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Marktstudie LEED

Erstmalige Analyse zertifizierter Projekte im deutschsprachigen Raum anhand einer Kennwerterhebung und Investorenumfrage mit Bewertung der Objekte

AutorChristofer Kronschnabl
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl152 Seiten
ISBN9783656409489
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Wissenschaftliche Studie aus dem Jahr 2012 im Fachbereich BWL - Offline-Marketing und Online-Marketing, Note: 1,3, Technische Universität München (Energieeffizeintes und Nachhaltiges Planen und Bauen), Veranstaltung: Zertifizierungssysteme für Nachhaltigkeit bei Gebäuden, Sprache: Deutsch, Abstract: Ausführliche Marktanalyse zum Gebäudezertifizierungssystem LEED, Vorstellung wieterer Systeme für Nachhaltigkeit bei Immobilien (DGNB, HQE, BREEAM, Minergie) und Analyse der Gebäude anhand von Energiekennwerten. Marktumftrage und Stimmungsbild bei Investoren, Nutzern und Marktteilnehmern. Ableitungen zum Mehrwert von nachhaltigen Immobilien.

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Leseprobe

4 Weitere europäisch angewandte Systeme


 

4.1 DGNB


 

Die „Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V.“ (DGNB) hat mit ihrer Gründung am 25. Juni 2007 ein freiwilliges Zertifizierungssystem für nachhaltige Gebäude auf den Markt gebracht [31]. Das in der Abkürzung, „DGNB“ gleichnamige Zertifikat (Deutsches Gütesiegel Nachhaltiges Bauen) gilt seit Markteinführung als Bewertungssystem „zweiter Generation“, da neben den Schutzzielen „Umwelt“ und „Ressourcen“ auch ökonomische, soziale und kulturelle Werte in die Bewertung mit einbezogen werden [32]. Die Betaversion des Zertifikats wurde zusammen mit dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) entwickelt [33]. Bis heute sind verschiedene Subsysteme für verschiedene Anwendungsbereiche entstanden [34].

 

Kerngedanke des Deutschen Gütesiegels für Nachhaltiges Bauen ist die Bewertung ökologischer, sozialer und ökonomischer Qualitäten, sowie technischer und prozessualer Aspekte in einem „transparenten, objektiv nachvollziehbaren Punktesystem“ [35]. Durch das „wissenschaftlich fundierte und planungsorientierte Bewertungssystem“ soll ein „neuartiger und ganzheitlicher Nachhaltigkeitsansatz“ geschaffen werden [35]. So ist es das erste Zertifikat auf dem Markt, in dem eine komplette Ökobilanz und lebenszyklusbasierte Kostenthemen des Gebäudes mit einbezogen werden [36].

 

Seit Frühjahr 2011 wird das DGNB „Masterplanzertifikat“ angeboten. Dieses ermöglicht nach Absprache mit der DGNB Geschäftsstelle, ähnlich dem LEED Volume Program, baugleichen Gebäuden an verschiedenen Standorten eine vereinfachte DGNB Vorzertifizierung [37], [38], [37]. Parallel dazu bietet die DGNB eine „Ensemblezertifizierung“ an. Dies richtet sich an baugleiche Gebäude, die am selben Standort errichtet werden (z.B. Wohnanlagen) und so in einem vereinfachten Verfahren zertifiziert werden können [39].

 

 

Abbildung 4‑1: Themenfelder und Punkteverteilung des DGNB, eigene Darstellung

 

Eigene Darstellung

 

Das Bewertungsschema des Zertifikats gliedert sich in die aus der obigen Abbildung ablesbaren sechs Themenfelder. Die Kriterien bezüglich Standortqualität fließen dabei jedoch nicht in die Bewertung mit ein [9].

 

Je Themenfeld existieren eine Reihe zu erfüllender Einzelkriterien. Jedes Einzelkriterium wiederum besitzt einen Bedeutungsfaktor zwischen eins und drei und kann zwischen null und zehn Punkten erhalten. Daraus errechnet sich dann ein prozentualer Erfüllungsgrad [40]. So hat beispielsweise die Integrale Planung einen Bedeutungsfaktor von drei und akustischer Komfort den von eins [9]. Dadurch fließt jedes Kriterium in unterschiedlicher Gewichtung in die Beurteilung ein.

 

Je nach Zertifizierungsziel sind zudem für jedes Themenfeld „Basisniveaus“ vorgeschrieben. Für eine Goldzertifizierung muss beispielsweise in jedem Themenfeld ein Erfüllungsgrad von mindestens 65% erreicht werden [32].

 

Das System ist so konzipiert, dass theoretisch durch Erfüllung beziehungsweise knappen Übererfüllungen der deutschen Baunormen das untere Ende des bronzenen Siegels erreicht wird, welches ab 50% Gesamterfüllung verliehen wird. Über 65% erhält man „Silber“ und ab 80% „Gold“. Alternativ kann die Gesamterfüllung auch als Note vergeben werden, wobei 95% Erfüllung einer 1,0 entsprechen [35], [41].

 

Vergleicht man das DGNB mit LEED fällt auf, dass bei LEED die ökologische Qualität in allen Subsystemen mehr als 50% Gewichtung findet (beim DGNB: 22,5%) und dementsprechend einen geringeren Fokus auf soziokulturelle und funktionale Qualitäten (beim DGNB: je 22,5%, LEED insgesamt knapp 20%) gelegt wird. Die Prozessqualität bei DGNB und LEED sind mit rund 10% ähnlich gewichtet. LEED bewertet keine technischen Qualitäten, dafür werden Standortqualitäten und Innovationen mit noch rund 10% bewertet, was das DGNB nicht in der Bewertung für die Labelnote vorsieht [42]. Es lassen sich also teils deutliche Unterschiede in den Bewertungsstrukturen erkennen.

 

Damit Bauträger die unterschiedlichen Vorteile in der Bewertung der Systeme auf das individuelle Bauvorhaben auch bestmöglich nutzen können, empfiehlt es sich möglichst früh mit kompetenten Nachhaltigkeitsberatern in Verbindung zu treten, um sich bei der Systemwahl beraten zu lassen.

 

Tabelle 4‑1: Auswahl an Besonderheiten der Zertifikate

 

 

Eigene Darstellung in Anlehnung zu [43], [36], [18]

 

 

Abbildung 4‑2: Einzelindikatorenvergleich DGNB – LEED

 

[27]

 

Als primäres Entwicklungsziel der DGNB ist die Internationalisierung des Systems und der damit angestrebten steigenden Anerkennung des Systems zu nennen.

 

Dazu engagiert sich der Verband in den internationalen Gremien „World Green Building Council“ und „SB-Alliance“.

 

In den Ländern Österreich, Schweiz und Bulgarien wurde das System bereits unter den nationalen Dachverbänden „ÖGNI“ (Österreichische Gesellschaft für nachhaltige Immobilienwirtschaft), „SGNI“ (Schweizer Gesellschaft für nachhaltige Immobilienwirtschaft) und „BGBC“ (Bulgarian Green Building Council) adaptiert. Zudem bestehen mit China, Ungarn und Thailand Kooperationsverträge über die Adaption des deutschen Systems.

 

Auch für weitere internationale Anwender soll das DGNB System leicht anpassbar sein. Damit die Objekte international vergleichbar sind, ist der Grundgedanke des DGNB, dass ein Objekt durch Anwendung der im Land gängigen Baupraxis unter guten Voraussetzungen gerade noch das Zertifikat „Bronze“ erreichen kann. Falls keine landesspezifischen Normen für ein bestimmtes Kriterium existieren, richtet sich das eigens eingeführte Label „DGNB International“ an gesetzliche Vorgaben, Normen und technischen Regelwerken der Europäischen Union [44].

 

Laut Dr. Michael Bauer, einem Mitglied des Immobilienbeirats der DGNB, hat das System in Fachkreisen außerhalb Deutschlands bereits „große Anerkennung gefunden“ [45]. Allerdings erklärt er auch, dass fachliche Anerkennung nur dann zähle, wenn das DGNB mehr Zertifizierungen im Ausland abwickeln kann und größere Marktanteile gewinnt.

 

Derzeit sind erst wenige Zertifizierungen im Ausland gelistet. Die meisten davon befinden sich in Österreich [46]. Daher ist sich Dr. Bauer bewusst, dass das DGNB niemals die Marktposition von LEED erreichen wird [45].

 

Für den langfristigen Erfolg müssen Systeme in der Lage sein, Zusammenhänge zwischen den Qualitäten der nachhaltigen Immobilie und der Rentabilität begreifbar zu machen (siehe Kapitel 6.7). Da das DGNB im Gegensatz zu den Konkurrenzsystemen LEED und BREEAM sozial-funktionale und ökonomische Qualitäten besonders umfangreich berücksichtigt, gilt für das DGNB, diese Stärke im Besonderen zu vermitteln [25]. Zudem muss sich das DGNB durch Großprojekte und Masterplanzertifizierungen noch mehr als Standard etablieren, um sich weiterhin behaupten zu können und nicht vom Markt verdrängt zu werden [25], [37], [47], [1].

 

4.2 BREEAM DE


 

Das britische „Building Research Establishment” (BRE) greift in Großbritannien auf eine lange Tradition zurück und hat mit der Entwicklung des Zertifizierungssystems „BREEAM“ (Building Research Establishment’s Environmental Assessment Method) Ende der 1980er-Jahre das erste Zertifikat zur Nachhaltigkeitsbewertung von Gebäuden geschaffen [9]. Damit bildete BREEAM die Basis für die Entwicklung vieler weiterer Systeme, wie auch des amerikanischen Systems LEED und gilt daher als Zertifizierungssystem „der ersten Generation“ [9].

 

Das Zertifikat ist für eine Vielzahl von Gebäudetypen abgestimmt. So gibt es beispielsweise „BREEAM Prisons“ für die Bewertung von Justizvollzugsanstalten oder „BREEAM Education“ für Bildungsbauten [59].

 

Zur Bewertung wird nach einem einfachen Punktesystem in acht Beurteilungskategorien ein Gütesiegel mit sechs Abstufungen vergeben. Für die in BREEAM enthaltenen Beurteilungskategorien (Management, Energie, Wasser, Landverbrauch und Ökologie, Gesundheit und Wohlbefinden, Transport, Material und Verschmutzung), wird jeweils eine bestimmte Punktzahl vergeben [60]. Die prozentuale Punkteverteilung erfolgt je Kategorie, wobei die Kombination dieser ebenfalls eine Rolle spielt. Aus der erreichten Gesamtpunktezahl resultiert dann die Bewertung [61].

 

In Deutschland übernimmt das im Februar 2012 gegründete „Deutsche Private Institut für Nachhaltige Immobilienwirtschaft GmbH & Co. KG“, kurz DIFNI als alleiniger Siegelhalter und Lizenznehmer für BREEAM in Deutschland die Zertifizierung aller Bestandsgebäude im Nicht-Wohnungsbau durch das Zertifikat „BREEAM DE“. Dazu passt das System die internationale Version des BREEAM In-Use Systems an die in Deutschland herrschenden Normen und Vorschriften an. In weiteren Entwicklungsstufen beabsichtigt das DIFNI die gesamte BREEAM-Produktpalette auf dem deutschen Markt einzuführen und damit ein marktfähiges und anwendbares...

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