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Medizinisches Risikomanagement: Implementierung von Fehlermanagementsystemen für OP-Teams

AutorThomas Teubel
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl130 Seiten
ISBN9783836635851
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Die Medizin ist aufgrund des steigenden Interesses der Patienten und der Öffentlichkeit an Fehleraufklärung, gefordert medizinisches Risiko- bzw. Fehlermanagement verstärkt einzusetzen. In Österreich und Deutschland haben jüngst Berichte die Diskussion über medizinischen Umgang mit Fehlern angeheizt und gezeigt, dass der Ruf nach Transparenz und offenem Umgang mit Fehlern immer stärker wird. Als Maßnahme für Fehlerprävention werden in vielen Ländern und in den unterschiedlichsten Hochrisikobereichen Fehlermanagementsysteme eingesetzt. Im Gesundheitswesen wir diese Vorgehensweise häufig diskutiert und eher kritisch betrachtet, weil die Kompatibilität vom medizinischen Personal oftmals in Frage gestellt wird.
Im vorliegenden Buch werden mögliche Erfolgsfaktoren der Implementierung eines klinischen Fehlermanagement-Systems für OP-Teams herausgearbeitet und beschrieben. Darüber hinaus werden Grundlagen der Fehlerentstehung, Modelle und Vorgehensweisen bei Risikoanalysen und Teamentwicklungsmöglichkeiten dargestellt. Die in der Literatur für medizinisches Risikomanagement weitestgehend nicht erwähnte Komponente Change Management wird hier als integrativer Bestandteil angeführt und erläutert.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 2.1, Trainingsarten: In vielen unterschiedlichen Berufsgruppen wurde immer wieder nach effizienten und effektiven Möglichkeiten gesucht, um organisatorische Veränderungen herbeizuführen und die Leistungsfähigkeit erhöhen zu können. Abgesehen von den bereits erwähnten kooperativen, kulturellen und führungstechnischen Maßnahmen kommen im Speziellen die Team-Trainings zum Einsatz. Diese Schulungsmaßnahmen zur Verbesserung der Zusammenarbeit wurden und werden erfolgreich eingesetzt. Dies geht zweifelsfrei aus einer Vielzahl von Berichten und wissenschaftlichen Arbeiten aller Berufsgruppen hervor. Im medizinischen Bereich steht man dem noch sehr skeptisch gegenüber, weil im Einsatz von z.B. Simulationen und Rollenspielen wenig Nutzen gesehen wird. Der Großteil der Befragten äußerte sich kritisch zur Frage bezüglich eines Teamtrainings im Rahmen einer Simulation (siehe Diagramm 3). Grund dafür war, dass nicht bewusst wahrgenommen wurde, dass es sich hier nicht um eine fachliche Überprüfung handelt, sondern vorwiegend um das effektive Zusammenwirken der Teammitglieder sowie das Durchdenken möglicher Handlungsweisen (näher Ausführungen dazu siehe Kap.7.9). Daher wurden für eine Erhöhung der Effektivität und der Effizienz der OP-Teams drei grundlegende Erfolgsfaktoren, die zur Implementierung des Fehlermanagement-Systems beitragen, erhoben: Das informelle und formelle Training und die Beteiligung der Lernenden. Informelles Training: Das informelle Training umfasst die Grundlagen über persönliche Leistungsfähigkeit und Leistungslimits und wird auch als 'Performance and Limitations' bezeichnet. Ein Verständnis über die Inhalte der 'Human-Factors' und den unterschiedlichen kulturellen Zusammenhängen der einzelnen Berufsgruppen in Verbindung mit Kommunikations- und Führungstraining ist essenziell. Darüber hinaus bedarf es eines Übersichtswissens über die Merkmale von Arbeitsgruppen und Entwicklungsgrade von Teams. Damit soll die Bewusstseinsbildung für den Begriff Teamarbeit gefördert werden. Jede Berufsgruppe hat ihre eigene Geschichte und einen eigenen Status. Dadurch ergeben sich Barrieren, die vorab einmal überwunden werden müssen, damit ein Verständnis für eine gemeinsame Arbeit entwickelt werden kann. Aus der eigenen Erhebung und den daraus gewonnenen Erkenntnissen trifft auf OP-Teams, die unter Druck stehen und keine Zeit für Absprachen haben, der wiedergegebene Ausspruch von Schattenhofer zu: 'Wir sind ein Team - leider arbeiten wir nicht zusammen und treffen uns nie.' Aus diesem Kontext heraus ist es möglicherweise sinnvoll den Teamgedanken differenziert zu betrachten und festzustellen, auf welchem Entwicklungsgrad sich das 'Team' befindet. Dazu können hier auch die Aspekte der Sicherheitskultur (Kap.5) einfließen. Ziel der Differenzierung sollte sein: Die Rahmenbedingungen für eine weitere Entwicklung des OP-Teams sind festzulegen und je nach Entwicklungsgrad die Konzepte auszuarbeiten und anzupassen. Die unterschiedlichen 'Arbeitsgruppen' bzw. 'Teams' haben unterschiedliche Merkmale und daraus resultierend unterschiedliche Potenziale, für die weitere Entwicklung. Zum weiteren Verständnis wird in der Grafik (Abb.24) die Team-Leistungskurve dargestellt, die zur Differenzierung des Teambegriffs dient. In einer zusätzlichen Tabelle (9) werden Merkmale von 'Arbeitsgruppen' und die Entwicklungsgrade von Teams erläutert. Die in der Tabelle angeführten Merkmale von Arbeitsgruppen (Tab.9) wurden aufgrund der sehr klaren Darstellung von unterschiedlichen Arbeitsgruppen und deren Potenzialen von Schiersmann/Thiel übernommen und in Kontext zur OP-Team-Entwicklung und zur Entwicklung Sicherheitskultur gesetzt. Unter den hier dargestellten und erläuterten Aspekten für informelles Training, werden jene Erfolgsfaktoren gesehen, die ihre Bestätigung in der praktischen Anwendung bei Teamtrainings gefunden haben und in der neuesten Literatur auch als Potenzial für eine erfolgreiche Teamentwicklung erwähnt werden.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis7
Abbildungsverzeichnis10
Tabellenverzeichnis11
Diagrammverzeichnis11
1 Einführung13
1.1 Ausgangssituation14
1.2 Problemstellung15
1.3 Forschungsfrage und Zielsetzung15
1.4 Gliederung des Buches17
2 Medizinisches Handeln19
2.1 Kriterien für medizinisches Handeln19
2.2 Ethik in der Medizin19
2.2.1 Ethik im Ansatz des Utilitarismus20
2.2.2 Deontologischer Ethikansatz21
2.2.3 Tugendethik22
2.3 Zusammenfassung23
2.4 Qualitätsmanagement23
2.5 Qualitätsverständnis in der Medizin24
2.5.1 Ergebnisqualität24
2.5.2 Prozessqualität25
2.5.3 Strukturqualität25
2.6 Gesundheitsökonomie26
2.7 Zusammenfassung27
3 Risikomanagement28
3.1 Modell systematisches Risikomanagement28
3.1.1 Definition Risikomanagement29
3.1.2 Schritte zur Risikoanalyse30
3.1.3 Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse (FMEA)33
3.2 Risikomanagement aus der Sicht der Haftpflichtversicherer, Patienten und Mitarbeiter35
3.2.1 Sicht der Haftpflichtversicherer36
3.2.2 Sicht der Patienten37
3.2.3 Sicht der Mitarbeiter37
3.3 Zusammenfassung38
4 Change-Management als integrativer Bestandteil von Risk-Management39
4.1 Definition Change-Management40
4.2 Funktion und Ablauf von Change-Management40
4.3 Relevanz des Führungsstils42
4.4 Zusammenfassung43
5 Sicherheitskultur44
5.1 Was versteht man unter Sicherheitskultur?44
5.2 Das Drei-Ebenen-Modell der Sicherheitskultur45
5.3 Reifegrad der Sicherheitskultur46
5.3.1 Artefakte47
5.3.2 Werte47
5.3.3 Grundannahmen48
5.3.4 Mehr-Ebenen-Konzept der Sicherheitskultur48
5.3.5 Analyse der Sicherheitskultur49
5.3.6 Vorgehensweise bei der Analyse50
5.4 Zusammenfassung50
6 Fehlermanagement51
6.1 Die Betrachtung von Fehlern52
6.1.1 Fehler aus der Sicht des Personenansatzes52
6.1.2 Fehler aus der Sicht des Systemansatzes53
6.2 Was ist ein Fehler?54
6.3 Eingrenzung und Unterscheidung des Fehlerbegriffs55
6.3.1 Klassifikation von Fehlern56
6.3.2 Die unterschiedlichen Fehlerhandlungen57
6.4 Das Eisberg-Modell zur Veranschaulichung der Häufigkeit von kritischen Ereignissen58
6.5 Fehlerentstehung in komplexen Systemen59
6.6 Unterschiedliche Fehlermodelle zur Fehleranalyse60
6.6.1 Der Domino-Effekt nach Heinrich60
6.6.2 Fehler auf den Ebenen der Handlungsregulation nach Rasmussen62
6.6.3 Swiss Cheese Model nach Reason63
6.7 Ursachen menschlicher Fehler65
6.8 Verhaltensmuster in der komplexen Struktur der Humanfaktoren „Systemdiagramm“66
6.9 Zusammenfassung68
7 Empirische Studie70
7.1 Methodische Vorgehensweise70
7.2 Teilergebnisse im Überblick72
7.3 Kulturelle Elemente und deren Potenziale75
7.3.1 Erfolgsfaktoren der kulturellen Elemente78
7.3.2 Die fünf Disziplinen zur Entwicklung der kulturellen Elemente79
7.3.3 Denk und Arbeitsweisen81
7.4 Formelle Elemente oder Rahmenbedingungen84
7.4.1 Funktion der Organisationsstruktur87
7.4.2 Funktion der Organisationsentwicklungs-Struktur87
7.5 Gemeinsame Visionen unter Beteiligung der Teammitglieder89
7.6 Trainingsarten90
7.6.1 Informelles Training91
7.6.2 Formelles Training95
7.6.3 Konzeptionelle Darstellung eines Basic-Human-Factor-Trainings für OP-Teams97
7.6.4 Beteiligung der Lernenden99
7.7 Coaching und Feedback100
7.8 Unterstützung der Teams100
7.8.1 Standardisierte Verfahren (SOP‘s)101
7.8.2 Sicherheitsbeauftragte und deren Funktionen102
7.9 Simulatortraining104
7.10 Passende Systeme und Struktur105
7.10.1 Ziele von Fehlermeldesystemen106
7.10.2 Umfeld klinisches Risikomanagement106
7.10.3 Critical Incident Reportingsystem (CIRS)108
7.11 Zusammenfassung110
8 Erfolgsfaktoren der Implementierung eines Fehlermanagement-Systems112
9 Zusammenfassung und Ausblick118
Anhang129
Der Autor130

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