5. Feinplanung
Energie, Struktur, Ablaufpläne
Feinplanung jenseits von Methoden und Medien. Tausend Dinge auf die Reihe bekommen: Lernenergie, Portionierung, Reihenfolgen und Spannungsbögen, Orientierungs- und Ankerpunkte, Zeitplanung und Ideen zum »Anders-als-üblich«. Ein Teil davon konkretisiert sich in Leitfäden, Drehbüchern oder Ablaufplänen. Ideal, wenn die noch Spielräume lassen und das Konventionelle nicht dominiert.
Lernenergie als Planungsdimension
Jeder kennt »hochenergetische« Trainingsphasen mit Wachheit und Lernlust. Andererseits gibt es auch ermüdende Zeiten mit niedriger Lernenergie. Diese Energie speist sich aus Motivation, Inhalten, Methoden und Lernklima. Unterricht in Energietälern hat eine schlechte Lernrendite.
Die Energie-Kurve als Planungshelfer: Sie veranschaulicht subjektiv erlebte »Energieberge« und »Energietäler« im Lauf eines Tages – bezogen auf Unterrichtsereignisse. Diese Kurve zeichnen Sie bzw. ein Kollege oder Teilnehmer, den Sie darum bitten. Für einen Kurstag trägt man ein, wie wach und aktiv die Teilnehmer zu verschiedenen Zeitpunkten sind. Fürs Neuplanen des Tages interessant: Welche Inhalte, Methoden und Arbeitsformen lösen »Energieberge« und »Energietäler« aus?
Drei Strategien, damit »Energietäler« seltener und weniger tief sind: (1) Sie achten auf nützliche, neue und spannende Inhalte und Ziele. (2) Sie setzen auf abwechslungsreiche, aktivierende Methoden und Medien, auf plastische Beispiele und Storys, auf Austausch und Dialog, auf Pausen und Bewegung. (3) Sie prüfen Ihre mentale »Programmierung«: Was reizt mich an diesen Inhalten, am Trainingsmodul? Das können Sie vielleicht auch Ihren Teilnehmern sagen.
Feinplanung – jenseits von Methoden und Medien
Wenn Siemens-Ingenieure früher Kurse entwickelten, dann gab es sofort dicke Foliensätze und im Prinzip nur drei Methoden: Lehrvortrag, Lehrgespräch und Gruppenarbeit. Das ist lange her. Hier Übergeordnetes für Ihre Feinplanung – noch vor Methoden und Medien:
Abwechslung, Rhythmus und Spannungsbögen einplanen: Theaterstücke und Filme leben davon. Nicht immer das Gleiche in gleicher Weise! Stattdessen Tempo, Methoden und Medien wechseln. Lösungen zeigen, aber auch neugierig machen auf alternative Lösungswege. »Füttern« und dann in Gruppen experimentieren lassen. Hart fordern und dann wieder für Gelächter sorgen und Pausen machen.
Mehr auf Orientierung, Struktur und Verknüpfung achten: Nicht mit der Tür ins Haus fallen! Den roten Faden sichtbar machen. Zusammenhänge herausarbeiten, Neues an Bekanntes anknüpfen, vom Überblick zum Detail kommen, vom Einfachen zum Schwierigen. Bei komplexen Themen vorab Grundprinzip, Schema oder Ablauf erklären – erst dann die Einzelschritte (Spiralprinzip).
Lernlogik statt Sachlogik: Nicht immer mit der Theorie starten! Lernlogik zäumt das Pferd von hinten auf, zum Beispiel mit einer praxisnahen Fragestellung oder kurzen Übung zu Beginn (bei der man irgendwann nicht mehr weiterkommt). Dann ist man reif für die Theorie. Diese umgedrehte Reihenfolge nutzen Krimis, die mit der Leiche starten und dann aufrollen, wie es dazu kam.
WHID (= Was hab‘ ich davon?): Also Nutzenorientierung! Dazu gehört auch: Früh informiert sein, Hintergrundwissen bekommen, Zusammenhänge besser durchblicken, schneller Lösungen finden, Fehler oder Umwege vermeiden, Neues kennenlernen.
Erfolge erleben lassen: Niemand scheitert gerne. Teilnehmer warten nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag, um endlich Erfolge zu erleben. Kleine Häppchen (»Jetzt blicke ich durch!«) wollen sie früher und häufiger. Die gilt es einzuplanen!
Sichern und prüfen – nicht erst am Trainingsende: Was wurde wirklich gelernt? Wo täte schnelles Nachbessern gut. Klare Lernbotschaften senden und Zeiten fürs Wiederholen und Anwenden einplanen. Den Transfer bedenken (vgl. Kapitel 7).
Auf Passung prüfen: Alles ganz nett gedacht, aber greift die Feinplanung die »Basic-Needs« auf? Bekommen alle Lerntypen eine Chance? Berücksichtigt die Feinplanung Vorwissen, Lerntempo und persönliche Wünsche (vgl. Kapitel 2)?
Zeitbedarf und Zeitpuffer einplanen: Was dauert voraussichtlich wie lange? Für Unvorhergesehenes, aber auch für Einstieg, Überleitungen und Abschluss Zeit reservieren!
Parameter-Check: Organisatorisches und Konzeptionelles klären
Trainings setzen sich aus Parametern zusammen, zum Beispiel Raum, Dauer, Zeit, Akteure, Teilnehmer, Erlebnis. Nicht alle stehen schon fest. Gehen Sie diese Checkliste durch – auf der Suche nach Übersehenem oder Ungewöhnlichem.
Parameter | Ausgestaltungsmöglichkeiten des Parameters |
Format, Metaphorik und Name des Trainings | Abfüll-Veranstaltung? Werkstatt? Erlebnis-Orientierung? »Anders als üblich«? 0815-Titel oder setzt der Name des Trainings Akzente? Macht er neugierig? |
Ort und Raum | Attraktiver Ort und attraktive Räume? Raumgröße und Raumwirkung: Quadratmeter und Höhe? Möblierung: Stühle, mobile Tische? Gruppenräume: Größe und Entfernung? Fenster und Lüftung? Lärm oder Ruhe? Andere Gruppen vor Ort? Behindertenfreundlich? |
Teilnehmer | Klein- oder Großgruppe? Auswahl und Zusammensetzung? Vorwissen, Schulungserfahrung, Lust auf Ungewöhnliches? |
Temporäre Gäste | Führungskräfte? Spezialisten, Kunden, Anwender? Ehemalige Absolventen? |
Dauer und Arbeitszeiten | Am Stück oder häppchenweise? Marathon oder ganz kurz? Sind Arbeitseinheiten am Abend möglich? |
Trainer und Co-Trainer | Herkunft? Jemand mit Stallgeruch? Braucht es überhaupt Trainer? |
Pre- und Post-Training | Vorab: Abfragen und Telefonate? Was passiert nach dem Training? Wer kümmert sich darum? |
Transfersicherung | Wie? Wer kümmert sich darum? |
Müssen Trainings anders als üblich sein?
Nein! Aber Abweichungen von 08-15 wecken Aufmerksamkeit und hinterlassen Spuren. Wenn Sie Neues suchen, brauchen Sie Ihr Training nicht komplett auf den Kopf zu stellen. Es genügt testweise, einige wenige Parameter zu ändern.
Das Parameter-Prinzip: Für...