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Nachhaltigkeit

2., aktualisierte Auflage

AutorArmin Grunwald, Jürgen Kopfmüller
VerlagCampus Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl279 Seiten
ISBN9783593412795
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
'Nachhaltigkeit' ist weltweit zu einem zentralen Leitbild in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft geworden. Im Kern geht es um die Suche nach einem gerechten Zivilisations- und Wirtschaftsmodell, das der Verantwortung gegenüber allen heute und künftig lebenden Menschen gerecht wird. Armin Grunwald und Jürgen Kopfmüller geben einen umfassenden und systematischen Überblick über die Hintergründe des Leitbilds 'Nachhaltigkeit' und über aktuelle Konzepte zu seiner Definition, Messung und Realisierung. Zusätzlich enthält die überarbeitete und erweiterte Auflage gänzlich neue Ausführungen zur Wachstumsdebatte und Bevölkerungsentwicklung, zur Klimapolitik und zu einer Kultur der Nachhaltigkeit.

Prof. Dr. Armin Grunwald ist Leiter des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Jürgen Kopfmüller, Dipl.-Volksw., ist Leiter des Forschungsbereichs 'Nachhaltige Entwicklung und Umwelt' am KIT.

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Leseprobe
1. Hintergrund und Überblick

Das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung (sustainable development) hat sich in den letzten fünfundzwanzig Jahren weltweit zu dem zentralen Begriff entwickelt, anhand dessen über die zukünftige Entwicklung der Menschheit diskutiert wird. Sein Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit ist stark gestiegen, vor allem in den letzten zehn Jahren. Nachhaltige Entwicklung bezeichnet einen Prozess gesellschaftlicher Veränderung, während der Begriff der Nachhaltigkeit (sustainability) das Ende eines solchen Prozesses, also einen Zustand beschreibt. In dieser Einführung werden wir vorwiegend den Begriff nachhaltige Entwicklung verwenden. Nach der heute überwiegend akzeptierten Definition ist nachhaltige Entwicklung dann realisiert, wenn sie

'die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können' (Hauff 1987: 46).

Sie zielt auf eine Umsteuerung, die die Lebenssituation der heutigen Generation verbessert (Entwicklung) und gleichzeitig die Lebenschancen künftiger Generationen zumindest nicht gefährdet im Sinne des Erhalts der sozialen, wirtschaftlichen und natürlichen Grundlagen der Gesellschaft. Nachhaltige Entwicklung ist kein ausschließlich wissenschaftlich bestimmbarer Begriff, sondern ein gesellschaftlich-politisches und damit normatives Leitbild.

Nachhaltige Entwicklung hat in ethischer Hinsicht ein doppeltes Fundament: Einerseits betrifft sie die aktive Übernahme von Verantwortung für zukünftige Generationen (Zukunftsverantwortung), andererseits spielen Gerechtigkeitsüberlegungen unter den heute Lebenden (klassische Verteilungsgerechtigkeit) eine gleichrangige Rolle. Diese Dualität hat Folgen: Ein Doppelverständnis zieht sich durch sämtliche Diskussionen zur nachhaltigen Entwicklung hindurch. Zum einen geht es um eine - eher statische - Erhaltung von natürlichen und kulturellen Ressourcen im Interesse zukünftiger Generationen. Zum anderen steht - dynamisch - die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft im Mittelpunkt, mit der Betonung auf dem Entwicklungsgedanken zur Verbesserung der Situation vieler heute lebender Menschen.

Das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung ist auf der politischen Ebene programmatisch weltweit anerkannt. Die Suche nach Kriterien, Leitlinien und Umsetzungsstrategien für eine nachhaltige Entwicklung ist zu einem zentralen Thema der nationalen und internationalen Umwelt-, Forschungs- und Entwicklungspolitik sowie von Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft geworden. Auf der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED) 1992 in Rio de Janeiro verpflichtete sich die internationale Staatengemeinschaft, das Leitbild in konkrete Politik auf nationaler und globaler Ebene umzusetzen. Dies wurde in zahlreichen Folgekonferenzen und Aktivitäten der Vereinten Nationen für viele Themen konkretisiert, so z..B. für den Umgang mit dem Klimawandel und den Schutz der Biodiversität, aber auch durch die so genannten Milleniumsziele der Vereinten Nationen (Kapitel 2.5). Nationale Nachhaltigkeitsstrategien sind mittlerweile in vielen Ländern ausgearbeitet worden und befinden sich in der Umsetzung. In Deutschland wurde 2001 durch die Bundesregierung der Rat für Nachhaltige Entwicklung berufen und im Jahre 2002 die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie veröffentlicht (Bundesregierung 2002). Auf regionaler und lokaler Ebene existieren seit 1992 weltweit eine Fülle von Lokalen Agenda 21-Initiativen.

Auch in der Wirtschaft hat das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung Fuß gefasst (Fussler 1999). Viele Unternehmen haben entsprechende Strategien und Geschäftsmodelle entwickelt und sich einem Unternehmensethos der Nachhaltigkeit verpflichtet. Zur internationalen Koordination wurde der World Business Council of Sustainable Development (WBCSD) gegründet. Gewerkschaften betonen die soziale Dimension der nachhaltigen Entwicklung und die zentrale Rolle der Arbeit sowie die Problematik der Chancengleichheit und der gerechten Verteilung des gesellschaftlichen Wohlstandes.

Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Vorwort zur zweiten Auflage10
1.Hintergrund und Überblick12
2.Entstehungsgeschichte und wesentliche Meilensteine19
2.1Ursprünge des Leitbildes nachhaltiger Entwicklung19
2.2Internationale Debatten über Umwelt und Entwicklung21
2.3Die Brundtland-Kommission24
2.4Der Weltgipfel von Rio und die Folgen26
2.5Die Milleniumsziele der Vereinten Nationen29
3.Grundlegende Elemente und Randbedingungen32
3.1Verantwortung für zukünftige Generationen32
3.2Verantwortung für heute lebende Menschen36
3.3Menschenrechte und Demokratie41
3.4Bevölkerungsentwicklung und demographischer Wandel45
3.5Reflexive Gestaltung und strategische Planung50
4.Die großen Kontroversen nachhaltiger Entwicklung54
4.1Die Dimensionen der Nachhaltigkeit und ihre Gewichtung55
4.2Starke oder schwache Nachhaltigkeit?66
4.3Nachhaltigkeit und Wirtschaftswachstum69
5.Nachhaltige Entwicklung konkret: messen – bewerten – handeln77
5.1Indikatoren: Funktionen, Typen, Herausforderungen78
5.2Indikatorensysteme in der Praxis86
5.3Die Messung von gesellschaftlichem Fortschritt jenseits von Wachstum89
5.4Handlungsstrategien: Ansätze und Elemente92
5.5Die Nachhaltigkeitsprüfung: Gesetze und Politik auf dem Prüfstand99
5.6Grundlegende Analysemethoden: Modelle und Szenarien105
6.Gesellschaftliche Handlungsfelder108
6.1Ernährung109
6.2Wohnen und Bauen113
6.3 Mobilität118
6.4 Energie127
6.5 Klimawandel137
6.6 Wasser144
6.7 Arbeit149
6.8 Landwirtschaft155
7.Politische Umsetzungsebenen162
7.1Die lokale Ebene: Agenda 21-Initiativen163
7.2Nationale Nachhaltigkeitsstrategien: Das Beispiel Deutschland168
7.3Die Europäische Union172
7.4 Die Vereinten Nationen176
7.5 Das Modell »Global Governance«179
8.Nicht-staatliche Akteure183
8.1 Unternehmen183
8.2 Konsumenten191
8.3 Zivilgesellschaft198
9.Wissen als Ressource205
9.1 Wissen im Kontext nachhaltiger Entwicklung205
9.2 Forschung207
9.3 Bildung212
9.4 Technik und Innovation215
10.Rezeption und Kritik220
10.1Begriffskritik220
10.2 Nachhaltigkeit als öffentliches Thema222
10.3Wahrnehmung in den Weltreligionen228
10.4Auf dem Weg zu einer Kultur der Nachhaltigkeit230
11.Thesen zum Handlungsbedarf234
Abkürzungen240
Literatur242

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