Migräne: Schweregrade
Korrekter muss es heißen:
“MIDAS – Migraine Disability Assessment Score” (Bewertung der Migräne-Behinderung).
Dieser international genutzte Score ‚MIDAS‘ misst die durch Migräne und Kopfschmerzen bedingte Behinderung in den letzten drei Monaten; die Einteilung erfolgt entsprechend den Kriterien der American Headache Society (AHS), die auch Eingang in die deutschen Leitlinien gefunden haben.
Er wird in vier Schweregrade eingeteilt, je nachdem wie ausgeprägt die Auswirkungen der Kopfschmerzen auf das berufliche, familiäre und soziale Leben sind.
Der MIDAS-Score – errechnet anhand der Patienten-Angaben im „MIDAS-Fragebogen“ – wird für die zurückliegenden drei Monate bestimmt. Die Ergebnisse werden in die Auswertungsdokumentation eingetragen.
MIDAS-Fragebogen
[vom Patienten auszufüllen und dem behandelnden Arzt vorzulegen]
„Leiden Sie an Kopfschmerzen/Migräne“?
[Hinweise:
Bitte beantworten Sie die folgenden Fragen über ALLE Kopfschmerzattacken, die Sie in den letzten drei Monaten hatten. – Füllen Sie das Kästchen neben jeder Frage mit der entsprechenden Zahl aus. – Wenn Sie eine Tätigkeit in den vergangenen drei Monaten nicht ausgeführt haben, tragen Sie eine Null ein]
1. An wie vielen Tagen in den letzten drei Monaten sind Sie wegen Migräne/ Kopfschmerzen nicht zur Arbeit gegangen oder haben in der Schule/im Studium gefehlt?
Tage
2. An wie vielen Tagen war in den letzten drei Monaten Ihre Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz oder in der Schule/im Studium um die Hälfte oder mehr eingeschränkt?
(Zählen Sie die Tage, die Sie bei Frage 1 angegeben haben, NICHT dazu)
Tage
3. An wie vielen Tagen in den letzten drei Monaten konnten Sie wegen Ihrer Migräne/Kopfschmerzen keine Hausarbeit verrichten?
Tage
4. An wie vielen Tagen in den letzten drei Monaten war Ihre Leistungsfähigkeit im Haushalt um die Hälfte oder mehr eingeschränkt?
(Zählen Sie die Tage, die Sie bei Frage 3 angaben, NICHT dazu)
Tage
5. An wie vielen Tagen in den letzten drei Monaten haben Sie an familiären, sozialen oder Freizeitaktivitäten wegen Ihrer Kopfschmerzen nicht teilnehmen können?
Tage
Ergebnis (Fragen 1-5):
Tage
A. An wie vielen Tagen hatten Sie in den letzten drei Monaten Kopfschmerzen? (Wenn die Kopschmerzen länger als einen Tag angehalten haben, zählen Sie jeden Tag)
Tage
B. Wie stark waren diese Kopfschmerzen?
Bitte geben Sie die Schmerzintensität auf einer Skala von 0–10 an.
(0 = keine Schmerzen, 10 = unerträgliche Schmerzen)
Schmerzintensität:
Bitte zählen Sie die Tage der Fragen 1–5 zusammen, sobald Sie den Fragebogen vollständig ausgefüllt haben.
(Die Fragen A und B bitte NICHT dazuzählen)
Auswertung des MIDAS-Fragebogens
Schweregrad I
= wenig oder keine Beeinträchtigung
= 0-5 Punkte
Schweregrad II
= geringe Beeinträchtigung
= 6-10 Punkte
Schweregrad III
= mässige Beeinträchtigung
= 11-20 Punkte
Schweregrad IV
= >21 Punkte
Hinweis für die spätere Therapie:
Die Therapie sollte sich ausrichten nach dem Schweregrad der Kopfschmerzen.
Migräne: Diagnostik
Soweit als irgend möglich sollte hinsichtlich der Migräne-Diagnostik vorgegangen/verfahren werden nach der jeweils aktuellen „Leitlinie Diagnostik und Therapie der Migräne“ – herausgegeben von der Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Migräne- und Kopfschmerz-Gesellschaft e.V. (DMKG) –.
Unbenommen bleibt dabei, additiv und komplementär das eine oder andere seriöse biologisch-naturheilkundliche Verfahren mit einzubeziehen (was ich ebenfalls so tun werde).
Bevor mit einer umfassenden Armada an Diagnostik begonnen wird, sollte es zum Grundrepertoire eines jeden Therapeuten/Arztes gehören, anhand eines „Migräne-3-Fragen-Check“ die ‚Marschrichtung’ hinsichtlich der Kopfschmerzen zuerst einmal als orientierendes Screening abzuprüfen:
„Migräne-3-Fragen-Check“ – Migräne-Screening
3 Fragen eignen sich zur zügigen Migräne-Diagnostik:
1. Treten wiederholte Kopfschmerzen auf, die Sie beruflich, familiär,
gesellschaftlich oder sozial beeinträchtigen?
2. Dauern die schmerzhaften Attacken mindestens vier Stunden an?
3. Hatten Sie in den vergangenen 6 Monaten neue bzw. andersartige
Kopfschmerzen?
Auswertung:
Werden Fragen 1 und 2 mit „JA“, Frage 3 mit „NEIN“ beantwortet, kann mit großer Sicherheit von einer echten Migräne ausgegangen werden.
[Quelle: R.K. Cady et al. “The Journal of Head and Pain” 2004; 44: 323-327]
Bewährt ist folgendes „Diagnostik-Vorgehen“.
A. Akribische, Umfassende Anamnese
Hinweis:
Bei Kindern und Jugendlichen sollte unbedingt ein Elternteil bzw. ein Erziehungsberechtigter mit einbezogen werden!
1. Eigenanamnese
Vorerkrankungen (bes. TIA/PRIND/Hirnschlag), Operationen (z.B. Hirnaneurysma, Carotiden, Hydrocephalus, Hirntumor, OP Bereich Halswirbelsäule), Unfälle, bes. Schädel-Hirn-Wirbelsäule, sonst, was?
Migräne-/Kopfschmerz-Anamnese:
Beginn im Alter von? Art des Schmerzes (z.B. bohrend, hämmernd)? Bestehen Vorwarnzeichen/Aura, wenn ja mit welchen Symptomen? Dauer der Aura? Schmerz-Attacke/Anfall: wie oft im Monat? Wielange anhaltend? Welche Symptome? Kopfschmerz-/Migräne-bedingt Ausfälle im Beruf, Schule, Studium, Haushalt? Wenn ja, im Mittel wielange? Wieviel Zeit braucht es zur vollständigen Erholung? – Welche medikamentösen Therapien wurden bisher vorgenommen und welche ist derzeit angeordnet? Werden (zusätzlich) freikäufliche Präparate eingenommen? Wenn ja, welche? – Welche nicht-arzneilichen Behandlungen wurden bisher durchgeführt und welche werden zurzeit angewendet ? – Wurden Sie wegen der Kopfschmerzen/Migräne stationär behandelt? Wenn ja, in einer neurologischen und/oder psychosomatischen Klinik? Waren Sie wegen der Migräne/Kopfschmerzen bereits in einer speziellen ‚(Kopf-) Schmerz-Klinik/Ambulanz? Waren Sie wegen der Kopfschmerzen/Migräne schon einmal in einer REHA-Klinik? – Waren Sie wegen der Kopfschmerzen/Migräne schon einmal in psychosomatischer/psychischer/psychologischer Behandlung?
Medikamenten-Einnahme:
Welche Arzneimittel (ärztlicherseits verordnete wie freikäufliche) nehmen Sie derzeit ein und in welcher Dosierung?
Genussmittel-Konsum:
1. Rauchen/Tabak-Konsum: Rauchen Sie ja/nein? Wenn ja, seit wieviel Jahren? und wieviel im Mittel täglich? Und wie hoch ist Ihr Konsum aktuell? Haben Sie schon versucht, das Rauchen zu beenden? Welche Rauchwaren ‚nutzen‘ Sie (Zigarette, Zigarillo, Zigarre, Pfeife, Kautabak, Shisha …)?
2. Alkohol-Konsum: Trinken Sie Alkoholika? Wenn ja, seit wieviel Jahren? und wieviel im Mittel täglich? Wie hoch ist Ihr Konsum aktuell? Haben Sie schon versucht, den Alkohol-Konsum zu beenden? Welche Alkoholika ‚nutzen‘ Sie (Bier, Weiß-, Rotwein, Sekt/Champagner, Cognac, Gin, Wodka, klare Obstbrände, Mix-Getränke)?
3. Bohnenkaffee/fermentierter Schwarztee: Seit wieviel Jahren trinken Sie Bohnenkaffee und/oder fermentierten Schwarztee? Wieviel Tassen von beiden täglich?
4. Zucker-Konsum: Konsumieren Sie Zucker – außer den in Nahrungsmitteln –?
Wie hoch ist Ihr täglicher Zucker-Konsum in Gramm (z.B. in Cola, Limos, süßen Snäcks usw)?
Körperliche Aktivitäten:
Wie ist es um Ihre körperliche Aktivität – regelmäßige Bewegung, Spiel, Sport – bestellt? Bewegen Sie sich regelmäßig? Wieviel Zeit benötigen Sie dazu in der Woche im Mittel?
2. Familienanamnese
Leidet/leiden ein oder mehr Familien-Mitglieder – Vater, Mutter, Großeltern beiderseits, Geschwister – an primären Kopfschmerzen wie z.B. Migräne?
3. Berufs-/Sozialanamnese
Welche Berufstätigkeit(en) haben Sie seit Beginn der Kopfschmerzen ausgeübt? Waren/sind Sie dabei chemischen Dämpfen ausgesetzt? Haben Sie regelmäßig Kontakt mit Chemikalien und/oder Schwermetallen? Wenn ja, mit was? – Üben Sie neben Ihrem ‚Haupt-Beruf‘ noch eine weitere (Neben-)Berufstätigkeit aus (u.a. Beruf und Haushalt mit _ Personen)? Sind Sie bei Ihrer Berufstätigkeit, in Schule oder Studium regelmäßig Stress und psychischer Belastung/Anforderung ausgesetzt? – Sind Sie neben der Berufstätigkeit, der Schule, dem Studium noch aktiv tätig in Vereinen, Organisationen (z.B. Partei), kirchlich/religiösen Tätigkeiten? – Wie ist es bestellt in/mit Ihrem privaten Leben (Familie, Ehepartner, Lebenspartner, Eltern)?
TIPP Nr. 1:
Hilfreich für Diagnose und Therapie ist es, über einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen ein sogen. „Kopfschmerz-Tagebuch“ bzw. einen „Kopfschmerz-Kalender“ zu führen.
[Nebenbei: entweder erhältlich vom behandelnden Arzt oder zum Download aus dem Internet]
Betroffene sollten Zeitpunkt, Art, Stärke, Dauer, Begleiterscheinungen, mögliche Auslöser und eventuelle Medikation der Kopfschmerzen genauestens dokumentieren.
Dazu aber auch die...