Magisterarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Kunst - Fotografie und Film, Note: 1,3, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Das Erstaunliche an jedem Foto ist dabei nicht so sehr, daß dort, der landläufigen Meinung nach, 'die Zeit festgehalten' worden wäre, sondern im Gegenteil, daß sie gerade in jedem Foto aufs Neue beweist, WIE un-aufhaltsam und stetig sie ist. Jedes Photo ist eine Erinnerung an unsere Sterblichkeit. Jedes Photo handelt von Leben und Tod.' (Wenders, Wim: Einmal. Bilder und Geschichten.) Durch jede Fotografie wird ein Augenblick festgehalten. Ein wichtiger Moment wird dokumentiert und aus dem Fluss der Zeit herausgerissen. Im 21. Jahrhundert hat der Mensch fast immer und überall eine Kamera dabei, so dass der Weg, den er geht, jederzeit festgehalten und später wieder ins Gedächtnis gerufen werden kann. Denn etwas zu fotografieren heißt für die meisten Menschen einen flüchtigen und vergänglichen Augenblick mit der Kamera festzuhalten und ihn dadurch zu konservieren. Auf diese Weise fixiert man eine Erinnerung und kann sie sich jederzeit wieder 'lebendig' machen. Die Fotografie bildet die Wirklichkeit ab und fixiert sie dauerhaft - erhält sie also am Leben, sowohl für den auf der Fotografie Abgebildeten als auch für seine Nachkommen. Macht man sich Gedanken zur Fotografie, stellt man fest, dass diese ein durchaus paradoxes Wesen besitzt. Sie besitzt zum einen die Eigenschaft, einen Augenblick (das Leben) festzuhalten und bis in alle Ewigkeit beizubehalten, stellt sich also damit der Zeit entgegen, indem sie diese arretiert, 'das Leben anhält und auf Dauer einstellt wider den Tod [...]' . Zum anderen wird durch dieses Festhalten - im fotografischen Jargon durch dieses Fixieren - eines Augenblicks ebenso die Vergänglichkeit des fotografierten Objekts oder Individuums sichtbar gemacht. Durch dieses Sichtbarmachen streift das Medium Fotografie nah an dem unsichtbaren Tod vorbei, es mortifiziert das Leben vorträglich. Die Fotografie zeigt also nicht nur das auf, was einmal dagewesen ist, sondern auch das, was (irgendwann) nicht mehr sein wird. Dieser ambivalente Doppelcharakter wird der Fotografie schon seit ihren Anfängen zugeschrieben. Dabei wurde sie zumeist in einen metaphorischen Kontext zum Leben und zum Tod gebracht. 'Die besondere Metaphorizität der Photographie ist auch dadurch begründet, daß die Photographie seit ihren Anfängen in prekärer Weise ambivalent ist. Sie wurde immer als Mortifikation und Vivifikation, als Wahrheit und Lüge, als Auslöschung und Rettung angesehen und beschrieben.' (Stiegler, Bernd: Bilder der Photographie.)
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