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E-Book

Nage No Kata lehren und lernen

Ein Unterrichtskonzept zum Kata-Training

AutorStefan Bernreuther, Sven Keidel
VerlagMeyer & Meyer
Erscheinungsjahr2013
ReiheOffizielle DJB-Schriftenreihe 3
Seitenanzahl144 Seiten
ISBN9783840310034
FormatePUB/PDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Mit diesem Buch wird im deutschsprachigen Raum erstmals ein effizientes Unterrichtskonzept für Nage no Kata mit Hilfe einer neuen Systematik und moderner methodischer Ansätze vorgestellt. Es ist als Hilfestellung für Trainer gedacht, die ihren Schülern Nage no Kata neu beibringen wollen oder ihnen einen neuen Zugang zum Kata-Training aufzeigen wollen. Es kann Lehrgangsleitern neue Ideen zum methodischen Aufbau ihres Unterrichts liefern und den Teilnehmern eine Gedächtnisstütze sein, das Erlernte zu wiederholen. Gleichzeitig soll es auch Anregung sein, selbst mit neuen Zugängen zum Kata-Training zu experimentieren. Die Autoren greifen dabei auf ihre langjährige Unterrichtserfahrung und die ständige praktische Erprobung und Weiterentwicklungen der Methoden bei Kata-Lehrgängen auf allen Ebenen, vom Landesverband Bayern über den DJB bis auf internationale Ebene zurück.

Dr. Stefan Bernreuther, Jahrgang 1967, trägt den 5. Dan Judo und ist als Kata-Referent des DJB zuständig für die Aus- und Fortbildung von Kata-Wertungsrichtern und Multiplikatoren auf Bundesebene. Er besitzt die Trainer B-Lizenzen für Judo-Leistungssport und für Judo-Selbstverteidigung. Außerdem kann er auf mehr als 10 Jahre Erfahrung in der Aus- und Fortbildung im Lehr- und Prüfungswesen des Bayerischen Judo-Verbands zurückblicken. Sven Keidel, Jahrgang 1967, trägt den 5. Dan Judo und ist Trainer mit B-Lizenz des DJB. Er ist seit 1991 als Funktionär im Bereich Prüfungswesen tätig und seit 2004 Prüfungsreferent des Bayerischen Judo-Verbands. In dieser Zeit hat er etwa 1.700 Judoka zum 1. bis 5. Dan ausgebildet und unzählige weitere auf Kyuprüfungen vorbereitet. Als 'kompletter' Judoka tritt er bis heute auch im Shiai an, ist Kampfrichter und Kata-Bewerter und beschäftigt sich ausführlich mit Judoliteratur.

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Leseprobe

4    Nage no Kata


4.1   Shizen Hontai, Ayumi Ashi und Tsugi Ashi


Um die Rolle von Uke und Tori zu verstehen, müssen die Judoka mit der Position des „Shizen Hontai“ (oder kurz „Shizentai“) vertraut gemacht werden. Die Bewegungen innerhalb der Nage no Kata machen erst Sinn, wenn Tori und Uke immer versuchen, im Shizentai zu verweilen oder diese Position einzunehmen. Zusätzlich zum Shizentai gibt es die Position auch in Schrittstellung rechts und links (Migi und Hidari Shizentai). Hierbei steht der Judoka im perfekten Gleichgewicht. Sein Körperschwerpunkt ist in der Körpermitte und das Gewicht auf beide Füße gleich verteilt. Die Füße selbst stehen mit der gesamten Fläche auf der Matte. Gute Beschreibungen hierzu findet man in der Literatur9, deswegen zeigen wir hier nur Fotos.

Abb. 8: Shizen Hontai

Abb. 9: Hidari Shizentai

Den Judoka muss klar sein, dass sich ihr Körper bereits nicht mehr im Gleichgewicht befindet, sobald das Gewicht auf einem Bein ruht oder sich Zehen oder Ferse nicht mehr auf der Matte befinden. Für eine gute Position muss dazu der Oberkörper aufrecht (also weder nach vorn, hinten oder zur Seite geneigt) sein. Auch ein Verdrehen des Oberkörpers ist zu vermeiden, die Schultern sollten also in Position bleiben. Weiterhin gehört zu einem guten Gleichgewicht, dass sich die Füße nicht schließen, sondern immer schulterbreit auseinanderstehen.

Abb. 10-12: Mögliche Fehler bei Hidari Shizentai

Eine aufrechte Haltung erfüllt aber über die Stabilität hinaus noch einen weiteren wichtigen Zweck. In einem freien Zweikampf wird es fatale Folgen haben, sich vor einem Gegner abzubeugen und damit freiwillig die Möglichkeit aufzugeben, empfindliche Körperstellen wie Hinterkopf, Nacken und Wirbelsäule zu decken. Auch wenn Schlagtechniken heute in Randori und Shiai verboten sind, sollte nach Kano immer so gekämpft werden, als ob sie jederzeit möglich wären10. Insbesondere gilt das natürlich auch für das Üben von Kata, in welchen die Atemi Waza ja explizit enthalten sind.

Nach einer Erklärung kann man die Judoka anleiten, sich über die Matte zu bewegen, ohne ihr Gleichgewicht unter Berücksichtigung der genannten Aspekte zu verlieren. Dies führt zwangsweise zu den in den Kata durchgeführten Bewegungen des „Ayumi Ashi“11 und „Tsugi Ashi“12.

Die Judoka können zu zweit üben, wobei einer den anderen korrigiert. Hierzu ist es hilfreich, immer nur einen Aspekt nach dem anderen einzuführen, um so am Ende zur korrekten Form des „Gehens“ zu gelangen.

Ein Hauptproblem beim Erlernen ist die zu große Schrittweite13, dem man durch Zusammenbinden der Füße mit einem Judogürtel oder einer Schnur begegnen kann. Dies sollte so eng geschehen, dass die Ferse beim Laufen nicht vom Boden abheben muss. Sollte im Laufe der Wurfübungen das Problem erneut auftreten, kann man immer wieder zu diesem Hilfsmittel greifen, denn es behindert in vielen Fällen kaum die Wurfausführung.

Abb. 13: Übung, um die Schrittlänge klein zu halten

Damit aber die Bewegungen nicht „steif“ oder „schablonenhaft“ ausgeführt werden, bedarf es viel Übung. Eine Methode sind Fangspiele mit eng zusammengebundenen Füßen. Am Ende muss das Gehen natürlich und flüssig, ohne nachzudenken, erfolgen.

Abb. 14: Jigoro Kano in Shizentai

4.2   Techniken aus der geraden „Drei-Schritt-Bewegung“


Harai Goshi

Tsuri Komi Goshi

Uki Otoshi

Kata Guruma

Sasae Tsuri Komi Ashi

Yoko Gake

4.2.1 Harai Goshi

Da den meisten Judoka aus ihrer Ausbildung der Harai Goshi bekannt ist, eignet er sich als Einstieg in die „Würfe aus der Drei-Schritt-Bewegung“. Im Aufwärmprogramm kann man die Technik schon einführen durch das bekannte Spiel „Versteinern“, bei dem ein oder mehrere Fänger bestimmt werden und die Gefangenen sich auf ein Bein stellen müssen. Dieses sollte mit den Zehen nach unten gestreckt werden (Einführung der Fegefunktion des Beins). Während der Fänger die Judoka an beliebigem Körperteil abschlagen kann, können die Gefangenen nur durch Abschlagen eines noch nicht gefangenen Judoka am Oberschenkel des sich in der Luft befindlichen Beins „erlöst“ werden und wieder mitspielen.

Abb. 15: „Versteinern”

Methodisch wird nun die Idee „vom Bekannten zum Unbekannten“ umgesetzt, indem man die Judoka zunächst Harai Goshi aus beliebiger Situation und Griffhaltung werfen lässt. Im Folgenden wird dann immer nur ein Teilaspekt nach dem anderen angesprochen und verbessert.

Die Korrekturen hier sind in der Regel weniger spezifisch für Harai Goshi, sondern zunächst vorwiegend allgemeiner Natur. Hierbei werden die wichtigsten Grundlagen auch für viele der anderen folgenden Wurftechniken, aber auch über das eigentliche Kata-Training hinaus, wiederholt und gefestigt.

Für Tori erfolgen, soweit notwendig, zunächst Korrekturen in der Körperhaltung und in der eigenen Stabilität nach der Wurfausführung. Hauptbeobachtungspunkte dabei sind: aufrechte Körperhaltung, stabiles Gleichgewicht, beide Füße stehen sicher am Boden.

Tori muss zur „Fallhilfe“ Ukes Arm kontrollieren, ohne diesen zu weit nach oben zu ziehen.

Abb. 16: Korrekte Körperhaltung und Kontrolle des Partners

Danach werden die Griffpositionen korrigiert: Der Zugarm (Hikite) greift am Ärmel in Höhe des Ellbogens an der Naht des Judogi, der Hubarm (Tsurite) greift am Revers auf Höhe des Schlüsselbeins, der Daumen muss frei sein und die Faust darf nicht angespannt sein.

Zum Griff mit dem Zugarm ist noch anzumerken, dass in der Nage no Kata kein Griff unterhalb des Ellbogens vorkommt14.

Der Zugarm wird auf Schulterhöhe eingesetzt (nicht vor den Bauch ziehen), wobei das Handgelenk (der kleine Finger) nach außen gedreht wird. Wir empfehlen, hier die Zughand immer vor dem eigenen Gesicht zu halten und den Kopf, und damit auch den Körper, nur so weit zu drehen, dass diese Empfehlung eingehalten wird.

Der Einsatz des Hubarms erfolgt durch Versteifen des Handgelenks und Anlegen des kleinen Fingers an Ukes Brust (deswegen muss auch der Daumen „frei“ sein).

Abb. 17: Richtiger Einsatz des Zugarms

Abb. 18: Richtiger Einsatz des Hubarms

Abb. 19: Korrekte Fallposition von Uke

Für Uke ist zunächst die richtige Fallposition wichtig. Zu achten ist dabei vor allem auf die richtige Fußstellung: Die Füße sind parallel auf gleicher Höhe, ein Fuß auf der Sohle, der andere auf der Seite, wodurch die Knie auseinanderstehen. Gegebenenfalls sind noch der Schutz des Kopfs (Kinn anziehen) und der Abschlag zu korrigieren.

Ein wesentlicher Punkt für Uke ist, dass er vor, während und nach der Wurfausführung genügend Körperspannung hält. Nur dann ist eine korrekte und kontrollierte Wurfausführung von Tori und eine sichere Falltechnik möglich.

Das korrekte Aufstehen nach dem Fall kann auch schon ins Aufwärmprogramm integriert werden, indem auf bestimmte Kommandos verschiedene Falltechniken ausgeführt werden und danach das korrekte Aufstehen geübt wird.

Wichtige Punkte hierbei sind:

das Aufrichten in die Sitzposition;

der Fuß, welcher auf der Seite liegt, wird angezogen und die Ferse möglichst nah ans Gesäß gezogen;

die Hände ruhen während des Aufstehens auf den Knien;

aufrichten in den Kniestand über den Unterschenkel des angezogenen Fußes;

aufstellen der Zehen und aufstehen in die Standposition Shizentai.

Abb. 20-23: Korrektes Aufstehen

Hierbei ist auf gutes Gleichgewicht während der gesamten Bewegung zu achten.

Nun kann der „Drei-Schritt-Rhythmus“ eingeführt werden. Dies kann als Tandoku Renshu15 jeder Judoka zuerst ohne Partner üben. Hierbei ist, wie eingangs erwähnt, die richtige, meist zu groß ausgeführte, Schrittlänge zu beachten, damit beide im Gleichgewicht bleiben. Die Tsugi-Ashi-Schritte sollten so ausgeführt werden, dass die Ferse nicht vom Boden...

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