EINLEITUNG
»Es gibt keine Krankheit des Körpers
außerhalb des Geistes.«
Sokrates
Was wäre, wenn ich behaupten würde, dass es für unsere Gesundheit am wenigsten darauf ankommt, auf unseren Körper zu achten? Dass andere Faktoren von größerer Bedeutung dafür sind, ob er wirklich vital ist? Was, wenn der Schlüssel zur Gesundheit nicht nur darin läge, uns gut zu ernähren, täglich Sport zu betreiben, auf unser Gewicht zu achten, acht Stunden am Tag zu schlafen, unsere Vitamine einzunehmen, unseren Hormonhaushalt in Balance zu halten oder uns regelmäßig beim Arzt durchchecken zu lassen? Gewiss, dies alles sind wichtige, ja entscheidende Dinge, um gesund und fit zu bleiben. Aber was wäre, wenn es etwas anderes gäbe, das noch wichtiger ist?
Was, wenn wir in der Lage wären, unseren Körper allein mit der Kraft unserer Gedanken und Emotionen zu heilen?
Ich weiß, diese Vorstellung klingt radikal, zumal wenn ich als Ärztin sie formuliere. Glauben Sie mir: Als ich zum ersten Mal auf wissenschaftliche Studien stieß, die genau darauf hinauszulaufen schienen, war ich ebenso skeptisch. Ich hielt den menschlichen Körper nicht für so schlicht, dass wir ihn einfach gesund denken oder ihn durch Sorgen krank machen könnten.
Oder etwa doch?
Nach zwölf Jahren klassischer medizinischer Ausbildung und acht Jahren klinischer Erfahrung war ich durch und durch indoktriniert von den schulmedizinischen Lehrmeinungen, die ich wie die Bibel verehrte. Ich weigerte mich, irgendetwas zu glauben, was nicht durch eine unter klinischen Bedingungen durchgeführte, reproduzierbare Doppelblindstudie erwiesen war. Noch dazu war ich die Tochter meines Vaters, der sich als eingefleischter Schulmediziner über alles lustig machte, was auch nur ansatzweise esoterisch klang. Dementsprechend war ich so verbissen, verbohrt und zynisch, wie man nur sein kann. Die Medizin, die zu praktizieren ich gelernt hatte, bot keinen Platz für die Vorstellung, dass sich der Mensch mit der Kraft seiner Gedanken und Emotionen gesund denken oder krank machen kann. Zwar stuften auch meine Professoren manche Krankheiten, die sich biochemisch nicht erklären ließen, als »psychosomatisch« ein. Doch wann immer sie die Ursache »allein im Kopf des Patienten« sahen, verdrehten sie die Augen und schrieben kopfschüttelnd und ohne weiteren Kommentar eine Überweisung an einen Psychiater aus.
Dass die Vorstellung, der Geist könne den Körper heilen, vielen Ärzten im medizinischen Mainstream bedrohlich erscheint, ist kein Wunder. Schließlich haben wir alle ein ganzes Jahrzehnt damit zugebracht, das Handwerkszeug zu erlernen, das es uns erlaubt, den Körper anderer Leute zu beherrschen. Da wollen wir schon davon ausgehen, nicht umsonst so viel Zeit, Geld und Energie in unsere Ausbildung investiert zu haben. Wir sind professionell und emotional darauf gepolt, dass jemand, der einen körperlichen Zusammenbruch erleidet, auf unseren fachlichen Beistand angewiesen ist. Wir Ärzte sind überzeugt, dass wir Ihren Körper besser kennen als Sie selbst. Der ganze schulmedizinische Betrieb basiert auf dieser Annahme.
Die meisten Menschen kommen problemlos mit diesem Weltbild zurecht. Die Alternative, dass unsere Selbstheilungskräfte stärker sind, als wir es uns je erträumt haben, schlägt uns den Ball in unser eigenes Spielfeld zurück, und vielen ist die Verantwortung dafür zu groß. Es ist doch wesentlich einfacher, die Macht abzugeben in der Hoffnung, dass ein anderer klüger, weiser und erfahrener ist als wir selbst und uns schon wieder »hinkriegen« wird.
Aber was, wenn sich das als Irrtum erweist? Was, wenn wir uns in Wirklichkeit selbst sabotieren, solange wir unsere Augen vor der Tatsache verschließen, dass der Körper als ein sich selbst heilendes System verdrahtet ist, dessen Steuerung vom Kopf aus erfolgt?
In unserem Klinikalltag begegnen uns Ärzten immer wieder Dinge, die sich wissenschaftlich einfach nicht erklären lassen. Selbst dem engstirnigsten Kollegen kommen gelegentlich Patienten unter, die gesund werden, obwohl dies aus rein fachlicher Sicht eigentlich nicht möglich sein kann. In solchen Situationen fangen wir zwangsläufig an, all das zu hinterfragen, was uns an schulmedizinischem Wissen lieb und teuer ist. Und uns beschleicht womöglich das vage Gefühl, dass hier irgendwelche mystischen Kräfte wirksam sind.
Diese Möglichkeit diskutieren Ärzte normalerweise nicht in Anwesenheit von Patienten, doch in den Stationszimmern von Krankenhäusern und in Vorlesungssälen von Eliteuniversitäten wird sehr wohl darüber gemunkelt. Wer von Natur aus neugierig ist und die Ohren offenhält – also jemand wie ich –, bekommt bisweilen Geschichten zu hören, die den Rahmen des Vorstellbaren sprengen.
Da wird hinter vorgehaltener Hand über den Fall einer Frau gesprochen, deren bösartiger Tumor während der Bestrahlungen verschwunden ist. Und später merken die Ärzte, dass das Bestrahlungsgerät defekt war und sie nicht ein Fitzelchen Strahlung abbekommen hat. Sie hatte es nur geglaubt. Und ihre Ärzte ebenfalls.
Da erzählt man sich von einer Patientin, bei der man nach einem Herzinfarkt einen Bypass setzte; während der Operation kam es zu einem Schock und infolgedessen zu einem akuten Nierenversagen, das unbehandelt eigentlich zum Tod führen müsste. Als die Ärzte die Frau zur Dialyse schicken wollten, verweigerte sie ihre Zustimmung, weil sie keine weiteren invasiven Behandlungen mehr erdulden mochte. Neun Tage lang produzierten ihre Nieren keinerlei Urin, doch am zehnten Tag fing sie wieder an, Wasser zu lassen. Nach zwei Wochen ging sie – wohlgemerkt ohne jede Behandlung – wieder zur Arbeit, und ihre Nieren funktionierten besser als vor der Operation.
Dann ist da dieser Mann, der sich nach einem Herzinfarkt keine Stents implantieren lassen wollte, um seine »unumkehrbar« blockierten Koronararterien offen zu halten. Sie öffneten sich von ganz allein, als er seine Ernährung umstellte, damit begann, regelmäßig Sport zu machen und Yoga zu praktizieren, täglich meditierte und an einer Gruppentherapie teilnahm.
Eine weitere Patientin mit Lymphom im Stadium IV, die bereits auf der Intensivstation lag, da ihre Organe eins nach dem anderen den Dienst einstellten, hatte ein Nahtoderlebnis, bei dem sie in reine, bedingungslose Liebe eintauchte. Ihr wurde sofort klar, dass ihr Krebs beinahe augenblicklich verschwinden würde, wenn sie sich entschloss, nicht auf die andere Seite hinüberzuwechseln. Nicht einmal einen Monat später konnten bei einer erneuten Biopsie der Lymphknoten keinerlei Krebszellen mehr nachgewiesen werden.
Wieder eine andere Patientin brach sich das Genick. Auf den Röntgenaufnahmen waren zwei Brüche im Bereich der Halswirbelsäule zu erkennen. Trotz vehementen Insistierens vonseiten der Ärzte ließ sie sich nicht dazu bewegen, sich operieren zu lassen. Dessen ungeachtet ging sie bereits einen Monat später wieder joggen.
Und auch die folgende Geschichte machte die Runde: Bei einem Onkologen wies das Forschungsprotokoll für ein Chemotherapeutikum namens EPOH nur marginal positive Ergebnisse aus, während ein anderer von extremen Behandlungserfolgen berichtete. Wie war das möglich? Den Gerüchten zufolge soll dieser Arzt beim Durchgehen des Medikamentenbogens im Patientengespräch den Namen des Präparats einfach umgedreht haben: Statt ihnen EPOH zu injizieren, gab er ihnen HOPE, also Hoffnung.
Als Autorin eines viel beachteten Blogs erreiche ich eine große, treue Anhängerschaft rings um den Globus, und so bekomme ich Begebenheiten wie die geschilderten laufend zu hören. Seit ich angefangen habe, meinen Lesern von solchen – wie mir versichert wird – wahren Geschichten zu berichten, gehen laufend E-Mails mit neuen Berichten über ebenso unglaubliche Dinge bei mir ein. Eine Frau, die an amyotropher Lateralsklerose erkrankt war, ließ sich von einem Geistheiler namens John of God behandeln, und anschließend konnte ihr Neurologe keinen pathologischen Befund mehr feststellen. Ein gelähmter Mann unternahm eine Pilgerreise zu den Heiligen Wassern von Lourdes und kehrte auf eigenen Füßen zurück. Eine Frau mit Eierstockkrebs im Stadium IV »wusste einfach«, dass sie nicht sterben würde; sie vergewisserte sich des Beistands der Menschen, die sie lieben, und ist heute zehn Jahre später immer noch am Leben. Einem Mann mit blockierten Herzkranzgefäßen teilte man nach einem Herzinfarkt mit, dass er ohne Operation innerhalb eines Jahres sterben würde. Er weigerte sich, sich dem Eingriff zu unterziehen, lebte weitere zwanzig Jahre und starb schließlich im Alter von 92 Jahren (und zwar nicht an den Folgen einer Herzkrankheit).
Immer wieder kamen mir solche Geschichten zu Ohren, und in mir meldete sich eine nagende Stimme zu Wort. Diese Menschen konnten doch nicht allesamt Lügner sein. Und wenn sie nicht logen, dann musste es eine Erklärung jenseits dessen geben, was ich in meiner schulmedizinischen Ausbildung gelernt hatte.
Ich kam ins Grübeln. Wir wissen, dass es gelegentlich zu unerklärlichen Spontanheilungen kommt. Jeder Arzt hat so etwas schon einmal erlebt. Wenn dies geschieht, zucken wir mit den Achseln und gehen zum Tagesgeschäft über, auch wenn da meist ein eigentümlicher Nachgeschmack bleibt, weil wir keine logische Begründung finden können.
Irgendwo in meinem Hinterkopf geisterte aber nun die Frage herum, ob sich dieser Prozess womöglich steuern ließe. Wenn einem Menschen das »Unmögliche« passiert, können wir dann aus...