3 Das Wirkprinzip heilsamer Pilze
3.1 Überlebensstrategie der Pilze
Pilze bilden eine individuelle Gruppe innerhalb der biologischen Klassifikation der Lebewesen. Wie die Zellen von Mensch und Säugetier besitzen die Zellen von Pilzen einen Zellkern sowie ein Zellskelett, welches bei Pilzen aus einer Polysaccharid-Chitin-Protein-Matrix besteht. Pilze verfügen über einen Stoffwechsel, ernähren sich von organischem Material und ihre Zellen atmen Sauerstoff ein, sowie Kohlendioxid aus. Pilze sind biologisch einzigartig. Über Millionen von Jahren hinweg haben sie sich erfolgreich ihrem Lebensraum angepasst. Die feindliche Umgebung in Morast, Fäulnis und Feuchtigkeit hat dazu geführt, dass Pilze Schutzfunktionen und Überlebensstrategien entwickelt haben, welche ihnen ihre Existenz sichern. Sie haben so auch die Fähigkeit gewonnen, selber Stoffe herzustellen, die Bakterien, Viren, aber auch pathogene Pilze daran hindern, sich in ihren Zellen zu replizieren. Zum Schutz vor Fraß durch Tiere bedienen sich einige Pilze auch Giftstoffen und Halluzinogenen. Die gemeinsame Evolutionsspanne von Pilzen und Tieren hatte außerdem zur Folge, dass die Immunabwehr von Pilzen, Menschen und Tieren auf dasselbe mikrobielle Feindbild reagiert. Aus diesem Grund wirken Pilzsubstanzen auch gegen die meisten Erreger, welche Menschen und Tiere potenziell krank machen und führen zu einer Aktivierung der Immunabwehr. Die Überlebensmechanismen und Schutzfunktionen der Pilze lassen sich also auch auf den Körper von Mensch und Tier übertragen.
3.1.1 Ein perfekt komponiertes Geschenk der Natur
Man würde den heilsamen Pilzen nicht gerecht werden, spräche man hinsichtlich ihrer Zusammensetzung von einer mehr oder weniger zufälligen Mischung von Stoffen. Vielmehr handelt es sich um eine geradezu perfekte Komposition von Inhaltsstoffen, so komplex und intelligent arrangiert, wie es nur die Natur über Millionen von Jahren hinweg bewerkstelligen kann. Heilsame Pilze besitzen eine große Vielfalt an höchst wirksamen Inhaltsstoffen, die sich in ihrer Bioaktivität synergetisch optimal ergänzen. Die Metaboliten aus heilsamen Pilzen wie Polysaccharide und Beta-Glucane, Glycoproteine, Proteoglycane, Peptide und weitere Biopolymere regen Prozesse im Körper an, die durch die ebenfalls vorkommenden Enzyme, Vitamine, Mineralstoffe, Lipide und Polyphenole zusätzlich unterstützt und katalysiert werden. Der Pilz vereint also synergetisch alle nötigen Komponenten, um einen tiefgreifenden gesundheitsfördernden Einfluss auf den menschlichen und tierischen Organismus ausüben zu können. Von besonderem Interesse für die Wissenschaft sind dabei die aktivierenden und modulierenden Effekte auf die Immunabwehr. Ihr medizinischer Einsatz wird aus diesem Grund hauptsächlich anhand der Bekämpfung von Krebserkrankungen untersucht. Pilzwirkstoffe üben jedoch auch potente antimikrobielle Wirkeffekte aus und verfügen neben dem medizinischen auch über ein besonders umfangreiches therapeutisches Anwendungsspektrum. Aufgrund der evolutionsbedingten nahen Verwandtschaft des Pilzes mit dem Tier macht seine molekulare Struktur die Inhaltsstoffe für Mensch und Tier zudem hervorragend verfügbar. Sie können durch ihr hohes Molekulargewicht nämlich eine effizientere biologische Aktivität ausüben als Metaboliten aus Pflanzen. Durch Übertragung seiner uralten Überlebensmechanismen schafft das Wesen des Pilzes die nötige Voraussetzung im Körper von Mensch und Tier, welche eine Heilung aus sich selbst heraus erst möglich macht.
In asiatischen Ländern werden heilende Pilze schon seit Jahrtausenden präventiv, zur Gesundheitsförderung oder zur Behandlung von verschiedensten Erkrankungen eingesetzt. Die Mykotherapie gilt neben Operation, Bestrahlung und Chemotherapie in vielen Teilen Ostasiens unterdessen sogar als 4. Säule der klassischen Krebstherapie.
3.1.2 Die drei übergeordneten Wirkprinzipien
Die generelle Charakteristik und Funktion von Pilzen in der Natur spiegelt sich sowohl in ihrer Energetik wie auch in ihrer pharmakologischen Wirkung wider. Pilze wachsen in der Erde, auf pflanzlichen Überresten am Boden, auf Holz oder im symbiotischen Verbund mit Baumpartnern. Es erstaunt darum nicht, dass auch aus der Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin das Wesen der Pilze einen starken Bezug zu den Elementen Erde und Holz der fünf Wandlungsphasen aufweist. Dabei repräsentieren Pilzextrakte eher den Yang-Aspekt und Pilzpulver eher den Yin-Aspekt des Pilzes. Jeder Pilz verfügt über eine individuelle energetische und pharmakologische Signatur. Übergeordnet sind drei grundlegende Wirkprinzipien von Bedeutung.
3.1.2.1 Transformierendes und regulierendes Prinzip
In der Natur übernehmen saprophytisch lebende Pilze die Aufgabe des Abbaus und der Transformation von organischen Abfallprodukten und schaffen dadurch die Grundlage für neues Leben. In der Natur existiert kein Stoff, der nicht von Pilzen wieder zerlegt werden könnte. Pilze regulieren und reinigen durch ihre natürliche Funktion ganze Ökosysteme. Ihre Kraft entfaltet sich überall dort am meisten, wo sie auch am meisten benötigt wird. Je verschmutzter eine Substratgrundlage ist, umso größer wird das Wachstum von Pilzen darauf sein. Diese Wirkung entfalten sie auch im Körper von Mensch und Tier. Pilze regulieren dort, wo Regulation nötig ist. So wird durch die Einnahme von heilsamen Pilzen beispielsweise ein überaktives Immunsystem herunterreguliert oder aber ein schwaches Immunsystem gestärkt. Eine intakte Abwehr jedoch erfährt weder eine Überstimulierung noch eine Supprimierung. Diese intelligente Regulation verhilft zu einem intakten Gleichgewichtszustand und zu einer Balance aller im Körper ablaufenden Prozesse.
3.1.2.2 Stärkendes und entgiftendes Prinzip
Pilze nehmen auch Toxine aus dem Boden oder anderen Substraten auf und entgiften damit die Lebensgrundlage anderer Lebewesen. Dasselbe Konzept von Ausleitung und Entgiftung erfährt der Organismus von Mensch und Tier. Pilzwirkstoffe binden Toxine und führen zu deren Ausleitung. Sie schützen und stärken aber auch die ausleitenden Organe wie Leber, Darm und Nieren in physiologischer wie auch energetischer Hinsicht. Die stark immunaktivierende Wirkung führt außerdem zu einer körperinternen Entgiftung auf Zellebene. Durch ihre neurotrophe und ausgleichende Wirkung werden auch Psyche und Emotionen entspannt, gereinigt und regeneriert.
3.1.2.3 Transportierendes, schützendes und nährendes Prinzip
Die im symbiotischen Verbund mit Bäumen lebenden Mykorrhizapilze repräsentieren ein weiteres wichtiges Prinzip. Diese Pilze transportieren Nährstoffe und schützen ihre Baumpartner durch eine Art Filterfunktion vor Stressoren wie Giftstoffen im Boden. Pilze enthalten neben Lipiden und Kohlenhydraten eine große Bandbreite an qualitativ hochwertigen Aminosäuren sowie weiteres für den Körper von Mensch und Tier ausgezeichnet verfügbares Protein. Pilzkörper stärken und nähren in ernährungsphysiologischer Hinsicht auf hervorragende Weise. Die starke antioxidative Kraft von Pilzen schützt den Körper und seine Organe nachweislich in vielfältiger Weise vor Schäden. Durch eine verstärkte Bildung und Bewegung von Lebensenergie und Lebenssäften entfalten heilsame Pilze diese nährenden, stärkenden und schützenden Eigenschaften auch auf energetischer Ebene.
3.2 Das Wirkspektrum
3.2.1 Pharmakologische Wirkung
Die Wirkungen der Vitalpilze sind durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegt. Jeder Pilz verfügt dabei über ein spezifisches Wirkungsfeld. Das Gesamtspektrum kann wie folgt klassifiziert werden:
adaptogen (= Erhöhung der Stresstoleranz)
analgetisch (= schmerzlindernd)
antiandrogen und antiöstrogen
anticholinergisch
antidiabetisch und blutzuckersenkend
antihypertensiv (= blutdrucksenkend)
antiinflammatorisch (= entzündungshemmend)
antimutagen (= der Entartung von Zellen entgegenwirkend)
antioxidativ und radikalfangend
antitumoral, antikanzerogen, antiangiogenetisch, antimetastatisch
antiviral, antibakteriell, antimykotisch, antiparasitär
atherosklerosehemmend (= die Verkalkung der Gefäße hemmend)
diuretisch (= entwässernd)
entgiftend
GABAerg und krampfhemmend
immunaktivierend und immunmodulatorisch
lipidsenkend, fettstoffwechselregulierend
neurotrop und neuroprotektiv
präbiotisch
protektiv auf Leber, Nieren und Herz wirkend
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