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E-Book

Manager müssen Mut machen

Mythos Shackleton

AutorPeter Baumgärtner, Rainer Hornbostel
Verlagbooks4success
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783864701849
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Was können Manager im 21. Jahrhundert von einer vor 100 Jahren gescheiterten Antarktis-Expedition lernen? Eine ganze Menge, sagen Peter Baumgartner und Rainer Hornbostel. Die legendäre Endurance-Expedition von Ernest Shackleton dient ihnen als Rahmen, um zu illustrieren, was erfolgreiche Manager ausmacht. Der britische Polarforscher wollte 1914 die Antarktis durchqueren. Nachdem er sein Schiff aufgeben musste, gelang es ihm mithilfe seiner Mannschaft, Hilfe von einer Hunderte Seemeilen entfernten Insel zu holen. Anhand der Beschreibung der Expedition erklären Baumgartner und Hornbostel, was Shackletons Führungskunst vorbildlich für heutige Manager macht, beispielsweise die Tatsache, dass er sich für seine 'Untergebenen' in jeder Situation verantwortlich fühlte. Die Autoren übertragen die persönlichen Eigenschaften Shackletons auf Unternehmen und Organisationen und zeigen die Erfolgsfaktoren auf, zum Beispiel richtiges und vorausschauendes Handeln für eine Neuausrichtung oder die Bereitschaft, Risiken einzugehen. Auch im Scheitern von Expeditionen und Unternehmen arbeiten Baumgartner und Hornbostel erstaunliche Parallelen heraus. Das Buch mündet in ein Modell der Unternehmensführung. Fallbeispiele illustrieren, wie eine Umsetzung in der unternehmerischen Praxis gelingen kann.

Peter Baumgartner ist Redner und Autor, Wirtschaftsingenieur und Dipl.-Pädagoge. Auf internationalen Kongressen ist er Keynote-Speaker zu: Mut machen, Grenzgänge meistern, Leadership leben. Rainer Hornbostel war als Partner einer international tätigen Unternehmensberatung verantwortlich für Strategieentwicklung und Restrukturierung. Er ist Redner und Autor zum Thema unternehmerische Neuausrichtung.

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Leseprobe

SHACKLETONS MANNSCHAFT AUF ELEPHANT ISLAND
Die dreckigste und ungepflegteste Gesellschaft, die je auf eine Platte gebannt wurde.83 10. Mai 1916. Sie leben fast ausschließlich von Pinguin- und Robbenfleisch.

Die Rettung der Männer von Elephant Island scheint undurchführbar.
Alles was schief laufen kann passiert.

Nur wenige Tage nach ihrer Ankunft bei den Walfängern kam Shackleton mit der Southern Sky Ende Mai 1916 bis auf 60 Meilen an Elephant Island heran. Dann nötigten Packeis und Kohlenmangel zur Aufgabe. Am 10. Juni 1916 hatte Shackleton ein anderes Schiff aufgetrieben, die Institutode Pesco No. 1, und fuhr bis auf 20 Meilen zur Insel, musste aber erneut dem Packeis Tribut zollen und umkehren. Mit der Emma brach er wiederum auf, Packeisfelder und Kohlemangel ließen ihn nur 100 Meilen an sein Ziel heran. Das Schiff war ständig in Gefahr zu sinken. Zehn Meter hohe Wellen stürzten auf die Emma ein. Zwei Wochen lang kämpften die Männer an Bord, um das Schiff flott zu halten.84 Etwas gänzlich Untypisches geschah. Worsley sah Shackleton zum ersten Mal zu einem Whiskey greifen. Er war verzweifelt, so nah dran zu sein und dann mit der Rettungsaktion zu scheitern. Zwischenzeitlich gelangte die Nachricht von Shackletons abenteuerlicher Bootsfahrt und der Überquerung South Georgias bis nach England. Shackletons Frau Emily erhielt ein persönliches Telegramm von der Königin.

Telegram from Queen Alexandra to Emily Shackleton, 3rd July 1916

My heartiest congratulations to you on the news of the safety of your heroic husband.85

Gerettet. Shackleton holt seine Mannschaft zurück ins Leben.

Erst am 30. August 1916 (635. Tag), vier Monate, nachdem die James Caird von Elephant Island abgesegelt war, kamen alle Männer in Sicherheit. Mithilfe der chilenischen Regierung setzte Shackleton im vierten Anlauf das Schiff Yelcho ein und schaffte so die Rettung. Das Bravourstück dieser waghalsigen Aktion war es, trotz der kritischen Eissituation um die Insel die Männer heraus zu holen. Alles in allem harrte die Mannschaft 128 qualvolle und ungewisse Tage auf dem unwirtlichen Platz aus.

Shackleton: Nicht ein Leben verloren und dabei sind wir durch die Hölle gegangen.

Die Meldung, dass ein Schiff am Horizont auftauchte, nahmen sie ungläubig auf, doch verrückt vor Freude krochen die Männer aus ihrer Behausung. Wild befahl, das seit Monaten bereitgehaltene Leuchtfeuer anzuzünden. Und Hurley empfand dieses Ereignis ihrer Rettung als die richtige Gelegenheit, eines der letzten drei Photos zu schießen.*

DIE RETTUNG DER MANNSCHAFT VON ELEPHANT ISLAND
Gebannt starren die Männer auf das Meer. Der Rauch des Signalfeuers untermalt ihre Situation einzigartig. Ihre wenigen Habseligkeiten sind schnell gepackt.

Als das kleine Ruderboot von der Yelcho zu ihnen kam, beugte sich Shackleton aus dem Boot und rief: Seid ihr alle wohlauf?, woraufhin Frank Wild antwortete, dass jeder Mann am Leben und so weit auch gesund sei. Als Shackleton das vernahm, schwand mit einem Schlag die Angst, die ihn seit Monaten gequält hatte. Shackleton besichtigte weder das Lager der Männer noch betrat er die Insel. Im Beiboot verbleibend und zur Eile treibend riskierte er nicht noch mehr und verschenkte keinen kostbaren Moment.86 Bis vor wenigen Minuten waren die zurückgelassenen Männer in einer völlig verzweifelten Lage, am Ende ihrer Kräfte und Nahrungsmittel angelangt. Und in dieser Situation tauchte ihr Boss auf, mit dem sie vielleicht insgeheim schon gar nicht mehr gerechnet hatten. Shackleton hatte seinen Männern und der Welt draußen viel zu erzählen. Aber der Brief, den er an seine Frau sandte, hielt nur das Wesentliche fest.

My darling,3rd Sept 1916

I have done it. Damn the Admiralty. I wonder who is responsible for their attitude to me. Not a life lost and we have been through Hell. … Give my love and kisses to the children.

Your tired Micky87

Jennifer Armstrong formulierte es in ihrem Buch Shipwreck at the bottom of the world mehr als treffend: “Shackleton brought them all home.”88

Die Rossmeergruppe ist auch in Schwierigkeiten geraten. Shackleton macht sich direkt auf den Weg dorthin.

Mit britischer und australischer Finanzhilfe lief bereits eine Rettungsexpedition von Neuseeland aus an. Dessen ungeachtet machte sich Shackleton sofort auf den Weg dorthin, um die Leute der Rossmeergruppe von der anderen Seite der Antarktis zu retten. Während zehn Männer der Landmannschaft Depots für die Antarktisdurchquerer anlegten, riss sich die Aurora, mit achtzehn Mann Besatzung an Bord, am 6. Mai 1915 in einem Sturm unerwartet und plötzlich los.89 Die Aurora driftete zehn Monate angeschlagen und manövrierunfähig durch das Packeis. Bei der Rückkehr vom Schelfeis musste die Landgruppe feststellen, dass ihr Schiff sich im Sturm aus den mächtigen Verankerungen befreit hatte.* Als Shackleton die aus dem Inneren der Antarktis zurückgekehrten Männer rettete, meldeten sie, dass plangemäß bis hin zum Beardmore-Gletscher alle Depots angelegt waren.90 Ihre Strapazen gipfelten in einem Kampf auf Leben und Tod. Trotz extremen Hungers wollten die Männer nicht die für Shackleton und die anderen Durchquerer bestimmten Lebensmittel verzehren. Einer starb, zwei weitere verloren später wegen einer Unachtsamkeit ihr Leben.91 Die Männer im Rossmeer standen nicht unter Shackletons direktem Kommando.

Shackleton und seine Männer verriegelten im Januar 1917 die Tür der Hütte am Hut Point. Sie blieb für über 30 Jahre geschlossen. Erst 1948 kam eine amerikanische Expedition mit Admiral Byrd und stattete dem historischen Platz einen Besuch ab.92

Shackletons Rückkehr nach England. Eine Rückkehr in die moderne Welt.
Die Endurance-Expedition gerät ob der Kriegstoten ins Vergessen.

Während Europa unterzugehen drohte, kämpften Shackleton und seine Männer ums Überleben. Sie waren zu unmenschlichen Strapazen verurteilt und standen sie durch, vielleicht auch nur, weil sie ihrem Boss vertrauten. Die Mannschaft der Endurance kehrte in eine britische Nation zurück, die nur noch wenig an die erinnerte, die sie Jahre zuvor verlassen hatten. Sie betraten die moderne Welt. Der Krieg lag jenseits ihrer Vorstellungskraft. Shackleton tauchte angesichts der Gemetzel auf den Schlachtfeldern fast unter. Tief erschöpft und ruhelos fand er sich in London nicht mehr richtig zurecht. Das Land hatte zu viele tote Helden, um die Expeditionsmitglieder bei ihrer Heimkehr gebührend zu feiern. Die englische Presse nahm ihre Rettung zur Kenntnis. Die Titelseiten waren für die Namen anderen Helden reserviert. Jene Ausgabe der Londoner Times vom September 1916, in der vom glücklichen Ende der Shackleton-Expedition zu lesen war, listete auf den ersten Seiten 4.530 Namen auf, die der englischen Gefallenen und Verwundeten eines einzigen Tages. Was zählten da 28 Überlebende aus dem Eis?93

Es beschlich die Mannschaftsmitglieder das Gefühl, sich davongestohlen zu haben. Nicht lange. Der Staat schickte die Männer nach ihrer Heimkehr größtenteils in den Ersten Weltkrieg. Viele wollten beisammen bleiben und kämpften in denselben Regimentern, auch um ihr Leben. Manche starben sinnlos. Wenige Wochen, nachdem sie die Endurance-Expedition überlebt hatten. Doch wie sollte es anders kommen, Entsetzen und Trauer des Ersten Weltkrieges verbannten alle Großtaten der Expedition aus dem öffentlichen Bewusstsein. Drängten sie in den Nebel des Vergessens.

Shackleton selbst war ruhelos. Er versuchte eine Stellung zu finden, in der er Uniform tragen konnte. Zu einer Propagandamission reiste er im Oktober 1917 nach Buenos Aires. Er sollte die Moral der Briten in Südamerika heben. Ab April 1918 war er anfangs in London und dann auf Spitzbergen und später in Murmansk eingesetzt. Als Stabsoffizier für den arktischen Transport. Dort angekommen, erreichte ihn die Meldung vom lang ersehnten Kriegsende.94

Shackletons vierte und letzte Expedition, ein Unternehmen ohne klare Ziele.
Alles, was zählt, ist, dass sie wieder nach Süden ziehen.

Genau genommen war die Endurance-Expedition Shackletons letzte Chance zur Erlangung von Ruhm. Im hektischen Nachkriegs-London fühlte er sich überflüssig. Anstatt bei seiner Frau Emily verbrachte er die Zeit mit seiner Geliebten. Er benötigte Geld und hatte auch etwas zu verkaufen. So ging Shackleton auf Tournee durch Europa und die USA. Der Mann aus der Antarktis war eine Attraktion. Doch die Aufregung um seine Person war auf Dauer nicht...

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