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E-Book

Mama schläft jetzt durch

So überstehen Sie die ersten 500 Nächte mit Baby und bringen es zum Durchschlafen

AutorAngela Breitkopf
Verlagmvg Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783864159411
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Wann kann ich endlich wieder eine ganze Nacht (durch)schlafen? Diese Frage stellte sich Angela Breitkopf, als sie in vier Jahren drei Kinder bekam. In der Folge befasste sich die Journalistin intensiv mit dem Thema Babyschlaf und wie Mütter trotz Baby ausreichend schlafen und Kraft tanken können. In diesem Buch hat sie die besten Tipps von Schlafexperten und die Tricks erfahrener Mütter zusammengetragen. Wie etwa, dass Babys Einschlafritual auch mütterfreundlich sein muss: einfach, kurz und leicht auf andere übertragbar. Oder dass sehr aufregende Tage auch aufregende Nächte zur Folge haben. Oder dass Mütter, die ihre eigenen Grenzen wahren, langfristig mehr Kraft für ihre Kinder haben. Ohne ideologischen Überbau, dafür mit Lebensnähe, einem liebevollen Blick auf Mama und Baby und dem Versprechen: Ja, irgendwann werdet ihr wieder schlafen, Mama und Kind. Ohne Tränen, die ganze Nacht.

Angela Breitkopf, Jahrgang 1973, ist Journalistin und Autorin. Nach Geschichtsstudium und Volontariat arbeitete sie viele Jahre für den WDR-Hörfunk und verschiedene Print- und Onlinemedien. Sie bekam drei Kinder innerhalb von vier Jahren und möchte ihre gesammelten Erfahrungen an andere Mütter weitergeben. Sie bloggt unter 'Heimspiel Bonn' zu Familienthemen und arbeitet parallel an ihrem ersten Roman. Angela Breitkopf lebt mit ihrem Mann, zwei Töchtern und einem Sohn bei Bonn.

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Leseprobe

LOST IN EDUCATION –
Willkommen im Ratgeberdschungel


»Babys zwischen sechs und zwölf Monaten werden im Schnitt ein- bis zweimal pro Nacht wach.« (E. Pantley: Schlafen statt Schreien)

»So individuell Babys sind: Es dauert bei allen eine ganze Weile, bis sie ›erwachsenere‹ Schlafmuster entwickeln. Bei den meisten Kindern ist das erst nach zweieinhalb bis drei Jahren so weit.« (J. Dibbern: Verwöhn dein Baby nach Herzenslust)

Ab dem sechsten Monat ist »bei Ihrem Baby (…) die biologische Reifung so weit abgeschlossen, dass es nachts nichts mehr zu trinken braucht und circa elf Stunden hintereinander schlafen kann«. (A. Kast-Zahn: Jedes Kind kann schlafen lernen)

»Schlafprobleme mit stark gehäuftem Aufwachen beginnen zu rund 80 Prozent mit sechs bis sieben Monaten.« (C. Rankl: Endlich durchschlafen)

»Nach dem dritten Lebensmonat ist der Säugling nicht mehr auf nächtliche Nahrungszufuhr angewiesen.« (R. Largo: Babyjahre)

»Die Idee besteht (…) darin, langsam, respektvoll und behutsam das Schlafverhalten des Babys zu verändern.« (E. Pantley: Schlafen statt Schreien)

»Wenn Sie Dinge ändern müssen, an die sich Ihr Baby gewöhnt hat, ist es oft am besten, das auf der Stelle und ganz radikal zu tun, statt langsam und Schritt für Schritt.« (A. Skula: Sweet Dreams)

Na ...? Sind Sie schon verwirrt genug?

Oder wollen Sie noch ein paar weitere Ratgeber zu frühkindlichem Schlafverhalten durchblättern?

Für die oben stehende Zitatesammlung bin ich einfach in die nächste größere Buchhandlung gegangen, habe mir einen Stapel Babyratgeber geschnappt und ein wenig quergelesen. Genau so, wie es fast alle Frauen machen, die ein Baby erwarten oder es vor Kurzem geboren haben.

Bei einem Thema so »nah am Menschen« ist es eigentlich auch kein Drama, wenn sich die Standpunkte und Empfehlungen der verschiedenen Ratgeber manchmal widersprechen. Schwierig wird es nur, wenn Sie als frischgebackene Mutter versuchen, all diese Tipps gleichzeitig umzusetzen und sich die »Lufthoheit über dem Kinderbett« ungeprüft und ohne kritische Rückfrage von anderen nehmen lassen. Experten wissen es nämlich auch nicht zwingend besser.

Wie eine Gesellschaft mit ihren Babys umgeht, ist immer auch Ausdruck des jeweiligen Zeitgeists. Und wie der Kinderarzt und Buchautor Herbert Renz-Polster sehr richtig sagt: »Bis heute gibt es keine einzige Meinung in Sachen Erziehung (…), die nicht von irgendeinem Experten oder irgendeiner Forscherin begründet und ›wissenschaftlich‹ abgesichert wurde – und sei sie noch so abwegig.«

Ihr gesunder Menschenverstand und die Liebe zu Ihrem Kind sind in dieser komplexen Situation oft die verlässlichsten Ratgeber. Als kleinen Service fasse ich für Sie im nächsten Kapitel kurz zusammen, welche Meinungen zum Thema »Nächte mit Baby« derzeit die Debatten bestimmen bzw. besonders en vogue sind.

Titanenkampf der Weltanschauungen


Wenn Sie als frischgebackene Mama heute Ihr schlafendes Baby im Arm halten, sind Sie nur selten so allein, wie Sie sich vielleicht manchmal fühlen. Meist werden Sie von einem unsichtbaren, aber sehr lästigen Schwarm innerer Stimmen umkreist. Diese Stimmen kommentieren wie der Chor in einem antiken Drama alles, was Sie tun – ja sogar alles, was Sie denken.

»Owei, jetzt ist die Kleine wieder beim Trinken eingeschlafen. Hoffentlich gewöhnt sie sich nicht daran!«

»Waas? Du willst ihn jetzt ablegen, weil dir der Arm fast abfällt und du endlich was essen willst? Pfft, und was ist dann mit seinem Urvertrauen?! Du weißt doch, für eine sichere Bindung ist Tragen so wichtig!«

»Kind, jetzt leg den Kleinen endlich mal ab. Du ziehst dir sonst in Nullkommanichts einen kleinen Tyrannen heran.«

»Jetzt weint sie? Dann nimm sie doch mit in dein Bett!«

»Sie weint? Dann nimm sie bloß nicht mit in dein Bett!«

Woher kommen diese Stimmen? Und warum widersprechen sie sich ständig? Es sind die unterschiedlichen Auffassungen über Babypflege und Erziehung der letzten Jahrzehnte, die Sie mit ihren oft paradoxen Botschaften überschwemmen. Ob der Partner, die Verwandten, die Freundinnen, Kinderärzte, Hebammen und Babykursleiter, die anderen Eltern oder wildfremde Menschen in der Schlange vor der Supermarktkasse – sie alle haben eine Stimme in diesem Chor der Meinungen. Und wenn Sie genauer hinhören, werden Sie erkennen, dass sich der Chor seit einigen Jahren in zwei Stimmgruppen teilt, die sich einen harten Wettkampf um die Meinungshoheit liefern. Ich nenne sie im Folgenden »Hardliner« und »Romantiker«.

Die Stimmen der Hardliner sind tendenziell ängstlich und schrill. Sie verwenden markiges Vokabular, und ihnen geht es meistens um Kontrolle und Autorität. Kinder sind in ihren Augen wahlweise entweder gelehrige Zirkusäffchen, denen eine konsequente Mutter auch noch das aberwitzigste Verhalten andressieren kann, oder unersättliche Dämonen, die jedes mütterliche Zugeständnis sofort ausnutzen. Hardliner blicken seit Beginn des vorigen Jahrhunderts auf eine lange Tradition der Gefühlskälte zurück: vom Siegeszug des Fütterns-nach-der-Stechuhr in der Kaiserzeit und dem kruppstählernen Baby-Drill unter den Nazis über die »modernen« Konditionierungsmethoden der Behavioristen in den 1950er-Jahren und das unselige Schlafprogramm von Richard Ferber (Solve Your Child’s Sleep Problems, erschienen 1985) bis hin zu heutigen neoautoritären Stimmen, die mehr Disziplin fordern und vor Tyrannen warnen. Wenn Sie einen Hardliner fragen, wann Babys ein familienfreundliches und damit vor allem mütterfreundliches Schlafverhalten entwickeln, werden Sie vermutlich so etwas hören wie: »Schon bald ab Geburt, wenn Sie nur konsequent genug sind. Alle Babys schreien nun mal, da muss jede Mutter durch.«

Die Stimmen der Romantiker wiederum fließen über vor Gefühl, und ihr esoterisch verbrämter Wellness-Sprech erscheint oft wie von Vogelgezwitscher untermalt. Romantiker schwelgen bevorzugt in Dschungeldorf-Fantasien und berufen sich auf ein Erbe aus der Altsteinzeit. Richtig hörbar sind sie aber erst seit dem Aufstieg der 68er-Alternativszene zum bürgerlichen Mainstream.

Bei den Romantikern sind Kinder die besseren Menschen. Sie haben niemals Wünsche (die man ja auch mal ablehnen könnte), sie haben nur Bedürfnisse. Diese Bedürfnisse soll die vor weiblicher Urenergie strotzende Mutter jederzeit befriedigen: mit steter Zuwendung, wacher Aufmerksamkeit, freudiger Hingabe, geduldiger Gelassenheit, einem Blankoscheck an Zeit und allzeit griffbereiten Brüsten. Wenn Sie Romantikern die oben stehende Frage nach dem mütterfreundlichen Babyschlaf stellen, werden Sie bereits für die Frage kritisiert: Babys müssen nicht mütterfreundlich schlafen, Mütter müssen babyfreundlich handeln! Also rund um die Uhr tragen, trösten, stillen. Und wenn das Babygeschrei einen monatelang selbst nicht schlafen lässt? »Alle Babys schreien nun mal, da muss jede Mutter durch.«

Lesen Sie ruhig ebenso viele Babybücher wie ich. Sie werden feststellen, dass nahezu jeder Ratgeber beim Thema »Babys Schlaf macht Probleme« irgendwann zu einer von zwei ähnlich unbefriedigenden Lösungen kommt: Entweder Sie landen am Ende doch bei der harten Tour der Altvorderen: »(kontrolliertes) Schreienlassen« (Hardliner), oder es läuft darauf hinaus, dass Ihnen auf mehr als 150 Buchseiten geraten wird, Sie müssten einfach alles annehmen, lächeln, Ruhe bewahren und durchhalten, da Sie gar nichts ändern können und sollen (Romantiker).

Die Hardliner-Lösung interessiert sich weder für das Seelenleben der Kinder noch für das ihrer Mütter, die die quälerische Praktik des Schreienlassens an vorderster Front umzusetzen gezwungen sind. Die Romantiker-Lösung hingegen interessiert sich zwar sehr für die Belange des Babys, erwartet von der Mutter aber eine schier übermenschliche Belastbarkeit. Dabei wird gerne übersehen, dass das Baby auch im linientreuesten Langzeitstiller-Haushalt leiden wird, wenn Mama auf einmal zusammenbricht und von fremden weißen Männern abgeholt wird, weil sie unter irrem Lachen das Familienbett aus dem Fenster geworfen hat.

Gibt es keine Alternativen?


Es muss doch Wege geben, wie Babys und ihre Mütter zu ausreichend Schlaf kommen. Ohne Schreienlassen und ohne mütterliche Selbstaufgabe. Ich habe mich auf die Suche nach diesen Wegen gemacht – nach Wegen, die ebenso mütter- wie babyfreundlich sind. Denn wenn ich in den letzten Jahren eine zufriedene und ausgeruhte Mutter traf, hatte diese meist auch ein ausgeglichenes Baby auf dem Arm.

Deutsches Mutterglück

Sie haben also dieses Baby zur Welt gebracht, dieses wunderbare Wesen, das so winzig ist und doch schon perfekt bis in die Details: die stecknadelkopfgroßen Fingernägel, die faltigen Fußsohlen, die fein ziselierten Öhrchen, die Feenhaare und die klitzekleinen Nasenlöcher. Es ist Ihr Kind, Ihr Ein und Alles – und Sie sind kreuzunglücklich?

Sie leiden unter dem Schlafmangel, den Ihr Schatz Ihnen beschert? Sie fühlen sich in Ihrem »post baby body« nicht sexy wie Heidi Klum, sondern wie einmal auf links gedreht und schlampig wieder zusammengeflickt? Sie hassen es, dass Ihr Aktionsradius seit Wochen so beschränkt ist, dass sich ein Gang zum Bäcker an der Ecke wie eine Weltreise anfühlt? Sie weinen oft ohne »vernünftigen« Grund? Sie haben sogar Tagträume von Ihrem...

Blick ins Buch

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