hier nicht nur mit Buchstaben arbeiten, sondern auch mit den Grundenergien der jeweiligen Zeichen.
Deswegen will ich hier auch einmal die Runen abdrucken, jedoch NUR mit der Buchstabenzuordnung mit einer Kurzzuordnung, da die einzelnen Bedeutungen in ausführlicher Art und Weise im Kapitel „Runen“ dieser Buchreihe stehen und in geschmälerter Form im Kapitel „Die Kunst der Divination“ – im dortigen Unterkapitel „Runen“.
Runen sind Schriftzeichen, die beinahe im gesamten germanischsprachigen Bereich benutzt wurden – auch wenn die schriftlichen Aufzeichnungen nicht so ausführlich sind, wie in anderen Kulturen. Die Erschaffung bzw. das „Wann“ und das „Wo“ genau die Runen entwickelt wurden, ist nicht mit einer 100%igen Sicherheit zu sagen. Es gibt mannigfache Theorien, Ideen und Ansichten. Mal werden andere Schrift als Vorlage gehandelt, mal sind es Neuschaffungen bzw. Transformationen. Viele Ideen sehen die lateinische Schrift als Ausgangsfragment, hierfür spräche zum Beispiel die große Ähnlichkeit zwischen den Zeichen für f, r, b und m.
Aber auch das griechische Alphabet (und somit auch das phönizische Alphabet)) könnten hier Pate gestanden haben. Selbst die nordetruskischen Schriftarten aus dem norditalienischen Alpengebiet, kommen definitiv in Frage. Doch ist dies eher sekundär, denn man kann mit sehr großer Sicherheit davon ausgehen, dass es eine Vorlage gegeben hat, die eine Transformation erfahren hat, so wie alles in der Magie Transformationen erfahren kann. Eine Transformation zieht auch immer eine eigenständige Entwicklung mit sich, sodass sich die Runen als magische Kraftträger präsentieren konnten, die auch heute noch verwendet werden. Hier einmal die Grundinformationen der Runen:
Fehu----------F-----Erfüllung, Reichtum, Geld, Gewinn, Tat, Energie.
Uruz----------U-----Anfang, Wurzel, Urgrund, Realismus, Wahrnehmung, Verwurzelung, Ausdauer, Tat.
Thurisaz----------T / TH / þ-----Hammer, Luft, Donner, Blitz,...