Kopfschmerzen
Wohl jeder kennt dieses Hämmern im Kopf, das sich am Ende einer langen Arbeitswoche einstellt, wenn auch der Kaffee nicht mehr helfen will, einem alles zu viel wird und man sich am liebsten nur noch ins Bett verkriechen möchte. Ein übler Kopfschmerz liefert dann oft die Antwort auf die Frage, ob der Tag eigentlich noch schlimmer werden kann.
Aber was, wenn gerade dieser Kopfschmerz … anders ist? Was, wenn diesmal etwas wirklich Schlimmes dahintersteckt? Was, wenn Ihr Chef, Ihr Partner, Ihre Kinder es endlich doch geschafft haben, das Aneurysma in Ihrem Kopf zum Platzen zu bringen, wie Sie es von jeher prophezeit haben?
Lassen Sie uns, bevor Sie in Panik geraten, mal kurz die Fakten resümieren. Viele Menschen kennen Kopfschmerzen, die so schlimm sind, dass es sie zum Arzt treibt, und bei einem von fünfzig Hausarztbesuchen geht es um Kopfschmerzen. Die meisten Betroffenen überleben allerdings, und das wird bei Ihnen (vermutlich) auch nicht anders sein.
Oder etwa doch? Manchmal sind Kopfschmerzen das erste Anzeichen eines tiefer liegenden medizinischen Problems, das eventuell sogar lebensbedrohlich sein kann. Andererseits leiden viele Menschen unnötig unter wiederkehrenden Kopfschmerzen, die sich mit der richtigen Behandlung bessern würden. Woran können Sie also erkennen, ob es an der Zeit ist, Ihr Oberstübchen inspizieren zu lassen?
Entspannen Sie sich
Der Kopfschmerz sitzt vor allem in der Stirn oder strahlt ins Gesicht aus, und Sie hatten in letzter Zeit mit Symptomen einer Erkältung zu kämpfen, zum Beispiel mit Fieber oder einer laufenden Nase. Vermutlich gibt es einen Sekretstau in einer Ihrer Nebenhöhlen, weil die Schleimhäute so stark angeschwollen sind, dass der Nasenschleim nicht richtig abfließen kann. Sie können versuchen, den festsitzenden Schleim durch Inhalationen mit warmen Dämpfen zu lösen. Wenn Sie zu den ganz Mutigen gehören, können Sie die Nebenhöhlen auch direkt mit einer Nasendusche spülen. (Wir raten Ihnen jedoch, das nicht im Beisein einer Person zu tun, auf deren weitere Sympathie Sie Wert legen.) Schließlich können Sie etwas gegen die Schmerzen nehmen, etwa ein sogenanntes nichtsteroidales Antirheumatikum, und ein schleimlösendes beziehungsweise abschwellendes Nasenspray verwenden. Wenn die Schmerzen schlimmer werden und länger als eine Woche anhalten, müssen Sie eventuell ein Antibiotikum nehmen; gehen Sie dann zum Arzt.
Sie haben zusätzlich Fieber, Glieder- und Halsschmerzen. Wahrscheinlich haben Sie eine Grippe. Auch eine Grippeschutzimpfung kann leider keinen vollständigen Schutz vor einer Ansteckung durch Grippeviren bieten. Wenn die ersten Symptome vor weniger als zwei Tagen eingesetzt haben, können Sie sich von Ihrem Hausarzt etwas verschreiben lassen, was die Krankheitszeit eventuell verkürzt. (Bei späterem Beginn der Behandlung ist dies weniger effektiv.) Im Übrigen besteht die beste Therapie in Bettruhe, der Zufuhr von ausreichend Flüssigkeit und eventuell der Einnahme einer schmerzlindernden und fiebersenkenden Arznei.
Sie verzichten seit Kurzem auf Kaffee. Hätten Sie je gedacht, dass Sie einmal unter Entzugserscheinungen leiden könnten? Willkommen im Klub! Koffein wird oft als Mittel gegen Kopfschmerzen eingesetzt, aber ein plötzlicher Entzug kann diese tatsächlich verursachen. Sie müssen diese Zeit einfach durchstehen, eventuell auch mithilfe eines leichteren Schmerzmittels.
Der Schmerz fühlt sich an, als wäre Ihr Kopf in einen Schraubstock eingespannt, wird aber durch Ruhe und die Einnahme eines schmerzlindernden und fiebersenkenden Medikaments besser. Diese Symptomatik ist typisch für Spannungskopfschmerzen, also die häufigste und harmloseste Form von Kopfschmerz. Der Name trifft den Nagel aus zweierlei Gründen auf den Kopf: Erstens handelt es sich um ein Spannungs- oder Druckgefühl, das sich im Kopfbereich aufbaut, und zweitens kommt diese Art Kopfschmerz von den Spannungsfaktoren in Ihrem Leben wie Stress oder Schlafmangel. Spannungskopfschmerzen bedürfen keiner ärztlichen Behandlung, es sei denn, sie treten so häufig auf, dass sie Ihre Lebensqualität beeinträchtigen.
Der Schmerz ist unangenehm, aber nicht unerträglich, setzt allmählich ein und tritt nicht in Kombination mit anderen Symptomen auf. Manche Arten von Kopfschmerz passen in kein bestimmtes Muster, sind jedoch gleichfalls nicht alarmierend. Nehmen Sie ein Schmerzmittel zusammen mit einem großen Glas Wasser, und legen Sie sich in einem ruhigen Raum hin. Lassen Sie dem Medikament mindestens eine Stunde Zeit, um seine Wirkung zu entfalten. Danach sollten Sie sich bald besser fühlen. Wird der Schmerz stärker oder tritt er häufiger auf, lesen Sie die folgenden Abschnitte.
Gehen Sie zum Arzt
Sie leiden neuerdings unter häufigem und starkem Kopfschmerz. Ein hoher Stresspegel, Schlafmangel oder abrupter Koffeinverzicht können auch bei Menschen, die sonst nicht darunter leiden, auf einmal Kopfschmerzen verursachen. Wenn es aber keine plausible Erklärung dafür gibt, sollten Sie einen Arzt konsultieren. Je nach Art und Verlauf des Kopfschmerzes müssen eventuell verschiedene Tests durchgeführt werden. Über Fünfzigjährige oder von einer Immunschwäche Betroffene (etwa aufgrund einer HIV-Infektion oder Chemotherapie) haben ein erhöhtes Risiko einer schweren Erkrankung.
Sie leiden gelegentlich unter allmählich stärker werdendem pochendem Kopfschmerz, der mit Übelkeit und einer erhöhten Licht- und Geräuschempfindlichkeit einhergeht. Dies ist das klassische Bild eines Migräneanfalls. Der Schmerz kann unerträglich sein, ist aber in der Regel harmlos. Migräne ist unter Frauen stärker als unter Männern verbreitet und beginnt häufig im dritten oder vierten Lebensjahrzehnt. Normalerweise (aber nicht immer) tritt die Migräne halbseitig auf, und zwar als Reaktion auf bestimmte Auslöser wie Stress, Hunger, starke Gerüche oder auch schlechtes Wetter. Kurz vor dem eigentlichen Migräneanfall erleben manche der Betroffenen eine sogenannte Auraphase, die von ausgeprägten Geruchsempfindungen, Lichtblitzen und anderen Warnzeichen geprägt sein kann.
Wenn Sie glauben, dass Sie an Migräne leiden, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um sich die Diagnose bestätigen und entsprechende Medikamente verschreiben zu lassen. Gelegentliche Migräneanfälle werden für gewöhnlich mit den üblichen Schmerzmitteln behandelt. Wichtig dabei ist, diese Medikamente so früh wie möglich und bei den ersten Anzeichen des Kopfschmerzes oder der Aura zu nehmen, weil sie sonst weniger gut wirken. Häufigere oder schwerere Attacken erfordern andere Wirkstoffe, etwa aus der Gruppe der Triptane. Falls Sie sehr häufig unter Migräneanfällen leiden, dann dürfen Sie sich erstens offiziell als Mitglied im – eher unbeliebten – Klub der Migränepatienten fühlen und sollten zweitens Medikamente nehmen, die die Attacken verhindern, statt ihnen nur entgegenzuwirken.
Sie fühlen sich, als würde Ihnen jemand in regelmäßigen Abständen einen Nagel in die Augenhöhle treiben, auf der schmerzenden Kopfhälfte tritt eine Augenrötung und Lidschwellung auf, Ihre Nase ist verstopft oder läuft, Ihre Stirn dabei heiß und feucht. Dieser höllische Schmerz, bekannt als Clusterkopfschmerz, ist so unerträglich, dass er schon manch einen der Betroffenen in den Suizid getrieben hat. (Ernsthaft!) Er schlägt in regelmäßigen Abständen zu, zum Teil mehrfach am Tag. Ziehen Sie nicht einmal in Erwägung, mit diesem Problem allein fertigzuwerden. Ihr Arzt wird sehr wahrscheinlich eine radiologische Untersuchung des Gehirns anfordern, weil die Symptomatik auch durch einen Tumor hervorgerufen werden kann.
Sie sind über fünfzig, Ihre Kopfhaut schmerzt beim Kämmen, und Ihre Kiefermuskulatur ermüdet nach wenigen Minuten des Kauens. Möglicherweise leiden Sie an einer Krankheit namens Riesenzellarteriitis (Arteriitis temporalis), bei der sich die Schläfenarterien krankhaft verändern und verengen. Zu den wichtigsten Symptomen zählen Kopfschmerzen, gesteigerte Empfindlichkeit der Kopfhaut, rasche Ermüdbarkeit der Kaumuskulatur sowie Sehminderung oder Sehverlust. Wird die Erkrankung nicht rasch diagnostiziert und behandelt, droht dauerhafte Erblindung. Suchen Sie so bald wie möglich einen Arzt auf.
Ab in die Notaufnahme!
Sie können nicht mehr deutlich sprechen oder verspüren Schwäche beziehungsweise Taubheit in einem Arm, Bein und/oder einer Gesichtshälfte. Möglicherweise haben Sie einen Schlaganfall, der dann auftritt, wenn Teile des Gehirns plötzlich von der Blutversorgung abgeschnitten sind. Begeben Sie sich so schnell wie möglich ins Krankenhaus, oder rufen Sie den Notarzt. »Time is brain« (frei übersetzt: »Schnelligkeit rettet Gehirnfunktionen«), wie wir in Fachkreisen sagen, wenn es um einen Schlaganfall geht. Falls Sie früh genug ins Krankenhaus kommen, können die Ärzte mit Notfallmedikamenten die Blutversorgung im Gehirn vielleicht noch verbessern. (Warum lesen Sie hier noch weiter? Ab ins Krankenhaus!)
Sie fühlen sich benommen und haben den Eindruck, dass etwas nicht stimmt. Wenn Kopfschmerzen in Verbindung mit Verwirrtheit, Schlaftrunkenheit oder Persönlichkeitsveränderungen auftreten, kann das ein Hinweis auf einen erhöhten Hirndruck infolge einer Infektion, eines Tumors oder einer Blutung sein. In jedem Fall handelt es...