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Menschen und Aliens in Star Trek

Ethnizität und Menschenbild in Raumschiff Enterprise, Next Generation, Deep Space Nine und Raumschiff Voyager

AutorGuido Kattwinkel, Johannes Steinl, Marion Näser
VerlagScience Factory
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl243 Seiten
ISBN9783656448792
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Star Trek steht für Zukunftsvisionen, für die Erforschung des Unbekannten und doch ist diese Serie ein Spiegel unserer aktuellen Gesellschaft. Denn sie verweist auf die Ideen unseres Zusammenlebens mit anderen Menschen und somit auf das moderne Bild des Menschen. Auch der Umgang mit anderen Ethnien - hier Außerirdischen - spielt eine wichtige Rolle. Dieses Buch beschäftigt sich daher mit der Form der Darstellung von Ethnizität in den Star Trek-Serien. Darüber hinaus wird versucht, das Menschenbild zu identifizieren, das den Serien zugrunde liegt. Dies ermöglicht es dem Science Fiction begeisterten Leser über den Serientellerrand hinaus zu blicken. Aus dem Inhalt: Menschenbild, Inszenierung von Ethnizität, Funktion von Ethnizität, Rassimus, Postkolonialismus.

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Leseprobe

Untersuchung


Untersuchung des Prozesses der „Vermenschlichung“ des Charakters Seven of Nine in der Serie Star Trek: „Voyager“


Das Hauptaugenmerk der Untersuchung soll auf den Charakter Seven of Nine gelegt werden, da sie als einzige Figur der Serien bewusst einen Weg der Menschwerdung geht, gleichzeitig dieses Ziel theoretisch auch erreichen kann, da sie selbst ursprünglich ein Mensch ist. Es folgt eine Beschreibung des Charakters sowie die Beschreibung seiner Entwicklung innerhalb der Serie.

Seven of Nine begegnet der Crew des Raumschiffs Voyager zunächst als assimilierte Borg. Man kann sagen, dass die Borg im übertragenen Sinne Nicht-Menschen sind, da Seven, die ja Mensch werden möchte, Elemente des Menschlichen zunächst neu kennenlernen und erlernen muss.

Die Borg kommt aufgrund einer Allianz zwischen den Borg und dem Raumschiff Voyager an Bord. Als die Borg diese Allianz jedoch nicht einhalten und zu einer Gefahr für das Schiff werden, beschließt der Captain, Kathryn Janeway, sie ins All hinauszuschießen. Seven überlebt als einzige und muss nun an Bord bleiben, da die Voyager inzwischen einen zu großen Abstand zu den Borg hinter sich bringen konnte. Das hat auch zur Folge, dass Sevens Kontakt zum Kollektiv abgerissen ist, was es notwendig macht, dass der Schiffsarzt sie operiert und die meisten ihrer Borg-Implantate entfernt, die von ihrem Körper langsam abgestoßen werden. Gleichzeitig gibt er ihr ihr menschliches Aussehen wieder, da man erkannt hat, dass Seven of Nine ursprünglich ein Mensch, und als Kind assimiliert worden war.

Sie muss nun akzeptieren, dass sie fortan keine reine Borg mehr ist und sich zu einem Weg entschließen, den man innerhalb der Serie als „Vermenschlichung“ bezeichnet. Diese Entscheidung fällt ihr keineswegs leicht. Anfangs möchte sie dies nicht akzeptieren und lehnt sich gegen das Kommende auf. Schließlich akzeptiert sie ihren Weg aber doch und erforscht im Folgenden, „was es bedeutet, ein Mensch zu sein“.[16]

Skorpion (V71)


Der erste Teil der Folge V68/69: „Skorpion“ zählt noch zur dritten Staffel. Weil sie aber als Zweiteiler, als sogenannter „Cliffhanger“ konzipiert ist, kann man sie ebenfalls der vierten Staffel zuordnen.

Der Inhalt

Die Besatzung der Voyager geht eine Allianz mit den Borg ein, um gegen einen gemeinsamen Feind vorzugehen, der beide Parteien zu vernichten droht. Es geht darum, eine Waffe zu entwickeln. Da die Borg sehr gefährlich sind und die Crew zu assimilieren drohen, enthält Captain Janeway ihnen einen wichtigen Bestandteil vor, ohne den die Waffe ineffektiv ist. Dennoch wird auf dem Borg-Raumschiff mit der Entwicklung begonnen. Die Borg stellen einen Repräsentanten, Seven of Nine, der mit Captain Janeway und Lieutenant Tuvok zusammenarbeiten soll. Es entstehen erste Unstimmigkeiten, die Wirkung der Waffe betreffend. Die Borg wollen eine große Zerstörungskraft, die ein ganzes Sternensystem vernichten könnte, was Janeway und Tuvok nicht gefällt.

Im Verlauf der Episode kommt es zu einem Kampf mit der feindlichen Spezies, in dessen Verlauf das Borg-Raumschiff zerstört wird. Es gelingt allerdings, den Raum, in dem die Waffe entwickelt wird, zusammen mit den darin befindlichen Borg und Menschen auf die Voyager zu beamen. Als die Borg versuchen, das Schiff zu übernehmen, werden sie durch eine Öffnungsluke in den Weltraum hinausgeworfen. Seven of Nine kann sich als Einzige im Raumschiff festhalten und überlebt.

Auch sie allein versucht später, das Schiff unter ihre Kontrolle zu bringen, was allerdings misslingt. Abgetrennt vom Borg-Kollektiv beginnt ihr Körper, die Borg-Implantate abzustoßen, ihre menschliche Physiologie setzt sich langsam durch.

Analyse

Der sprechende Mensch

Als Tuvok und Janeway beginnen, mit den Borg zusammenzuarbeiten, ergeben sich erste Unstimmigkeiten. Da die Borg zu einem Teil aus Technologie bestehen, die sie als „ein Verstand“ arbeiten lässt, verlangen sie von den Offizieren, sich an ein Gerät anschließen zu lassen, das ihnen ermöglicht, mit den Borg ohne Sprache zu kommunizieren. Dies sei maximale Kommunikation. Die Art dieser Kommunikation wird nicht genannt. Ohne auf die Realisierbarkeit der Technik einzugehen, kann man aber sagen, dass der Austausch rein informativer Art ist. Informationen werden mit allen Borg-Drohnen ausgetauscht. Wie das genau vor sich geht, ist nicht bekannt. Es wird aber gesagt, dass die Borg die „Stimmen“ der anderen hören. Seven of Nine selbst „hört“ in dieser Folge eine Stimme, die ihr einen Befehl gibt. Es ist zwar so, dass ausschließlich Seven sie hört, aber für den Zuschauer, der diese Stimme ebenfalls hört, bleibt es dennoch Sprache. Somit gibt die Serie, obwohl sie es leugnet, einen Hinweis darauf, dass es ausschließlich nichtsprachliche Kommunikation zwischen Menschen nicht geben kann. Sie stellt diese These auf, indem sie behauptet, die Borg können mit den Menschen auf diese andere Weise kommunizieren. Sie kann sie aber nicht halten und widerspricht sich selbst. Wenn die Borg gedanklich miteinander kommunizieren, äußert sich dies für den Zuschauer dennoch in sprachlichen Lauten. Seven of Nine erhält zwar an einer Stelle einen Befehl, der ihr nicht von einem anderen Borg gesagt wird, sie, und ebenfalls der Zuschauer, hört aber eine Stimme, die den Befehl spricht.

So wird schon in der Serie klar, dass Sprache ein „Grundphänomen menschlichen Daseins“[17] ist. Der Mensch kommt aus einer sprachlich ausgelegten Welt, in der der Gedanke die Sprache, der Begriff nach dem Wort verlangt[18]. Da Sinngehalte im einzelnen nur durch Sprache vermittelt werden können, kommt Coreth zu dem Schluss, dass es „keine menschliche Verständigungswelt ohne Sprache“[19] gibt, was die Serie einerseits zu leugnen versucht, indem sie die Borg auf diese Weise kommunizieren lassen will, andererseits betont sie aber immerhin die Wichtigkeit dieser Art der Kommunikation, wenn Janeway die „verbale Kommunikation“[20] vorzieht.

Der Mensch als Individuum

Im Gegensatz zu den Borg wird immer wieder die Individualität des Menschen hervorgehoben. Das geschieht aber in vielen Variationen. Im Folgenden werden die Elemente, die in dieser Episode dargestellt werden, genannt.

Vorweg sei erwähnt, dass die Serie Individualität als sehr wichtig zu erachten scheint. Ein Hinweis darauf kann man in Janeways Äußerung erkennen, die Crew würde lieber sterben, als von den Borg assimiliert zu werden und damit ihre Individualität zu verlieren.[21]

Teilhabe

Zunächst wird die Effizienz der Arbeit, die sich aus der Individualität ergibt, angeführt. Lieutennant Tuvok argumentiert gegen eine gedankliche Verbindung mit den Borg mit der Erklärung, mit „intakter Individualität“[22] besser arbeiten zu können. Gemeint ist hier die Produktivität von Arbeit im Sinne einer schöpferischen Kreativität, da ja an einer neuen Lösungsmöglichkeit gearbeitet wird. Tuvok vertritt die Meinung, durch die individuellen Anregungen des Einzelnen zur Entwicklung einer einheitlichen Idee beizutragen, in diesem Falle die Waffe. Auf diesen Aspekt macht auch Kipfer aufmerksam, indem er auf ein Kriterium von Individualität hinweist, dass die „Produktion von Vielheit und Buntheit als Vermögen der Individualität“[23] zum Motiv hat. Danach geht aus der Teilung der Einheit der Exemplare einer Spezies durch die Individuen eine Vielheit hervor. Sie „teilen durch Teilhabe die Einheit der Idee, an der sie partizipieren“[24].

Größe/Kleinheit des Menschen

Die Tatsache, dass sich die Borg als eine der Perfektion nahe Wesenheit verstehen, lässt die Menschen aus ihrem Blick als nicht-perfekte, winzige, „in winzigen Dimensionen“[25] denkende Wesen erscheinen. Die Welt des einzelnen Menschen ist klein. Jeder Mensch hat, anders als die Borg, seine eigene Meinung und kann sich frei und individuell zu seiner Welt verhalten. Seven of Nine spricht ein Grundphänomen menschlicher Selbsterfahrung radikal aus, indem sie sagt: „Sie sind Individuen. Sie sind winzig und denken in winzigen Dimensionen.“[26] Gemeint ist hier die Erfahrung, die jeder Mensch bisweilen macht. Er erfährt sich als einzelnes, einmaliges, unwiederholbares Ich, das sich von allem abhebt, was Ich nicht bin. Der Mensch kann nur von seinem „einmaligen Standort aus die Wirklichkeit erkennen und verstehen.“[27] So sieht er sich auch als ein winziger „Punkt in der unermesslichen Ganzheit des Seins und Geschehens, der Welt und Geschichte“[28], da er letztendlich auf sich selbst zurückgeworfen ist und allein vor seinen Entscheidungen, in seiner eigenen Verantwortung steht. Folglich kann er auch nur in „winzigen Dimensionen“ denken, da er nur seinen jeweils eigenen Ausschnitt der ihm überlegenen Wirklichkeit wahrnimmt, sozusagen in seiner ihm eigenen Welt lebt.

Eine andere Erfahrung, die mit der genannten einhergeht, wird zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht erwähnt: die Erfahrung der Größe des einzelnen Ich. Das Ich ist zwar nur ein kleiner Punkt in der Welt, aber es ist ein einmaliger, einzigartiger, durch nichts zu ersetzender Punkt. Das Ich besitzt eine gewisse Unbedingtheit, „die allein um ihrer selbst willen da ist; das ist die ungeheure Würde des einzelhaften Ich“.[29]

Wertung

Der vierten Staffel der vierten Serie gehen naturgemäß viele Folgen voraus. In Fankreisen kann man voraussetzen, dass die meisten davon bekannt sind. Daher geht die Serie auch nicht ausführlich auf ganze Aspekte des Menschen ein. Vielmehr werden an...

Blick ins Buch

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