Einleitung
Es liegt jetzt etwa fünf Jahre zurück, dass ich die Kraft der Mitochondrien am eigenen Leib zu spüren bekam. Alles begann mit einer schweren Verletzung. An jenem Morgen nahm ich etwas aus meinem Kühlschrank, wie immer in Eile, um nicht zu spät zur Arbeit zu kommen. Da fiel mir ein Eisbeutel zu Boden, ich ging in die Hocke, um ihn aufzuheben und …
PENG!
Beim Hochkommen war ich mit voller Wucht direkt an die offene Kühlschranktür geknallt. Der Schmerz war unerträglich. Kopf und Nacken wurden wie bei einem Akkordeon zusammengeknautscht. Im selben Moment wusste ich, dass ich mein Gehirn und meinen Nacken wirklich ernstlich verletzt hatte, denn der Schmerz schoss sofort in die Nerven und strahlte in alle Gliedmaßen aus … Die Tatsache, selbst Ärztin zu sein, half mir überhaupt nicht, denn ich konnte lediglich an die Folgen solch eines schweren Unfalls denken. Mir machten nicht nur die Schmerzen und Schwellungen Sorgen, sondern mehr noch die Nervenschmerzen und das Taubheitsgefühl in Armen und Beinen. Nein, das war keineswegs nur ein kräftiger Schlag auf den Kopf gewesen. Alle Symptome wiesen auf eine Schädigung des zentralen Nervensystems hin. Aber nicht nur das, auch mein Gehirn, mein Rückgrat und mein peripheres Nervensystem waren definitiv betroffen. Ich war sicher, ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten zu haben.
Meine Schmerzen waren so intensiv, dass ich mich fragte, welche Folgen meine Verletzungen haben könnten. Natürlich hastete ich dennoch – mit einem Eisbeutel auf dem Kopf – zu meiner Arbeit. Schließlich hatte ich den ganzen Tag über Patienten, die auf mich angewiesen waren und die ich nicht im Stich lassen konnte.
Die furchtbaren Nervenschmerzen in den Beinen nahmen nach ein paar Tagen ab, aber der Schmerz, die Taubheit und das Kribbeln in beiden Armen hielten an. Ich begann, mir Sorgen um meine Zukunft zu machen: Was, wenn ich arbeitsunfähig werde? Wie sollte ich dann über die Runden kommen? Was, wenn der Schmerz und die Taubheit blieben? Ich dachte ernsthaft daran, in Frührente zu gehen und meinen Beruf als Chiropraktikerin, den ich so liebe, aufzugeben.
Zu diesem Zeitpunkt war ich erst 48 Jahre alt.
Doch ich hatte am Anfang noch keine Vorstellung über das wahre Ausmaß meines Schädel-Hirn-Traumas und darüber, wie schwerwiegend die Probleme noch werden würden. Das schreckliche Ereignis begann rasant, meinen gesamten Hormonhaushalt durcheinanderzuwirbeln, sodass sich vier Wochen nach dem Geschehen mein sonst regelmäßiger Menstruationszyklus verabschiedete. Meine Periode setzte aus und kam nie wieder.
Die Hirnschwellung verursachte einen derartig schweren Schaden, dass meine Hypophyse, also die Hirnanhangdrüse, versagte. Ihr Ausfall hatte schwerwiegende Folgen. Innerhalb von Wochen entwickelte sich eine wahre Kaskade an Symptomen, ein Zustand, der sich Panhypopituitarismus nennt. Zur Erklärung: Die Hypophyse als wichtigste Schaltzentrale des Körpers gibt normalerweise acht verschiedene Hormone an das Blut ab und steuert so die großen Hormondrüsen. Mein Schädel-Hirn-Trauma ließ drei von ihnen kollabieren: die Schilddrüse, die Nebennieren und die Eierstöcke.
Wegen der Unterregulation dieser drei Drüsen, einhergehend mit der neurologischen Symptomatik, litt ich unter ständiger Müdigkeit, fror schnell und musste sehr viel Wasser lassen. Und nicht nur das: Mein Haar fiel aus, mein Blutdruck war im Keller, der Blutzuckerspiegel schwankte stark und noch einiges mehr.
Zudem entwickelte ich einen Muskelschwund (Sarkopenie). Ein gewisser altersabhängiger Muskelabbau ist zwar normal, aber bei mir war es alarmierend. Innerhalb weniger Wochen nach meinem Unfall war ich frühzeitig gealtert.
Auch gefühlsmäßig hätte es nicht schlimmer kommen können. Ich hatte eine grauenhafte Zukunftsangst wegen meines Zustands. Ich fühlte mich ständig am Ende meiner Kräfte. Ich konnte nicht einschlafen, war rastlos und schlaflos, nahm an Gewicht zu, fühlte mich schlapp und depressiv. Zuvor war ich immer eine gesunde und grundsätzlich fröhliche Person gewesen und hatte stets ein gesundes Leben geführt.
Plötzlich befand ich mich in einer für mich neuen und albtraumhaften Situation.
Ob konventionelle westliche Medizin oder alternative Therapien: Ich bin Anhängerin von beiden Formen. Ich begann daher, mit Neurologen sowie mit Spezialisten für Verfahren wie Cranio-Sacral-Therapie, Egoscue (eine Bewegungsmethode gegen Schmerzen), Reflexologie, Low-level-Lasertherapie und Akupunktur zusammenzuarbeiten. Ich praktizierte koreanisches Yoga, versuchte es mit traditionellen Heilern und Spezialisten für neuromuskuläre Reedukation. Ich legte mir verschiedene Geräte für physiotherapeutische Anwendungen zu, um meinen Nacken zu heilen und die Schmerzen zu lindern.
Viele dieser Therapien waren hilfreich, aber einige von ihnen nützten bei meiner speziellen Verletzung überhaupt nichts. Ich will damit nicht sagen, dass diese Therapien grundsätzlich nicht wirksam wären. Sie waren nur für mich nicht geeignet und ich brauchte etwas anderes – etwas Kraftvolleres, wenn ich mich in absehbarer Zeit selbst heilen wollte.
Deshalb wälzte ich in den nächsten Monaten Fachbücher und zog medizinische Studien zurate, probierte es mit immer neuen Therapien und Mitteln und verschlang einfach alles, was ich zur Heilung von Schädel-Hirn-Traumata finden konnte. Am Ende wusste ich eine Menge über meinen Körper und die wahren Gründe für Krankheiten und Zellschäden. Ich lernte nicht nur, wie meine Verletzung zu einer chronischen Entzündung im Gehirn führte, sondern – und das war wichtiger –, was wirklich auf zellulärer Ebene geschieht. Die Molekularmedizin wurde zu meiner neuen Liebe!
Und ich lernte, was vielleicht die tief gehendste aller Heilungsmöglichkeiten ist, weil sie im Innersten der Zellen geschieht, in den Kraftwerken unseres Körpers: den Mitochondrien.
Warum aber waren ausgerechnet die Mitochondrien das Kernstück in einem Puzzle, das Neurologen, Akupunkteure und Chiropraktiker nicht sahen?
Die Mitochondrien sind die Orte in unseren Zellen, von denen aus unser Körper die Energie bereitstellt, die er benötigt. Lassen Sie diese entscheidende Information kurz auf sich wirken. Das bedeutet im Klartext, dass jedes Molekül aus Sauerstoff, Wasser und Nahrung in unsere Mitochondrien gelangen muss, damit wir lachen, spielen, schmusen, tanzen und rennen können. Wir brauchen die Energie der Mitochondrien, damit unser Körper atmen, verdauen, Blut pumpen und empfinden kann.
Wir wissen aber auch, dass wir die Energie aus den Mitochondrien außerdem benötigen, um Schmerzen zu lindern und Krankheiten zu heilen.
Durch mein Schädel-Hirn-Trauma hatte ich die Mitochondrien in meinem Gehirn – und damit in einem der wichtigsten Zentren dieser Kraftwerke des Körpers – ernsthaft beschädigt. Wir können unseren Körper mit den unterschiedlichsten Therapien wieder heilen, doch mir konnte nur ein ganzheitlicher Ansatz helfen, der darauf zielte, die beschädigten Mitochondrien zu reparieren und gesunde zu produzieren. Nachdem ich einmal begriffen hatte, wie ich meinen Körper dabei unterstützen konnte, beschädigte Mitochondrien loszuwerden und neue, gesunde zu schaffen, konnte ich die Folgeschäden meiner Verletzung heilen.
Nun begann ich – dank meines medizinischen Backgrounds – zu verstehen, was genau ich in Sachen Ernährung, körperlicher Betätigung, Schlaf und weiterer Aspekte tun konnte, um meine Mitochondrien mit allem zu versorgen, was sie für den Heilungsprozess benötigten.
Nachdem ich mit diesem Heilungsprogramm startete, das ich auch im Buch beschreibe, begann sich mein Gesundheitszustand geradezu dramatisch zu verbessern. Meine Sarkopenie – der Muskelschwund, den ich bereits erwähnte – wurde aufgehalten und die verlorene Muskelmasse an Gesicht und Körper regenerierte sich. Der rapide Alterungsprozess wurde aufgehalten – ja, es fühlte sich an, als kehre er sich um, sodass ich wieder meinem biologischen Alter entsprach! Angst, Schlaflosigkeit und Stress verabschiedeten sich. Heute, fünf Jahre später, kann ich behaupten, frei von Folgeschäden meiner massiven Verletzung zu sein – einer Verletzung, die mich ebenso gut erwerbsunfähig hätte machen können. Unsere Mitochondrien, die Kraftwerke der Zellen, haben eine so zentrale Bedeutung! Indem wir sie stärken und heilen, können wir viele schwerwiegende körperliche Beschwerden in den Griff bekommen.
Erst allmählich beginnt die Wissenschaft zu erkennen, wie relevant die Mitochondrien für sämtliche Erkrankungen sind. Ob Sie unter Diabetes, einem hohen Blutdruck oder einfach nur unter chronischer Müdigkeit leiden: Ich kann Ihnen garantieren, dass Sie sich auf einen tief greifenden Weg der Heilung von innen begeben, wenn Sie dieses Buch lesen und den Schritten zur Wiederherstellung der Mitochondrien folgen.
Die Mitochondrien sind so wichtig, dass ihre Heilung auch einen weitreichenden vorbeugenden Effekt auf andere Krankheiten wie Alzheimer, Herzerkrankungen und Krebs haben kann.
Was ich hier mit Ihnen teilen werde, teile ich ebenso mit Freunden und anderen lieben Menschen aus meinem Umfeld, wenn diese unter Schmerzen oder bestimmten Erkrankungen leiden. Ich selbst habe alle Strategien in diesem Buch an mir selbst getestet und Hunderte meiner Patienten sind mir dafür dankbar, dass ich sie an diesen Strategien teilhaben lasse, die ihr Leben um so vieles verbessert haben.
In diesem Buch lernen Sie die drei Aspekte für...