I Einführung
Das ist meine Hypothese:
„Ich bin davon überzeugt, dass Oligogalacturonsäuren aus Möhren ein perfektes Antibiotikum sind, um Morbus Crohn lebenslang erfolgreich und ohne nennenswerte Nebenwirkungen zu behandeln.“
Dirk Klante
Ein Wort zuvor
Wenn Sie es als Morbus-Crohn- oder Colitis-Ulcerosa-Patient leid sind, durch eine furchtbare Therapiemühle gedreht zu werden, um sich anschließend nicht mehr wiederzuerkennen, dann werden Sie in diesem Buch fündig. Was Sie durchgemacht haben und wie Sie sich fühlen, wenn Sie sich vor Schmerzen krümmen, blutige Durchfälle erleiden, Angst vor einem künstlichem Darmausgang haben etc., ist mir aus eigener Erfahrung bekannt.
Sie werden deutlich weniger Medikamente benötigen. Bei mir waren es 91 bis 100 % weniger.
Dieses Buch ist nicht nur für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen hilfreich, sondern auch für Arthritiker und Rheumatiker. Die Entzündungsvorgänge sind bei all diesen Erkrankungen praktisch identisch. Außerdem ist Arthritis eine extraintestinale Manifestation des Morbus Crohn. So war es auch bei mir. In den Kapiteln Boswellia serrata und Omega-3-Fettsäuren gehe ich ausführlicher auf Arthritis ein.
Der vorliegende Ratgeber eignet sich zum „Querlesen“. Deshalb liefert das Kapitel XII einen Gesamtüberblick meiner therapeutischen Maßnahmen in Kurzform. Die längeren Kapitel IV–XI sind jeweils dreigeteilt. Es gibt eine allgemeine Einführung von maximal zwei Seiten, eine Zusammenfassung unter der Überschrift „Kurz und bündig“ sowie einen abschließenden Teil mit detaillierten wissenschaftlichen Fachinformationen. In Kapitel IX ist die Einführung länger, da unter anderem einzelne Krankheitsfälle aus der medizinischen Literatur ausführlich beschrieben werden. Bei den verbleibenden Kapiteln II, III und XIII war eine Aufteilung nicht notwendig.
Seit 1989 beschäftige ich mich mit alternativen Heilmethoden, vornehmlich mit orthomolekularer Medizin. Aber auch die klassische Naturheilkunde hat in einigen Bereichen sehr interessante Wirkstoffe mit geringen Nebenwirkungen zu bieten. Hier ist vor allem der indische Weihrauch Boswellia serrata zu nennen.
Ich habe eine Grundhaltung und die lautet: Nutrition first!
Das bedeutet, Nahrung und Nahrungsergänzungsmittel in hohen bis extrem hohen Dosen haben bei der Bekämpfung von Krankheiten oberste Priorität. Das ganze Arsenal an natürlichen nebenwirkungsarmen/freien Wirkstoffen kann Morbus Crohn erfolgreich bekämpfen. Dieser Ansatz ist das genaue Gegenteil des herkömmlichen Ansatzes: „One drug – one disease“. Hier gilt: Viele Nährstoffe ergänzen sich in synergistischer Weise zu einem perfekten Ganzen.
Des Weiteren habe ich eine dynamische Grundhaltung, aus der heraus ich mich selbst nie als passives Opfer irgendeines Schicksals sehe. Ich habe meine Krankheit immer als chemisches und biochemisches Problem betrachtet, das grundsätzlich und auf natürliche Weise lösbar ist. Erst danach kommt die immer noch pharmazeutisch-industriell dominierte Schulmedizin, auf die ich, wenn es unausweichlich ist, natürlich auch in sehr geringem Umfang zurückgreife. Es ist sehr wahrscheinlich – egal wie schwer Ihre Krankheit war oder ist – dass das vorliegende Buch einen Nutzen für Sie hat. Wenn Sie sich an meine Ratschläge halten, werden Ihre Schübe seltener und milder verlaufen. Mit Möhrensuppe, Probiotika und Vitaminen können Sie nichts falsch machen. Seien Sie mutig und fangen Sie einfach mal an! Und lassen Sie mich wissen, welche Erfahrungen Sie machen.
Morbus Crohn – was ist das?
Morbus Crohn wird mit Colitis Ulcerosa praktisch immer in einem Atemzug genannt. Beide Erkrankungen fasst man unter dem Sammelbegriff chronisch-entzündliche Darmerkrankungen zusammen. Für Colitis Ulcerosa trifft diese Kurzbeschreibung ganz gut zu, da hier ausschließlich der Dickdarm befallen wird. Bei Morbus Crohn greift die Klassifizierung chronisch-entzündliche Darmerkrankung zu kurz. Hier kann der komplette Gastrointestinaltrakt betroffen sein. Von der Mundhöhle bis zum After. Das sollte man dann wirklich nicht mehr ausschließlich als Darmerkrankung abtun. Darüber hinaus sind die Begleiterkrankungen außerhalb des Magen-Darmtraktes (extraintestinale Manifestationen) bei Morbus Crohn sehr vielfältig. So können Haut, Gelenke, Augen etc. von der Entzündung betroffen sein. Die Betroffenen leiden unter beiden Krankheiten mitunter sehr. Lange Krankschreibungen, Berufsunfähigkeit, soziale Isolation sind nicht selten. In Deutschland gibt es ca. 190.000 Morbus Crohn und etwa genauso viele Colitis Ulcerosa-Patienten. Lange Zeit glaubte man, dass Morbus Crohn eine Autoimmunerkrankung sei. Das eigene Immunsystem kann zwischen bekannt und fremd nicht unterscheiden und greift deshalb körpereigene Gewebe an. Diese Annahme hat sich als falsch erwiesen. Morbus Crohn kann eher als bakterielle Krankheit aufgefasst werden. Sie ist die Folge eines angeborenen Immundefektes im Darm. Jeder Mensch besitzt in der Darmschleimhaut antibiotisch wirkende Peptide – auch Defensine genannt. Bei Morbus Crohn-Patienten ist das Defensinmuster sehr unvollständig. Im Gegensatz zu gesunden Personen heften sich Bakterien an die Darmwand und lösen Durchfall und Entzündung aus. Diese ausgesprochen bedeutende Erkenntnis geht auf die Arbeitsgruppe von Prof. Stange und Dr. Wehkamp vom Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart zurück. Es ist von dieser Arbeitsgruppe auch schon versucht worden, die Defensine zu produzieren. Sie konnten identifiziert werden, des Weiteren wurde Reis genetisch so verändert, dass er diese Defensine herstellen kann. Leider ist es nicht gelungen die Defensine kostengünstig aus dem Reis zu isolieren. Ein anderer Ansatz wäre es, ein perfektes Antibiotikum einzunehmen. Dieses Antibiotikum müsste nebenwirkungsfrei/arm sein und dürfte auch die Darmflora nicht negativ beeinflussen. Unmöglich, sagen Sie? Die gute Nachricht ist: so ein Antibiotikum stellt die Natur bereits seit Jahrmillionen her. Oligogalacturonsäuren! Dazu mehr in Kapitel II.
Morbus Crohn – meine Geschichte:
Ich bin Chemiker und Anfang der 90er Jahre an Morbus Crohn erkrankt. Meinen Beruf erwähne ich, weil er für die Herangehensweise, Verarbeitung und letztlich erfolgreiche Bekämpfung der Krankheit von entscheidender Bedeutung ist. Jahre bevor ich an Morbus Crohn erkrankte, hatte ich als Kind und Jugendlicher verschiedene Hauterkrankungen. Mit 14 Jahren litt ich mal wieder an einem unschönen Ekzem im Gesicht. Zum ersten Mal wurde mir deutlich, dass dieses Ekzem die Folge von fehlgesteuerten chemischen Reaktionen, die in mir abliefen, sein muss. Natürlich war ich zu diesem Zeitpunkt vollkommen damit überfordert, die Dinge auch nur im Ansatz zu verstehen, geschweige denn zu lösen.
Krankheit bedeutete für mich damals wie heute molekularer Krieg. Um den Feind zu besiegen, müssen deshalb die richtigen Truppen in der richtigen Truppenstärke bereit stehen. Übersetzt bedeutet das: Die richtigen Substanzen (Moleküle) in ausreichend hoher Dosierung. Wer sich ein wenig auskennt, bemerkt sofort, das ist die Kernbotschaft der orthomolekularen Medizin. Wichtig hierbei ist die Betonung auf richtige Substanzen. Medikamente gehören nicht dazu, sondern Substanzen, die der Körper zum Leben benötigt, aus denen er besteht. Das sind Vitamine, Aminosäuren, Mineralstoffe, Spurenelemente und unter gewissen Bedingungen auch einige Hormone. Insgesamt sind das etwa 50 verschiedene Stoffe. Darüber hinaus spielen Ernährung, Bewegung und einige Bereiche der klassischen Naturheilkunde eine sehr wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Krankheiten.
Als ich dann die Diagnose Morbus Crohn bekam, war mir die Krankheit völlig unbekannt. Mein Wissen über orthomolekulare Medizin war gewachsen, aber verglichen mit heute natürlich sehr gering. Der Schub hatte mich voll erwischt. So blieb mir nichts anderes übrig als die Standardmedikamente Kortison und Mesalazin in großen und letztlich auch schädlichen Mengen einzunehmen. Um die Nebenwirkungen des Kortisons, wie z.B. Knochenabbau und Infektionsanfälligkeit erträglich zu halten, hatte ich damals bereits eigenverantwortlich Vitamin B-Komplex, Calcium, Vitamin D und einige weitere Vitamine eingenommen. So ist es mir z.B. gelungen mit hohen Dosen Vitamin C und Zink jegliche Infektion zu vermeiden. Angesichts der enorm immunsuppressiven Wirkung der verwendeten Kortisonmengen war das sicherlich eine Seltenheit. Die überwiegende Mehrheit der Ärzte hielt die unterstützende Einnahme von Vitaminen für überflüssig. Aber ich nahm die Vitamine weiterhin ein. Wie man heute weiß, war meine Entscheidung richtig. Die Schubphase Anfang der 90er war sehr zermürbend. Das Gröbste schien überstanden, aber so...