Vorwort
Seit fast 40 Jahren betreibe ich mittlerweile Krafttraining. Da ich früher ziemlich dünn war, beschloss ich Muskelmasse aufzubauen. Alles fing Ende der 70er Jahre bei einem Freund im Dachboden seiner Eltern an.
Wir gossen Zement in Eimer und steckten ein langes Heizungsrohr hinein. Am anderen Ende des Rohres machten wir es genauso. Als der Zement hart war, entfernten wir die Eimer und hatten eine Langhantelstange für das Training. Zwei Kurzhanteln stellten wir auf die gleiche Weise her, dafür verwendeten wir kleine Eimer und kurze Stangen. Außerdem hatten wir eine Holzbank zusammengezimmert, auf der wir die verschiedenen Übungen ausführten, die möglich waren. Das war eine ziemlich wackelige Angelegenheit, wenn man auf der Bank lag und trainierte. Beim Hochdrücken bröckelte immer etwas ab und fiel einem ins Gesicht, das lenkte einen schon ziemlich ab.
Anfang der 80er Jahre hatte ich dann einen Trainingskollegen, mit dem ich drei bis viermal pro Woche mit kleinen Kurzhanteln in den Händen joggte. Das war jedes Mal eine Strecke zwischen 10 und 20 km. Das Joggen mit den kleinen Hanteln hat die Wissenschaft übrigens erst für die effektive Fettverbrennung wiederentdeckt. Nach dem Joggen trainierten wir dann noch Kampfsport. Das war eine Mischung aus Boxen, Karate und Kung Fu. Heutzutage wird diese Art von Training als Kickboxen bezeichnet. Auch dafür verwendeten wir teilweise die kleinen Hanteln um die Kraftausdauer, Schlagkraft und Schnelligkeit zu erhöhen, denn ohne die Hanteln waren die Schläge dann viel effektiver.
Bei schlechtem Wetter trainierten wir im Keller des Kollegen. Er hatte dort eine Langhantel liegen und dazu etliche Gewichtsscheiben. Alles zusammen ergab das ein Gesamtgewicht von 130 kg. Wir drückten das Gewicht vom Boden hoch, eine Drückerbank war nicht vorhanden. Er konnte dieses Gewicht mühelos mehrere Male drücken, ich schaffte das leider nicht, nicht einmal die Hälfte davon. Einige Zeit später hatte er sich eine Drückerbank angeschafft. Ich dachte nun, auf der Bank schafft er die 130 kg bestimmt nicht, weil der Weg ja länger ist, aber er belehrte mich eines Besseren und drückte auch hier das Gewicht mühelos mehrere Male. Beim Drücken verwendete er eine sehr gefährliche Technik. Er legte die Hantelstange auf seine Handballen, d.h. er umfasste die Hantel gar nicht mit seinen Fingern. Durch diese ausgefallene Technik wurde die Übung ja nochmals erschwert.
Da er auch Schwimmtrainer und Wildwasserkajakfahrer war, benutzten wir ziemlich oft Kurzhanteln und führten damit die Ruderübung wie in einem Ruderboot aus, immer in Intervallen zu einer Minute. Nach einer Minute mit nur zwei kg schweren Hanteln dachte ich, mir fallen die Schultern ab. Nach einer Minute Pause ging es aber schon wieder weiter und wir absolvierten meist vier bis fünf solcher Durchgänge. Ich wage es, zu behaupten, dass meine gute Schulterentwicklung und Schulterkraft hauptsächlich auf diese Übung zurückzuführen ist.
Einige Monate später meinte mein Partner, in einer Turnhalle sei ein Raum, in dem die ganzen Trainingsutensilien des Vereins lagerten, vom Barren bis zum Reck, aber auch eine Hantelbank, eine Langhantel, Hantelscheiben und Kurzhanteln. Unser erstes Training dort war ausgerechnet im Winter und da der Raum keine Heizung hatte, war es sehr kalt. Unsere erste Aufgabe bestand darin, die Hanteln unter den ganzen Geräten hervorzukramen, da sie anscheinend nie jemand benutzte.
Wir mussten mit Handschuhen, T-Shirt, Trainingspullover und Kapuzenpulli übereinander angezogen trainieren, damit uns einigermaßen warm wurde. Diese Bekleidung machte uns ziemlich unbeweglich. Wir wärmten uns mit gymnastischen Bewegungen auf und absolvierten dann ein paar Sätze mit der leeren Stange. Ohne Handschuhe wären uns wahrscheinlich die Finger an dem Eisen angefroren. Wir trainierten dort zweimal pro Woche und große Motivation hatten wir wegen der Kälte vorher nie, aber wenn wir einmal warm trainiert waren, dann machte uns beiden das Training großen Spaß.
Einige Zeit später erfuhren wir von einer anderen Turnhalle, in der ein beheizter Raum vorhanden war, in dem eine ganze Trainingsstation stand. Die Gewichtsbelastung wurde durch Federn eingestellt. Man kurbelte an einem Griff und je stärker die Feder gespannt war, desto höher war die Belastung. Dabei wurde ein Gewicht in einer Skala angezeigt, dass dem gleichen wie bei der Ausführung einer Übung mit freien Gewichten entsprechen sollte. Vergleichen konnten wie das aber nie, da in diesem Raum zwar einige freie Gewichte vorhanden waren, aber nicht genug für einen Vergleich.
An dieser Station konnte man Bankdrücken, Kniebeugen, Beinpressen, Schulterdrücken und Latziehen ausführen sowie Dips und Situps. Irgendwann waren die Federn aber dann ziemlich ausgeleiert und das Gewicht, dass man dann einstellte, entsprach eigentlich immer ziemlich weniger dem wirklichen Gewicht.
Einige Monate später erfuhr ich dann von einem größeren Fitness-Studio in einem 30 km entfernten Ort. Mit einem Freund zusammen schaute ich mir dieses Studio an und wir beschlossen dort erstmal für drei Monate zu trainieren. Der Besitzer war einverstanden und wir mussten 50 Mark pro Monat bezahlen. Wir fuhren dreimal die Woche zum Training hin und das waren dann immerhin 180 km in der Woche, die wir zu fahren hatten, also 720 km im Monat. Das waren nicht gerade geringe Spritkosten.
In diesem Fall kam es uns gerade recht, dass ein Freund meines Partners ein kleines Studio eröffnete, in dem er aber nur eine bestimmte Anzahl von Personen trainieren lassen wollte. Durch meinen Trainingskollegen bekam ich die Möglichkeit auch in diesem Studio zu trainieren. Jeder der dort trainieren durfte, erhielt seinen eigenen Schlüssel. Dieses Privileg hatten etwa zehn Leute. Der Beitrag kostete 30.- Mark im Monat. Das war wohl das erste Studio mit Öffnungszeiten rund um die Uhr, denn jedes Mitglied konnte ja jederzeit hinein und trainieren. Daran gemessen, war der Beitrag im Verhältnis eigentlich sehr günstig. Der Raum war nicht grösser als ein Wohnzimmer. Darin stand ein Ofen zum Anheizen für die kalte Jahreszeit, der auch schnell viel Wärme im Mini-Studio verbreitete.
Eine Dusche war nicht vorhanden. Es gab eine Drückerbank mit Langhantelstange und genügend Gewichtsscheiben, eine Schrägbank, die ebenfalls mit einer Langhantel bestückt war. Der Kniebeugenständer bestand aus zwei Stützen, die höhenverstellbar waren und es war eine ziemlich abenteuerliche Angelegenheit, das Gewicht aus diesen beiden Stützen herauszuheben und vor allem wieder hinein zu bekommen.
Es gab auch eine Beinpresse, in der man das Gewicht im Sitzen nach vorne drücken musste. Wir nannten dieses Gerät immer Auto. Die Verwendung dieses Gerätes war leider ziemlich schmerzhaft für die Füße, weil es keine Plattform gab, auf die man den ganzen Fuß aufsetzen konnte, sondern lediglich eine eingeschweißte Stange, auf die man mit der Mitte des Fußes drücken musste, um das Gestell mit den Gewichten zu bewegen.
Dann war da noch eine Wadenmaschine sitzend und ein Klimmzuggestell, an dem man auf der einen Seite Gewichtsscheiben aufladen konnte, um leichter Klimmzüge zu schaffen. Das Gewicht drückte einen praktisch mit hoch. Das Ganze wurde abgerundet durch eine Bank für Sit-ups und eine Bank für Nackendrücken. An Hanteln waren eine Wettkampfhantel für Kniebeugen da, zwei Langhantelstangen, eine SZ-Stange und einige Kurzhantelpaare mit unterschiedlichen Gewichten beladen. Für den Bizeps gab es noch eine besondere Trainingshilfe: den Bizepscurler. Dieses gebogene Teil aus Metall hängte man sich mit einem Gurt über die Schulter und dann konnte man die Ellbogen links und rechts in die Biegung legen, um keinen Schwung beim Bizepscurl zu erzeugen. So ein gutes Gerät findet man heute kaum noch in Studios.
Bereits einige Monate später musste das Studio aufgrund vieler Anfragen in größere Räume umziehen. Es begann mit einem großen Raum im Erdgeschoss und bereits ein weiteres Jahr später wurde das erste Stockwerk dazu genommen. Das alles zusammen ergab eine riesige Trainingsfläche. Dies war das erste große, professionelle Fitnessstudio in meiner Heimatstadt mit einer Theke, Duschen und guten Trainingsgeräten- und Maschinen aller Art und viel Spiegeln.
Das Studio hatte einen Nebenraum, in dem wir Boxen trainierten, das heutige Kickboxen. Der erste Trainer, den wir hatten, war Süddeutscher Meister im Boxen und stellte etwas Neues vor, das er Kontaktboxen nannte. Dabei wurden nicht nur die Fäuste, sondern auch die Füße eingesetzt. Das waren die Anfänge des heutigen Kickboxens.
Später hatten wir dann einen Trainer aus dem Karatesport, der bereits mehrere Titel vorweisen konnte und in den 90er Jahren Europameister im Kickboxen wurde.
Leider schloss das Studio im Jahr 1987 seine Pforten. Das war sehr schade, denn der Zusammenhalt und die Kameradschaft der Mitglieder untereinander war wunderbar. Wir gingen zusammen in Discos, auf Feste und es gab jedes Jahr eine Weihnachtsfeier. So etwas findet man heutzutage wohl kaum mehr in den Studios.
In den fünf Jahren, von 1982 bis 1987 in denen das Studio bestand, gab es viele Trainings- und...